Profilbild von buecher_heldin

buecher_heldin

Lesejury Profi
offline

buecher_heldin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit buecher_heldin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2017

Was wirklich zählt im Leben

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
0

Walerian wächst bei seinen Großeltern in Polen auf, als seine Mutter ihn plötzlich im Alter von 12 Jahren aus dieser Welt entreißt und ihn nach Wien entführt. „Entwurzelt“ und in einem ihm unbekannten ...

Walerian wächst bei seinen Großeltern in Polen auf, als seine Mutter ihn plötzlich im Alter von 12 Jahren aus dieser Welt entreißt und ihn nach Wien entführt. „Entwurzelt“ und in einem ihm unbekannten Land, ohne Freunde, lernt er nur mühsam Deutsch auf der Hilfsschule und begegnet bei vielen Gelegenheitssjobs unterschiedlichen Typen und Wiener-Mentalitäten, die sein Leben prägen. Später auf der Handelsschule glänzt er vor allem durch Abwesenheit und wird schließlich von der Schule geschmissen und von seiner Mutter vor die Tür gesetzt. Walerian nimmt sein Leben und sein Glück in die Hand, lebt in einer Souterrain-Wohnung mit einem riesigen Schimmelpilz, den er fasziniert beim Wachsen beobachtet, und verdient sich zuerst als Würstchen-Verkäufer und später als Heizungsableser seinen Unterhalt. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und einer Identität, aber vor allem nach einer Heimat, lernt Walerian, dass es die kleinen Dinge im Leben sind, die glücklich machen.

Radek Knapp beschreibt in einer ironisch-überhöhten Art, unaufgeregt und kurzweilig die Geschichte eines Mannes auf der Suche nach einer Heimat. Ein auf den ersten Blick ernstes Thema, greift es doch auch aktuelle Themen auf, die so mancher Emigrant mit sich herumträgt, der hier eine neue Heimat sucht. Die Geschichte ist mit 123 Seiten recht kurz gehalten und liest sich mit einem erfrischenden Schreibstil auch schnell und sehr flüssig. Der Autor beweist eine ziemlich gute Beobachtungsgabe und Selbstironie, ja an manchen Stellen sogar kindliche Naivität, die sich in der Figur des Walerian manifestiert und sich auf ihn zentriert. Die anderen handelnden Figuren bleiben in ihrer Motivation und ihren persönlichen Biographien weitgehend Randfiguren, was ich persönlich sehr schade finde und dadurch aus meiner Sicht die ganze Geschichte auch abflachen lässt. Manche Beschreibungen der Personen kamen mir zudem ein wenig stereotypisch bzw. klischeehaft daher. Auch Walerian wirkte auf mich streckenweise nicht so richtig greifbar. Was für mich allerdings ein klares Manko ist, ist das abrupte Ende der Geschichte. Als Leser habe ich mich persönlich einfach aus der „Geschichte geworfen gefühlt“. Aber vielleicht ist es auch ein Stilmittel, dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich hier einen eigenen Ausgang der Geschichte zu überlegen. Mein Stil ist es leider nicht. Dennoch konnte mich der Autor auch an vielen Stellen zum Lachen bringen, weil er Situationen beschreibt, die absurder nicht sein können. Im Kern trägt das Buch aber auch eine ernste Botschaft. Denn es sind manchmal die kleinen Situationen im Leben, die glücklich machen und einem das Gefühl von Heimat geben. Und um das zu vermitteln, braucht es keinen ausufernden Roman.

Fazit: Eine kurzweilige, humorvolle Geschichte mit kleinen Mankos über die vielen Dinge im Leben, die wirklich wichtig sind.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Das Böse unter der Sonne?

Gefährliche Ernte
0

An der malerischen Cote Vermeille, wo andere Urlaub machen, führt Delikatessen-Händler und Kleinganove Perez ein beschauliches Leben. Doch das endet abrupt, als seine geliebte Tochter ihm verkündet einen ...

