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Veröffentlicht am 04.07.2019

Spannende Abenteuer in Legenden in und um Frankfurt am Main

Die Spürhasen-Bande - Folge 2: Das Rätsel um die verschollene Liebe
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Die Spürhasen Bande hat nun den magischen Spiegel repariert, mit dem sie durch Zeit und Raum reisen können. Jetzt sprühen sie vor Tatendrang und suchen nach neuen Abenteuern und Geheimnissen, denen sie ...

Die Spürhasen Bande hat nun den magischen Spiegel repariert, mit dem sie durch Zeit und Raum reisen können. Jetzt sprühen sie vor Tatendrang und suchen nach neuen Abenteuern und Geheimnissen, denen sie auf den Grund gehen können. Als sie hören, daß der Eulerich Bartholomäus seiner seit 1983 verschollenen Liebe Gwendolin nachtrauert, beschließen sie herauszufinden, was damals mit der Eulendame passiert ist. Dafür reisen sie mit dem Spiel nach Frankfurt am Main, wo Bartholomäus früher wohnte. Dabei beobachten die tierischen Freunde auch, wie sich Frankfurt im Laufe der Jahrhunderte verändert hat und lassen sich alte Sagen über heute noch markante Gebäude im Stadtbild, tripp der Bach und hipp der Bach (links und rechts des Mains) erzählen.

Neugier macht schlau, vor allem wenn man fragt und zuhört. So stolpern die Freunde in Frankfurt am Main immer wieder auf Hinweise auf alte Frankfurter Legenden und Ausdrucksweisen und historische Begebenheiten wie die Kaiserkrönungen.

Die Spürhasen besuchen erst einmal den Cousin ihres alten Fledermausfreundes, der sie direkt mal mit der Nase auf die erste spannende Legende stößt. So startet ihre Reise durch die Zeit, um dem Ursprung der Sage und noch einiger anderer auf den Grund zu gehen, bis sie genug von Frankfurt gehört und gesehen haben, um sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zu widmen: Gwendolin zu finden! Die traurige Liebesgeschichte nimmt also keinen allzu großen Raum ein uns ist daher auch für Kinder nicht langweilig, oder gar eklig. Dafür lernen sie was Legenden sind und dürfen auch einigen spannenden Stadtlegenden lauschen. Bei manchem Kind wird es sicher auch Interesse an der eigenen Stadtgeschichte wecken. Der berühmteste Sohn der Stadt, Johann Wolfgang von Goethe wird auch kurz mit Faust zitiert, aber das Hauptaugenmerk liegt wirklich auf der Stadt, was ich wirklich mal ein interessantes neues Konzept finde, da es ja schon einige Zeitreiseabenteuer für Kinder gibt.

Gerade durch die Vertonung mit vielen Stimmen und Geräuschen als Hörspiel ist es auch für Kinder ab 5 Jahren spannend. Sollte etwas noch ein bißchen schwieriger sein, wird es spätestens in der Wiederholung verständlich. Das bestätigen mir meine Nachbarskinder von 8-3 Jahren, die das Hörspiel alle 3 gerne auf der Autofahrt und anschließend hoch – und runter gehört haben. Hierbei gefiel ihnen, daß das Kind Anna auch wirklich von einem Kind und nicht von einem verstellten Erwachsenen übernommen wird. Dabei wirken aber alle Stimmen wirklich authentisch und überzeugend, auch wenn die Sprecher schon jedes tierische Alter überschritten haben.


Ich fand es sehr spannend mit den Spürhasen Frankfurt zu erkunden. Meine letzte Führung durch Frankfurt war in meiner Grundschulzeit und ich kann mich nur noch an den Römer erinnern, nicht genug um bei meinen Kindern Eindruck zu schinden. Ganz sicher werden wir diese CD auf der Fahrt zur nächsten Buchmesse hören und nach Schließung der Tore noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit bewundern.

