Nicht wie erwartet, aber dennoch gut
Alice im ZombielandInhalt:
Am Abend ihres 16. Geburtstags sieht Alice eine Wolke in Form eines weißen Kaninchens am Himmel. Es ist der Abend an dem sie ihre gesamte Familie bei einem von Zombies verursachten Autounfall verliert. ...
Inhalt:
Am Abend ihres 16. Geburtstags sieht Alice eine Wolke in Form eines weißen Kaninchens am Himmel. Es ist der Abend an dem sie ihre gesamte Familie bei einem von Zombies verursachten Autounfall verliert. Zuvor wollte sie nie wahr haben, was ihr Vater ihr über die Monster erzählt hat, die er sieht und hielt ihn für verrückt. Nun weiß sie, dass er Recht hatte und will ihre Familie rächen. Auf ihrer neuen Schule, der Asher High, welche sie nach ihrem Umzug zu ihren Großeltern besucht, lernt sie den mysteriösen Cole und seine Clique kennen, welche ebenfalls die Zombies bekämpfen, deshalb schließt Alice sich ihnen an. Aber die Gefahr droht von mehr als nur einer Seite…
Meinung:
Eigentlich hatte ich bei „Alice im Zombieland“, wie wahrscheinlich viele andere aufgrund des Titels auch, eine mit Zombies angereicherte Neuerzählung des Kinderbuchklassikers „Alice im Wunderland“ erwartet. Tatsächlich weißt diese Geschichte aber nur sehr wenige Andeutungen auf die ursprüngliche Geschichte auf z. B. in den Kapitelüberschriften wie etwa gleich die erste „Hinunter in den Zombiebau“, „Kopf ab!“ oder „Eine teuflische Teegesellschaft“. Die weiße Kaninchenwolke ist die am häufigsten auftauchende Anlehnung an die Geschichte von Lewis Carroll. Wirkliche Gemeinsamkeiten mit der Storyline von „Alice im Wunderland“ konnte ich keine feststellen, was schon damit beginnt, dass es kein „Zombieland“ in dem Sinne gibt, sondern diese in unserer Welt auftauchen.
Der Einstieg in die Geschichte mit dem Unfall und dem Tod von Alice‘ Familie ist wirklich sehr ergreifend und fesselnd geschrieben. Irgendwann lässt das aber nach und erst ab etwa der Hälfte des Buches hat man wieder das Gefühl, dass jetzt auch wirklich was passiert.
Alice wirkt, vor allem Äußerlich, sehr zerbrechlich und gelangt auch hin und wieder an ihre Grenzen, was in Anbetracht ihrer Erlebnisse nicht weiter verwunderlich ist. Tatsächlich legt sie aber auch eine unglaubliche Stärke und Willenskraft an den Tag. Besonders schmerzhaft (nicht nur für sie, sondern auch für den Leser) ist der Verlust ihrer kleinen Schwester Emma, die Alice über alles liebt. Sie wird durchgehend von Schuldgefühlen geplagt, da sie ihre Familie dazu überredet hat abends noch das Haus zu verlassen und deshalb alle umgekommen sind. Diese Schuldgefühle treiben sie in ihrem Kampf gegen die Zombies aber auch an. Auch wenn ich Alice wirklich sehr gerne mochte, ging es mir irgendwann doch auf den Zeiger, dass sie die Zombies lange, obwohl sie sie mehrfach gesehen hat, für Trugbilder und sich selbst für verrückt und paranoid hält.
Cole ist der Anführer einer Gruppe die Zombies jagen, was in der Schule natürlich niemand weiß. Der Bad Boy mit den violetten Augen fasziniert Alice vom ersten Moment an, auch wenn sie mehrfach vor ihm gewarnt wird. Die Mitglieder seiner Gruppe gelten als Außenseiter, schwänzen oft den Unterricht und kommen dann oft schwer verletzt wieder zurück.
Er wirkt nicht nur taff, er ist es auch, hat aber trotz seiner vorschnellen Fäuste auch eine softe Seite und will seine Freunde und vor allem Alice beschützen, auch wenn er weiß, dass er sie nicht vor allem was da draußen lauert bewahren kann.
Von den Nebencharakteren mochte ich Frosty und ganz besonders Kat am liebsten. Ich wünschte ich könnte auch mit Kat befreundet sein, die zwar sehr von sich selbst überzeugt ist, aber in keinster Weise arrogant oder überheblich sondern einfach nur liebenswert. Ihrer On-Off-Liebe Frosty, der sie wirklich ehrlich liebt und mit allem was er tut eigentlich nur beschützen will, ist sie eigentlich total verfallen, aber auch oft enttäuscht von ihm, da er offensichtlich Geheimnisse vor ihr hat.
Den Schreibstil von Gena Showalter fand ich sehr schön und bildlich. Hier eine meiner Lieblingsstellen aus einem Monolog, den Alice an ihre tote Mutter an deren Grab richtet:
„Ich denke oft an den Tag, als du in diesem schwarzen Kleid zu mir in die Schule gekommen bist, um mit meinen Lehrern zu reden. […] Und ich hätte schwören können, dass die Welt sich auf einmal langsamer drehte und Gott ein bisschen Backgroundmusik spielen ließ, um deinen Auftritt zu untermalen. [...]“
Allerdings finde ich auch, dass manches Mal etwas an Wirkung durch die Übersetzung verloren gegangen ist. Es ist aber keineswegs schlecht übersetzt, nur ging es zumindest mir so, dass ich mir an der einen oder anderen Stelle gedacht habe: „Das klingt und wirkt auf Englisch ganz anders.“
Das Ende mag für manch einen sehr überraschend sein, ich hatte hingegen schon etwas in die Richtung vermutet, nichtsdestotrotz hat es auch für mich noch einen „ Oh Sh*t“-Moment bereit gehalten.
Ich habe noch die alte Hardcover-Ausgabe mit dem übernommenen Original-Cover gelesen, welches einfach um Welten schöner ist als das neue der Taschenbuchausgabe, deren Cover meiner Meinung nach irgendwie nichtssagend ist.
The White Rabbit Chronicles Reihe:
Band 1: Alice im Zombieland
Band 2: Rückkehr ins Zombieland
Band 3: Showdown im Zombieland
Band 4: Verrat im Zombieland
Fazit:
„Alice im Zombieland“ war definitiv anders als ich es erwartet hatte, keine zombiehafte Neuerzählung von „Alice im Wunderland“. Dennoch hat mir diese spannende und emotionale Geschichte gut gefallen, auch wenn sie nach einem guten Anfang etwas brauch, um wieder ins Rollen zu kommen.