An der malerischen Cote Vermeille, wo andere Urlaub machen, führt Delikatessen-Händler und Kleinganove Perez ein beschauliches Leben. Doch das endet abrupt, als seine geliebte Tochter ihm verkündet einen Mann heiraten zu wollen, der so rein gar nicht nach Perez Geschmack ist. Zu allem Unglück entdeckt die Polizei in den Weinbergen seines Vaters einen toten Marokkaner, den Perez nur allzu gut kennt. Perez hat alle Hände voll zu tun, die Polizei vom Geheimnis seines berühmten Creus-Weins abzulenken, das in Verbindung mit dem Toten zu stehen scheint. Doch Perez wäre ein schlechter Freizeit-Detektiv, wenn er nicht selbst versucht den Fall zu lösen. Dabei kommt er den dubiösen Machenschaften eines regionalen Politikers des Front National auf die Spur und muss sich durch ein Gespinst von Lügen, Drogen, Flüchtlingen und einer familiären Tragödie kämpfen.

Ich bin ein großer Fan von Krimis mit Lokalkolorit und daher war ich besonders gespannt auf diesen Roman, da er doch in einer Region spielt, die ich bis dato noch nicht kannte. Ich war begeistert. Denn von der ersten Seite an, konnte ich mir die Landschaft der Cote Vermeille und die Menschen mit ihren Eigenarten sehr gut vor meinem inneren Auge vorstellen. Dem Autor gelingt es besonders mit Perez eine Figur zu schaffen, die durch einen doch sehr verschrobenen, teils auf seinen eigenen Vorteil bedachten Charakter auffällt. Auf der anderen Seite aber wieder ein sehr liebenswürdiger Freund und Familienmensch ist, dem man irgendwann nicht mehr böse sein kann – ja, ihn sogar mit einem Augenzwinkern liebgewinnt. Überhaupt hat mich der Charakter sehr an Miss Marple oder Hercule Poirot erinnert, wenn diese auch nicht durch kleinkriminelle Tätigkeiten aufgefallen sind. Nichts desto trotz entspinnt sich eine Geschichte, die schnell an Fahrt aufnimmt, und mit dem aktuellen Thema der Flüchtlingskrise und dem stärker werdenden Front National ein sehr aktuelles Thema in Frankreich aufgreift. Die polizeilichen Ermittlungen treten vor Perez eigenen Ermittlungen in einem Nachtclub in Perpignan oder in einem Flüchtlingsheim vollständig zurück. Was aber der Geschichte gut tut und den Leser eher auf Perez konzentrieren lässt. Allerdings wirkt sie dadurch auch etwas eindimensional. Insgesamt ist der Schreibstil sehr flüssig und locker. Am Anfang dauert es etwas, bis der Leser in der Geschichte ankommt, aber mit den Ermittlungen von Perez geht es zügig Schlag auf Schlag.
Ich werde bestimmt auch den ersten Romans des Autors lesen, zumal ich es liebe in dem Flair Südfrankreichs beim Lesen zu versinken. Mit dem vielschichtigen Charakter von Perez mit seinen Ecken und Kanten ist auf jeden Fall ein liebevoll gezeichneter Hobby-Ermittler vorhanden, der auch in Zukunft bestimmt den einen oder anderen spannenden Fall lösen wird.

Mein Fazit: Mit kleinen Abstrichen ein gut erzählter Krimi mit wunderbarem Lokalkolorit und einem kantigen Privatermittler. Ein Muss für Südfrankreich-Fans.

Veröffentlicht am 23.05.2020

Abschluss mit wenig Glanz

Glanz der Ferne
0

Wenn man Iny Lorentz auf dem Cover liest, erwartet man spannende historische Geschichten mit starken Charakteren vor der Kulisse ereignisreicher Epochen. So auch hier: Glanz der Ferne ist der Abschluss ...