Sehr ansprechend ist auch wieder die Aufmachung des Hörspiels. Im beiliegenden Booklet findet man nicht nur die verschiedenen Hörspielsprecher, inklusive Nachwuchstalent Selma, die die kleine Anna spricht, sondern auch die Spürhasen und ihre Freunde mit Bild und kurzer Vorstellung. Eine Doppelseite später findet man dann Bilder mit kurzen Erläuterungen um die Bauwerke und Sagen, die sich die Spürhasen ansehen. Das ist sehr praktisch, da ich mir z.B. den Neuner in der Wetterfahne des Eschenheimer Turms nicht so recht vorstellen konnte. Die Detailvergrößerung macht es aber völlig klar und zeigt auch, was der Wilderer für ein hervorragender Schütze gewesen sein muss.
Die letzte Seite des Booklets ziert die Tracklist und die 7 Wild- und Gartenkräuter die die typische Frankfurter Sauce ausmachen. Wie diese ansonsten zubereitet wird und wozu man sie isst, wird dort nicht verraten! Es ist eine kalte Sahnesauce, die zu kaltem Rindfleisch und Salzkartoffeln gereicht wird. Denn auch das kulinarische Erbe Frankfurts mit seinem Äpplewoin bleibt nicht unerwähnt und es gibt kleine Höreindrücke eines Frankfurterisch babblenden Einwohners. Aber verständlich.

Ein wirklich empfehlenswertes Hörabenteuer, nicht nur für neugierige kleine Hessen. Als nächstes zieht es die Spürhasen übrigens nach Hamburg.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Karsten Schäfer für das Rezensionsexemplar, mit dem ich die Heimatstadt meiner Großmutter mal ganz anders kennenlernen durfte.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Ganz stark!

Die Unausstehlichen & ich (Band 1) - Das Leben ist ein Rechenfehler
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Enni (11) ist ein Heimkind, das schon in verschiedenen Heimen, WGs und auch Pflegefamilien war. Doch mit ihren Wutausbrüchen, bei denen es in ihren Ohren rauscht und sie nur noch rot sieht, bleibt sie ...

Enni (11) ist ein Heimkind, das schon in verschiedenen Heimen, WGs und auch Pflegefamilien war. Doch mit ihren Wutausbrüchen, bei denen es in ihren Ohren rauscht und sie nur noch rot sieht, bleibt sie nirgends lange. Bis sie in eine wirklich nette Pflegefamilie kommt, die sie wie eine Tochter behandelt. Ihr Pflegebruder Noah (12) ist einsame Spitze! Hier will sie nie wieder weg. Doch dann muß der Pflegevater beruflich in die Schweiz, da soll Enni dann doch nicht mit. Noah flippt aus und zieht Enni mit in seinen unüberlegten Plan mit hinein. Da ist Ärger vorprogrammiert und Enni landet in einem piekfeinen Privatinternat für Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Eigentlich ist es dort gar nicht schlecht, selbst die Lehrer erkennen ihre mathematische Begabung. Doch Enni will abhauen und Noah finden. Leider gleicht Internat Saaks fast einer Festung und diese zu verlassen wird ihre kniffeligste Knobelaufgabe, bei der sie zwangsläufig Hilfe braucht....

Nach ihrer Ausbruchsaktion muß Enni zum Schulpsychologen, da erzählt sie dann die ganze, wahre ungeschönte Geschichte. Natürlich mit den in Saaks verpönten und strafbewehrten Flüchen und Schimpfwörtern. Aber was soll man schon sagen, wenn das Leben …. Eben! Aber in einem Kinder- und Jugendbuch? Da hilft nur die Zensur und an Stelle jedes unziemlichen Begriffes liest man dann schwärzendes Krickelkrakel, da kann der Leser sich selbst denken, was sie wohl so gesagt haben könnte und seiner Schimpfkreativität freien Lauf lassen. Die Gedanken sind frei... beim Lesen auch! Meine Töchter (12 und fast 10 Jahre alt) fanden das sehr lustig, denn Enni nimmt kein Blatt vor den
Mund. Durch die Ich-Perspektive weiß der Leser immer nur so viel, wie Enni bzw. so viel, wie sie von sich Preis gibt, denn über ihre Eltern spricht sie nicht und wehe wer sie bei dem Namen nennt, den ihr ihre Eltern gaben!

