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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2019

Weimar 1918 - Beginn einer neuen Zeitrechnung

Amalientöchter
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Dezember 1918, der furchtbare Krieg ist endlich vorbei. Eine Mischung aus Hoffnung und Energie liegt in der Luft.
Auch die junge Klara, aufgewachsen als brave Tochter einer kaisertreuen Familie, spürt ...

Dezember 1918, der furchtbare Krieg ist endlich vorbei. Eine Mischung aus Hoffnung und Energie liegt in der Luft.
Auch die junge Klara, aufgewachsen als brave Tochter einer kaisertreuen Familie, spürt diesen Hunger nach dem Leben in sich.
Als es ihre Jugendliebe Fritz vom beschaulichen Weimar in die aufregende Hauptstadt Berlin zieht, da ist ihr klar - auch sie muss dorthin!
Ganz allein reist Klara ihrem Fritz hinterher und findet sich in einer komplett neuen Welt wieder. Ist sie zuerst noch das eher naive Mädchen "vom Lande", verändert Klara sich sehr schnell.
So viele neue Eindrücke verändern in kürzester Zeit ihr komplettes Weltbild.
Aus der Tochter aus gutem Hause, deren Zukunft ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbestimmt zu sein schien, wird eine selbstbewusste Frau, die immer deutlicher erkennt - Gleichberechtigung und Selbstbestimmung als Frau, das sind die Werte, für die auch sie einstehen will!

Auch wenn der Zeitrahmen der Handlung nur ein paar Monate umfasst, schafft es die Autorin literarisch eine ganze Welt entstehen zu lassen.
Man meint beim lesen fast die Spannung dieser Zeit zu spüren, als die Menschen in Deutschland dabei waren sich eine neue Zukunft zu erschaffen!
Die einzelnen politischen Ströme, die unterschiedlichen Meinungen und Wertevorstellungen werden durch unterschiedliche Protagonisten sehr gut dargestellt und vermittelt!
Die Beschreibung der ersten Versammlung in Weimar, der Beginn unserer Verfassung, die (Neu-)Geburt unseres Landes, hat mich extrem fasziniert!
Die verschiedenen Protagonisten vermitteln perfekt die Stimmung im Land und kamen mir dadurch sehr realistisch vor.
Auch die Einflechtung von historischen Personen ist in meinen Augen hervorragend gelungen.
Die Entwicklung von Klara war interessant zu lesen. Ich hatte irgendwie den Eindruck, die Geschehnisse in Berlin haben sie nicht wirklich verändert, sondern eher die "wahre" Klara geweckt! Genauso so, wie Deutschland aus der Vergangenheit "erweckt" worden ist.
Das (halb-)offene Ende passt perfekt als Sinnbild für die neue, offene Zukunft des Landes. Die ersten Schritte sind getan, aber es ist ein noch weiter Weg zu gehen....
Einziger Kritikpunkt: Max und die entstehende Liebesgeschichte konnte mich nicht komplett überzeugen.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Erster Teil einer Trilogie

Aufbruch in ein neues Leben
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Mit "Aufbruch in ein neues Leben" hat Linda Winterberg den ersten Teil einer historischen Trilogie vorgelegt. 
Im Mittelpunkt stehen drei junge Frauen in Berlin, die unterschiedlicher kaum sein könnten:
Luise, ...

Mit "Aufbruch in ein neues Leben" hat Linda Winterberg den ersten Teil einer historischen Trilogie vorgelegt. 
Im Mittelpunkt stehen drei junge Frauen in Berlin, die unterschiedlicher kaum sein könnten:
Luise, die ihre geliebte Oma und die Heimat in Ostpreußen verlässt um in deren Fußstapfen als Dorfhebamme zu treten.
Edith, Tochter aus reichem Hause, die gegen den Willen der Eltern die Ausbildung zur Hebamme beginnt.
Margot, das Arbeiterkind, die sich erhofft mit dem Verdienst als ausgebildete Hebamme ihrer alleinerziehenden Mutter finanziell unter die Arme greifen zu können.
Aber bei allen Unterschieden eint sie etwas ganz entscheidendes: Der unbedingte Wunsch schwangeren Frauen bei der Geburt beizustehen und Kinder auf die Welt zu holen! So werden Sie in kürzester Zeit enge Freundinnen, die so manche schwierige Situation meistern müssen!

Die Geschichte spielt im (wie wir heute wissen) letzten Kriegsjahr des 1. Weltkrieges.
Die Menschen hungern, frieren und sehnen sich nach Frieden!
Immer wieder werden die unsäglichen Umstände beschrieben, unter denen die Ärmsten in der Bevölkerung leben und leiden mussten!

Die Handlung strebt nicht einem Höhepunkt oder einem Finale entgegen.
Eher wird sehr realistisch und gleichzeitig empathisch der Alltag in der Klinik zwischen Hoffnung und Elend beschrieben.
Ungewollte Schwangerschaften, Unterernährung und Säuglingssterblichkeit sind genauso Thema wie gut verlaufendende Geburten und glückliche Mütter!