Wenn man Iny Lorentz auf dem Cover liest, erwartet man spannende historische Geschichten mit starken Charakteren vor der Kulisse ereignisreicher Epochen. So auch hier: Glanz der Ferne ist der Abschluss einer dreiteiligen Familiensaga um die Fabrikantenfamilie von Hartung. Leider kenne nicht die beiden ersten Romane, was mich aber bei der Lektüre dieses dritten Teils nicht gestört hat, denn ich konnte gut in die Geschichte starten.
Im Zentrum der Geschichte, die sich über einen Zeitraum von drei Jahren erstreckt, steht eine neue Generation der von Hartungs. Therese von Hartung mittlerweile Matriarchin eines Familienclans schaut besorgt auf die aktuellen Entwicklungen. Ihr Sohn Theodor ist erfolgreicher Tuchfabrikant, hat aber zunehmend Probleme geschäftlich Fuß zu fassen. Denn unter fadenscheinigen Begründungen werden Preise gedrückt. Wer hinter all den Problemen steht, bleibt lange unklar. Während dessen macht Thereses Lieblingsenkeltochter Victoria von Gentzsch kein leichtes Leben durch. Verschmäht von der eigenen Familie und ihrer Stiefmutter wird Victoria eher unfreiwillig zum Zielobjekt einer böswilligen Intrige gegen die Familie von Hartung. Victoria muss mit ansehen, wie ihr Ruf geschädigt wird. Am Ende muss sie in einem dramatischen Finale um ihr Glück und ihre Zukunft kämpfen…
Im Grunde würde es ausreichen, wenn man den Klappentext auf der Rückseite des Romas liest, denn er fast so ziemlich die Handlung zusammen, die mich als Leser erwartet hat. Ich hatte mir aufgrund der renommierten Autoren, und da ich auch andere Romane kenne, erhofft, einen äußerst spannenden und abwechslungsreichen Roman zu lesen. Leider – und das muss ich jetzt nach der Lektüre resümieren – trifft das nicht auf das Finale dieser Trilogie zu. Kurzum: Die Geschichte konnte mich leider nicht überzeugen oder fesseln. Sie ließ mich persönlich eher etwas zwiegespalten zurück. Das hat mehrere Gründe: Positiv ist zum einen das Cover, das wirklich ansprechend gestaltet ist und schon erahnen lässt, dass es eine dramatische Geschichte mit einer Frauenfigur im Zentrum werden wird. Zum anderen ist der Schreibstil wirklich angenehm und flüssig. Ich kam schnell in die Geschichte hinein, ohne dass man die Vorgeschichte detailliert kennen muss. Allerdings wirkt er im Vergleich mit anderen Romanen irgendwann auch sehr „einfach“ und „flach“. Und irgendwann habe ich den Anspruch vermisst, aber das ist nur mein persönlicher Leseeindruck. Auf der anderen Seite spricht für die Geschichte, dass es eine schöne Familiengeschichte ist, in der es um Zusammenhalt, Liebe und auch Treue geht, die bis zur letzten Konsequenz verfolgt wird. Wer das mag, wird die Geschichte auf jeden Fall lieben.
