Als mir der erste Band von „Die Unausstehlichen & ich“ auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde, wusste ich einfach sofort, dass ich ihn unbedingt lesen muss. Das Buch klang einfach so gut! Eine toughe Protagonistin, die sich durchbeißt? Ein abgelegenes Internat in den Bergen? Ein Muss für Fans von John Green, Raquel Palacio und Andreas Steinhöfel? - Ich habe das Buch förmlich nach mir rufen gehört und konnte es wirklich kaum noch abwarten endlich mit dem Lesen loslegen zu können.
Die 11-jährige Enni ist stinkwütend! Ihre Pflegeeltern haben sie in ein abgelegenes Internat gesteckt, in einen Knast für Psychos, am Ende der Welt! Sie selbst werden in die Schweiz ziehen, zusammen mit ihrem Sohn Noah. Enni möchte nicht von ihrem Pflegebruder Noah getrennt sein, er ist der einzige Mensch in ihrem Leben, dem sie vertrauen kann. Für sie steht daher sofort fest: Sie muss aus diesem „Freakschnuppen“ ausbrechen und Noah finden. Leider ist dieses Vorhaben alles andere als einfach. Alleine wird es Enni nicht schaffen, sie braucht Hilfe von ihren neuen Mitschülern. Blöd nur, dass sie diese irgendwie so gar nicht leiden kann, sie findet sie unausstehlich und total freaky. Als die Unausstehlichen ihr aber einen Deal anbieten, willigt Enni ein. Ihre Mitschüler planen ebenfalls etwas Geheimes, etwas, wofür sie dringend Ennis Unterstützung benötigen...
Meine große Vorfreude war hier absolut gerechtfertigt. Mir hat der Reihenauftakt von „Die Unausstehlichen & ich“ wahnsinnig gut gefallen. Ich habe das Buch quasi inhaliert und hatte dabei jede Menge Spaß.
Erzählt wird hier alles aus der Sicht der 11-jährigen Enni in der Ich-Perspektive und dies auf eine ganz besondere und extrem coole Weise, wie ich finde. Enni schreibt ihre Geschichte für den Psychologen Dr. Mergan auf, woran man auch immer wieder erinnert wird, da Enni den Arzt öfters direkt anspricht und somit auch irgendwie uns Leser.
Ich mochte Enni vom ersten Moment an super gerne. Sie ist zwar ziemlich frech und nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund, aber gerade das hat mir so gut an ihr gefallen. Enni ist eine Kämpferin und lässt sich nicht unterkriegen. Mit ihr ist Vanessa Walder eine starke Buchheldin gelungen, die man trotz ihrer vorlauten Art - und ihrer großen Liebe für Mathe (Mathe ist irgendwie nicht so mein Ding, räusper) - sofort ins Herz schließen muss.
Durch Ennis Erzählungen erfahren wir, dass sie, obwohl sie erst 11 Jahre alt ist, schon verdammt viel in ihrem Leben durchmachen musste. Man kann mit Enni wirklich nur Mitleid haben, ich habe zutiefst mit ihr mitgefühlt. Mich hat es da auch überhaupt nicht verwundert, dass Enni oft so wütend ist und ständig rot sieht.
Ihre große Aggressivität kommt durch den intensiven und sehr lebendigen Schreibstil erstklassig rüber. Hut ab wie es der Autorin Vanessa Walder gelungen ist, die Geschichte so realistisch und einfühlsam aus der Sicht einer 11-jährigen zu schreiben. Man kann sich so gut in Enni hineinversetzen und ihre Gedanken und Emotionen stets absolut nachvollziehen. Besonders klasse fand ich die durchgestrichenen Flüche und Schimpfwörter, dadurch wirkt alles nur noch authentischer.
