Das Jahr 2057: Spannende Themen, Denkanstöße, mit offenen Fragen überfrachtet
Die UnvollkommenenEs ist für das Verständnis hilfreich und für die emotionale Bindung zu wiederkehrenden Figuren vorteilhaft, „Die Optimierer“, fünf Jahre zuvor spielend (im Jahr 2052), gelesen zu haben.
„Die Unvollkommenen“ ...
Es ist für das Verständnis hilfreich und für die emotionale Bindung zu wiederkehrenden Figuren vorteilhaft, „Die Optimierer“, fünf Jahre zuvor spielend (im Jahr 2052), gelesen zu haben.
„Die Unvollkommenen“ wird erzählt aus der Perspektive von Lila, bekannt aus dem Vorgängerband. Die Handlung wird fortgesetzt und Samson nimmt erneut eine Schlüsselrolle ein.
Dieses Werk ist streckenweise schwierig und nicht flüssig zu lesen. So wechselt man beispielsweise zwischen Realität und schwer einzuordnenden Traumsequenzen. Motive und Bedeutungen bleiben oft nebulös oder schwer nachvollziehbar. Einerseits regt dies zum Spekulieren an und ist herausfordernd im guten Sinne, andererseits droht es zu verwirren und zu verunsichern. Zwar ist die Handlung spannend, aber so richtig genießen, eintauchen, mitfiebern konnte ich nicht.
Der beschriebene Fanatismus mit religiösen Anspielungen wirkt unrealistisch und ist nicht meins.
Man sollte eine Affinität zu Nahe-Zukunft-/Science-Fiction-Thrillern haben und Gedankenspiele mögen zu Themen wie Überwachungsstaat, Steuerung von Emotionen, Rolle künstlicher Intelligenz in einer Gesellschaft, digitalisiertes Bewusstsein. Es ist weder Dystopie noch Utopie.
Viele treffende Zitate sind beinhaltet, die zum Nachdenken und Sinnieren anregen können. Insgesamt spielen Psychologie und Philosophie eine große Rolle.
Bei den Figuren haben mir der schwer einzuschätzende Kophler sowie Homunkulus am besten gefallen.
Das Ende ist auf eine spezielle Art und Weise stimmig geraten. Es wirft aber mehr Fragen auf als es beantwortet. Dies dürfte polarisieren. Auch wenn ich tendenziell offenen Enden etwas abgewinnen kann, finde ich es in diesem Fall eher unbefriedigend. Eine Fortsetzung ist derzeit nicht geplant.
4 Sterne, weil mich die Themen faszinieren und ich es zu schätzen weiß, dass die Geschichte nachhallt, zum Reflektieren und zum Austausch (in meinem Fall in einer Leserunde) animiert.
Hätte ich „Die Optimierer“ nicht gelesen, wäre ich möglicherweise überfordert gewesen und meine Beurteilung läge wahrscheinlich bei 3 Sternen.