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Veröffentlicht am 02.07.2019

Wenn die Natur die Seele heilt...

Bergsommer
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Katharina hat es schon immer in die Berge gezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie den Entschluß fasst, in den Sommer auszusteigen und auf den Berg zu gehen. Auf einer Schweizer Alp arbeitet ...

Katharina hat es schon immer in die Berge gezogen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie den Entschluß fasst, in den Sommer auszusteigen und auf den Berg zu gehen. Auf einer Schweizer Alp arbeitet sie von früh bis spät, lernt das harte, aber doch glückliche Leben der Älpler kenne und merkt, dass die Natur die Seele heilen kann, als ihr Bruder durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt.
Die Berge, die Tiere und die Bauersfamilie geben ihr das, was sie in dem Moment am meisten braucht: halt, Leibe und Geborgenheit.

In "Bergsommer" von Katharina Afflerbach dürfen wir Teil ihrer Geschichte sein, dürfen wir erfahren, wie sich das leben auf der Alp gestaltet und dürfen erleben, wie sich aus der geplagten Großstadtseele ein Mensch entfaltet, der mit sich und der Natur im Reinen ist.
Hier geht es nicht um den romantisch verklärten Blick auf das Leben in den Bergen, nein, hier erzählt die Autorin, wie sie vom ersten Augenblick kräftig mit anpacken und hart arbeiten muss. Dass diese Arbeit ihr aber dabei hilft, sich wieder zu erden, hat sie vorher nicht bedacht.
Die Herzlichkeit der Bauersfamilie springt sofort auf den Leser über, die Schönheit der Natur hält einen gefangen und man rackert sich mit Katharina gemeinsam durch die Arbeiten, die auf der Alp anfallen.
Das einfach Leben, die immer gleiche Arbeit und die Klarheit, mit der ein Tag auf der Alp strukturiert ist, entschleunigt nicht nur Katharina sondern auch den Leser und man gewinnt gemeinsam mit ihr Energie und innere Ruhe. Ein tolle Nebeneffekt, der beim Lesen entsteht.
Dazu noch die tollen Fotos, die Katharina mit uns teilt - so ist man mittendrin , wenn sie von ihrem Alltag in den Bergen erzählt.
Ein Buch, das Kraft und Stärke verströmt, Mut macht auch mal ins Ungewisse aufzubrechen und die Seele heilen lässt.
Für mich eine wundervolle kleine Auszeit in der Hektik des Alltags.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Bewegende Bilder vor der dunklen Kuisse der aufkommenden NS-Zeit

Das Lichtspielhaus - Zeit der Entscheidung
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Deutschland funkelt und glänzt im Rausch der Goldenen Zwanziger. Die Metropolen überbieten sich, was Glanz und Glamour betrifft. München steht dem in nichts nach und hat das beste Lichtspielhaus am Platz ...

Deutschland funkelt und glänzt im Rausch der Goldenen Zwanziger. Die Metropolen überbieten sich, was Glanz und Glamour betrifft. München steht dem in nichts nach und hat das beste Lichtspielhaus am Platz . Die Donaubauers wissen, wie man sich ins rechte Lampenlicht rückt. Elsa und ihr Mann Karl sind das Zugpferd, selbst Alfred Hitchcock will Elsa für eine Rolle in seinem nächsten Film.
Doch dann bricht alles zusammen, denn Karl brennt mit einer Revuetänzerin durch.
Elsa wird auf den Boden der Tataschen zurückgeholt, muss sich nun ihren Lebensunteralt an der Kino-Kasse anstatt als Filmstar verdienen und dann gibt es da auch noch einen Herren namens Adolf Hitler, der ganz plötzlich im Leben aller eine große Rolle spielt…

Sie.Kann.Es.Einfach !
Hedi Rehn weiß ihr Leserpublikum vom ersten Buchstaben an für ihr neues Werk zu begeistern und entführt mit "Das Lichtspielhaus" in die Goldenen Zwanziger, lässt Glitzer,Glamour und Lebensfreude der damaligen Zeit in wirklich bewegten und bewegenden Bildern auferstehen und lässt den Leser so den Puls der Zeit hautnah spüren.
Die Autorin verwebt meisterhaft Zeitgeschichtliches mit ihrer fiktiven Geschichte, lässt die berühmten Schauspieler von damals wie selbstverständlich in ihren Szenen agieren, gibt ihren Figuren viel Raum, um zu wirken und erschafft so einen Roman, der vom politischen Umbruch, den technischen Raffinessen und einer starken Frau erzählt, die mich fasziniert ihre Geschichte verfolgen lässt. Ihre Energie und ihr ungebrochener Tatendrang ist für den Leser mit jeder Zeile zu spüren und es imponiert mir, wie sie sich nicht dem Fluss der Zeit anpasst und sich nicht mit dem braunen Strom mitreißen lässt. Elsa weiß sich zu behaupten, auch wenn sie es nicht immer leicht hat . Sie weiß geschickt die Dinge so zu lenken, damit ich als Leser das Gefühl habe, selbst ein Teil ihrer Geschichte zu sein.
Ich mag die Darstellung der Charaktere, denn sie geben eine Blick in das Leben von damals frei, ermöglichen mir, mit ihnen durch die aufregende und sehr gespaltene Zeit des politischen Umbruchs zugehen und so mitzuerleben, wie aus der glitzernden und schillernden Welt ein brauner Einheitsbrei wird, der dir die Luft zum atmen nimmt.
Heidi Rehn zeigt auf, wie aus dem Unterhaltungsmedium Kino nach der Machtergreifung Hitlers plötzlich ein Propagandamittel wird, um die breite Masse zu beeinflussen. Ihre Protagonistin stellt sich gegen die Entwicklung, begehrt auf und....
Aber das müsst ihr selbst lesen, denn dieses Buch ist so wahnsinnig spannend und gut, dass man es immer wieder lesen muss.
ich kann nur lobende Worte für diesen wirklich genial Auftakt finden und freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung im Frühjahr 2020 !

