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Veröffentlicht am 13.07.2019

Guter zweiter Teil

Magus
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„Kol verdarb alles und jeden. Die Adligen waren die Quintessenz des Bösen, das die Metropole am Laufen hielt.“ (S. 25)

In zweiten Teil der Bestien Chroniken geht es vor allem um den Ursprung der Magie ...

„Kol verdarb alles und jeden. Die Adligen waren die Quintessenz des Bösen, das die Metropole am Laufen hielt.“ (S. 25)

In zweiten Teil der Bestien Chroniken geht es vor allem um den Ursprung der Magie in der Welt. Dieser wird zwischen den Kapiteln durch Auszüge aus verschiedenen Schriften näher beleuchtet. Sie beschreiben den Weg von den ersten Experimenten, Magie in die Welt zu bringen, bis hin zur Etablierung der sieben mächtigsten Familien in Kol, die die letzte Stadt der Menschen beschützen sollen.

Da Kol die letzte Stadt der Menschen ist, zentriert sich die Aufmerksamkeit der Geschichte auf genau diese. Balger durchquert allein die weiten Lande, nicht wissend, was aus Tarl, Ceres und Magnus geworden ist. Sie finden sich in der Arena als Gladiatoren wieder. Da die Kaiserwahl unmittelbar bevor steht, nutzt Gaius Acilius, Lucas Vater, die Spiele für seine Zwecke. Um als Kaiser gewählt zu werden, ist ihm jedes Mittel recht.

„Bei diesen Sonderspielen galt die spezielle Regel, dass alle Kämpfe an einem Tag stattfanden und nicht wie üblich an dreien. Das Volk sollte danach schließlich so schnell wie möglich zu den Wahlurnen schreiten. Wählen durften zwar nur diejenigen, die es sich leisten konnten, aber es war dennoch eine schöne Tradition, den Schein von Demokratie und Mitbestimmung aufrechzuerhalten, und glücklicherweise dachte fast niemand darüber nach, weil die Wahlspiele so besonders schön blutig und aufregend waren.“ (S.254)

Während sich die Gladiatoren auf die Spiele und die sieben Familien auf die Kaiserwahl vorbereiten, herrschen Unruhen in einigen Stadtteilen Kols. Niemand weiß, woher die Unruhen so plötzlich kommen. Die Stadtwache ist machtlos. „Ich habe von einer der Wachen gehört, dass Tiburtina und Aurelia, die Viertel der Aufstände, von Mauern umschlossen wurden. Niemand darf heraus oder hinein.“ (S.182)
Tarl, gefangen in der Arena, weiß jedoch durch sein Talent des Fühlens ganz genau, warum die Menschen verrückt spielen: der Weiße Schatten treibt sein Unwesen in Kol. Ein Ammenmärchen, um den Kindern Angst zu machen, weswegen niemand Tarl Glaube schenkt. Einzig sein alter Lehrmeister Mammercus hat eine Ahnung und versucht alles, um Kol vor dieser Bestie zu beschützen.
Nicht nur Tarl lernt seine Gabe besser kennen, auch Ceres, die stotternde Magi lernt ihre Fähigkeiten besser zu nutzen, kann sie jedoch nicht ausreichend vertiefen, da in den Katakomben der Arena zaubern verboten ist.
Nur bei dem Zwerg Magnus scheint sich nichts geändert zu haben: er ist wieder der Narr der Arena und wird in die Intrigen der Familie Acilius hineingezogen. Ohne seine Freunde Tarl, Ceres und Balger, scheint er allen Lebensmut verloren zu haben.
Neben den zahlreichen Geschehnissen in Kol, rücken Balgers Abenteuer in den Hintergrund. Das Cover des dritten Bandes lässt jedoch vermuten, dass er dort eine größere Rolle spielen wird. Es bleibt zu hoffen, dass die homoerotischen Beschreibungen seiner Muskeln in den Hintergrund treten oder sogar ganz verschwinden.