Man ist jederzeit an der Seite der drei Freundinnen und erlebt neben ihrer Tätigkeit in der Klinik auch deren privaten Momente mit.
Ihre Sorgen und Nöte ihre Familien betreffend, wie auch die verschiedenen großen und kleinen Glücksmomente!

Der Schreibstil von Linda Winterberg ist wie immer sehr einnehmed und so liest sich das Buch sehr angenehm. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 26.06.2019

Einfach magisch!

Eine Liebe zwischen den Zeiten
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Die in England lebende Lea erbt völlig überraschend von ihrer deutschen Großmutter ein Haus in Braunschweig. Spontan beschließt sie zwar es sich anzusehen, dann aber doch schnellstmöglich zu verkaufen.
Das ...

Die in England lebende Lea erbt völlig überraschend von ihrer deutschen Großmutter ein Haus in Braunschweig. Spontan beschließt sie zwar es sich anzusehen, dann aber doch schnellstmöglich zu verkaufen.
Das Haus ist ziemlich heruntergekommen, aber unglaublich schön und liebevoll eingerichtet.
Zufällig findet sie während des Hausputzes eine Art Zeitfenster, das es ihr ermöglicht in das Jahr 1938 zu
reisen.
Dort angekommen stellt Lea fest, das Haus und die antiken Möbel gehören einem jüdischen Arzt.

Carl, ein alter Freund ihres verstorbenen Vaters, kann Lea davon überzeugen, dass sie nicht verrückt wird und unterstützt sie dabei, Daniel, dessen Tochter Miriam, sowie die Enkelin Maxi zu retten.
Denn Lea weiß, die Progromnacht der Nazis steht unmittelbar vor der Tür und die kleine Familie ist in Gefahr!
Zum Glück kann Lea zwischen den Zeiten hin und her springen, lediglich die Mitnahme von Gegenständen ist eine Einbahnstraße.
Die Erklärungen in diesem Zusammenhang sind nie komplett unglaubwürdig, scheinen sogar logisch!

Im Mittelpunkt steht die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Lea und Daniel.
Eine Liebe ohne Zukunft, denn Daniel ahnt nicht einmal etwas von Leas Doppelleben!
Aber auch Miriam und die kleine Maxi haben sofort mein Herz erobert.
Als Lea erkennt, ihr Großvater war ein überzeugter Nazi, ihre Großmutter eine charakterschwache Frau, ahnt man, wie die Großeltern wohl an das Haus gekommen sind....

Die Beschreibung des Alltags klammern die politischen Umstände, zumindest im Detail, öfter aus. Das habe ich für den Fortgang der Geschichte nicht als schwierig empfunden, denn der Fokus der Handlung lag eher darauf, wie Lea versucht ihre eigene "Vergangenheit", die ja in der Zukunft liegt, zu verschleiern, um die Familie vor deren Zukunft, die für Lea Vergangenheit ist, zu warnen, bzw. zu retten.

Mich hat das Buch richtig begeistert, ich habe von Beginn an mitgefiebert!
Und immer habe ich mich gefragt, kann Lea die Vergangenheit ändern - und kann es ein Happy-End für Lea und Daniel überhaupt geben?
Und wenn nicht - wird die Familie den Holocaust überleben?
Die Richtung der Handlung war dann zwar irgendwann absehbar, trotzdem gab es noch eine kleine Überraschung und ein versöhnliches Ende!

Veröffentlicht am 26.05.2019

Lisette und die Provence

Lisette und das Geheimnis der Maler
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Lisette folgt 1937 ihrem Mann André aus der pulsierenden Stadt Paris in die, in ihren Augen, langweilige Provinz. Auch auf eine sich abzeichnende berufliche Chance in ihrem Traumberuf verzichtet sie aus ...

Lisette folgt 1937 ihrem Mann André aus der pulsierenden Stadt Paris in die, in ihren Augen, langweilige Provinz. Auch auf eine sich abzeichnende berufliche Chance in ihrem Traumberuf verzichtet sie aus Liebe zu ihm.
Doch die Provence, der sie zu Beginn ihres Aufenthaltes so gar nichts abgewinnen kann, erobert ganz langsam ihr Herz.
Als jedoch zuerst Andrés Großvater Pascal stirbt, den sie mittlerweile wir einen eigen liebt, und dann auch noch André selbst, ist sie plötzlich allein. Doch die Bewohner der kleinen Stadt Roussillon nehmen Lisette in ihrer Mitte auf und geben ihr eine neue Heimat. Und sie hat eine Aufgabe: André hatte Pascals Gemäldesammlung vor den herannahenden deutschen Soldaten versteckt. Und diese will sie nach Kriegsende unbedingt wiederfinden. Dies scheint schwieriger als gedacht.