Veröffentlicht am 29.06.2019

Wenn aus deinem Lebenstraum ein Albtraum wird

Das Haus am Rand der Klippen
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Ellen hat sich ihren größten Traum erfüllt und ist in ein Haus an den Klippen gezogen. Es müsste alles perfekt sein, doch ihr Leben zerbricht gerade in Scherben - pleite, Schreibblockade und eine kaputte ...

Ellen hat sich ihren größten Traum erfüllt und ist in ein Haus an den Klippen gezogen. Es müsste alles perfekt sein, doch ihr Leben zerbricht gerade in Scherben - pleite, Schreibblockade und eine kaputte Ehe sind jetzt nicht gerade das, was man als Lebensglück bezeichnen würde.
Als Ellen nach einer Reise ihr neues Zuhause beritt, hat sie das Gefühl, dass sich etwas verändert hat und ihr Gefühl trügt sie nicht. Ihre schlimmsten Befürchtungen werden plötzlich zur Gewissheit....

Bisher habe ich noch kein Buch der Autorin gelesen und immer nur neidisch zugehört, wenn man mir von den wahnsinnig spannenden Romanen, die die Nerven fast zerreißen, erzählt hat.
Das musste ich unbedingt ändern und habe mit "Das Haus am Rand der Klippen" als neue Lektüre auserkoren und keine Sekunde bereut, dass ich den Sprung ins Ungewisse gewagt habe.
Lucy Clarke schreibt mit wahnsinnig viel Atmosphäre und fesselnden Worten, dass ich wirklich nur ganz schwer das Buch zur Seite legen kann und meinen Alltagspflichten nachkomme.
Die Geschichte spielt nicht nur mit der Psyche der Protagonistin, nein, man ist selbst auch so tief drinnen, dass man mit Ellen schon am zweifeln ist, ob das Gelesen bzw. bei Ellen das Erlebte auch wirklich real ist. Hier verschwimmt grandios die Grenze zwischen Realität und Fiktion, Nervosität und Angst sind ständiger Begleiter beim Lesen.
Die Rückblenden offenbaren nach und nach Ellens Geheimnis und man merkt richtig, wie sich der Strudel immer mehr um Ellen dreht und sie so in eine Spirale aus Angst, Zweifel und Realitätsverlust gerät.
Ellen ist für ich der beste Beweis dafür, dass man im Umgang mit den neuen Medien sehr achtsam und vorsichtig sein sollte, denn jeder noch so kleine Schritt ist in den Weiten den Internets auf ewig nachvollziehbar und so für andere ein gefundenes Fressen, sich an diversen Dingen zu laben. Der Mensch lebt in einer gläsernen Welt und die wird ihm zum Verhängnis - ich möchte nicht wissen, wie vielen es so geht wie Ellen, nur weil sie mal etwas unbedacht veröffentlicht haben. Das Netz vergisst nie !
Die Figuren sind sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber sie sind hier das Salz in der Suppe, passen perfekt in den Rahmen, den die Autorin vorgibt und bereichern mit ihren Auftritten die Handlung.
Spannend bis zum Schluss, mit viel Raffinnesse und wirkungsvollen abwechslungsreichen Szenen- so stelle ich mir einen guten Roman vor. Ich würde sagen, mein erstes Date mit Lucy Clarke war nicht das Letzte

Veröffentlicht am 29.06.2019

Weißt du, wie die Liebe duftet ?

Das kleine Hotel in der Provence
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Lilly hat die Nase voll - ihr Freund Jan macht die Biege und lässt sie Hals über Kopf einfach sitzen. Doch Lilly wäre nicht Lilly, wenn sie nicht auch noch aus der aussichtslosesten Situation noch etwas ...