Enni hat viel mitgemacht bisher in ihrem Leben und sich diverse Überlebensstrategien angeeignet, über die die meisten Leser aus behüteten Elternhaus nur staunen können (und die sie hoffentlich nicht anwenden wollen).

Richtig toll finde ich den Inklusionsgedanken in dieser Geschichte. Alle haben ihren Ballast mit sich herum zu tragen, aber niemand möchte deswegen bemitleidet werden, sondern als Mensch für voll genommen werden. So lernt man durch Enni, die fast schon alles gesehen hat, ihre Mitschüler mit ihrem Blick kennen, immer erst die Person mit ihren Besonderheiten, bis auf das Handicap, das erwähnt sie immer so nebenbei. Das finde ich sehr charmant, mal den Focus weg von der Behinderung zu nehmen und sei es „Diätis“ (dieser Begriff, ist doch ein Knaller, oder?).

In einzelnen Kapiteln schildert Enni ihre prägenden Erlebnisse und daher sind sie oft nach der gerade prägenden Person benannt. Das führt zu einer ungewöhnlichen Erzählweise, die sich angenehm abhebt, auch durch die Zensuren. Enni ist so ungewöhnlich, daß die Geschichte zu überraschen mag. Es ist nicht von Anfang an klar, was mit Enni passiert, man weiß nur sie hat Ärger und echt was auf dem Kerbholz und muß nun mit einem Psychodoc sprechen, wer das aber ist, zeigt sich erst nach ein paar Kapiteln, weil diese Erkenntnis bereits etwas über das Ende verrät, aber es ist ja auch eine Fortsetzung mit den Unausstehlichen geplant, da wird Enni wohl kaum von diesen getrennt werden. Dennoch eine wirklich erfrischende Erzählweise.

Da ich beruflich den ganzen Tag mit Dingen zu tun habe die schief gehen und mein Mann Sonderpädagoge ist, war es mir wichtig, mit den Kindern ein Buch zu lesen, in dem Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu Wort kommen und die Geschichte aus ihrer Sicht schildern dürfen, denn dann klingt es oft ganz anders. Es geht mir auch um das Vermitteln von Respekt! Auch diesen Kindern gegenüber, aus welchen Gründen auch immer, sie nicht bei ihren Familien leben. Das ist Vanessa Walder, der Autorin von „Das wilde Mäh“ und noch über 80 weiteren Kinder- und Jugendbüchern, ausgezeichnet gelungen. Dabei geht es nicht um pädagogische Phrasen, sondern es wird eine spannende Internatsgeschichte auf Ausbrecherniveau mit besonderen Schülern. Dabei wird es am Ende noch mal besonders spannend und mit einem ganz erhebenden Solidarisierungsende – da bleibt kein Herz unbewegt und das Auge nicht unbedingt trocken.

Die schwarz-weiß Illustrationen von Barbara Korthues treffen die Situationen auf den Punkt. Wir finden es super, daß ein Buch für Kinder ab 10 Jahren illustriert ist und mit mehr als nur Vignetten! Aber meine Kinder finden sie so toll, daß sie sie ganz genau anschauen und jedes Detail finden, das unstimmig ist. Von den Haarfarben auf dem Promo-Lesezeichen, den Größenunterschieden, Hilfsmitteln, die zurückgelassen wurden. Wir hatten da heiße Diskussionen.

Es hat uns ausgezeichnet gefallen und beide Töchter (und die Mutter) warten schon ganz gespannt auf die Fortsetzung dieses außergewöhnlichen Buches für ältere Kinder.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Ehrlich währt am längsten

Perfekt für dich
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Endlich Ferien! Findet Kim (fast 14). Zu dumm nur, daß sie mit ihrer besten Freundin Lolo dieses Jahr nicht mit zu deren Oma nach Florida fliegen darf, weil ihre Mathenoten zu schlecht waren und sie nun ...