Im ersten Teil hat Tarl eine Bindung zu einem Acidum aufgebaut und es Pila genannt. Pila spielt in diesem Teil eine wichtige Rolle: es verstärkt Tarls Fühlfähigkeit und unterstützt ihn außerhalb der Arena. Es hat sogar gelernt sich mit Tarl zu unterhalten. „Die Bestie rollte wieder vor und zurück, so als würde sie dadurch ein Kopfnicken imitieren.“ (S.197) Die Kapitel aus Pilas Sicht sind gelungen, da sein Denken einfach und zielorientiert ist. Seine Bindung zu Tarl kommt dabei sehr deutlich hervor und seine außergewöhnliche Liebe für Katzen macht es niedlicher, als es in Bestias bereits war.

Die Entwicklung von Ceres, Tarl, Balger und Magnus ist gut zu verfolgen und nachvollziehbar. Die Kapitel einiger Antagonisten bringen etwas Licht ins dunkle Treiben von Kol. Die Auszüge aus den Alten Schriften geben Hintergrundinformationen, die die Reichen der Stadt dem Volk enthalten. So schafft der Autor ein stimmiges Gesamtbild, welches nur von den Bestien gestört wird. Sie stellen eine greifbare Bedrohung dar, die niemand wahrzunehmen scheint. Obwohl alles an das alte Rom erinnert, gibt es einige Parallelen zu der heutigen Gesellschaft. Die wichtigste Frage in diesem Buch bleibt jedoch bestehen: Wer sind die wirklichen Bestien?

„Deswegen sehen wir die Bestien nicht als Feinde oder Monster. Sie sind genauso Opfer wie wir und wurden mit Gewalt aus ihrer Welt in unsere verfrachtet. An einen Ort, den sie nicht kennen und der sich vermutlich stark von ihrem wirklichen Zuhause unterscheide. Sie taten das, was jede Lebensform in dieser Situation tun würde: überleben.“ (S.242)

Veröffentlicht am 03.07.2019

Auf dem Weg zur Gleichberechtigung im islamisierten Norden

Wintermaid
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Lhan ist die Wintermaid. „Die Jungfrau, die alle zehn Winter ausgesandt wurde, um den Bergen zu zeigen, wer die wahren Herrscher im Gebirge waren. Nicht die Schneestürme, Lawinen, Steinschläge oder Eisgeister. ...

Lhan ist die Wintermaid. „Die Jungfrau, die alle zehn Winter ausgesandt wurde, um den Bergen zu zeigen, wer die wahren Herrscher im Gebirge waren. Nicht die Schneestürme, Lawinen, Steinschläge oder Eisgeister. Nein, die Menschen waren es. Denn selbst ein schwaches Mädchen konnte es mit dem Winter in den Bergen aufnehmen und ihn bezwingen.“ (S.19)
Deswegen sitzt Lhan mit einem verletzten Knöchel und einem sterbenden Widder in einer Höhle und lauscht den Schreien eines Eisgeistes. Sie hat Angst. Sie hat so viel über Eisgeister gehört: „Jedes Kind wusste was mit Menschen geschah, die von einem Eisgeist gebissen wurden. Sie verwandelten sich selbst in Eisgeister, dazu verdammt im Gebirge zu hausen und des Nachts in die Häuser einzudringen, um Säuglinge im Schlaf zu ersticken oder Menschen bei lebendigem Leibe aufzufressen.“ (S. 26)
Ihr gesamtes Wissen über Eisgeister hat sie vom Zeremonienmeister gelehrt bekommen. Zwei Jahre lang wurde sie darauf vorbereitet die Wintermaid zu sein. In ihrem Dorf herrschen die Männer. Frauen gehören den Männern und dürfen ohne männliche Begleitung das Haus nicht verlassen. Deswegen ist es eine große Ehre als Wintermaid in die Berge zu ziehen. „Als gäbe es eine Frau, die über ausreichend Verstand verfügte, ein Volk zu regieren. […] Jedes Kind wusste, dass nur Männer geborene Anführer waren. Frauen zählten lediglich zum Besitz eines Mannes. Im Grunde waren sie nicht einmal richtige Menschen.“ (S. 40) „Bei einem Brand bestanden die Männer im Dorf darauf, dass ihre Frauen eher verbrannten, als das sie von anderen Männern auf offener Straße angeschaut werden konnten.“ (S.91)

