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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2019

Neustart schier unmöglich

Wer einmal aus dem Blechnapf frißt
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Willi Kufalt wird in den 1920er Jahren nach 5 Jahren Gefängnis in die Freiheit entlassen. Vom ersten Tage tut er sich, trotz aller Bemühungen, schwer in dieser neuen Rolle. Er hat mit sich und vor allem ...

Willi Kufalt wird in den 1920er Jahren nach 5 Jahren Gefängnis in die Freiheit entlassen. Vom ersten Tage tut er sich, trotz aller Bemühungen, schwer in dieser neuen Rolle. Er hat mit sich und vor allem den Vorurteilen der Menschen zu kämpfen. So fühlt er sich im Arbeitslosenheim ähnlich unterdrückt, wie im Gefängnis und beschließt schnell unter Mitarbeit anderer Bewohner, dementsprechend ebenfalls ehemalige Gefängnisinsassen, eine Selbständigkeit zu begründen. Seine Naivität bringt ihn dabei in Schwierigkeiten, während seine Kameraden ihn nie ganz akzeptiert haben, was ihn schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen lässt. Später scheitert auch der Versuch auf seriöse Weise Geld zu verdienen, was sogar die geplante Ehe zutiefst erschüttert. Vorurteile und Misstrauen überall. Er scheint sich mit jeder Faser seines Körpers gegen sein Schicksal aufzubäumen und doch schlittert er wiederholt in zwielichtige Taten hinein, die schnell eine Eigendynamik entwickeln und deren Verläufe er nicht absehen und/oder steuern kann. Und, ja, auch mit den Frauen will es nicht so recht funktionieren. Die Erzählung spielt in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts. Vermutlich waren die Bedingungen einer erfolgreichen Rückkehr in die freie Welt damals schwieriger, trotzdem behält Falladas Roman eine gewisse Aktualität.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Verstörende Vergangeheit oder doch schon Zukunft

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Wir befinden uns in einer Parallelwelt, ein typisches Science Fiction Setting, auch wenn es auf dem Roman nicht draufsteht. Eschbach geht auch mit keinem Wort auf eben diese Parallelwelt ein. Für ihn, ...

Wir befinden uns in einer Parallelwelt, ein typisches Science Fiction Setting, auch wenn es auf dem Roman nicht draufsteht. Eschbach geht auch mit keinem Wort auf eben diese Parallelwelt ein. Für ihn, seine handelnden Protagonisten und den Leser ist es die reale Welt und es gibt keine Möglichkeit, wie etwa bei P.K. Dick, zwischen einzelnen Welten hin und her zu wechseln. Es ist die Welt und damit basta.
Und was für eine Welt.
Wir befinden uns in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Wir erleben die Geschichte (die Historie) aus der Sicht zweier Protagonisten mit. Erfreulich, dass Eschbach nur zwei Handlungsstränge führt, die sich zudem recht schnell kreuzen. In meiner Wahrnehmung leiden viele der neueren Werke anderer Autoren unter der zunehmenden Inflation an handelnden Personen.
Hier haben wir eine fast lineare Schilderung der Geschehnisse und das tut dem Roman sehr gut.
Auf der einen Seite finden wir Helene, eine junge Frau, die dem Beruf der „Programmstrickerin“ nachgeht. Faszinierend, wie Eschbach uns Lesern klarmacht, dass Programmieren Frauenarbeit ist, weil es doch so ähnlich wie Stricken sei und das ist doch seit jeher Frauenarbeit. Für Männer ist diese Art der Arbeit verpönt, sie setzen lieber auf dem fertigen Produkt auf und analysieren dann das Ergebnis. Helene ist die Identitätsfigur des Romans, der Leser fühlt mit ihr mit und kann sich gut in sie hineinversetzen. Die Idee hinter diesem Roman ist kaum zu fassen: Was wäre gewesen, wenn die Nationalsozialisten im Dritten Reich leistungsfähige Computer, Internet und Smartphones zur Verfügung gehabt hätten und wie würde eine Überwachung dieser Netze aussehen? Um daraus eine Geschichte zu erzählen, lässt Eschbach zwei große Geschichtsstränge durch das Buch laufen, die beide äußerst spannend und kenntnisreich ausstaffiert sind. Das Ende des Buches ist dramatisch und mitunter echte Geschmackssache. Alles in allem ein gutes Buch und hochwertige Science-Fiction, wie man sich von Andreas Eschbach gewohnt ist.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Spannung pur

Der Blütenjäger: Thriller
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Junge Frauen im Abendkleid werden erschossen im Wald aufgefunden, neben sich eine Blüte und ein Foto, das sie beim Tanzen zeigt. Der Ermittlerin Laura Kern wird bei diesem Fall alles abverlangt. Zeitgleich ...