Endlich Ferien! Findet Kim (fast 14). Zu dumm nur, daß sie mit ihrer besten Freundin Lolo dieses Jahr nicht mit zu deren Oma nach Florida fliegen darf, weil ihre Mathenoten zu schlecht waren und sie nun Mathenachhilfe nehmen muss. Aber auch das könnte wunderbar werden, denn sie hat schon den coolen Danny, das Sport- und Mathegenie aus der Oberstufe gefragt, ob er ihr helfen würde und er hat ja gesagt! Doch ihre Mutter hat ganz andere Pläne. Sie ist zwar mit ihrem Mann auf Kreuzfahrt, um dort Paare zu coachen, aber sie hat wie immer alles bestens organisiert. Sie hat die perfekte Nachhilfelehrerin für Kim. Diese Mila wird ihr alles beibringen. Sollte Kim, Mila boykottiert, wird das heißersehnte Fußballcamp gestrichen und Mila durch eine ihrer Freundinnen ersetzt und ganz sicher nicht durch Danny! Dabei haben Kim und Lolo sich doch fest vorgenommen sich diesen Sommer in einen älteren (wirklich älter, nicht nur ein paar Monate oder gar gleichaltrig) Jungen zu verlieben und den ersten Kuss zu bekommen. Kim findet Mila noch schlimmer als befürchtet, aber das Fußballcamp ist klasse, denn nicht nur wäre Trainerin Nana die perfekte Freundin für ihren großen Bruder, ihr Mitspieler Lego schafft es auch immer wieder, sie zum Lachen zu bringen....

Pubertät ist die Zeit, in der man die eigenen Kinder nicht mehr erkennt. Zugegebenermaßen erkennt sich Kim bisweilen auch selbst nicht wieder. Was sie aber nicht daran hindert sich immer wieder durch irgendwelche Bockmistaktionen in echte Schwierigkeiten zu bringen. Denn das einst so liebe, freundliche kleine Mädchen hat sich dank der Hormone nicht ganz so im Griff. Naja, manchmal ist einfach das Gehirn ausgeschaltet (kommt schon mal vor in dem Alter), was ihrem Fußballtalent aber keinen Abbruch tut. Zumindest an der Front scheint alles zu laufen! Mit Lego, der eigentlich Leo heißt, aber ein großer Lego-Fan ist, hat sie einen neuen Freund gefunden, der sie mit absoluter Treffsicherheit zum Lachen bringt. Mein Herz hat er sofort erobert, so auch wie das von Oma Bine und Mutter Katharina! Ja, die Mutter, ist natürlich eine schwierige Person, nicht weil Mütter immer ein Problem sind... aber diese Eltern sind Bestsellerautoren und coachen ihre Mitmenschen zum perfekten Leben! Wer kann dazu schon nein sagen?! Und natürlich wissen solche Eltern immer alles und noch dazu besser! Selbst aus der Ferne. Man könnte also glatt Mitleid mit der talentierten hübschen Kim, mit dem netten Bruder, der coolen Oma und dem perfekten Haus haben.... würde sie sich nicht selbst im Weg stehen.
Ehrlich Kims Selbstboykott hat mir körperlich weh getan. Beim Lesen hätte ich sie am liebsten geschüttelt! Leider zeigte das Buch keinerlei Verhaltensänderung, trotz Schütteln. Aber ehrlich, Kim ist sympathisch, ihr Verhalten aber bisweilen mies.Trotzdem macht sie Fehler die allzu menschlich sind, und von denen sich jede Mutter hofft, daß es reicht, daß die Tochter aus den Fehlern im Buch lernt und diese Fehler nicht selbst machen muss. Klappt manchmal. Daher bin ich sehr froh darüber, trotz meiner Schmerzen beim Lesen. Schuld daran ist der unmittelbare Schreibstil von Chantal Schreiber, die mir das Gefühl vermittelte mittendrin zu sein. Leicht, locker, flockig, sommerlich mit einem tiefen Einblick in Kims junges Hirn. Nein, Kim ist nicht total blöd, sie macht nicht jeden Fehler von Teens. Eigentlich ist sie noch nicht mal tussig, aber auf dem Weg zu Selbstfindung probiert sie halt auch so einiges aus, was nicht so richtig zu ihr passt. Bis sie merkt: den Mist den sie sich eingebrockt hat, kann nur sie selbst wieder gerade biegen und zwar mit Ehrlichkeit! So findet auch sie ein für sie perfektes Ende. Die junge Leserin wird viele Themen entdecken, die sie interessieren, eben auch Tierschutz und vegane Ernährung. Da steht die Autorin voll und ganz hinter, verschweigt den Lesern aber leider konsequent ihr Geheimrezept für vegane Pancakes.