In den Bergen trifft sie auf einen Eisgeist, betäubt ihn und schafft ihn in ihr Dorf zurück. Auf dem Weg dahin, plappert der Eisgeist viel unsinniges Zeug und Lhan ist bemüht sich nicht davon durcheinander bringen zu lassen. „Sie wollen, dass du hier oben stirbst“, fuhr der Eisgeist fort. „Du bist ein Opfer für die grausamen Götter der Berge. Dein Tod soll sie besänftigen. Dabei gibt es gar keine Götter in den Bergen, nur die Kräfte der Natur. Erosion, Tektonik, Feuer speiende Berge, Lufstströme ...“ „Schweig!“ […] „Eisgeister sind wie die Kirschvögel, […]. Sie reden nicht, sie plappern nur wirres Zeug.“ (S. 36)
Sie kann dem Eisgeist nicht glauben, obwohl sich im Dorf schnell zeigt, dass er mit seiner Aussage recht hat.

Der Dorfalltag, in dem Frauen nichts dürfen, nichts können und schon gar nichts sind, ist überspitzt dargestellt. Viele Verhaltensweisen, Ansichten und Regeln sind überzogen, wie oben im Zitat von S.91 gezeigt. Der Vergleich mit dem Islam drängt sich förmlich auf.
Die gleichberechtigte Gesellschaft der Eisgeister steht dazu im starken Kontrast . Sie werden von einer Königin regiert, teilen ihr Wissen mit allen und sind von Grund auf friedliche Wesen.
Die Wintermaid Lhan ist das beste Beispiel dafür, wie sehr die Frauen unterdrückt und dumm gehalten werden: sie wiederholt alles über die Eisgeister, was sie vom Zeremonienmeister gelernt hat, obwohl ihre Beobachtungen dem widersprechen, wie im Zitat oben von S. 26. Als sie ins Dorf zurück kehrt, wird ihr offenbart, dass sie an einen Mann verkauft wurde und akzeptiert dies nur widerwillig. „Ihr Ehemann würde stolz auf sie sein. […] Aber wenn sie dem alten Horg eine ergebene Ehefrau wäre, dann könnte sie es vielleicht wagen, ihn um Geld für ihre Mutter zu bitten.“ (S.58-59) Die Sitten sind barbarisch: „Ich habe den Beschneider einbestellt. Morgen Nacht […] macht er aus dir eine richtige Frau. Das ist mein Hochzeitsgeschenk für dich.“ (S.75)

In Wintermaid gibt es zwei zentrale Themen: Lhans Abenteuer in den Bergen und die Rolle der Frauen in ihrem Dorf. Im Anhang findet sich „Eine unsortierte Faktensammlung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt“ (S.189) mit einigen Fakten und ihren Quellen bezüglich der Unterdrückung der Frau in der heutigen Zeit.
Es bleibt zu hoffen, dass Lhan sich nicht in eine männerhassende Feministin wandelt, die das generische Maskulinum ablehnt und in ihrem Hang zur Gleichberechtigung den Gender* überstrapaziert. Dahingehend habe ich hohe Erwartungen an die Fortsetzung, die von der Autorin schon angekündig wurde.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Über den Wolken ...

Aeronautica
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Die Aufmachung der Bücher aus dem art skript phantastik Verlag macht jedes Buch zu etwas besonderem, schon bevor man in die Geschichten überhaupt eintaucht. Dieses Buch ist außen schlickt gehalten mit ...

Die Aufmachung der Bücher aus dem art skript phantastik Verlag macht jedes Buch zu etwas besonderem, schon bevor man in die Geschichten überhaupt eintaucht. Dieses Buch ist außen schlickt gehalten mit bronzefarbener Schrift und Verzierungen auf dunkelblauem Hintergrund. Innen sind die Seiten mit Wolken hinterlegt, sodass ich mich schon beim bloßen Anblick über den Wolken befinde. Die Innenseiten der Broschur ist mit einer alten Weltkarte geschmückt. Wie immer ist die gesamte Aufmachung sehr stimmig.

Die Geschichten sind vielfältig wie ihre Autoren, die vor jeder Geschichte kurz vorgestellt werden. Die Beschreibung von Paul Tobias Dahlmann fand ich bereits schwierig und „Kurs Nord-Nordzenit“ hat diesen Eindruck bestätigt. Der Schreibstil ist altmodisch, die Geschichte mit den Geistern verwirrend. Es entsteht das Gefühl, als fehle etwas in der Kurzgeschichte und hinterlässt Fragen zu den Hintergründen des Geschehens.
Eine andere Geschichte, die mich nicht angesprochen hat ist „Weißer Teufel oder Die Möwe“ von Markus Heitkamp. Die Idee, Moby Dick mit Nagetieren frei nachzuerzählen, ist originell und der Erzählstil locker und flüssig. Der Igel mit dem kleinen Sprachfehler hat mich zum Schmunzeln gebracht, doch überzeugt hat mich die Geschichte nicht.

