Meine Meinung
Ich bin über Netgalley auf das Buch aufmerksam geworden und war gleich vom Klappentext angefixt. Einerseits klingt es wie die typische Boss-und-Angestellte-Geschichte, aber andererseits wirkt es so, als würde noch viel mehr dahinter stecken, weswegen ich sehr gespannt war.
Andrew stellt gleich auf den ersten Seiten dar, wie sehr er die Welt, Menschen und vor allem Lüger(innen) und Frauen hasst, gleichzeitig aber den Sex mit letzteren liebt. Freunde scheint er keine zu haben und allgemein lebt er nur für die Arbeit und Sex.
Alyssa ist eine geheimnisvolle junge Frau, die nicht gerne viel über sich verrät, aber neben dem Jura-Studium eine große Leidenschaft für das Ballett-Tanzen hat.
Leider muss ich sagen, dass ich mit beiden Charakteren bis zum Ende hin nicht warm geworden bin. Andrew war mir eindeutig zu negativ gestimmt. Ständig wird wiederholt, wie sehr er Lügen missachtet, wie sehr er Lügnerinnen hasst und allgemein ist sonst alles ziemlich scheiße, bis auf Sex natürlich. Er tut allerdings nichts daran, mit seinem eigenen tollen Charakter, den der zahllosen schrecklichen Frauen wieder „gut“ zu machen. Im Gegenteil, er ist gleichgültig, desinteressiert, herablassend und nun ja … einfach ein ziemlich schrecklicher Mensch.
Alyssa ist für mich nichts halbes und nichts ganzes. Ich war mir nie sicher, was sie eigentlich will und ich glaube, das wusste sie auch an keiner Stelle so wirklich. Zunächst wirkte sie super selbstbewusst und taff, aber nach dem überraschenden Zusammentreffen zwischen Andrew und Alyssa verwandelt sie sich in meinen Augen in eine unselbstständige und abhängige Frau.
Der Roman ist abwechselnd aus Alyssas und Andrews Sicht in der Ich-Form geschrieben worden. Zu Anfang eines jeden Kapitels findet sich eine kleine Definition juristischer Begriffe wieder. Die Idee fand ich ganz witzig, da sie gut zum Inhalt passte und ich das Gefühl hatte, die jeweiligen Begriffe bezogen sich immer ziemlich gut auf das folgende Kapitel. Der Schreibstil an sich konnte mich leider nicht zu 100% fesseln, schlecht war er allerdings auch nicht. Ich habe das Buch sehr locker und schnell lesen können.
Vom Inhalt hatte ich mir allerdings besseres erhofft. Es ist schnell klar, dass Andrew eine schlimme Vergangenheit in Bezug auf Vertrauensmissbrauch haben muss. Diese Vergangenheit wird nach und nach weiter aufgearbeitet, bis der Leser schließlich der ganzen Wahrheit gegenüber steht. Ich fand diese Aufarbeitung tendenziell ziemlich gut gelungen, das stückchenweise Entlüften des Geheimnis fand ich an sich sehr gut. Allerdings wurde mir insgesamt zu wenig Bezug darauf genommen, nachdem der „Grund“ für Andrews hassvolles Verhalten erklärt wurde. Diese Geschichte hatte nämlich ein sehr großes Potential und es hätte mir wahnsinnig gut gefallen, mehr darüber zu lesen. Etwas größere Rückblick-Kapitel, ein paar mehr vielleicht und ich wäre schon zufriedener gewesen.
Stattdessen habe ich miterleben müssen, wie Andrew anfängt, Alyssa zu hassen, mit ihr zu schlafen, woraufhin Alyssa Andrew hasst, woraufhin sie miteinander schlafen, woraufhin niemand mehr mit irgendjemandem spricht. Und daraufhin schlafen sie miteinander. Ich glaube, man kann verstehen, woraufhin ich hinaus will.
Es war ein stetiges Hin und Her zwischen Alyssa und Andrew, bis es immer wieder zum „Versöhnungs“-Sex kommt. Gerade im Mittelteil hat es sich deswegen arg gezogen und ich hatte auch kaum noch Lust, hinter Andrews Geheimnis zu kommen.
Was mich zusätzlich noch gestört hat, war das allgemeine Frauenbild in diesem Buch. Andrews Position gegenüber Frauen ist von Grund auf folgendes: Frauen sind Lügnerinnen. Leider trifft er auch auf keine Frau, die ihm das Gegenteil beweisen könnte, wie man schon im ersten Kapitel erfährt. Er trifft nur Lügnerinnen, die ihm sein Frauenbild natürlich nur bestätigen. Zudem will jede – jede! – Frau, die er trifft, mit ihm schlafen, wirklich ausnahmslos. Seine Vergangenheit hätte wie gesagt so ein großes Potential gehabt, diese Passagen habe ich am liebsten gelesen, aber leider wurde dies nicht wirklich ausgenutzt.
Fazit
Ein enttäuschendes Leseerlebnis mit einer starken Grundlage. Die Grundidee gefiel und gefällt mir auch noch immer sehr gut. Leider hat die Umsetzung eine recht langweilige und unabwechslungsreiche Geschichte hervor gebracht.