Sehr süß, bisweilen unendlich peinlich, sehr jung sehr frisch, so ist das Leben! Denn allgemeingültige Perfektion gibt es nicht, nur perfekt für sich!

Veröffentlicht am 21.06.2019

Die berührende Geschichte einer Liebe mit verkürzter Lebenserwartung

Drei Schritte zu dir
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Stella Grant ist sehr hübsch mit ihren langen braunen unbezähmbaren Locken und ihrer zerbrechlichen Gestalt. Wäre da nicht dieser Sauerstoffschlauch in ihre Nase, der ihr das Atmen erleichtern soll, denn ...

Stella Grant ist sehr hübsch mit ihren langen braunen unbezähmbaren Locken und ihrer zerbrechlichen Gestalt. Wäre da nicht dieser Sauerstoffschlauch in ihre Nase, der ihr das Atmen erleichtern soll, denn ihre Lunge bremst sie aus. Sie hat von Geburt an Mukoviszidose, ihre Lunge verschleimt, unaufhaltsam. Sie hat keine Chance alt zu werden. Das ist ihrer Familie absolut klar und daher tut Stella alles, um mehr Zeit zu bekommen. Sie hält sich penibel an alle Therapiepläne, ist eine Musterpatientin, so wie sie auch in der Schule versucht bei allem dabei zu sein, aber bitte mit Plan! Das Krankenhaus ist ihre zweite Heimat und wenn sie dort wieder einziehen muss, hofft sie ihren besten Freund Pau zu treffen, der dort wie sie Stammgast ist. Sie teilen dort fast alles zusammen, aber nur über ihre Computerbildschirme, denn Mukopatienten müssen immer auf Abstand bleiben, um Querinfektionen zu verhindern. Doch dann taucht Will (fast 18) auf der Station auf, er pfeift auf die Regeln, wozu auch, er ist dem Tode geweiht. Er ist seit einer Infektion mit einem resistenten Keim von jeder Transplantationsliste gestrichen worden. Seine Rebellion bringt Stella auf die Palme, doch sein Charme und seine Augen ziehen sie an. Dennoch könnte jede Berührung tödlich sein. Sie müssen 2 Meter Abstand halten und dann noch Infektionsschutzkleidung tragen! Zwei wie Feuer und Wasser, die nun da sie einander kennen ,ein ganz anderes Verständnis für die Zeit, die ihnen bleibt entwickeln.

Stella liebt und bewundert ihre kreative große Schwester Abby über alles! Sie selbst ist zwanghaft strukturiert und hat sogar eine App entwickelt, um ihre Behandlung zu optimieren! Wills Einstellung passt da so gar nicht! Als ich in der 12 war, traf ich einen Mukoviszidose-Kranken im Abitur. Er trank, er rauchte, er kiffte, ich war erstaunt. Seine Schwestern hatten die gleiche Krankheit, hielten sich an alle ärztlichen Ratschläge und die Älteste ist trotzdem keine 30 Jahre alt geworden. Ich habe Stellas Empörung verstanden, aber in Kenntnis eines realen Betroffenen, hielt ich auch Will für sehr real und nachvollziehbar. Die Wut sein Leben nicht in Krankenhäusern zu verschwenden, während Stella sie als zweite Heimat akzeptierte und sich dort ein Leben neben dem Leben einrichtete, ist fesselnd. Eine Krankheit, zwei Herangehensweisen – doch gibt es da richtig oder falsch? Keiner von beiden hat jedoch mit dem Leben gerechnet und mit der Liebe. Aber es ist kein Kammerspiel mit nur zwei Personen. Man lernt auch Stellas Familie und Freunde, Wills Mutter und Freunde, Pau und das Krankenhauspersonal kennen. So werden beide real, zu Menschen statt Patienten. Das Bedürfnis gehalten zu werden, wird gerade in Krisen und in der Liebe übermächtig, doch es würde für sie den sicheren Tod bedeuten. Es schmerzt schon diese Sehnsucht zu hören! Irgendwann überstürzen sich die Ereignisse und Stella gelangt an einen Wendepunkt. Was will sie und wofür? Macht all ihre akribische Planung Sinn? Sehr emotional beginnt man sich mit Stella zu fragen, was es eigentlich ist, was wir am Leben lieben. Was treibt uns an? Man beginnt mit den beiden zu bangen und zu hoffen, doch worauf eigentlich, denn die Diagnose ist früher oder später immer ein Todesurteil. Doch es ist ein Jugendbuch. Auch wenn ich während des Hörens zwischenzeitlich pausieren musste, weil es mich zu sehr packte. Eine emotionale Geschichte mit höchsten Höhen und tiefsten Tiefen, die wirklich unglaublich traurig sind, doch endet diese wunderschöne Liebesgeschichte nicht mit Tränen der Trauer.