Auf mich wirkte die Geschichte teilweise zu „gewollt“ konstruiert. Zwar wird dem Leser in den Bemerkungen der Autoren am Schluss erläutert, dass es tatsächlich Ende des 19. Jahrhunderts in der deutschen Gesellschaft zu skandalösen Ausschweifungen und Orgien gekommen ist, die auch zum wesentlichen Baustein in dieser Geschichte werden. Allerdings erschienen mir dann doch die Ereignisse als zu offensichtlich herbeigeführt. Es wird viel zu schnell klar, wer derjenige ist, der seinen Rachefeldzug gegen die Familie von Hartung plant und warum. Das Ganze hat aus meiner Sicht der Spannung nicht gutgetan, weil ich als Leser ständig wusste, was kommt oder es zumindest erahnen konnte. Das dramatische Finale ist dann der einzige Höhepunkt, den man so nicht kommen sieht. Aber auch da gelingt es den Charakteren augenscheinlich sehr unkompliziert und locker aus dem Malheur wieder herauszukommen. Ja, man nimmt sich sogar Zeit, um noch ein Familienfest zu feiern, obwohl die Ereignisse sich dramatisch zu entwickeln drohen. Mein Eindruck: Das war zu einfach. Potenziale einer spannenden, verwickelten Geschichte wurden hier leider verschenkt. Auch hätte ich mir gewünscht, dass man das Thema der geschäftspolitischen Intrigen gegen die Tuchfabrik der Familie von Hartung etwas intensiver beleuchtet. Doch das wurde zu schnell gelöst.
Auch die Charaktere sind für mich nicht alle durchgehend glaubwürdig und authentisch. Reinhold z.B. hätte ein spannender Gegenpart zu Victoria werden können, stattdessen wirkte er auf mich auf weite Strecken zu zaudernd, zu schwach und irgendwie immer uneinig mit seinen eigenen Vorstellungen. Hinzu kommen fortlaufende inhaltliche Wiederholungen von Themen, die dem Leser irgendwann eigentlich klar sein müssten, z.B. muss nicht ständig gesagt werden, warum Vicky von ihrer eigenen Familie gehasst wird, auch sie selbst muss es sich nicht immer wieder ins Gedächtnis rufen. Reinhold muss sich nicht ständig in Erinnerung rufen, warum er bei seinem Onkel Wolfgang von Tiedern nicht leben kann und dessen Lebensstil abstoßend findet. Auch bei Therese muss man nicht ständig lesen, warum sie Vicky mehr als alle anderen Enkel und Enkelinnen liebt. Der Autor darf voraussetzen, dass ein Leser sein Buch aufmerksam liest und auch bestimmte Zusammenhänge versteht, die für den Verlauf der Geschichte und die Entwicklung der Charaktere entscheiden sind. Aus meiner Sicht war das nicht nötig.
Am Schluss sehe ich mit gemischten Eindrücken auf eine vollgepackte Familiengeschichte, die durchaus viele spannende Momente und Akzente hat, aber dennoch an manchen entscheidenden Stellen zu offensichtlich konstruiert wirkt. Wer eine unterhaltsame Geschichte vor historischem Ambiente lesen möchte, die mit Herzschmerz und Intrigen aufwartet, wird mit „Glanz der Ferne“ voll auf seine Kosten kommen. Mich konnte die Geschichte leider nicht gewinnen.
Mein Fazit: Unterhaltsamer Abschluss einer historischen Familientrilogie, der aus meiner Sicht deutlich unter dem erwarteten Potenzial geblieben ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2019

