Anfang Mai 2015, Mittwoch
Viktoria
Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und verschwand im Westen hinter den Bergwipfeln, die das Prättigau vom Rest der Welt abgrenzten. Normalerweise war Viktoria früher zu Hause. Die außergewöhnliche Situation, die seit einem Tag ihr Leben beherrschte, erforderte jedoch besonderen Einsatz.
„Danke, Sebastian.“ Sie lächelte müde und stieg aus dem delfingrauen Audi Q2. Sebastian Wagner deutete eine Verbeugung an. Auch wenn sie sich im einundzwanzigsten Jahrhundert befand, bestand Viktoria bei den Bediensteten auf formvollendete Höflichkeit.
Sebastian war ein Mann von dreiundsechzig Jahren, mit weißen, sorgfältig gescheitelten Haaren und treuen, wasserblauen Augen. Er stand schon seit über zehn Jahren als Butler und Chauffeur im Dienste der Zellwegers und genoss daher Viktorias vollstes Vertrauen.
Eckdaten
eBook
229 Seiten
beHeartbeat Verlag (Bastei Lübbe Verlag)
2019
ISBN: 978-3-7325-5143-9
Cover
Die erdigen Farben vermitteln einen bodenständigen Eindruck, was mir gefällt.
Inhalt
Viktorias Leben ist ein wahrgewordener Traum: Sie hat einen reichen, gut aussehende Mann, zwei wundervolle Kinder und wohnt in einer großen Villa. Doch eines Tages wird ihr Ehemann Tobias bewusstlos aufgefunden – in einem Bordell, vollgepumpt mit Drogen. Er fällt ins Koma. Viktoria ist am Boden zerstört und muss sich noch dazu ganz andere Herausforderungen stellen. Denn das gesamte Vermögen der Familie steckt in Tobias‘ Juweliergeschäft, und jetzt liegt es in ihren Händen, den tadellosen Ruf der Firma aufrechtzuerhalten und die beschämende Wahrheit vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Dann taucht plötzlich Oliver auf, Tobias‘ Zwillingsbruder. Der hatte den Kontakt zur Familie eigentlich abgebrochen, doch nun braucht er eine vorübergehende Bleibe. Um Viktoria zu helfen, schlüpft er öffentlich in die Rolle seines Bruders. Als Tobias dann aber aus dem Koma erwacht, ist sich Viktoria nicht mehr sicher, welchen der beiden Männer sie nun liebt…
Autorin
Ladina Bordoli, Jahrgang 1984, lebt in der Schweiz in einem kleinen Tal inmitten der Alpen. Seit ihrer Kindheit verfasst sie Gedichte und Kurzgeschichten. 2008 veröffentlichte sie ihr Erstlingswerk „Wild Cherry“.
Einen Großteil ihrer Inspiration bezieht sie aus dem täglichen Kontakt mit Menschen verschiedenster Kulturen. Wo gelebt, gearbeitet, geliebt und gestritten wird, entstehen Schicksale – und mit ihnen Geschichten.
Meinung
Viktoria scheint ein Leben in Saus und Braus zu führen, bis ein Ereignis ihr komplettes Leben auf den Kopf stellt. Ihr Ehemann Tobias scheint etwas vor ihr geheim gehalten zu haben. Denn wie sonst lässt es sich erklären, dass er mit Drogen vollgepumpt in einem Bordell gefunden wird? Als Folge liegt er im Koma und das Geheimnis bleibt vorerst ungelüftet. Nun muss sie sich um das Familiengeschäft, die Presse und die Kinder kümmern. Als ob sie nicht schon alle Hände voll zu tun hätte, taucht plötzlich das schwarze Schaf der Familie Zellweger, Tobias‘ Zwillingsbruder Oliver auf und will vorübergehend bleiben.
Zwischen Oliver und Viktoria fliegen die Fetzen und sie können sich gar nicht leiden. Sie führt sich wie eine Frau der Oberschicht auf und behandelt ihn wie einen Aufsässigen. Das macht sie mir nicht gerade sympathisch, auch wenn ich sie wegen ihrer Probleme bemitleide.
Ihren Mann Tobias finde ich auch nicht gerade sympathisch. Denn dieser hatte eine ganz bestimmte Vorstellung von seiner Frau, die ich gar nicht nachvollziehen kann. Vielleicht verstehe ich das einfach nicht, weil ich keine Ahnung von der Oberschicht habe. Aber ich kann getrost darauf verzichten, wenn ich mich nur an Vorschriften und Regeln halten müsste und nicht ich selbst sein kann.
Oliver und Tobias unterscheiden sich nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich. Aber ich finde Oliver in dem ganzen Haufen hier als der menschlichste. Er hat zwar seine Fehler, aber er ist bodenständig und nicht so hochnäsig wie der Rest der Familie.
Auch wenn der Klappentext meine Neugierde durchaus geweckt hat, muss ich gestehen, dass ich einiges überflogen habe und es dann komplett abgebrochen habe. Mit den Figuren konnte ich mich nicht so wirklich anfreunden und auch die Geschichte reizte mich nicht sonderlich. Es war mir zu seicht.
♥♥ von ♥♥♥♥♥