Was wäre, wenn ...
Maschinen wie ichZum Inhalt „Maschinen wie ich“
„Maschinen wie ich“ ist das erste Buch, das ich von Ian McEwan lese. Ich war sofort angetan von seinem Schreib- und Erzählungsstil. Er unterfüttert Charlies Denk-Monologe ...
Zum Inhalt „Maschinen wie ich“
„Maschinen wie ich“ ist das erste Buch, das ich von Ian McEwan lese. Ich war sofort angetan von seinem Schreib- und Erzählungsstil. Er unterfüttert Charlies Denk-Monologe mit Fakten. Es geschieht viel auf 400 Seiten und es geschieht noch viel mehr, wenn man Charlies Seelenleben betrachtet. Ich bin noch etwas zerrissen, in wiefern ich das Geschehene gliedern kann. Dazu möchte ich zuerst eine Kurzvita von Alan Turing vorstellen.
Alan Turing
Alan Mathison Turing (* 23. Juni 1912 in London; † 7. Juni 1954 in Wilmslow, Cheshire) war ein britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie. Als richtungsweisend erwiesen sich auch seine Beiträge zur theoretischen Biologie.
Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er an der Decodierung, der mit der „Enigma“ verschlüsselten feindlichen Funksprüchen. Aufgrund der militärischen Brisanz gelangten viele seiner Forschungsergebnisse später an die Öffentlichkeit.
Turing entwickelte den Turing-Test zum Überprüfen des Vorhandenseins von künstlicher Intelligenz.
1952 wurde Turing wegen seiner Homosexualität (damals noch als Straftat verfolgt), zur chemischen Kastration verurteilt. An den Folgen der Hormonbehandlung erkrankte er an einer Depression. Zwei Jahre später wählte er den Suizid.
In Computing machinery and intelligence (Mind, Oktober 1950) griff Turing die Problematik der künstlichen Intelligenz auf und schlug den Turing-Test als Kriterium vor, ob eine Maschine dem Menschen vergleichbar denkfähig ist. Da der Denkvorgang nicht formalisierbar ist, betrachtet der Test nur die Antworten einer Maschine im Dialog mit einem Menschen, d. h. das kommunikative Verhalten der Maschine. Wenn dieses von einem menschlichen Verhalten nicht unterscheidbar erscheint, soll von maschineller Intelligenz gesprochen werden. Er beeinflusste durch die Veröffentlichung die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz maßgeblich.
Wikipedia 27.Juni17.26
Posthume Ehrungen
Der Turing Award wird jährlich von der Association for Computing Machinery an Personen verliehen, die bedeutende Beiträge zur Informatik geleistet haben. Er wird weithin als „Nobelpreis“ der Informatik angesehen.
Weltenbau „Maschinen wie ich“
Wo sind wir? Ich werde die Rezension um Alan Turing bauen. Ian McEwan hat eine fiktive Welt geschaffen, in der Alan Turing sich 1952 nicht das Leben nimmt, sondern als homosexueller Wissenschaftler im Rentenalter unbehelligt und frei lebt und immer noch forscht. So hätte Alan Turings Leben auch verlaufen können! Spielen wir das Szenario weiter. Alan Turing hat sich schon in 40er Jahren mit künstlicher Intelligenz beschäftigt und mit seinem Test exakt festgelegt, ab wann man von maschineller Intelligenz reden kann. Wir sind in den 80er Jahren. Also hätte Turing 30 Jahre weiter forschen können. Gewiss hätten ihm genügend finanzielle Mittel zur Verfügung gestanden. Im Buch erfahrt ihr, wie dieser „fiktive“ Wissensstand erreicht wurde. Der Autor entwirft eine glaubhafte fiktive Wissenschaftsgeschichte.
Aber Ian McEwan hat nicht nur die Weltgeschichte verändert, sondern auch die Politik, das Zeitgeschehen und die Geschichte.
Die Handlung „Maschinen wie ich“
Ich beginne mit den Fakten: Wir haben drei Hauptfiguren: Charlie, Miranda und Adam. Wie im tatsächlichen Leben gilt auch hier: Drei sind einer zuviel. Aber es handelt sich hier keineswegs und eine einfache ménage à trois. Es ist noch viel mehr.
