Autismus mal anders erzählt
Durch meine Recherche zum Thema Mutismus bin ich auf dieses Buch gestoßen. Schattenspringer erzählt die Geschichte einer am Asperger Syndrom leidenden jungen Frau. Es handelt sich um keine spröde Abhandlung ...
Durch meine Recherche zum Thema Mutismus bin ich auf dieses Buch gestoßen. Schattenspringer erzählt die Geschichte einer am Asperger Syndrom leidenden jungen Frau. Es handelt sich um keine spröde Abhandlung zum Thema Autismus. Vielmehr ist es eine Beschreibung über die Tücken aber auch die Vorteile, welche diese Krankheit im Alltag mit sich bringt. Wunderbare Illustrationen werden hier mit viel tiefgängigen und oft auch witzigen Texten kombiniert. Schattenspringer zählt zu meinen Entdeckungen in diesem Jahr!
„Wie sollte ich etwas versuchen, was augenscheinlich unmöglich war? Ich war doch nicht Peter Pan.“ (Seite 46)
Daniela Schreiter ist in der 80ern in Berlin geboren. Schon früh begann sie zu zeichnen, mit vier zeichnete sie ihren ersten Comic. Sie absolvierte ein Studium als Illustratorin und ist seither als Comic-Zeichnerin tätig. Sie ist Asperger Autistin und beschreibt im Schattenspringer ihr Leben. Die täglichen Hürden und Herausforderungen, die sie zu meistern hat, illustriert sie mit viel Witz sowohl in Bild als auch in Wort. Inzwischen gibt es auch einen zweiten Teil, Schattenspringer 2: Per Anhalter durch die Pubertät. Auf ihrer Webseite Fuchskind zeigt sie seit 2010 ihre Comics und Cartoons.
Wie bereits oben erwähnt beschreibt Daniela Schreiter in Schattenspringer ihr Leben. Sie erzählt, wie es ist anders, als andere zu sein und dass sie sich manchmal so fühlt, als wäre sie auf dem falschen Planeten gelandet. In der Schule hat sie mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, so sieht sie beispielsweise ein Arbeitsblatt, ganz anders als wir sogenannten NTs (Nicht-Autisten). Ihre Welt ist eine andere als unsere, so nimmt sie äußere Reize wie Geräusche oder Gerüche viel intensiver wahr. Was sie manchmal natürlich stark beeinträchtigt, allerdings sieht sie die Welt dadurch auch anders, was durchaus von Vorteil sein kann. Denn in chaotisch wirkenden Räumen findet sie beispielsweise sehr schnell, was gesucht wird. Freunde zu finden stellte eine große Hürde für sie dar, welche sie aber bravourös meisterte.
Daniele Schreiter gelingt es in ihrem Werk mit guten Beispielen ihr Anderssein darzustellen und somit für den Leser nachvollziehbar und verständlich zu machen. Sie findet dabei auch gute Vergleiche, zum Beispiel wie es für sie ist, ein neues Computerspiel zu entdecken und wie es vergleichsweise für Nicht-Autisten der Fall ist. Die ein oder anderen „Macken“ findet man dann tatsächlich bei sich selbst auch wieder, vielleicht in etwas abgeschwächter Form, aber dennoch, sie sind da und vielleicht doch gar nicht so ungewöhnlich, wenn man genauer darüber nachdenkt. Ich sehe durch diese Buch das Verhalten meiner eigenen Kinder in einem anderen Licht. In einer Welt, in welcher ständig die Zeit im Nacken sitzt verlangt man doch auch von seinen Kindern manchmal über den eigenen Schatten zu bringen und vielleicht ist es für sie genauso unverständlich, wie für die Autorin. Und muss man überhaupt immer im Fluss mit schwimmen, ist es nicht vielleicht auch einmal ganz schön, Pause zu machen und sie Welt in einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen?
Die Autorin schafft es ein Buch zu schreiben und zu illustrieren, welches betroffenen Menschen Mut macht, Trost spendet und Hoffnung gibt. Nicht-Autisten bekommen auf leichte und vor allem authentische Art Antworten auf zentrale Fragen im Umgang mit Autisten. Autisten sind vielleicht anders, als der Mainstream, aber es gibt nicht nur einen Autisten, es gibt viele Menschen mit dem Asperger Syndrom und doch sind alle unterschiedlich. Sie sind vielleicht anders, aber Nicht-Autisten sind auch nicht alle gleich. Und in jedem Defizit steckt vielleicht auch ein Talent, welches zu entwickeln gilt.
Dies war meine erste Graphic Novel, die ich gelesen habe und ich bin begeistert. Viel Text und viele Bilder die miteinander wunderbar kombiniert sind, geben dem Leser einen sehr schönen Einblick in das Leben eines Asperger Autisten.
Der zweite Teil liegt schon bereit und ich freue mich jetzt schon, bald wieder in die Welt der Daniela Schreiter eintauchen zu dürfen. Schattenspringer schafft es locker in die Top Five meiner gelesenen Bücher in diesem Jahr.