Etwas anstrengend, aber sehr amüsant
Der Autor dieses Buches wird von einer Reederei zu einer zweiwöchigen Kreuzfahrt durch die Karibik eingeladen - als 'Sprachlieferant'. Als Gegenleistung für die Bereitstellung '... einer Außenkabine mit ...
Der Autor dieses Buches wird von einer Reederei zu einer zweiwöchigen Kreuzfahrt durch die Karibik eingeladen - als 'Sprachlieferant'. Als Gegenleistung für die Bereitstellung '... einer Außenkabine mit Balkon bei freier Verpflegung sowie freien Getränken an jeder Bar' .. soll er zur 'Prime Time' mehrere Lesungen aus seinem Werk halten. Seine Antwort fällt alles Andere als denkbar knapp aus: Auf 118 Seiten beschreibt er seine Gedanken und Überlegungen zu den Fragen, die er sich zu einer Kreuzfahrt stellt wie auch zu den Bedingungen, die in einem 18seitigen Anhang enthalten sind. Es geht um Sicherheit (der Schriftsteller verfolgt von wütenden oder aufdringlichen ZuschauerInnen), das Seerecht (kennt 'keinerlei Zuständigkeit für die Aufklärung von Tötungsdelikten an Bord eines Schiffes in internationalen Gewässern'), seine Begleitung ('Bis vor zwei Jahren wäre das noch meine Mutter gewesen, ..., bis vor fünf Jahren meine Frau ...', eventuell die Dienste eines Escortservice ...) undundund.
In typisch Kirchhoffscher Manier kommt er in ausufernden Sätzen vom Hölzchen aufs Stöckchen und wieder zurück und findet Zusammenhänge, die mich immer wieder überrascht und amüsiert haben - wobei ich manchmal doch schlucken musste: "Ich darf hier festhalten: Der Holländer ist laut, der Franzose aufgeblasen, und der Österreicher, der wahllos Komplimente verteilt, nicht gerade glaubhaft; von den Schweizern, die uns rundheraus ablehnen, gar nicht zu reden. Allein die Polen, an die man sich spätestens gewöhnt haben muss, wenn es mit einem zu Ende geht, sie das Nachtgeschirr leeren, die Kissen aufschütteln und uns an den Herrgott und die Jungfrau Maria erinnern, erscheinen mir auf einem Schiff als angenehme Mitreisende, schon weil man mit ihnen gleich Termine vereinbaren kann, sei es für das fällige Streichen der Wohnung, sei es für die Pflege einer Mutter."
Schön fand ich zudem, dass der Autor sich nicht nur über die Anderen bei einer Kreuzfahrt amüsiert, sondern auch vor seiner eigenen Person keinen Halt macht. Er, das empfindsame Seelchen, bedrängt von lüsternen Fans, der nicht weiß wie ihm geschieht, sich aber dennoch herablässt, das einfache Volk zu unterhalten. Was macht man nicht Alles für eine Gratis-Kreuzfahrt - und vielleicht die Liebe seines Lebens
Nicht ganz einfach zu lesen, aber dennoch eine abwechslungsreiche und humorvolle Unterhaltung!