Sehr gut hat mir übrigens die angesprochene Problematik gefallen, wie junge Patienten sich gegenüber ihren zukünftigen Hinterbliebenen fühlen. Welche vorauseilenden Schuldgefühle sie plagen, weil sie wissen, daß ihr sicherer früher Tod, ihre Familien in Verzweiflung stürzen wird. Vielschichtig regt diese Liebesgeschichte auch zum Nachdenken an.

Die Geschichte von Stella und Will wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Mal aus ihrer, mal aus seiner Sicht. Von daher gibt es mit Maximiliane Häcke und Dirk Petrick auch zwei junge Sprecherstimmen. Maximiliane Häcke klingt jung, entschlossen und dann auch wieder ganz zerbrechlich. Ihre Stimmung schwingt in ihrer Stimme mit, mit allen Höhen und Tiefen. Sie gefällt mir ausgezeichnet in ihrer Darstellung der bisweilen hin- und hergerissenen Stella.
Dirk Petricks Stimme ist den Zuhörern vielleicht schon als Cole aus der Erfolgsserie Riverdale bekannt. Sie klingt unheimlich sympathisch und macht es daher verständlich, daß sich Stella, trotz seines anfänglich unmöglichen Verhaltens, in ihn verliebt. Man hört schon, daß mehr in Will steckt, als er zunächst zeigt.

Das Cover wird übrigens von einer der Zeichnungen von Stellas älteren Schwester Abby geziert, und stellt eine gesunde Lunge dar. Im Inneren der Klapphülle sind Filmszenen zu sehen, die Stella und Will ein Gesicht geben. Diese Zeichnung hängt Stella jedes Mal auf, wenn sie wieder „ihr“ Krankenhauszimmer bezieht.

Ich hoffe, daß nachdem Kinoerfolg die Bereitschaft zu Organspenden wieder steigt, denn auch wenn die Spenderorgane den Empfänger nicht heilen, so schenken sie ihm doch kurze aber kostbare weitere Jahre, für die er sehr dankbar sein wird.

Eine berührende Geschichte, die ich aus vollem Herzen empfehle.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Welch ein glückliches Ende für Pferdinand!

Der Esel Pferdinand - Abrakadabra, einmal grauer Esel! - Band 6
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Endlich wieder Ferien und Emmi ist bei Oma und Opa Hoppe und ihrem geliebten Esel Pferdinand, der kleine Esel, der sich so sehr bemüht wie ein Pferd zu sein. Dabei ist er doch viel besser als ein Pferd! ...

