"Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid." (Leonardo da Vinci)
Die Notärztin Anne Perry, der Sanitäter Owen Baines und die Hubschrauberpilotin Leah sind bei der walisischen Flugrettung angestellt und arbeiten seit einigen Jahren als enges und engagiertes Team zusammen. ...
Die Notärztin Anne Perry, der Sanitäter Owen Baines und die Hubschrauberpilotin Leah sind bei der walisischen Flugrettung angestellt und arbeiten seit einigen Jahren als enges und engagiertes Team zusammen. Während zwischen Anne und Leah über die gemeinsame Zeit eine enge Freundschaft entstanden ist, bleibt Owen zwar professionell, aber immer auf Distanz, was besonders Anne immer wieder anstachelt, ihn aus der Reserve zu locken. Aber Owen hat seine Gründe, Anna auf Distanz zu halten. Die beiden verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, an die sich Anne nicht erinnern kann, da sie damals erst 4 Jahre alt war. Ein Unfall machte Owen und seinen kleinen Bruder zu Vollwaisen und auch Anne kam damals zu einer Pflegemutter. Doch dann taucht Annes leiblicher Vater Seth in Llierdi auf, um seine Tochter zu sehen. Sein Erscheinen stellt nicht nur Owens Gefühlswelt auf den Kopf, sondern sorgt auch bei Anne und ihrer Pflegemutter Evelyn für allerlei Verwirrung…
Ella Simon hat mit ihrem fesselnden, bildgewaltigen und berührenden Roman „Bis wir wieder fliegen“ einen wahren Pageturner vorgelegt, der den Leser schon mit dem Prolog so angefixt hat, dass er an den Seiten regelrecht kleben bleibt und die Zeit vergisst. Der einnehmende Schreibstil nicht nur wunderbar flüssig, sondern auch sehr gefühlvoll und lässt den Leser während der Lektüre mit den Protagonisten eine Achterbahn der Gefühle durchleben. Die Autorin hat in ihrer Geschichte allerlei Themen verpackt, die sie wunderbar miteinander verknüpft und zu einer spannenden und hinreißenden Handlung zusammenspinnt. Es geht nicht nur um die anstrengende, lebensrettende Arbeit der Notärzte und die Schicksale der Patienten, sondern auch um deren eigene Schicksale, die mit Pflegefamilien, Schuldzuweisungen, Kriegstraumata sowie Suchtkrankheiten zu tun haben. Alles zusammen ergibt eine packende und geschickt miteinander verwobene Geschichte, die an einem kleinen walisischen Ort in einer Gemeinschaft stattfindet, die füreinander da ist und sich gegenseitig Halt gibt, und wo auch der Leser einen Platz findet, um sich als Teil von ihnen zu fühlen. Ein Gänsehautprolog und einige überraschende Wendungen geben der Handlung einen dauerhaften Spannungsbogen, der bis zum Ende nicht abreißt.
Die Charaktere wurde regelrecht Leben eingehaucht, mit ihren sehr individuellen Facetten und menschlichen Zügen wirken sie absolut authentisch und glaubwürdig. Sie treffen den Leser mitten ins Herz, was ihn mit ihnen das gesamte Gefühlsbarometer erleben lässt. Anne ist eine Frau, die immer Optimismus und Fröhlichkeit ausstrahlt. Sie besitzt Empathie, einen trockenen Humor sowie die nötige Distanz, ihre Arbeit erfolgreich und gewissenhaft durchzuführen. Mit ihrer positiven Einstellung und ihrer Stärke ist sie bei allen sehr beliebt. Owen ist ein eher zurückhaltender Zeitgenosse, der seine Arbeit professionell ausübt, aber ansonsten keinerlei Gefühle zeigt. Innerlich ist er ein zerrissener Mann, der durch einen Schicksalsschlag viel verloren hat und ebenso viel auf sich nehmen musste, um seinem Bruder Stabilität und ein Zuhause zu geben. Evelyn ist eine herzensgute Frau, die mit Anne eine liebevolle Beziehung pflegt, aber auch immer Zeit und ein offenes Ohr für Hilfesuchende hat. Elvis ist ein cooler Typ, der oft über die Stränge geschlagen hat, aber nun auf einem guten Weg ist. Leah kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit, hat aber den Mut, sich ihnen zu stellen. Aber auch Seth und Josephine sind Lichtblicke in dieser Geschichte.
„Bis wir wieder fliegen“ ist eine wundervoll gewobene Geschichte gefüllt mit Liebe und Tragödien, mit Verlust und Hoffnung, mit dem Mut zur Vergebung, die Neuanfänge erst möglich machen. Zauberhaft erzählt und mit viel Suchtpotential! Hier kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben - besser geht es nicht – Chapeau!