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Veröffentlicht am 24.11.2019

Provinzposse

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen
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Bülent Rambichler, ein Hauptkommissar hat sich geschworen, nicht mehr freiwillig in seinen fränkischen Heimatort zu kommen. „Heimweh ist’s, wenn’s daheim weh tut“ so definiert er das für sich. Aber als ...

Bülent Rambichler, ein Hauptkommissar hat sich geschworen, nicht mehr freiwillig in seinen fränkischen Heimatort zu kommen. „Heimweh ist’s, wenn’s daheim weh tut“ so definiert er das für sich. Aber als in Strunzheim der allerseits beliebte zweite Bürgermeister kopfüber im Karpfenteich gefunden wird und auf dem Allerwertesten eingeritzt auch noch eine bezeichnende Botschaft prangt, bleibt ihm gar nichts anderes übrig. Zu allem Übel wird ausgerechnet sein Vater verdächtigt. Da verlangt es schon die Familienehre, dass er ermittelt.

Aber was heißt schon ermitteln in diesem Krimi, der alles an schenkelklopfendem Humor mitnimmt. Das wäre auch gar nicht so schlimm, wenn die Autorin nicht öfters mal die Grenze zur Vulgarität und zur Fäkalsprache nach unten schiebt. Weil die Ehefrau des Verstorbenen aus Oberbayern stammt, darf neben dem fränkischen auch gleich der bayrische Dialekt benützt werden.

Die Figuren sind ulkig bis zur Karikatur gezeichnet, ein greises, aber fideles Zwillingspaar, ein tiefenentspannter Schulfreund von Rambichler (so viele Synonyme für die Selbstgedrehte aus heimisch angebautem Kraut habe ich selten gelesen) und nicht zuletzt Bülents Vater, Erkan Rambichler.

Die Handlung nimmt dann auch ihren gemächlichen Verlauf, Bülents Erkenntnisse kommen eher per Zufall zu ihm, wenn er sich aus den diversen Fettnäpfchen befreit hat. Das ist auch immer wieder lustig, wenn man derben Humor mag.

Für mich war an diesem Buch von allem zu viel und deshalb hielt sich auch mein Lesevergnügen in Grenzen.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Tod im Narcisse

Dunkle Nächte auf Montmartre
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Quentin Belbasse ist Musiker und lebt schon sein ganzes Leben auf dem Montmartre. Er ist mit dem Viertel verwurzelt. Es ist heiß in Paris, die Nächte glühen und Quentin mag sich nach einer durchgemachten ...

Quentin Belbasse ist Musiker und lebt schon sein ganzes Leben auf dem Montmartre. Er ist mit dem Viertel verwurzelt. Es ist heiß in Paris, die Nächte glühen und Quentin mag sich nach einer durchgemachten Nacht gar nicht rühren, als ihn ein Anruf erreicht. Im Cabaret seines alten, väterlichen Freunds Moulin wurde eine Tote gefunden. Zuerst dachte man, es wäre Daphne, eine Künstlerin des Cabarets, doch es ist eine Fremde, nur genauso geschminkt und angezogen wie sie.
Moulin gerät – nicht zuletzt wegen seiner bewegten Jugendjahre – sofort unter Verdacht und bittet Quentin um Hilfe.
Der stürzt sich dann auch sofort in die Ermittlungen. Da er das Viertel und vor allem seine Bewohner wie seine Westentasche kennt und er dort auch bekannt wie ein bunter Hund ist, gelingt es ihm tatsächlich einiges mehr zu erfahren als die Polizei.
Paris als Krimi-Hintergrund, da kann ja eigentlich nichts schiefgehen, auch wenn der Krimi mich nicht überzeugen konnte, ist die Stadt mit ihrem Flair immer das Lesen wert. Ich wunderte mich, wie ein Neuling sofort in Ermittlungen einsteigt, von der Polizei einigermaßen toleriert wird, bis selbst der ältere Ermittler ihm Respekt für seine Erfolge zollt und die Andeutung einer Freundschaft entsteht. Wie Quentin selbstverständlich die Todesnachricht an die Eltern des Opfers übermittelt, ehe er die Anschrift der Polizei weitergibt. Auch das hat keine Folgen für ihn.
Belbasse und seine exzentrische Mutter, die Künstlerin Rosa Kontrapunkt, sind zwei außergewöhnliche Figuren und trotz der Beschreibungen fand ich sie blass geschildert. Das hat mich auch am Sprachstil des Autorenpaars Bertina Henrichs und Philippe Vauvillé gestört. Er wirkt gesucht und affektiert und hat mich nicht richtig angesprochen.
Es gibt eben Bücher, da merkt man bald, dass man nicht zueinander findet. So ist es mir hier gegangen.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Viveka und der Eisenhut

Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen
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Viveka ist Pastorin einer kleiner Freikirchliche Gemeinde am Rande Stockholms. Ihre vielköpfige Familie und ihre anspruchsvolle Gemeinde fordern alles an Energie. Besonders nervend findet sie das Kaffeekomitee, ...



Viveka ist Pastorin einer kleiner Freikirchliche Gemeinde am Rande Stockholms. Ihre vielköpfige Familie und ihre anspruchsvolle Gemeinde fordern alles an Energie. Besonders nervend findet sie das Kaffeekomitee, besetzt mit lauter alten Tanten der Gemeinde, der eifrig jede Neuerung abschmettern und sei es nur die Art des gereichten Gebäcks. Ihre kleine innere Revolution besteht aus T-Shirts mit Sprüchen wie „Sterbehilfe legalisieren“, die sie unter ihrer Pastorenkleidung trägt.

Dann stirbt eine der unangenehmsten Damen aus dem Zirkel und es war kein natürlicher Tod, sondern eine Eisenhut – Vergiftung. Seit Viveka das weiß, sieht sie überall Eisenhut wuchern, sogar in ihrem verwilderten kleinen Schrebergärtchen, ihrem Rückzugsort, von dem nicht mal ihre Familie etwas weiß, weil sie manchmal Ruhe und Platz für sich allein braucht.

Der Titel, der Klappentext und nicht zuletzt das eher Humor signalisierende Cover hat mich zu diesem Buch greifen lassen. Aber hier passt der Ausspruch wirklich: Nicht jedes Buch hält, was der Klappentext verspricht.

Zwar mischt sich Viveka nicht aktiv in die Ermittlungen ein, eigentlich finden – bis auf einige Bemerkungen zur Polizistin Pernilla Kron – gar keine Ermittlungen statt, aber sie beginnt sich umzuhören und auf kleine Dinge zu achten. Dass das Kirchenbuch verschwunden ist, ist ebenfalls verdächtig. Die älteren Gemeindemitglieder scheinen alle ein Geheimnis aus der Vergangenheit zu schützen und jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen. Oft scheint ein Vater-Sohn/Tochter Konflikt dafür verantwortlich zu sein.

Die Geschichte kommt eher verhalten und melancholisch daher. Viveka scheint mir kurz vor dem Burn Out zu stehen. Auch in ihrer Ehe wirkt sie nicht mehr recht glücklich. Aber ihr Beruf ist ihr wichtig und ihr Lebensinhalt und so schafft sie es auch nicht, eine berufliche Distanz zu wahren.

Es scheint, dass die skandinavische Düsternis auch in eigentlich humorvoll gedachten Krimis durchschlägt.

Schade, die Idee der Handlung hätte mehr hergegeben.


Veröffentlicht am 26.07.2019

Nur zum Teil gelungen

Die Gärten von Monte Spina
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Nach dem tödlichen Unfall ihres Mannes hat Toni jede Lebenslust verloren. Nur die Arbeit in ihren geliebten Gärten kann für kurze Zeit das Gefühl von Trauer und Schuld überdecken. Sie hat deshalb ihr Zuhause ...

Nach dem tödlichen Unfall ihres Mannes hat Toni jede Lebenslust verloren. Nur die Arbeit in ihren geliebten Gärten kann für kurze Zeit das Gefühl von Trauer und Schuld überdecken. Sie hat deshalb ihr Zuhause verlassen und arbeitet nun als Gärtnerin in den berühmten Gärten von Beaulieu House in England. Ihr Bereich ist der Schattengarten, dort fühlt sie sich inmitten von riesigen Hortensien geborgen.

