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Veröffentlicht am 18.07.2019

Lovestory mit Thrill

Keiner sagt die Wahrheit
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Diese Geschichte ist weit mehr als ein Thriller. Ob ich so weit gehen würde, es Comin-Out-Roman zu nennen, weiß ich nicht. Doch die Beziehung der beiden Protagonisten zueinander und deren Dynamik machen ...

Diese Geschichte ist weit mehr als ein Thriller. Ob ich so weit gehen würde, es Comin-Out-Roman zu nennen, weiß ich nicht. Doch die Beziehung der beiden Protagonisten zueinander und deren Dynamik machen einen wichtigen Teil aus. Da wäre auf der einen Seite Rufus, der zu Gewaltausbrüchen neigt und dank seines Halbbruders Hayden an der Schule ein Außenseiter ist. Und sein Exfreund Sebastian, genannt Bash, der vorgibt, heterosexuell zu sein, weil er nicht sicher ist, wie sein Outing seinem Image schaden wird.

Beide haben mir sehr gut gefallen, und auch wenn die Handlung sich nur über eine Nacht erstreckt, haben sie sich auch ein Stück weiterentwickelt. Bash ist hier der unsichere Part. Er hat Angst davor, als „schwul“ abgestempelt zu werden und flirtet auch während seiner Beziehung mit Rufus mit Mädchen, obwohl er weiß, dass es ihn verletzt. Statt dass er sich gegen die Mobber seines Freundes durchsetzt, die mehr oder weniger Kumpel von ihm sind, hält er sich lieber im Hintergrund. Nur, wenn Bash und Rufus alleine sind, zeigt er seine wahren Gefühle.

„Es fühlte sich enorm wichtig an, bedeutsam, eine so schreckliche Seite von mir mit ihm zu teilen – aus dem Gleichgewicht zu sein und darauf vertrauen zu können, dass er mein Gegengewicht war.“ (Zitat S. 35)

Damit ist er das genaue Gegenteil zu Rufus, der in dieser Nacht das Ruder übernimmt. Er führt die Befragungen mit der Clique durch, die die Party veranstaltete, auf der er April blutverschmiert abgeholt hat. Die Interaktionen dieser beiden Charaktere sind insofern auch interessant, als dass April mehr zu ihrem Bruder und ihrem Vater steht als zu Rufus, dennoch aber diesen um Hilfe bittet. An manchen Stellen hat der Autor es sich auch meiner Meinung nach zu einfach gemacht, gerade was das angeht. Zwischen April und Rufus ist viel vorgefallen. Zu viel, als dass die beiden Freunde sein könnten oder einen normalen Umgang pflegen.

Während Rufus und Bash also versuchen, April zu entlasten, geraten sie in die nächste Misere. Dafür, dass Rufus ein Außenseiter ist, stehen die „coolen“ ihm ganz lieb Rede und Antwort. Anfangs war das okay, aber mit fortgeschrittener Handlung fühlte es sich einfach komisch an. Warum sollte man solche gezielten Fragen jemandem beantworten, den man überhaupt nicht mag? Warum sollte man überhaupt mit ihm reden und das gleich mehrmals in einer Nacht? Irgendwann war leider die Luft raus und die Glaubwürdigkeit dahin. Nichtsdestotrotz hat das Lesen weiterhin Spaß gemacht, allein schon wegen des Schreibstils.

„Vor uns dehnt sich eine graue, alles verschlingende Nebelbank aus, nur durchbrochen von einem gelben Licht in der Ferne […]; zu uns dringt allerdings nur ein Hauch von Blau durch den dunklen Schleier des dichten Nebels.“ (Zitat S. 252)

Denn obwohl der Autor meist in knappen Sätzen zum Wesentlichen kam, waren die Beschreibungen der Umgebung detailverliebt und bildhaft. Das hat die düstere Atmosphäre, die durch die Nacht ohnehin schon vorherrschte, noch einmal verstärkt.

Hier geht es nicht nur vorrangig darum, den Täter zu entlarven. Es geht auch um sexuelle Identität und Beziehungen, was den Thriller jedoch nicht kitschig gemacht hat, und um Drogenmissbrauch durch Jugendliche. Mobbing ist ebenfalls ein wichtiges Thema, wird hier aber leider unter „ferner liefen“ abgetan. Rufus wird jahrelang auch körperlich verletzt und niemand schreitet ein? Weder seine Mutter, die doch eigentlich sehr vernünftig erscheint, noch sein Vater, weil der ihn hasst. Auch seine beste Freundin hält sich lieber raus. Das zu lesen, war schon hart und passt nicht in die übrige Konstellation der Figuren.