Lilly hat die Nase voll - ihr Freund Jan macht die Biege und lässt sie Hals über Kopf einfach sitzen. Doch Lilly wäre nicht Lilly, wenn sie nicht auch noch aus der aussichtslosesten Situation noch etwas Positives machen würde.
Spontan beschließt sie, in Frankreich ein kleines Hotel zu eröffnen und das soll nur Single-Frauen ein Zuhause auf Zeit bieten. Doch in der Provence angekommen, steht Lilly erst einmal vor einem Kabuff, das den Namen Haus nicht wirklich verdient hat.
Also, Ärmel hochkrempeln und loslegen. Doch mit dem Duft der Lavendelfeder weht auch noch der charmante Antiquitätenhändler Oliver ins Lilly Leben und das sieht einen Mann nur wirklich nicht im aktuellen Plan vor...

Buchdeckel auf, Lavendelduft schnuppern und Kopfkino an - genauso ergeht es mir, nachdem ich die ersten Seiten dieses wirklich zauberhaften Sommerromans gelesen habe.
"Das kleine Hotel in der Provence" verzaubert nämlich den Leser mit einem malerischen Setting, authentischen Darstellern und einer Geschichte, die sich perfekt eignet, um an lauen Sommerabenden ins träumen zu kommen.
Dabei habe ich Lilly sofort ins Herz geschlossen und bin mit durch sämtliche Höhen und Tiefen gegangen, die sie im Verlauf der Geschichte durchlebet hat.
Wie sie anpackt und das Beste aus der jeweiligen Situation macht, imponiert mir- manchmal etwas vorschnell und blauäugig, aber genau das ist eben Lilly
Gerade was die Renovierung betrifft, finde ich ihre Entwicklung sehr nachvollziehbar geschildert. Mit jedem Fortschritt in der Bruchbude streift auch Lilly ihre alte Haut und wird immer mehr zu einer selbstsicheren Frau, die den Blick auf das Wesentliche fokussiert.
Die Geschichte lebt von dem bildhaften und flüssigen Schreibstil der Autorin, gibt den wirklich toll gezeichneten Charakteren genügend Raum, um ihre kleinen perfekten Auftritte zu haben und daraus entsteht ein romantischer Sommerroman, der an vielen Stellen positiv überrascht, Schmunzler und Taschentuchmomente zu bieten hat und mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Über allem liegt ein Hauch von Lavendel und Liebe - besser kann man doch einen lauen Sommerabend nicht verbringen

Veröffentlicht am 29.06.2019

Schuld und Sühne im Wattenmeer

Mordfriesland / Die zweite Sünde
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Kerner und Ketelsen hätten nicht gedacht, dass es in Husum neben Mord auch noch Korruption gibt. Der neue Fall gibt beiden mehr als Rätsel auf und sie müssen sich mit blutigen Spuren im Watt, einem zur ...

Kerner und Ketelsen hätten nicht gedacht, dass es in Husum neben Mord auch noch Korruption gibt. Der neue Fall gibt beiden mehr als Rätsel auf und sie müssen sich mit blutigen Spuren im Watt, einem zur Salzsäule erstarrtem Hahn und vielen Ungereimtheiten im Straßenbau beschäftigen. Doch was steckt hinter all den Morden ?
Wer will der alteingesessen Bauunternehmerfamilie Waltherr an den Kragen ??
Die Spuren im Watt sind erste Hinweise, die es zu entschlüsseln gilt...

Isabel Aigen zeigt in ihrer "Mordfriesland-Reihe", dass es nicht nur beschaulich im Watt zugeht und der Urlauber seine Zerstreuung dort findet. Nein, es wird gemordet, gerächt und korrumpiert, was das Zeug hält.
In "Die zweite Sünde" wird der Leser Zeuge, wie sich alte Sünden eines Bauunternehmers auf bitter Art und Weise rächen, ohne allzu schnell ahnen, wer hier der Täter ist.
Geschickt legt die Autorin ihre Verdächtigungen, falsche Fährten und versteckten Hinweise, damit der Leser ordentlich was zum Mitraten und Grübeln hat. Die Geschichte beginnt zunächst ganz harmlos, steigert ich dann ins Unermessliche und man blickt in die tiefen Abgründe einer verletzten Seele, die wirklich zu allem bereit ist, was ihr gestörtes Rechtsempfinden wieder gerade rückt.
Der Fall baut sich stückchenweise auf, verliert nie den roten Faden und spielt mit der Psyche der Figuren. Diese sind Isabel Aigen wieder besonders gut gelungen, denn hier hat wirkliche jede Einzelne etwas zu bieten. Starke Charaktere, die verzweifelt versuchen, die Fassade aufrecht zu halten, wankelmütige und gedemütigte , ja fast schon bemitleidenswerte Darsteller und nicht zuletzt die grandiose Rolle des Täters - die Autorin hat tief in ihr Schatzkästchen gegriffen und mit ihrem fesselnden Schreibstil die Personen zum Leben erweckt.
Dazu noch die abwechslungsreichen Landschaftsbilder und fertig ist mal wieder ein Krimi mit viel Lokalkolorit, einer ordentlichen Brise Watt und Meer - bitte mehr davon