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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2020

hat mich sehr enttäuscht und wütend gemacht

Das wirkliche Leben
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Ein kleines Mädchen lebt mit ihrem kleinen Bruder Gilles, einer stillen Mutter und dem gewalttätigen Vater in einer Reihenhaussiedlung. Die Erzählerin und ihr Bruder sind Zeuge einer Explosion, bei der ...

Ein kleines Mädchen lebt mit ihrem kleinen Bruder Gilles, einer stillen Mutter und dem gewalttätigen Vater in einer Reihenhaussiedlung. Die Erzählerin und ihr Bruder sind Zeuge einer Explosion, bei der der Eisverkäufer stirbt und danach ändert sich die Welt. Gilles wird immer verschlossener aber auch gehässig und brutal, er zieht sich in die Welt seines Vaters zurück, während das Mädchen sich mit Hilfe eines Lehrers der Physik zuwendet, damit sie irgendwann die Zeit zurück drehen und ihren Bruder zurück in das unschuldige Kind verwandeln kann, das er vor dem Unfall war.

Schon zu Beginn hat mich die sehr naive Erzählstimme nur wenig begeistert. Ich habe normalerweise nichts gegen kindliche Stimmen, aber hier hat es mich einfach nur aufgeregt. Auch die Figur der mittelmäßigen Schülerin, die aber eigentlich nur unterfordert ist in der Schule und dann mühelos komplizierteste physikalische Probleme versteht, hat für mich nicht ganz gepasst. Das was Adeline Dieudonné hier schildert ist sicherlich furchtbar und es gibt zahlreiche Familien in denen es wirklich so zugeht. Allerdings war mir die Sprache hier oft zu reißerisch und plakativ, das braucht es meiner Meinung nach nicht bei so einem Buch. Noch dazu konnte mir die Erzählstimme des Mädchens nur sehr wenig Emotionen entlocken.

Auch finde ich die Figuren nicht sehr gut herausgearbeitet und viele handeln unverantwortlich. Gerade bei solchen Themen, wie sie hier angesprochen werden, sollte das Buch auch etwas vermitteln finde ich, was es hier nicht tut, bzw. es wird das falsche vermittelt. Da wären die Bekannte, die das Mädchen in ihrer fixen Idee der Zeitreise bestärkt und sie dann bei mangelnder Hilfe enttäuscht - gib den Kindern eine Ablenkung, dann wird das schon? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht wusste, wie es zu Hause bei der Familie aussieht. Der Typ, der sie als Babysitterin engagiert, sie schamlos ausnutzt und dann am Ende ihr die Schuld gibt - auch hier nicht gerade ein Musterbeispiel an sozialer Kompetenz, das war tatsächlich die Sache, die mich am meisten berührt und sehr wütend gemacht hat. Und schließlich das Ende - hat mich furchtbar wütend gemacht mit dem, was es dem Leser vermittelt.

Für mich ist "Das wirkliche Leben" ein Buch mit einem wichtigen Thema, das viel zu oft totgeschwiegen wird, das aber in seiner Umsetzung leider gnadenlos scheitert.

Veröffentlicht am 02.04.2020

Wie schafft man es bloß, an einem solchen Ort zu leben?

Eine fast perfekte Welt
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Eine fast perfekte Welt erzählt die Familiengeschichte von Ester und ihrer Tochter Felicita. Beide sind sehr unterschiedlich, wo es Ester nirgends gut genug ist, findet Felicita überall das Positive.

Leider ...

Eine fast perfekte Welt erzählt die Familiengeschichte von Ester und ihrer Tochter Felicita. Beide sind sehr unterschiedlich, wo es Ester nirgends gut genug ist, findet Felicita überall das Positive.

Leider war die Geschichte ziemlich langweilig und das Schicksal der Personen war mir recht egal. Sie ziehen von einem Ort zum nächsten, weil Ester überall etwas auszusetzen hat und es woanders immer schöner zu sein scheint. Mann und Tochter folgen ihr brav, da Ester sich ja immer so um sie kümmert und bemüht. Irgendwann wird Felicita älter, verliebt sich, ihre Liebe wird jedoch nicht erwiedert. Sie bekommt ein Kind und dann geht es immer so hin und her. Das alles wird furchtbar uninteressant geschildert. Die Geschichte lässt sich zwar durch die kurzen Kapitel und den flüssigen Schreibstil gut lesen aber das war's auch schon.

Ich konnte dem Buch leider nichts abgewinnen und war trotz der wenigen Seiten froh, als es endlich zu Ende war.