Emotional - aber durchschaubar

Das Haus der Sehnsucht
0

Michelle ist eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin, die ein unabhängiges Leben führt und von ihrer Lektorin Clare bei ihrem Erfolg unterstützt wird. Eines Tages lernt sie Clare's Ehemann Alexander kennen. ...

Michelle ist eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin, die ein unabhängiges Leben führt und von ihrer Lektorin Clare bei ihrem Erfolg unterstützt wird. Eines Tages lernt sie Clare's Ehemann Alexander kennen. Es kommt, wie es kommen muss: beide fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen und beginnen bald darauf eine verbotene Affäre. Allerdings ist Alexanders Ehe nicht problemfrei. Clare leidet nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes unter Depressionen. Und so schwanken beide zwischen Freundschaft und Liebe zu Clare, sowie zu ihren eigenen Gefühlen füreinander hin und her. Michelle muss bald darauf eine schicksalhafte Entscheidung treffen und verlässt die Stadt, um an einem idyllischen Haus am See ihr neues Glück zu suchen...

Ich zähle sicherlich nicht zu den Leserinnen, die mit Begeisterung Liebesromane lesen. Ich bin immer etwas skeptisch, wenn ich dieses Genre rezensiere. Jedoch fand ich insgesamt das Setting der Geschichte und die Entwicklung der handelnden Charaktere gut gelungen. Auch wenn ich mich nicht so richtig mit der doch leicht vorhersehbaren Handlung und der meiner Meinung nach doch etwas oberflächlich-fluffigen Erzählweise der Autorin anfreunden konnte. Denn das immer wieder gleiche Muster, "zwei Menschen, die erst auf Umwegen zueinander finden", findet sich doch nur allzu oft in der einschlägigen Literatur wieder. Und so war ich am Ende auch irgendwie froh, dass die Geschichte doch zu einem guten Ende gefunden hat. Romina Gold schreibt gefühlvoll und glaubhaft - aber auch eine solide konstruierte Geschichte, die zum Glück mit wenig Kitsch und Klischees auskommt. Sie versucht dabei authentische Figuren zu schaffen, die mit inneren Konflikten zu kämpfen haben und mit denen sich jeder auf seine Art identifizieren kann. Auch greift sie das gesellschaftliches Tabu-Thema Depression in der Geschichte auf, ohne dabei mit dem berühmten Zeigefinger zu drohen oder den Leser mit einer Fragestellung zurückzulassen. Sehr gefallen hat mir die Kulisse des Haus am See, das ich mir beim Lesen sehr gut bildhaft vorstellen konnte. Letztlich war es doch eine solide, emotionale Liebesgeschichte nach bekanntem Strickmuster. Ideal für jeden Lesefan romantischer Frauenliteratur.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Leichte Sommerliebe mit wenig Tiefgang

Sommertage auf Capri (Capri 1)
0

Eigentlich wäre Velia's Leben fast perfekt. Wenn sie nicht in einer Fernbeziehung stecken würde. Die Pendelei macht ihr zu schaffen. Und zu allem Überdruss ist sie sich nicht mehr sicher, ob die Beziehung ...

Eigentlich wäre Velia's Leben fast perfekt. Wenn sie nicht in einer Fernbeziehung stecken würde. Die Pendelei macht ihr zu schaffen. Und zu allem Überdruss ist sie sich nicht mehr sicher, ob die Beziehung zum Niklas noch das Richtige für sie ist. Da kommt ihr nach ihrer Rückkehr nach Neapel der Anruf ihrer Tante aus Capri sehr gelegen. Kurzerhand steigt sie aus Aushilfskraft im Schuhgeschäft von Ennio auf Capri ein. … Und verliebt sich.

Zunächst einmal muss ich wieder die Covergestaltung loben. Das urlaubliche Flair hat mich sofort angesprochen und da ich Capri kenne, fühlte ich mich umgehend an diesen tollen Ort versetzt und konnte förmlich durch die Gassen von Capri schlendern. Genau das macht für mich den Charme des Romans aus, der im Kern eigentlich „nur“ eine sommerlich, leichte Liebesgeschichte ist, wie man sie allzuoft zu lesen bekommt. Und das war für mich auch ein bisschen der Knackpunkt. Velia ist mir als Hauptcharakter sehr sympathisch. Sie ist humorvoll, ein wenig eigensinnig, vielleicht auch leicht „verrückt“. Aber der Autorin gelingt es auch mit den anderen handelnden Personen durchgehend glaubwürdige und sympathische Charaktere zu schaffen. Besonders die Geschichte von Ennios Schulfreundin Mariasole, deren größter Traum es ist eine Karriere als Sängerin zu starten – alles für ihren kleinen Sohn - oder die emotionale Geschichte von Ennios demenzkranken Onkel, sind echte kleine Highlights. Hinzu kommt der lockere Schreibstil der Autorin, der es mir leicht gemacht hat, mich schnell auf die Geschichte einzulassen. Allerdings muss ich auch ein paar Abstriche machen. Denn ich hätte mir durchaus gewünscht, mehr über die geheimnisvolle Liebesgeschichte von Ennios Onkel zu erfahren. Es fühlte sich für mich immer wie ein kleiner Störfaktor beim Lesen an bzw. konnte ich zu Anfang nicht nachvollziehen, was es mit den kurzen Passagen auf sich hat. Auch endet für meinen Geschmack die Geschichte zu abrupt. Ich hatte den Eindruck, dass die Geschichte nicht richtig zu Ende erzählt wurde – so als hätte diese jetzt unbedingt beendet werden müssen. Auch die sich anbahnende Liebelei zwischen Niklas und Mariasole erschien mir aufgrund der Schnelligkeit ein klein wenig unglaubwürdig. Schade eigentlich, denn im Grunde hat die Autorin hier durchaus eine sommerlich-romantische und solide Liebesgeschichte für Freunde dieses Genres abgeliefert. Für mich hat es leider nicht für die volle Punktzahl gereicht.