Charlie liebt neue Technikspielereien und ist einer der ersten „Besitzer“ eines Androiden. Ja, ein Android! Adam ist der Android und führt tatsächlich ein eigenständiges Leben. Zumindest reagiert seine Umwelt so auf ihn. Er trifft eigenständige Entscheidungen. Er ruft bei seinen Mitmenschen Gefühle hervor. Er wird als Mann wahrgenommen und begehrt. Charlie hält ihn für eine bessere Ausgabe des Menschen. Er und Miranda haben seine Charakterzüge ausgesucht. Aber ist es möglich, einen Menschen nach Rezept zu „backen“?
Ian McEwan zeigt dem Leser im besten „Show it – don’t Tell it“ die Probleme, die dieses Konzept heraufbeschwören kann. Eine lernfähige Maschine, die ausgestattet mit guten Rahmenbedingungen, Gesetzen und Verhaltensregeln ihr „Leben“ unter den Menschen führt. Diese Maschine lernt und saugt Wissen auf. Aber diese Maschine lernt nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch wie wir Menschen unser Leben meistern, wie wir uns an Regeln halten oder sie umgehen. Wie geht eine Maschine damit um? Eine Maschine, deren Basis der Binärcode ist?
Inwieweit können Maschinen ein Bewusstsein erreichen? KI
5/5 Punkten
Sprachliche Gestaltung
Ian McEwan hat einen sehr schönen Sprachstil. Das Buch ist in der Ich-Form, aus der Perspektive Charlies geschrieben. Du fängst an zu lesen und liest und liest und merkst nicht, dass du schon am Ende bist.
5/5 Punkten
2. Cover und äußere Erscheinung
Das Cover zeigt Zwei Männer und eine Frau. Die Männer schwarz gekleidet, die Frau im türkisen Kleid und hohen Schuhen. Die Frau ist dem linken Mann zugewendet. Der linke Mann sieht modisch gekleidet mit schwarzem Anzug und weißem Hemd. Der rechte Mann hat ein etwas lockere Körperhaltung und ein weißer Papier oder Buch in der Hand. Ich nehme an, dass dieser Charlie ist. Hat er die Gebrauchsanweisung für Adam in der Hand?
Es gefällt mir gut. Es bildet die Geschichte ab. Ist Adam der bessere Mensch?
5/5 Punkten
3. Playlist?
https://www.youtube.com/watch?v=NS7Rh...
Gibt es ein Hörbuch
Ja! Ich habe es mit Audible gehört. Die Hörbücher vom Diogenes Verlag sind nicht im BookBeat Katalog enthalten. Das Hörbuch wird von Wanja Mues gesprochen. Der Sprecher war mir bislang nicht bekannt, hat mir aber für dieses Buch sehr gut gefallen. Ich mache das immer daran fest, ob das Kopfkino gut funktioniert. Und das klappt gut!
Fazit
„Maschinen wie ich“ von Ian McEwan basiert auf einem genialen intelligenten Konzept, woraus der Autor den Weltenbau entwickelt hat. Das Buch ist eine Utopie oder vielleicht eine Dystopie? Das ist eine Frage der Philosophie.
Der Autor baut die fiktive Wissenschaftsgeschichte und das fiktive Zeitgeschehen überzeugend in die Handlung ein. Ausgangspunkt ist das fiktive Leben Alan Turings.
Das Buch hat mich herausfordernd unterhalten. Ian McEwan legt seinen Finger auf gesellschaftliche Probleme, und zwar genau dorthin, wo es schmerzt: Kindesmissbrauch und damit zusammenhängend, der juristische Umgang mit Opfern, gerade bei Vergewaltigungen, wird den Opfern oft eine Teilschuld zugesprochen.
Politische Entscheidungen, die Menschenleben kosten. Wir machen uns viel zu wenig Gedanken über die Zukunft, und die damit zusammenhängenden Technologien. Noch immer werden in den wenigsten Ländern der Welt konsequent die Menschenrechte eingehalten.
Aber am allerbesten hat mir der Schreibstil gefallen. Der Autor erzählt nicht einfach, sondern die Geschichte entwickelt sich, aber nicht nur die Handlungsstränge, sondern auch das, was wir im Fantasybereich den Weltenbau nennen. Dadurch wirkt das fiktive Geschehen authentisch.
EIN GROSSARTIGER AUTOR
Ich möchte zu diesem Buch noch ein Zitat meines leider verstorbenen Helden und Vorbildes einfügen. Von Stephen Hawking
I fear that AI (Artificial Intelligence) may replace humans altogether. If people design computer viruses, someone will design AI that replicates itself. Mehr dazu: https://www.cambridge-news.co.uk/news...
@Diogenes
Vielen Dank für das schöne Rezensionsexemplar!
Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.