Doch dann bietet sich ihr eine berufliche Chance, sie soll den verwilderten Garten von Monte Spina auf Lanzarote betreuen. Das Anwesen gehört dem geheimnisvollen Max Bror und so schön die Umgebung ist, so seltsam sind die Anforderungen. Bror scheint ein unwahrscheinlich reicher, aber fordernder Arbeitgeber zu sein. Kein Wunder, dass es ihre Vorgänger nie lange ausgehalten haben.
Was für ein seltsamer Roman! Wann immer die Autorin Gärten und Pflanzen und die Arbeit von Toni beschreibt, gelingen ihr wunderschöne Abschnitte. Sie kann dann mit Worten Bilder malen. Aber die Rahmenhandlung um Toni und den arroganten Max ist mir einfach zu holzschnittartig und zu vorhersehbar.

Die kleine Gärtnerin bringt den harten Geschäftsmann zum Umdenken und ohne an sich zu denken, zerfließt sie vor Menschenliebe. Ganz egal, welche Beleidigungen und Kränkungen ihr Bror an den Kopf wirft. Da wird angedeutet, dass Bror illegale Geschäfte macht und nicht ganz ungefährlich lebt, da wird seine traurige Kindheit thematisiert und natürlich muss sich Toni mit Haut und Haaren verlieben. Das Ende ist dann ebenfalls Dramatik pur und trotzdem darf es ein Happy End geben.

Ich finde das Buch nicht gelungen und das ist schade, denn dass die Autorin erzählen kann, beweisen die Gartenszenen. Aber das ganze Liebes- und Beziehungsgedöns sind gründlich missglückt. Übrigens auch die weiteren Figuren, die schnippische Sekretärin, die aufopferungsvolle Hausdame usw viel zu plakativ geraten.

Schade, der wunderschöne Schutzumschlag hat mehr versprochen.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Mord vor dem Zelt

Müritz, Mord und Mückenstich
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Friedas Zeiten als investigative Journalistin sind schon lange vorbei. Inzwischen ist sie bei einem eher drittklassigen Frauenblatt gelandet und ihren Urlaub verbringt sie zu ihrem Leidwesen auf dem Campingplatz. ...

Friedas Zeiten als investigative Journalistin sind schon lange vorbei. Inzwischen ist sie bei einem eher drittklassigen Frauenblatt gelandet und ihren Urlaub verbringt sie zu ihrem Leidwesen auf dem Campingplatz. Camping ist nicht unbedingt ihr Ding, aber ihre zwei Kinder und ihr Mann fühlen sich auf dem Platz heimisch und außerdem ist Frieda wieder schwanger, da ist ein Urlaub in der Heimat nicht schlecht.
Aber dass sie am frühen Morgen eine Leiche in ihrer Hängematte findet, das geht dann doch zu weit. Weil Arzt von Polizei nach Augenschein gleich auf das übliche Herzversagen tippen, fühlt sich Frieda zur Ermittlerin berufen. Es gibt ihrer Meinung nach eine Menge Dinge, die bei diesem Todesfall nicht zusammenpassen.

Soweit die kurze Inhaltsbeschreibung. Ich habe mir diesen Krimi besorgt, weil ich jede Menge sehr positiver Kritiken gelesen hatte und neugierig auf die Landschaft um die Müritz war. Außerdem bin ich bei Debütromanen immer sehr neugierig auf die Autoren.
Der Humor dieses Krimis war nicht der meine. Ich fand ich Situationen eher platt als witzig und Frieda ging mir mit ihrem unablässigen Appetit und ihren Ticks eher auf die Nerven. Auch fand ich die Sprache nicht sonderlich schön, ich habe ja nichts gegen gelegentliche Ausflüge in die Umgangssprache, aber ein ganzes Buch in diesem Stil muss es wirklich nicht sein.

Gelungen war die Campingplatz Atmosphäre, sie war genau so beschrieben, wie ich mir ein Leben in Zelt und Wohnwagen in abgezirkelten Parzellen vorstelle. Die Rezepte für Campingküche am Ende des Buches sind ein nette Zugabe.