Cover-Bild Der Klang der Farben
24,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Chinabooks E. Wolf
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 13.03.2019
  • ISBN: 9783905816846
Jimmy Liao

Der Klang der Farben

Marc Hermann (Übersetzer)

„In dem Jahr, als der Engel
am Eingang zur U-Bahn von mir Abschied nahm,
erblindete ich allmählich.
An meinem fünfzehnten Geburtstag, einem Morgen im Herbst,
nieselte es draußen.
Ich fütterte meine Katze,
und um fünf nach sechs
betrat ich die U-Bahn.“

Ein blindes Mädchen entschliesst sich an seinem 15. Geburtstag dazu, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Mit Furcht und Zittern steigt sie in die U-Bahn und fährt von einer unbekannten Station zu einer anderen. Auf ihrer Reise schwelgt sie in Erinnerungen, tastet sich in ihrer in Dunkelheit gehüllten Welt voran, gleichzeitig findet sie aber auch neue Hoffnung und Orientierung. Als sie sich in den unterirdischen Gewölben verirrt, entdeckt sie neue Ausgänge. Sie bedient sich ihrer Vorstellungskraft, um sich eine bunte, imaginäre Welt um sie herum auszumalen, und findet dadurch Trost in ihrer Einsamkeit zu finden. Auf ihrer Reise sucht sie nacht und findet Antworten für ihr Leben.

Eine Reise in die Imagination.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2019

Farbenreise

0

Jimmy Liao - Der Klang der Farben

Das Schicksal will es, dass eine lebenslustige 15jährige allmählich erblindet.
Ihres Augenlicht beraubt, aber nicht ihres Mutes, wächst ein stiller Wunsch heran.
Die ...

Jimmy Liao - Der Klang der Farben

Das Schicksal will es, dass eine lebenslustige 15jährige allmählich erblindet.
Ihres Augenlicht beraubt, aber nicht ihres Mutes, wächst ein stiller Wunsch heran.
Die Neugier auf eine Ersatzwelt - eine Welt in der Farben erklingen und Gerüche Erinnerungen trransportieren.
Gewohnt, allein zu sein, wagt sie das Experiment, sich dem Untergrundnetz anzuvertrauen. Treppen, Schächte, Schienen - die U-Bahn bestimmt wohin die Reise sie führt. Orientierungslos betritt sie eine Odyssee der 4 Sinne. Wohin der Weg geht,
sieht sie nicht mehr, sie muss ihn erstasten, ihn hören, riechen, schmecken.
Die Durst nach Farben ist groß.

Es ist die pfadlose Reise einer Erblindeten, ihre Sehnsucht wird dem Leser auf brachiale Weise deutlich, ein Farbenrausch, der ob des blinden Mädchens traurig stimmt. Das Buch bedient sich einer forschen Einsamkeit, es ist ein Kleinod, das große Empathie einfordert. Ein Geschenk an die Seele.

So einfach - so wunderbar, der Klassiker aus dem Jahre 2001.
Jimmy Liaos Werke sind zeitlose Träume und gebündelte Sehnsucht, seine bebilderte Melancholie begeistert mich jedesmal aufs Neue.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Anders sehen

0

In dieser sehr lebensnahen und realen Geschichte geht es um ein Mädchen, das leider neuerdings blind ist, sicher aber dadurch nicht entmutigen lässt und lernt, mittels der Fantasie und anderer Sinne die ...

In dieser sehr lebensnahen und realen Geschichte geht es um ein Mädchen, das leider neuerdings blind ist, sicher aber dadurch nicht entmutigen lässt und lernt, mittels der Fantasie und anderer Sinne die Welt bunt zu sehen. Trotz einiger Rückschläge geht sie ihr Leben positiv an. Sie lernt schnell, mit ihrem schweren Schicksal umzugehen. Damit ist sie ein Vorbild für viele Menschen.
Wunderschön illustriert und mit wenigen Sätzen auskommend, ist dieses wieder ein sehr schönes und gelungenes Werk des Künstlers aus Taiwan. Abgerundet wird die berührende Geschichte durch passende Gedichte.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Vom Engel verlassen...

0

Jimmy Liao (geboren 1958) veröffentlichte im Alter von 40 Jahren seine ersten Werke. Zu diesem Zeitpunkt war er an Leukämie erkrankt und sein erstes Bilderbuch sollte eigentlich ein Abschiedsgeschenk für ...

Jimmy Liao (geboren 1958) veröffentlichte im Alter von 40 Jahren seine ersten Werke. Zu diesem Zeitpunkt war er an Leukämie erkrankt und sein erstes Bilderbuch sollte eigentlich ein Abschiedsgeschenk für seine Familie sein. Die schwere Krankheit hat er inzwischen bekämpft und so widmet er sich weiter seinen Bilderbüchern, die primär für Erwachsene vorgesehen sind. Seine Themen sind ernster Natur; Einsamkeit, Isolation, Abschied, Glück und Unglück bestimmen seine Werke.

