! ACHTUNG - ENTHÄLT SPOILER ZUM VORGÄNGER !
Nach dem Sieg im Institut ist Darrow jetzt Schützling seines Erzfeindes. Doch nach einem Fehltritt an der Akademie droht dieser, ihm seine Unterstützung zu entziehen - was Darrow der Rache der Bellonas auszuliefern und die Pläne der Rebellion ins Wanken zu bringen droht ...
Mit anderen Worten: Der zweite Teil macht genauso weiter, wie der erste aufgehört hat. Keine Atempause, sondern Spannung und Action pur. Durchhänger in der Mitte der Trilogie? Fehlanzeige. Es wird zu keiner Zeit langweilig, stattdessen kommt das Buch immer wieder mit überraschenden Wendungen daher, was dazu führt, dass es schwerfällt, es aus der Hand zu legen. Es ist unheimlich fesselnd und mitreißend, man fiebert mit den Charakteren mit, mit der Rebellion und vor allem natürlich mit Darrow.
Darrow ist schlichtweg ein toller Protagonist. Er ist ein starker Held. Schon im ersten Band hat er seine körperliche wie geistige Stärke bewiesen, bewiesen, dass er ein Anführer ist und dass er Krieg führen, geniale Strategien entwickeln kann. Aber er ist auch nicht unfehlbar. Er ist ein sehr starker Charakter mit Ecken und Kanten, und genau das macht ihn aus.
So gerät er zunehmenden in den Konflikt zwischen der Loyalität zu den gefundenen, allerdings goldenen Freunden und der Rebellion, der er sich verschrieben hat und die ihn zu ihren Feinden macht. Das löst jegliches Schwarz-Weiß-Denken auf, man erhält als Leser einen direkten Einblick in die Rivalitäten der Goldenen und sieht sich damit konfrontiert, dass man Partei ergreifen will. Doch obwohl Darrow mitten unter seinen Feinden lebt und eben auch Bindungen aufbaut, so sehr er sich auch dagegen wehrt, er verliert sein Ziel niemals aus den Augen - und auch das macht ihn aus.
Gleichzeitig konnte ich den Konflikt absolut nachempfinden, der dadurch entsteht, dass auch Darrow sich weiterentwickelt und dass er zu einem Goldenen geworden ist. Er ist nicht länger der junge Rote und die einzige Verbindung zu seiner Heimat sind die Söhne des Ares, die jedoch noch nicht wieder Kontakt aufgenommen haben, sodass er sich zwangsläufig fragen muss, was für eine Rebellion er will und wer er eigentlich ist.
Dabei fällt auf, dass er dem Lebensstil der Goldenen nicht grundsätzlich abgeneigt ist - gerade da er sich so gut in ihre Politik einfügt. Ohne jedoch den Hass gegen sie zu verlieren.
Diese Tiefe findet sich bei einigen Charakteren wieder. Sie alle wirken vielschichtig, selbst der größte Tyrann hat Facetten, die ihm fast eine sympathische Seite verleihen. Vielen merkt man an, dass sie durch ihre Erziehung, ihre Umgebung geprägt sind - gerade im Vergleich zu Darrow, der eben nicht wie ein verwöhnter Goldener aufgewachsen ist.
Umgekehrt stellt sich aber auch immer wieder die Frage danach, wem Darrow vertrauen kann - und wem nicht. Eine Frage, über die man sich auch als Leser den Kopf zerbricht und die Darrow manchmal sehr einsam werden lässt, die aber auch in Konflikt mit seiner ausgeprägten Loyalität kommt.
Während der Vorgänger vor allem geprägt von dem Kampf und Krieg im Institut war, rückt jetzt auch die Politik in den Fokus. Die Politik der Goldenen ist geprägt von Intrigen und Rivalitäten, vor allem aber von Macht und Herrschaft. Und auch Kriegsführung ist ein Thema.
Auch wenn das Lesen so eine gewisse Aufmerksamkeit erfordert, um den Überblick über Allianzen und Feindschaften zu behalten, langweilt diese Politik jedoch nie, gerade da sich Darrow mitten in ihren Fängen wiederfindet.
Und wer den ersten Teil gelesen hat, weiß, dass der Autor in Bezug auf Gewalt nicht zimperlich ist. Mordkomplotte innerhalb der Familien, kaltblütige Ermordung von Rebellen, Krieg ... Teilweise zeigt sich, wie wenig Menschenleben den Goldenen wert sind.
Als Leser beginnt man zwangsläufig selbst irgendwann, gesellschaftliche Konzepte zu hinterfragen, sich zu fragen, was gut und was böse ist, und wie sich das definiert. Was einen guten Herrscher ausmacht. Und wie weit eine Rebellion mit noch so noblen Zielen gehen darf. Immer wieder wird thematisiert, inwieweit Handlungen richtig oder falsch sind.
Das Ende ist dann ein absoluter Cliffhanger, bei dem ich froh war, dass der dritte Band schon bereit lag.
Fazit: Mitreißende, fesselnde, spannende und actionreiche Fortsetzung mit einem tollen, starken Helden mit Ecken und Kanten, vielschichtigen Charakteren, der Frage nach Gute und Böse, nach Richtig und Falsch der Handlungen und vielen überraschenden Wendungen!