Endlich wieder Ferien und Emmi ist bei Oma und Opa Hoppe und ihrem geliebten Esel Pferdinand, der kleine Esel, der sich so sehr bemüht wie ein Pferd zu sein. Dabei ist er doch viel besser als ein Pferd! Vor allem viel besser als der eingebildete Pitt, der seinem Reiter Lenni und Emmis guter Freund, das Leben schwer macht mit seinen Launen. Doch Lennis Geburtstag steht unmittelbar bevor und diesmal soll es eine Überraschung geben. Da kann nichts seine gute Laune verderben. Im Dorf gibt es seit neuestem einen Zauberer und der soll auf seiner Party auftreten! Emmi glaubt ja nicht, daß Herr Rabzack wirklich zaubern kann und meint, daß das alles nur Tricks seien. Doch als Pferdinand sieht, wie der Zauberer weiße Mäuse aus dem Hut zaubert, sieht er seine große Chance gekommen! So ein Magier kann ihn doch sicher auch in ein Pferd verwandeln!

Meine Töchter lieben den Esel Pferdinand so wie er ist! Voller lustiger Ideen, abenteuerfreudig und ein loyaler Freund. Seine Freunde wollen ihn auch genauso so haben und wissen nicht so richtig, wie sie ihn von seinem Plan abbringen sollen, nicht daß er genauso wird wie Pferd Pitt!

In diesem Abschlußband der Reihe geht es darum, was wirklich zählt im Leben. Ist es wirklich die Erfüllung von vermeintlichen Schönheitsidealen, oder doch etwas ganz anderes? Warum sind einige wie Pitt oder Eselsbruder Zottel so fies? Sind sie wirklich gemein, oder steckt doch was ganz anderes dahinter? Diese Fragen beleuchtet der 6. Band und kommt für den kleinen Esel zu ganz erstaunlichen Ergebnissen! Aber natürlich ist das hier keine langweilige Moralpredigt, sondern wie immer ein echtes Abenteuer voller Überraschungen und Hindernissen. Dabei treffen die Freunde vom Klausen- und Hoppehof auf alte Freunde und lernen neue kennen. Klar sie sind ja offen und haben ein großes Herz, was machen da schon Größenunterschiede aus.
Suza Kolb erzählt ganz liebevoll eine Geschichte über ungleiche Freunde, die nichts trennen kann, da sie sich einfach verstehen. Ja, auch Emmi und Lenni wissen einfach, was ihnen die Tiere sagen wollen, selbst Kater TomTom und Hahn Bernd. Die Kombination der Tiere, deren Freundschaft jeden erdenklichen Rahmen sprengt, ist einfach witzig und ermutigt Kinder, doch einfach mal ungewöhnlich zu denken. Der absolute Liebling meiner Jüngsten ist übrigens der kleine Ziegenbock Paule, der beste Freund des grauen Träumers. Den findet sie viel niedlicher auf den Bildern und meistens ist er auch der vorsichtigere von den beiden, dabei sind sie eigentlich nur gemeinsam so richtig mutig. Freundschaft macht halt stark und Einsamkeit mies gelaunt und muffelig.
Die Schriftgröße ist für sehr junge Leser ab Klasse 2 noch angenehm groß. Die Sprache ist gut verständlich und gut lesbar. Die Kapitel haben eine überschaubare Länge und mit rund 140 Seiten können die kleinen Leser stolz auf sich sein, ohne sich jedoch vom Umfang erschlagen zu fühlen. Ein echtes Buch um Spaß am Lesen zu bekommen.

Dabei wird diese Geschichte mit den wunderbaren, farbenfrohen Illustrationen von Carola Sieverding verschönert. Ganz zu Beginn der Geschichte gibt es im Einband sogar ein Bild von den tierischen Bewohnern von Opa und Oma Hoppes Garten, mit Namen. Das macht es Neueinsteigern leichter und weckt bei den Kennern der Reihe schöne Erinnerungen.

Mit diesem Band erhält die Reihe ein würdiges Ende, in sich schlüssig, rundet es alles richtig ab und vermittelt Kindern vor allem eins: Akzeptanz als Zauberwort!

Wem dieses Buch gefällt, kann neben den übrigen 5 Bänden der Reihe auch noch die erfolgreiche Ponyreihe „Die Haferhorde“ von Suza Kolb entdecken.

Eine sehr empfehlenswerte Reihe für junge Leser ab Klasse 2, die aber meine Töchter, obwohl schon deutlich älter, immer noch lieben.