Enni flucht wie der Teufel; sie kann man wirklich als eine Meisterin im Fluchen bezeichnen. Klar, dass so etwas in einem Bericht für einen Psychologen natürlich gar nicht geht. Die schlimmen Wörter mussten deswegen alle unkenntlich gemacht werden. Ich fand diese Idee total witzig, muss aber gestehen, dass ich mich an diese Überkritzelungen erst gewöhnen musste. Anfangs habe ich mir noch bei jeder Streichung überlegt, welches Wort sich wohl darunter verbirgt. Oft konnte ich es mir denken, aber manchmal hatte ich echt gar keine Ahnung, welches unanständige Wort die liebe Enni da wohl gerade wieder von sich gegeben hat. Ich habe mich irgendwann dabei ertappt, dass ich die durchgestrichenen Wörter nur noch überlesen habe. Das meine ich jetzt aber nicht negativ oder so. Ich bin von dieser Idee wirklich begeistert, es ist einfach mal etwas erfrischend anderes und ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass dieser außergewöhnliche Erzähstil bei der Zielgruppe sehr gut ankommen wird.
Für Mädels und Jungen ab 10 Jahren ist das Buch wärmstens zu empfehlen. Hier bin ich mir sehr sicher, dass die Story beide Geschlechter ansprechen wird, obwohl die Protagonistin ein Mädchen ist. Da Enni im Internat auf so einige männliche Mitschüler treffen wird, die in der Geschichte noch eine große Rolle spielen werden, haben auch Jungen hier Charaktere, mit denen sie sich identifizieren können. Und was dazu gesagt sein muss: Enni ist definitiv nicht das, was man als typisch Mädchen bezeichnen würde. Enni ist einfach einzigartig und so herrlich tough und selbstbewusst. Richtig cool finde ich, dass sie sich die Haare blau färbt. Diese krasse Haarfarbe spiegelt einfach nur zu gut ihren rebellischen Charakter wider.
Neben Enni begegnen einem im Verlaufe des Buches noch viele weitere außergewöhnliche und sehr unterschiedliche Charaktere. Da wäre zum Beispiel der liebenswerte Dante, der lustige und zuckersüße kleine Lucky oder der schüchterne Karan. Die Charaktere wurden allesamt hervorragend von Vanessa Walder ausgearbeitet. Sie haben alle so ihren Ecken und Kanten und Probleme, was sie nur noch sympathischer und authentischer macht.
Wovon ich ebenfalls hellauf begeistert bin, ist das Setting. Das Saakser Internet wird so genial beschrieben! Die Schule befindet in einer großen stattlichen Villa, welche hoch oben sehr idyllisch auf einem Berg liegt, zu dem man nur mit einer Seilbahn gelangt. Klingt das nicht toll? :D
Die Zeichnungen dazu fand ich auch großartig. Im Buch befinden sich sehr viele schwarz-weiß Illustrationen, was mich unheimlich gefreut hat. Ich liebe illustrierte Bücher! Der Zeichenstil von Barbara Korthues hat mir richtig gut gefallen. Er ist sehr skizzenhaft und passt einfach nur perfekt zur Geschichte.
Ob Enni sich im Internat noch einleben oder ob sie wirklich abhauen wird, werde ich hier natürlich nicht verraten. Auch was ihre neuen Mitschüler angeht, ob sie sich noch mit ihnen anfreunden wird oder nicht und was sie in ihrem neuen „Zuhause“ alles erleben wird, werde ich hier nicht erzählen, da müsst ihr das Buch schon selber lesen. Ich kann es wirklich nur empfehlen! Es erzählt eine so wundervolle Geschichte über Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und Vertrauen, über Geheimnisse und über die Hürden und Probleme, die das Leben eben leider manchmal so mit sich bringt. Meiner Meinung nach ist dieser schöne Reihenauftakt nicht nur etwas für Kinder. Auch Jugendlichen und Erwachsenen kann ich „Die Unausstehlichen & ich“ sehr ans Herz legen.
Fazit: Ein toller Reihenauftakt, der große Lust auf mehr macht und einen durchweg mitfiebern lässt! Mir hat der erste Band von „Die Unausstehlichen & ich“ mega gut gefallen. Ich habe das Buch richtig weggesuchtet und hätte danach am liebsten sofort zum zweiten Band gegriffen. Auf die Fortsetzung freue ich mich jetzt schon riesig! Ich kann „Die Unausstehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler“ absolut empfehlen, sowohl Kindern ab 10 Jahren, als auch einer deutlich älteren Zielgruppe. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!