Junge Frauen im Abendkleid werden erschossen im Wald aufgefunden, neben sich eine Blüte und ein Foto, das sie beim Tanzen zeigt. Der Ermittlerin Laura Kern wird bei diesem Fall alles abverlangt. Zeitgleich kämpft sie gegen die aufkeimenden Zweifel zu ihrer recht frischen Liebe mit ihrem Kollegen Taylor an. Ihr Partner Max ist ihr in dieser Hinsicht keine Hilfe. Der Täterkreis wächst, aber noch schneller wächst die Zahl der Opfer an. Der Serienkiller ist fleißig und genießt seine nächtlichen Jagden. In kurzen Abständen folgen weitere Leichen und die Ermittler sind redlich bemüht, Motive und mögliche Täter aufzuspüren. Davon gibt es wieder jede Menge, aber viele Hinweise verlaufen im Sand. Wie ich es bereits aus anderen Thrillern von Catherine Shepherd kenne, hat sie es auch in diesem Fall wieder geschickt angestellt, bröckenweise Spuren zu streuen und kleine Andeutungen zu machen, die mich beim „Mitermitteln“ immer wieder in eine Sackgasse geführt haben - wie auch die Ermittler Laura und Max, die sich zunächst die Zähne an diesem Fall ausbeißen. Mich hat dieser rundum gelungene Thriller wieder gepackt und sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Morpheus Gen

Das Morpheus-Gen
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David Berger ist Anwalt in einer renommierten Großkanzlei in New York. Eines Tages wird er während seiner beruflichen Tätigkeit mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als er den Namen seines vor Jahren ...

David Berger ist Anwalt in einer renommierten Großkanzlei in New York. Eines Tages wird er während seiner beruflichen Tätigkeit mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als er den Namen seines vor Jahren verstorbenen Vaters in den Akten entdeckt. Zudem gerät sein Leben völlig aus den Fugen, als er ominöse Tabletten - angeblich legale Wachmacher - von seinem besten Freund Alex Bishop, der ebenfalls Anwalt ist, annimmt. Nach der ersten Einnahme findet David tagelang keinerlei Schlaf mehr. Kurz darauf werden Alex und Davids Verlobte Sarah ermordet. Auch in dem Pharmaunternehmen, das die mysteriösen Tabletten hergestellt hatte, hat ein Killer gewütet. David steht bald im Verdacht, der Täter zu sein und begibt sich auf die Flucht. Sein Weg führt ihn zunächst in den Untergrund New Yorks und danach nach Europa, zum Ursprung allen Übels...
Schon auf den ersten Blick verspricht Tibor Rodes neuer Thriller, eine spannende Lektüre zu sein. Insgesamt sehr düster gehalten sticht das grelle Rot des Titels und des Auges besonders stark hervor. Die schwarz-weiße Musterung der Federn der Eule im Hintergrund lässt das Bild sehr aufgeregt und bedrohlich wirken, was von dem stechenden Blick aus dem roten Auge mit der spiegelnden Pupille verstärkt wird. Ob nun die Wahl eines nachtaktiven Raubtiers als Anspielung gewollt ist oder nicht, haben wir es hier mit einem ansprechend gestalteten Thriller zu tun. Solche rasanten Thriller liebe ich und selbst wenn mir ein solcher Thriller jedes Mal einige Stunden an Schlaf kostet, das ist es auf jeden Fall Wert.
Für mich sind das volle 5 von 5 Sternen, sowie eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.07.2019

Was kommt danach??

Kind, versprich mir, dass du dich erschießt
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Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen. Ich mochte den Schreibstil und die vielen, vielen Zitate bzw. Tagebuchabschnitte der jeweiligen Personen. Ganz toll und wahrlich zu empfehlen. Im letzten ...

Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen. Ich mochte den Schreibstil und die vielen, vielen Zitate bzw. Tagebuchabschnitte der jeweiligen Personen. Ganz toll und wahrlich zu empfehlen. Im letzten Drittel macht das Buch einen Schwenk und vermittelt, warum die deutschen zu tausenden in die Arme Hitlers rannten und am Ende dann keinen Ausweg mehr sahen. Wie Menschen von einer Person und der Propaganda verführt und geblendet wurden, so das, sie aus Angst vor der Zukunft (Vergewaltigung durch Soldaten der roten Armee und ihrer Zukunft) keinen anderen Ausweg mehr sehen als den Suizid. Das zeigt wie Krieg ist und es ist bis heute aktuell. Viel zu wenig wurde bisher gesagt über das tabuisierte Leiden der Deutschen Ostvertriebenen. Eine Lektüre, die an die Substanz geht und die Augen öffnet für das Leiden jener, die - oftmals durch stille Zustimmung und zuweilen Opportunismus - selbst zu für's Leben gezeichnete Opfer des Nationalsozialismus wurde