Der Schreibstil in dieser Geschichte ist sehr ruhig, aber trotzdem gleichzeitig fesselnd.
Die Beschreibungen der Landschaften der Provence sind sehr bildhaft - und werden durch die Beschreibungen der Bilder noch verstärkt. Wenn man schon einmal Bilder von Cezanne und Pisarro gesehen hat, kann man sich deren hier erwähnten (fiktiven) Werke direkt vorstellen.
Mir hat gefallen, dass Lisette auf Bella und Marc Chagall trifft. Diese beiden historischen Personen kommen einem hier ganz nah.
Das Leben in Roussillon geht natürlich auch während des Krieges weiter, der Verlauf des Krieges steht in der Handlung jedoch nicht im Vordergrund. Dies habe ich nicht als unpassend empfunden.
Ähnlich einem Fluß folgt man der Protagonisten im Laufe der Geschichte und nimmt an deren Leben teil.
Lisette ist eine sympathische und starke Frau, die sich im Laufe der Jahre ganz langsam und unbemerkt verändert. Ich hatte das Gefühl mitzuerleben, wie sie langsam zu sich selbst findet.
Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz. Und ihre Liebe zur neuen Heimat verliert Lisette wohl nie mehr...

Die im Anhang aufgeführten Informationen zu den im Buch erwähnten Künstler runden die Geschichte perfekt ab.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Anders als erwartet

Ein Sommerhaus in Cornwall
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Pippa, die sympathische Hauptperson, muss sich seit dem Tod der Eltern mit ihren 21 Jahren um ihre vier Geschwister kümmern.
Und dies schafft sie nur mit einer fast übermenschlichen Stärke!
Der 18 jährige ...

Pippa, die sympathische Hauptperson, muss sich seit dem Tod der Eltern mit ihren 21 Jahren um ihre vier Geschwister kümmern.
Und dies schafft sie nur mit einer fast übermenschlichen Stärke!
Der 18 jährige Patrick ist permanent in irgendwelchen Schwierigkeiten. Auch die Zwillinge Daisy und Lily sind mit ihren 9 Jahren recht anstrengend und der 3jährige Scotty ist nicht immer nur ein Sonnenschein. Ganz nebenbei führt sie auf der ehemaligen Farm der Eltern ein paar mietbare Cottages. Dazu diverse Tiere, die versorgt werden wollen, kleinere Reparaturen, der Haushalt, Überwachen der Hausaufgaben und immer wieder Kontrollen des Jugendamtes. Pippa steht immer unter Strom, für ein eigenes Leben hat sie keine Zeit!
Als Ben in ihr Leben tritt ist für einen Mann in ihrem Leben eigentlich kein Platz. Und doch ist da von Anfang an etwas besonderes an ihm.
Ben selbst sucht nach Problemen in der Vergangenheit einen ruhigen Platz um sich einfach etwas von der Welt zurückzuziehen.
Aber Pippa und ihre chaotische Familie werden plötzlich zu einem Teil von ihm. Dabei hatte er ganz andere Pläne.
Aber einfach ist nichts auf dieser Farm, in dieser Familie, in diesem Leben. Und jeder Tag bringt neue Aufregungen und auch neue Schwierigkeiten.
Was wollen Pippa und Ben wirklich? Haben sie überhaupt eine Chance?

Titel und Cover lassen einen leichten Sommerroman erwarten.
Aber diese Geschichte ist tatsächlich anspruchsvoller als erwartet.
Pippa, die sehr schnell erwachsen werden musste, ist eine unglaublich starke junge Frau, die sich allen Widrigkeiten mutig entgegen stellt.
Die täglichen Kämpfe, die emotionale Achterbahn, die Pippas Alltag bestimmen, sind sehr eindringlich dargestellt. Man möchte sie manchmal einfach in die Arme nehmen und ihr Mut zusprechen!
Aber unter ihrer nach außen harten Schale steckt nicht nur ein weicher Kern, sondern auch und vor allem ein sensibles junges Mädchen, das sich nach Liebe sehnt.
Mit Ben taucht ein Mann in ihrem Leben auf, der ganz neue Gefühle in ihr weckt. Auch scheint plötzlich manches viel leichter und einfacher.
Aber Ben hat sein eigenes Päckchen zu tragen.
Und wie die zwei Königskinder scheinen sie nicht zueinander zu finden. Denn für beide war Liebe nicht vorgesehen im jeweiligen Plan für die Zukunft....

Ich habe Pippa von Anfang an ins Herz geschlossen. Trotz ihrer burschikosen Art ist sie einfach unglaublich liebenswert. Wie sie den Alltag mit ihren Geschwistern stemmt, und ihnen die Eltern ersetzt um sie vor einem Heim zu schützen, das verdient größten Respekt.
Seit 2 Jahren auf sich gestellt, muss sie erst langsam lernen Hilfe anzunehmen, Vertrauen aufzubauen und Gefühle zuzulassen!
Der Weg ist realistisch und emotional beschrieben.
Ich mochte auch Bruder Patrick, auch wenn ich ihn ab und zu gern geschüttelt hätte!
Das ein Happy-End von Pippa und Ben erst nach einer Prügelattacke und einem anschließenden Krankenhausaufenthalt möglich wurde, passt zu diesen chaotischen und liebenswerten Menschen!