Veröffentlicht am 13.01.2020

aktuelle Handlung, die jedoch leider zu brutal ist

Die Arena: Grausame Spiele
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In London leben die Menschen in zwei Klassen getrennt: auf der einen Seite gibt es die Pures, die reinrassigen und gebürtigen Engländer, auf der anderen seite stehen die Dregs, Einwanderer, Menschen mit ...

In London leben die Menschen in zwei Klassen getrennt: auf der einen Seite gibt es die Pures, die reinrassigen und gebürtigen Engländer, auf der anderen seite stehen die Dregs, Einwanderer, Menschen mit der "falschen" Religion/Hautfarbe/Abstammung. Die einen leben in Reichtum und Luxus, die anderen in Armut, abgegrenzt von der Zivilisation, als Abschaum verbannt in die Slums. Die Kinder werden ihren Familien entrissen um im "Zirkus" zur Erheiterung der Pures lebensgefährliche Kunststücke aufzuführen, je blutrünstiger, desto besser. In dieser Kulisse treffen sich die eigensinnige Dreg Hoshiko und Ben, der Sohn der Ministerin, die hauptverantwortlich für die Verfolgung der Dregs ist.

Die Geschichte zeigt beängstigende Parallelen zur Vergangenheit und könnte aktueller nicht sein. Alle Andersartigen werden verfolgt, gefoltert, ermordet, ausgegrenzt und verabscheut. Sie werden als dumm und gefährlich dargestellt, Schuld an Gewalt und allem was schief läuft in der Gesellschaft. Baker beschreibt diese Welt sehr eindrücklich, beim Leser kommt ein ungutes Gefühl auf. Was mich jedoch überrascht und auch oft gestört hat, ist die Brutalität mit der Baker alles schildert. Ich bin was Bücher angeht nicht sonderlich zimperlich, es darf auch gerne mal blutig werden. Doch hier musste ich das Buch so manches Mal zuklappen, da es mir zu arg wurde. Der Zirkusdirektor ist unglaublich grausam und jede Gewalttat wird brutal geschildert, was meiner Ansicht nach nicht nötig gewesen wäre - die hoffnungslose und gewaltsame Grundstimmung wäre auch anders deutlich geworden.

Die Figuren fand ich alle ganz gut, auch wenn Ben mit seiner Naivität manchmal etwas genervt hatte. Er handelt unüberlegt und bringt andere in Gefahr ohne sich dessen bewusst zu sein und bereut dann später sein Handeln. Die "Artisten" des Zirkus haben mich von den Figuren am meisten überzeugt, ihre Bindung zueinander und auch ihr Charakter wurden gut dargestellt. Die restlichen Charaktere blieben ein klein wenig oberflächlich, sie waren oftmals nur definiert über ihren hass und die Grausamkeiten gegenüber den Dregs. Auch die Liebesgeschichte am Ende kam mir etwas zu plötzlich, das mag jedoch Geschmackssache sein. Mir persönlich war es ein klein wenig zu unrealistisch, betrachtet man die im restlichen Buch dargestellten Charaktereigenschaften der Figuren.

Allen in allem eine Geschichte, die durchaus viel Aktualität und Potential besitzt, die jedoch durch unnötige Grausamkeiten leider an Gehalt verliert.

Veröffentlicht am 23.06.2019

war leider nicht meins

Sechs Koffer
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In "Sechs Koffer" geht es um eine russisch-jüdische Familie, deren Familienmitglieder aus Russland gen Westen flohen. In sechs Kapiteln und jeweils einer anderen Perspektive wird die Flucht geschildert, ...

In "Sechs Koffer" geht es um eine russisch-jüdische Familie, deren Familienmitglieder aus Russland gen Westen flohen. In sechs Kapiteln und jeweils einer anderen Perspektive wird die Flucht geschildert, die sich für jeden anders gestaltet. Und über allem schwebt ein großes Geheimnis: der Verrat am Großvater, der zu dessen Verhaftung und schließlich Hinrichtung führt. Doch wer ist wirklich Schuld daran? Jedes der Familienmitglieder hat seine eigenen Theorien und so sind die Beziehungen immer wieder belastet durch Vorwürfe und Verachtung.

Leider muss ich sagen, dass ich keinen Zugang zu diesem Buch gefunden habe. Die Sprache und der Schreibstil haben mir nicht gefallen, alles wirkte etwas zu gewollt. Die unzusammenhängende Erzählweise bei der Vergangenheit und Gegenwart immer wieder durchmischt wurden war dabei auch nicht sehr hilfreich. Auch dass der Ich-Erzähler immer wieder seine Erinnerungen durcheinander bringt und sich nicht siche rist, wie sich die jeweilige Situation tatsächlich ereignet hat fand ich am Anfang noch ganz sympathisch, irgendwann aber nur noch nervig. Bei den Erzählungen verwischt die ich-Perspektive des Erzählers immer wieder mit der Person, die das jeweilige Kapitel behandelt, was sehr gewöhnungsbedürftig war.
Die einzelnen Charaktere blieben für mich oberflächlich und ich konnte keinen Sinn hinter allem entdecken. Die Handlungen und Gespräche haben mich ebenfalls nicht wirklich überzeugt. Was sich am Anfang etwas in die Länge zieht geht mir am Ende zu schnell, plötzlich sind Jahre vegrangen, die Eltern alt, die Onkel fast alle tot und die Kinder erwachsen. Wo ist die Zeit dazwischen geblieben?

Fazit: Leider konnte mich mein erstes Buch von Maxim Biller überhaupt nicht begeistern, so dass ich vermutlich keine weiteren Bücher von ihm lesen werde.

Veröffentlicht am 09.05.2019

unsympathisch, langweilig, unrealisitsch

Willkommen in Lake Success
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Barry Cohen ist einer der ganz reichen, er leitet einen Hedgefond und lebt zusammen mit seinr Frau Seema und seinem Sohn Shiva in New York. Doch nicht alles ist perfekt, sein Sohn ist Autist und auch in ...

Barry Cohen ist einer der ganz reichen, er leitet einen Hedgefond und lebt zusammen mit seinr Frau Seema und seinem Sohn Shiva in New York. Doch nicht alles ist perfekt, sein Sohn ist Autist und auch in seiner Ehe kriselt es immer wieder. Als ein Streit eskaliert beschließt er kurzerhand, sich mit ein paar seiner Habseligkeiten in einen Bus zu setzen und eine Reise quer durch Amerika zu machen um seine große Jugendliebe Layla wieder zu finden.

Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, was ich gut fand. So sieht man die Entwicklungen in beiden Parteien der Familie und bekommt einen größeren Einblick. Die Sprache und den Erzählstil finde ich gut, nur die Handlung ist mir im laufe des Buches zusehends entglitten. Barry und seine Frau finde ich beide ziemlich unsympathisch, v.a. Barry. Er definiert sich nur über Geld, da er der Sohn von ärmeren Eltern ist und dieser Welt um jeden Preis entkommen wollte. Das hat er ja scheinbar auch geschafft, doch findet er es unerträglich, dass Menschen, die nicht seinem Ideal entsprechen ebenfalls Zutritt zu dieser Welt haben. Seema scheint das Geld auf der einen Seite egal, sie genießt dennoch dessen Vorzüge. Ansonsten scheint sie sich nur über das "Leid" zu definieren, einen autistischen Sohn zu haben. Beide verhalten sich außerdem immer wieder unglaublich naiv und realitätsfern. Insgesamt fand ich die ganze Reise sehr lächerlich und auch Barrys Verhalten einfach nur peinlich. Er benimmt sich überall daneben ohne es zu merken, ist unglaublich ich-bezogen und malt sich eine Scheinwelt aus, die fernab der Realität ist. Auch interpretiert Barry zu viel in Dinge hinein und hört/sieht nur das , was er will, alles andere wird einfach ausgeblendet. Leider fand ich auch die anderen Figuren nicht sehr ansprechend, von einigen (sehr) wenigen mal abgesehen. Ich verstehe durchaus, dass man Figuren überzeichnet um auf Dinge hinzuweisen, aber hier gng das total daneben, da alles nur falsch und unrealistisch wirkt.

Durch die sehr nervigen Protagonisten fiel es mir auch oft schwer, mich auf die Handlung zu konzentrieren. Dabei gingen kritische Sätze oder Anspielungen leider oftmals unter, was ich sehr schade finde, da diese das Buch vielleicht nochmal ein bisschen aufgewertet hätten. Oft wirkte die Handlung einfach too much und auch das unnötige Hervorheben, was für ein toller Hecht Barry ist und dass er bei jeder landen kann (was ich als extrem unrealistisch empfinde bei seinem Verhalten) waren einfach unnötig.

Am Ende frage ich mich nun, was dieses Buch soll. Es wirkt alles etwas zu konstruiert und gewollt. Auch das Ende wirkte im Kontext der vorhergegangenen Handlung absolut nicht glaubwürdig und so als könne der Autor sich nicht recht entscheiden. Leider keine Leseempfehlung von mir, die zwei Sterne gab es eigentlich nur wegen der an sich doch recht guten Sprache. Wo dieser Roman lustig sein soll, habe ich leider nicht feststellen könne, ich habe eigentlich überwiegend nur den Kopf geschüttelt.