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Veröffentlicht am 10.08.2019

Zwei Schwestern

Sal
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Der Roman über die Ich-Erzählerin Sal und ihre Schwester Peppa ist eine tragische aber oft auch liebenswerte Geschichte mit prägnanten weiblichen Charakteren. Eindrücklich beschreibt die 13-jährige Sal ...

Der Roman über die Ich-Erzählerin Sal und ihre Schwester Peppa ist eine tragische aber oft auch liebenswerte Geschichte mit prägnanten weiblichen Charakteren. Eindrücklich beschreibt die 13-jährige Sal einerseits das (Über-)Leben in der schottischen Wildnis und das vertraute Miteinander der beiden, andererseits aber auch die bittere Vorgeschichte, wie es zur Flucht der Schwestern kam. Dabei wird sie nie sentimental, stattdessen zeigt sich auch in der Erzählweise das beschriebene: Sal musste schon ihr ganzes junges Leben lang mehr Verantwortung übernehmen als es Kinder ihres Alters tun sollten. Dementsprechend abgeklärt – aber nicht abgekühlt – erzählt sie.

Wie wahrscheinlich es ist, dass ein 13-jähriges Mädchen so durchdacht und vorausschauend handelt ohne dabei Fehler zu machen, fällt mir schwer zu beurteilen – theoretisch halte ich es aber für möglich. Trotzdem sollte man die gesamte Geschichte von Mick Kitson wohl nicht zu genau auf ihre Realitätsnähe hinterfragen.

Alles in allem aber eine lesenswerte Geschichte über zwei junge Schwestern. Sprachlich und erzählerisch gut umgesetzt.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Unterhaltsame schottische Posse

Der Pfau
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Sehr unterhaltsam, britisch anmutend. Mit liebenswerten Charakteren (menschlich und tierisch) und einer leicht abgedrehten Geschichte, die etwas von einer Posse (nicht negativ gemeint) hat. Ich fühlte ...

Sehr unterhaltsam, britisch anmutend. Mit liebenswerten Charakteren (menschlich und tierisch) und einer leicht abgedrehten Geschichte, die etwas von einer Posse (nicht negativ gemeint) hat. Ich fühlte mich sehr gut und kurzweilig unterhalten.

Interessant: der fast vollständige Verzicht auf wörtliche Rede.

Nur die dauernden Wiederholungen vor allem gegen Ende hätte es für mich nicht gebraucht.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Dystopie oder Utopie?

Der europäische Frühling
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"Der europäische Frühling" startete für mich beschwerlich. Die ausufernden Rückblicke, ohne dass sich absehen ließ, worauf das alles hinaus läuft. Die Altmännerphantasiewelt von Christian. Die seltsamen ...

"Der europäische Frühling" startete für mich beschwerlich. Die ausufernden Rückblicke, ohne dass sich absehen ließ, worauf das alles hinaus läuft. Die Altmännerphantasiewelt von Christian. Die seltsamen Blicke in die Zukunft.
Aber keine Angst: nach und nach nimmt das alles Form an, die Zusammenhänge werden klar und Emma bildet endlich einen Gegenpart zur Weltsicht der Elterngeneration. Mit den gegensätzlichen Kolonien Lolland und Frederiksstad, gesellschaftlichen Konflikten und der Entwicklung intelligenter technischer Systeme wird eine Zukunftsvision gezeichnet, die durchaus möglich scheint, Anlehnungen an unsere Realität hat und die dabei auch ziemlich zynisch ist. Das ganze wird aus der Perspektive einer privilegierten weißen Oberschicht beschrieben, die sich abgrenzt und wenig bis keine Verantwortung für die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen übernimmt - ob man sich als Leser davon nun persönlich angesprochen fühlt (oder genau das Gegenteil) hängt wohl von einem selbst ab.
"Der europäische Frühling" ist für mich keine übliche Dystopie - die positiven (zumindest für den Teil der Bevölkerung, die hier im Mittelpunkt steht), utopischen Elemente nehmen dafür zu viel Raum ein.

Nicht alle Erzählstränge werden zu Ende erzählt und die Geschichte um die künstliche Intelligenz fand ich nicht ganz überzeugend, teilweise fast schon slapstickartig. Allerdings ist das mal etwas neues - so eine Zukunftsvision habe ich noch nie gelesen.

Insgesamt betrachtet hat Kaspar Colling Nielsen ein Buch geschrieben, das eine bitterböse Zukunftsvision zeichnet, das überaus kontroverse Charaktere hat und das zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Zeitreise

Siebzehnter Sommer
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Maureen Daly hat ein Buch über die erste Liebe geschrieben. Ein Teenagermädchen berichtet von ihrer ersten Freund. Hier würde ich normalerweise schon dankend abwinken, aber "Siebzehnter Sommer" ist anders ...

Maureen Daly hat ein Buch über die erste Liebe geschrieben. Ein Teenagermädchen berichtet von ihrer ersten Freund. Hier würde ich normalerweise schon dankend abwinken, aber "Siebzehnter Sommer" ist anders als man erwarten könnte. Die 17-jährige Angie hat trotz aller Verliebtheit keine rosa-rote Brille auf, sieht realistisch in die Zukunft – manchmal wirkt sie schon fast zu abgeklärt. In jedem Fall ist sie aber eine sympathische Protagonistin.

Den Reiz dieses Buches machte für mich auch die Zeitreise in die späten 1930'er Jahre aus, in denen die Handlung spielt. Das Alltagsleben und auch das Dating, das hier unmittelbar aus der Zeit beschrieben wird, war für mich oft anders als erwartet und manchmal erstaunlich nah an unserem Alltag.
Zudem ist das Buch eine schöne, stimmungsvolle Beschreibung eines Sommers.

Eine ruhige, schöne Sommerlektüre, wenn man sich darauf einlässt!

Veröffentlicht am 27.05.2019

Dystopisch und aktuell

Die Mauer
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John Lanchester hat ein ruhiges, aber auch packendes Buch geschrieben. Anfangs ging es mir etwas zu langsam voran, aber das änderte sich, als ich mich an das Erzähltempo gewohnt hatte. Irgendwann haben ...

John Lanchester hat ein ruhiges, aber auch packendes Buch geschrieben. Anfangs ging es mir etwas zu langsam voran, aber das änderte sich, als ich mich an das Erzähltempo gewohnt hatte. Irgendwann haben mich Joseph, seine Persönlichkeit und das Leben in dieser dystopischen Welt gepackt und ich wollte nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Viel Raum nimmt in der Erzählung der Wachdienst auf der Mauer ein, der sehr eindrücklich geschildert wird.
Als ich schon nicht mehr daran glaubte, erfuhr man doch noch etwas über den "Wandel", ohne dass der Autor sich hier im Detail verliert. John Lanchester greift hier die aktuellen Themen Klimawandel und Flucht auf. Natürlich kann man das Buch auch als Kommentar zum Brexit lesen - oder ganz unabhängig davon.
Für mich ein sehr aktuelles, spannendes Buch.