„Es ist zu Ende, wenn der Kiel geborsten ist, das Segel verbrannt und das Herz erloschen.“
(S.65, Ins Herz des Sturms von L.Richter)

„Ins Herz des Sturms“ von Lena Richter hat mir dafür sehr gefallen. Erzählt wird die Geschichte von Xhemin Sturmherz aus der Ich-Perspektive. Sie ist eine bekannte Kapitänin, die ihre besten Zeiten hinter sich hat und als Verbrecherin gesucht wird. Auf ihrem Schiff, der Anemoi, wird sie von einem jungen Jäger gestellt, der sein Glück kaum fassen kann. Allerdings steuert die Anemoi geradewegs in einem Sturm hinein. So turbulent der Sturm für die beiden ist, so ist auch das Leben von Xhemin gewesen, das in Rückblicken erzählt wird. Das Herz der Geschichte ist ist wie das Ende: gefühlvoll und mitreißend.

„Es wurde von der Miskatonic University in Arkham entdeckt und dem Militär zur Verfügung gestellt.“ (S. 148, Am Ende der Welt von M.O.Bendrin)

„Am Ende der Welt“ von Manuel O. Bendrin hat mich sehr an den Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ von John Carpenter erinnert. Da der Film mich immer auch an die Geschichten von H.P.Lovecraft erinnert hat, fand ich die Anspielung auf Arkham sehr passend.
Ein norwegisches Team ist in die Arktis geflogen, um das amerikanische Luftschiff MAS Horizon aus dem Eis zu bergen. Die gesamte Crew ist tot, bis auf eine Person. Nicht lange, nachdem der Überlebende auf die Krankenstation des norwegischen Luftschiffes MLS Freya überführt worden ist, taucht grüner Rost im Maschinenraum auf und die die Crew fängt an sich seltsam zu benehmen. Professor Haugen und Kapitän Thorsen vermuten einen Zusammenhang zwischen dem grünen Rost und des Absturzes der MAS Horizon.
Die Kurzgeschichte ist spannend und düster, ganz wie H.P.Lovecraft und „Das Ding aus einer anderen Welt“.

Pina Parasol aus „Pina Parasol und das Verlorene Königreich“ von Tino Falke verliert professionell Dinge, die verschwinden sollen. Sie hat einen fantastischen Humor und der Autor einen humorvollen Schreibstil. Über Pina kann ich mir sehr gut eine längere Geschichte vorstellen; sie würde sich sicher gut zwischen Erasmus Emmerich und Archibald Leach fühlen.

Die 12 Kurzgeschichten führen in andere Welten, über die Wolken und Land, aber immer mit Hilfe eines Luftschiffes. Sie sind abwechslungsreich und spannend und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich kann diese Anthologie auch Lesern empfehlen, die noch nichts aus dem Steampunk-Genre gelesen haben, denn die Geschichten setzen kein Wissen voraus oder beinhalten Insiderwissen.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Der Grusel geht nicht von der Handlung aus

Friedhof der Kuscheltiere
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Friedhof der Kuscheltiere von Stephen King ist in drei Kapitel gegliedert: Der Tierfriedhof, Der Begräbnisplatz der Micmac und Der Große und Schreckliche Oz.
In Der Tierfriedhof wird Louis Creed vorgestellt. ...

Friedhof der Kuscheltiere von Stephen King ist in drei Kapitel gegliedert: Der Tierfriedhof, Der Begräbnisplatz der Micmac und Der Große und Schreckliche Oz.
In Der Tierfriedhof wird Louis Creed vorgestellt. Er zieht mit seiner Familie gerade nach Ludlow, Maine, um dort an der Universität als Arzt zu arbeiten. In Ludlow ist es jedoch nicht so ruhig, wie erhofft. Sein neuer Nachbar Judsen Crandall zeigt der Familie den Pfad hinter ihrem Haus, der in einem Tierfriedhof endet. