Meine Meinung und Inhalt
„Die Nickel Boys“ ist ein fiktiver Roman. Der Autor Colson Whitehead wurde jedoch von der Dozier School for Boys in Marianna, Florida inspiriert. Im Sommer 2014 hörte er zum ersten Mal von dieser Anstalt und stieß auf Ben Montgomerys ausführliche Berichterstattung in der Tampa Bay Times, die im Archiv der Zeitung nachzulesen ist.
„Und wenn die Überreste auf dem offiziellen Friedhof schon zum Himmel stanken, was mochte dann mit jenen sein, die an dieser anonymen Stätte ruhten? Zwei Tage später schufen Leichenspürhunde und Radarbilder Gewissheit. Weder weiße Kreuze noch Namen. Nur Gebeine, die darauf warteten, entdeckt zu werden.»Und das war angeblich eine Besserungsanstalt«, meinte Professor Carmine. Auf einem Hektar kann man vieles verbergen, unter der Erde.“ (ZITAT)
In dem Buch „Die Nickel Boys“ begleitet man den jungen Elwood. Whitehead hat ihn und alle weiteren Protagonisten meiner Meinung nach sehr authentisch geschildert. Elwood wächst einen aufgrund seines Wesens sofort ans Herz.
„Es gibt Leute, die einen betrügen, die einem mit einem Lächeln Leere servieren, und andere, die einem die Selbstachtung rauben. Man darf nicht vergessen, wer man ist.“ (ZITAT)
Der farbige sechzehnjährige Elwood wächst ohne Eltern bei seiner Großmutter Harriet auf. Mit ihr hat er es nicht immer leicht. Harriet hält jedoch, trotz ihrer strengen Art, immer zu ihm.
Der Protagonist steht kurz davor, seinem vorgeprägten Schicksal zu entrinnen, als er einen Platz am College erhält. Mit viel Fleiß und Engagement hat er sich seinen Traum erfüllt. Durch einen unglücklichen Umstand jedoch und ohne davon Kenntnis zu haben, sitzt er in einem gestohlenen Auto, welches von der Polizei kontrolliert wird. Ohne auch nur einmal angehört zu werden, landet er in der Besserungsanstalt Nickel Academy, wo sein Leben einen völlig neuen Verlauf nehmen soll.
Der detaillierte flüssige Schreibstil von Colson Whitehead bringt dem Leser die Geschichte und die Gegebenheiten, die er während seines Aufenthaltes im Nickel miterleben musste, sehr nahe. Probleme schienen im Nickel allgegenwärtig, denn selbst wenn man Ärger mied - wie Elwood - so konnte er einen jederzeit einholen und runterreißen.
„Sie hatten es entweder geschafft, sich nach dem Nickel ein Leben zusammenzuschustern, oder sie waren mit Menschen, die eine normale Vergangenheit hatten, nie klargekommen.“ (ZITAT)
Der Schluss ist sehr gelungen und rundet das Buch großartig ab. Aufrüttelnd, erschreckend und wertvoll!
„Der Staat Florida hatte die Anstalt vor drei Jahren geschlossen, und nun kam alles ans Licht, als hätten alle, die ganzen Jungs, warten müssen, bis der Ort Geschichte war, um die komplette Geschichte erzählen zu können.“ (ZITAT)
Das Cover gefällt mir aufgrund seiner Farbgestaltung und gleichzeitigen Schlichtheit sehr gut.
Bei einigen Stellen hatte ich aufgrund der Schilderungen tatsächlich Gänsehaut.
Definitiv ein literarisches Highlight, das in Erinnerung bleibt und das ich sicherlich nochmal lesen werden.