Ein junges Mädchen wird des Augenlichts beraubt und wandert fortan in völliger Dunkelheit durch die U-Bahn Gänge ihrer Heimat. Doch ihre Phantasie strotzt nur so vor Farbe und Lebenslust und bringt ihr wundervolle Bilder, die nur sie allein sehen kann. So läuft sie durch ihr Leben und erlebt wundersame und farbenprächtige Abenteuer.

Auch wenn einen das Augenlicht verlässt, so bleibt die Kraft der Phantasie. Die U-Bahn verleiht der jungen Frau die verschiedensten Möglichkeiten, die Welt zu erkunden. Ein kleines Detail, welches mir gut gefiel ist der kleine weiße Hund, der sie immer begleitet, ohne dass es ihr bewusst ist. Sie ist also nicht alleine. Zu Beginn der Handlung ist davon die Rede, dass ein Engel von dem 15-jährigen Mädchen Abschied nimmt. Dennoch scheint ein Schutzengel weiter auf das Mädchen aufzupassen.
Jimmy Liao beweist auch hier wieder seine Kreativität und Phantasie und entwirft witzige Welten, wie die Unterwasserwelt oder ein Loch in einer Hecke, welches neue Möglichkeiten eröffnet.
Das Surreale trifft in den Bilder auf die Realität und biete der Protagonistin Freiheit, wo sie sonst durch ihre Blindheit eigentlich eingeschränkt sein müsste. Die Geschichte steckt voller Phantasie und Melancholie, und berührte mich als Leser ein wenig mehr, als "Der blaue Stein", aber nicht ganz so sehr, wie "Die Sternennacht".

Veröffentlicht am 24.04.2019

Von der Macht der Fantasie

0

Wie klingen Farben? In seinem Bilderbuch für Erwachsene „Der Klang der Farben“ beschreibt Jimmy Liao, wie ein blindes 15-jähriges Mädchen mit der U-Bahn durch eine Stadt fährt. Was sie nicht sehen kann, ...

Wie klingen Farben? In seinem Bilderbuch für Erwachsene „Der Klang der Farben“ beschreibt Jimmy Liao, wie ein blindes 15-jähriges Mädchen mit der U-Bahn durch eine Stadt fährt. Was sie nicht sehen kann, stellt sie sich vor. Traumbild reiht sich an Traumbild, eines bunter und fantasievoller als das andere.

Bald schon wird deutlich: diese Illusion lässt sich nicht immer aufrechterhalten – das Mädchen wird müde, verfährt sich, stolpert… Unbeirrt hält sie dennoch an ihrer Suche nach dem allersüßesten roten Apfel, nach dem einen Blatt aus Gold fest. Vor allem aber ist es die „Suche nach dem Licht, das in meinem Herzen schimmert“. Diese spannungsgeladene Doppelbödigkeit macht das Buch tatsächlich zu einem Bilderbuch für Erwachsene. Die bezaubernde kindlich-naive Traumwelt rutscht immer wieder ins Melancholische, etwa bei der Erinnerung an die Zeit, als sie noch sehen konnte.

Letztlich ist es die Kraft der Fantasie und die Kraft der Dichtkunst, die Jimmy Liao in „Der Klang der Farben“ besingt. Sie können dem Menschen Halt geben, wenn das Leben selbst diesen Halt nicht mehr bietet. Kein Wunder, dass Liao sein Buch „den Dichtern“ gewidmet hat. Die Flucht aus der Realität freilich kann gelingen. So hat das Mädchen später ihren Schutzengel wieder, der am Anfang des Buches verlustig gegangen ist.

Liao zitiert am Ende des Buches einen Auszug aus dem Gedicht „Die Blinde“ von Rainer Maria Rilke. „Ich bin eine Insel“, sagt die Blinde in diesem Gedicht über sich selbst. Ein Satz, der auch auf das blinde Mädchen von Liao zutrifft. Überhaupt kann man Liaos „Der Klang der Farben“ als Adaption von Rilkes Gedicht lesen. Viele der Motive des Gedichts tauchen in den Zeichnungen auf.

Für mich hat sich „Der Klang der Farben“ nicht so leicht erschlossen wie die anderen Bilderbücher für Erwachsene des taiwanesischen Künstlers, die ich bisher gelesen habe. Fasziniert hat mich schließlich aber, wie Liao Rilkes Gedicht frei in Szene setzt und die Macht der Fantasie thematisiert.