Persönliches Fazit: Alles in allem eine spannende Geschichte mit interessanten Protagonisten, wenn man kleinere Logikfehler übersehen kann.

© Recensio Online, 2019, Katharina

Veröffentlicht am 02.07.2019

Solide, aber nicht wie von der Autorin gewohnt

Das Haus am Rand der Klippen
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Elle ist ein sehr realistischer Charakter. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen, konnte mit ihr fühlen und leiden. Als Bestsellerautorin steht sie nun unter großem Druck, ihr zweites Buch fertig ...

Elle ist ein sehr realistischer Charakter. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen, konnte mit ihr fühlen und leiden. Als Bestsellerautorin steht sie nun unter großem Druck, ihr zweites Buch fertig zu schreiben. Sie verbringt viel Zeit mit ihrer Schwester und ihrem Neffen, um den Gedanken an das noch nicht vorhandene Manuskript beiseite zu schieben. Elle ist eine Träumerin, was gut zu Clarkes manchmal schon fast poetischem Schreibstil passt. Nachdem Elle ihr Haus kurzzeitig vermietet hatte, fühlt sich alles darin anders an.

„Ich bin kein Eindringling, rufe ich mir in Erinnerung. Du hast mich hereingelassen.“ (Zitat S. 29)

Nach und nach schleichen sich Zweifel in ihren Kopf. Was hat der Gast hier gemacht? In welchen Zimmern war er, welche Schubladen hat er geöffnet? Erst langsam wird ihr bewusst, dass der Mieter, den sie nicht persönlich kennt, mehr über sie wissen könnte als ihr lieb ist. Als Autorin hat Elle selbstverständlich eine Facebook-Seite und hält ihre Follower mit Einblicken in ihr Privatleben auf dem Laufenden. Was passiert, wenn einer von ihnen ein schwarzes Schaf ist? Zum Stalker wird? Ihr Geheimnis lüftet? Langsam wird ihr klar, dass sie mit der Vermietung vielleicht einen Fehler gemacht hat. Denn nach ihrer Rückkehr häufen sich die Merkwürdigkeiten: offene Türen, die abgeschlossen sein sollten. Schmierereien in ihren Büchern. Beschädigungen an Möbelstücken. Winzige Veränderungen an ihrer Kleidung. Und der Hinweis, dass der Gast den Unterschied zwischen Schein und Sein in ihrem Leben kennt.

„Ich lege die Hand auf den Schreibtisch und nehme mir einen Moment Zeit, einfach dazusitzen und mir vorzustellen, wie es ist, Du zu sein.“ (Zitat S. 203)

Vielleicht ist das nur am Rande ein Thema, dennoch fand ich es sehr interessant: die Selbstdarstellung in den sozialen Medien. Elle ist ein gutes Beispiel dafür, kann sie doch kaum dem Druck standhalten, sich ständig zu verstellen. Online eine gefeierte Autorin mit Traumhaus, einem erfüllten Leben und Reichtum. Offline ist sie psychisch angeschlagen, das Traumhaus hat ihre glückliche Beziehung zerstört und die Mahnungen häufen sich.

Lucy Clarke führt den Leser an der Nase herum, legt falsche Spuren aus und erhält so die Spannung. Natürlich möchte man gerne wissen, was es mit dem unheimlichen Gast auf sich hat, aber so richtig fesselnd ist die Geschichte nicht. Im Gegensatz zu den anderen Büchern sind hier zwar viele Spannungselemente enthalten, die jedoch nicht gut ausgeschöpft wurden. Der Titel passt sehr gut, denn oft hatte ich leider das Gefühl, dass das Haus der Protagonist ist. Fast fühlte es sich so an, als ob ich selber dort gewohnt habe, so detailliert und liebevoll wurden die Einzelheiten beschrieben. Und wer möchte nicht ein vollkommen verglastetes Schreibzimmer mit Blick auf das Meer? Ich konnte hören, wie sich die Wellen an den Klippen brechen und den Wind spüren dank des lebendigen Schreibstils.

In kurzen Sequenzen kommt zwischen Elles Erzählung auch der Gast zu Wort und gibt dem Leser einen kleinen Vorsprung zu dem, was Elle noch bevorsteht.

„Dein Haus habe ich verlassen. Jetzt ist es an der Zeit, in Deinen Kopf einzudringen.“ (Zitat S. 305)

Und genau hiervon hatte ich mir mehr gewünscht. Mehr Psycho, mehr Lucy Clarke. Wer schon Bücher von ihr gelesen hat, weiß, was ich meine. Ihren typischen Stil, der Gänsehaut verursacht. Bei dem man nicht weiß, wem man Glauben schenken kann. Düster ging es hier zwar zu, aber eine beklemmende Atmosphäre kam nur bedingt auf. Dazu kommt, dass ich als großer Fan von Lucy Clarke wahrscheinlich auch zu hohe Erwartungen hatte. Ein Highlight wird es dieses Jahr leider nicht, aber vier Sterne vergebe ich dennoch sehr gern!

Persönliches Fazit: „Das Haus am Rand der Klippen“ ist meiner Meinung nach ihr bisher schwächstes Buch. Aber, um das klarzustellen, es ist nicht schlecht! Dem „Druck des nächsten Bestsellers“, wie sie es in diesem Roman nennt, ist sie wohl selbst erlegen. Ich hoffe, dass die nächste Geschichte wieder einer ihrer unglaublichen Pageturner wird!

© Recensio Online, 2019, Katharina

Veröffentlicht am 25.06.2019

Solider Thriller

Die Lieferung
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Wir kennen Kommissar Jens Kerner und seine Assistentin Rebecca bereits aus dem letzten Titel des Autors "Haus der Mädchen", als sie erfolgreich zusammen ermittelten. Doch dieses Mal stehen die beiden ...

Wir kennen Kommissar Jens Kerner und seine Assistentin Rebecca bereits aus dem letzten Titel des Autors "Haus der Mädchen", als sie erfolgreich zusammen ermittelten. Doch dieses Mal stehen die beiden vor einem großen Rätsel.

Der Prolog beginnt bereits schaurig und entfachte meine Neugierde.
Der Autor lässt durch die vielen geschickt eingesetzten Perspektivwechsel verschiedene Handlungsstränge zusammenlaufen und hält damit von Beginn an die Spannung ziemlich hoch.

Mit jedem Kapitel ist man quasi dabei, wenn sich die Puzzleteile zusammensetzen und dadurch immer klarer wird, wer hier der Täter ist. Durch den Zeitensprung erfahren wir außerdem die Beweggründe, wobei diese am Ende leider einige Fragen unbeantwortet lassen. Die Grausamkeit des Täters hat mich schockiert und ließ mich mit den Opfern mitleiden.

Zitat S.142
Im Hall potenzierte es sich, wurde lauter und lauter, und sie erkannte, dass es ein menschliches Schnalzen war, gefolgt von deutlichen Worten:" Darling, Licht meines Lebens...".
Und dann stürzte der Himmel auf sie herab.

Die vielen kleinen Cliffhanger am Ende eines Kapitels drängten mich förmlich zum Weiterlesen. Immer wieder baute der Autor das zwischenmenschliche Spiel von Jens und Rebecca ein, um einem die Protagonisten näher zu bringen. Leider brachte dieser Aspekt auch etwas Langatmigkeit in die Ermittlung. Somit ebbte der Spannungsbogen zur Mitte des Buches für mich etwas ab, steigerte sich dann zum Ende aber noch einmal spürbar.

Die Grundidee ist nicht neu und wurde so sicher bereits häufig als Thriller verpackt. Die Umsetzung ist Andreas Winkelmann meiner Meinung nach dennoch gut gelungen, wenngleich ich dieses Buch eher als eines seiner schwächeren Werke ansehe.

Persönliches Fazit: Ein solider Thriller mit einem starken Anfang, dem es im Mittelteil an Spannung fehlte.

© Recensio Online, 2019, Daniela

Veröffentlicht am 24.06.2019

Langatmig im Mittelteil, sonst spannend

The Other Couple – Böses Erwachen
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Der Plot ist wirklich interessant und versprach eine aufregende Geschichte.
Die Autorin springt in den Zeiten sehr viel hin und her, so dass wir uns mal vor und mal während der Hochzeit sowie in den Flitterwochen ...

Der Plot ist wirklich interessant und versprach eine aufregende Geschichte.
Die Autorin springt in den Zeiten sehr viel hin und her, so dass wir uns mal vor und mal während der Hochzeit sowie in den Flitterwochen und auch danach wiederfinden.
Gerade am Anfang drehen sich die Probleme von Asha hauptsächlich um den Sexentzug und wie sie Ollis Verstimmung empfindet . Sie wurde daher für mich zu einer sehr oberflächlichen und unsympathischen Figur.

Zitat Position 551
Wenn sie nicht bald Sex kriegt, wird sie bei jedem, der auch nur einen Puls hat, ins Sabbern kommen. Den Mann mit den Baumwollshorts ausgenommen. Der hat sich jetzt umgedreht und starrt unverhohlen auf Ollies Rücken. Asha verspürt einen Anflug von Abscheu vor seinem geröteten Gesicht, das an ein Stück rohes Fleisch erinnert: gierige Schweinsäuglein, strähnige sandfarbene Haare und ein tiefes Kinngrübchen. Wieso in aller Welt soll das attraktiv sein?

Obwohl eigentlich Ollie der Vermögende ist und Asha aus eher ärmlichen Verhältnissen stammt, verhält sie sich teilweise von oben herab. Erst später sieht sie die wichtigen Dinge im Leben und wandelt sich. Das wirkt zu konstruiert.

Die Geschichte plätschert so vor sich hin. Es gibt vereinzelte Spannungsbögen, die aber danach auch gleich wieder abebben. Meines Erachtens nach wurde durch die vielen Längen die Spannung und der Lesefluss erheblich beeinträchtigt. Ich fühlte mich quasi hingehalten und verlor teilweise das Interesse weiterzulesen, obwohl die Autorin immer wieder Spannung einbrachte, schaffte sie es leider nicht diese beizubehalten.

Zitat Position 1633
Ein Schauer rinnt ihr über den Rücken. Sie ist hier draußen, ganz allein , und jemand, der nicht gesehen werden wollte , weiß, dass sie ihn beobachtet hat.

Erst zum Ende des Buches hin nimmt die Geschichte durch den Plottwist nochmal an Fahrt auf und hat mir dann auch gut gefallen. Das Potenzial für einen guten Thriller war da, wurde aber meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft.

Persönliches Fazit: Eine spannende Geschichte, die mich mit 100 Seiten weniger im mittleren Teil besser unterhalten hätte.

© Recensio Online, 2019, Daniela

Veröffentlicht am 13.09.2018

Solider Thriller mit kleineren Schwächen

One Perfect Lie
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Lisa Scottoline ist eine preisgekrönte Autorin und bereits mehr als 30 Bücher veröffentlicht, die irgendwie alle an mir vorbeigegangen sind.

Erst einmal: Puh! Was für ein Plot! Ein Mann kommt neu in ...

Lisa Scottoline ist eine preisgekrönte Autorin und bereits mehr als 30 Bücher veröffentlicht, die irgendwie alle an mir vorbeigegangen sind.

Erst einmal: Puh! Was für ein Plot! Ein Mann kommt neu in die Stadt, wird als Lehrer eingestellt, jeder mag ihn und dann? Dann stellt sich heraus, dass alles an ihm eine einzige Lüge ist. Und nicht nur das. Er hat Waffen bei sich. Man geht direkt vom Schlimmsten aus und ist sofort mittendrin. Natürlich denkt man auch unwillkürlich an die ganzen Meldungen aus den Nachrichten, wo es um Amokläufe an Schulen ging. Dort waren zwar Schüler selbst die Täter, aber das macht es ja nicht weniger tragisch. Hier soll es nun also ein Lehrer sein.

Central Valley, ein kleines Kabuff in der Nähe der Ostküste, dient als Handlungsort dieses Buches. Chris Brennan beginnt einen neuen Job - als Lehrer und Coach des örtlichen Baseballteams. Schnell gewinnt er das Vertrauen der Schüler und Kollegen, beginnt diese zu manipulieren. Als Leser erfährt man zunächst nur, dass er dafür eine Woche Zeit hat. Wofür das Ganze dient, bleibt noch verborgen. Irgendwie mochte ich nicht glauben, dass er tatsächlich böse ist. Ich habe bis zum Ende gehofft, dass er das tat, um etwas Schlimmes zu verhindern oder so.

Der Autorin ist es super gelungen mich in die Irre zu führen. Mehrmals! Es wird abwechselnd aus der Sicht von Chris, Raz, Jordan oder Evan geschrieben. Auch deren Müttern kommen zu Wort. Dieses Hin und Her ließ etwas Spannung auf der Strecke und zog sich auch gern mal in die Länge. Der Schreibstil von Lisa Scottoline ist flüssig und leicht verständlich und entspricht somit den durchschnittlichen Erwartungen.

Das Ende war in sich stimmung, nachvollziehbar und spannend! Offene Fragen blieben nicht zurück.

Eine Empfehlung an Leserinnen und Leser, die gern etwas miträtseln und dafür kleinere Schwächen in Kauf nehmen. Insgesamt ein moderner Thriller mit einem aktuellen Thema.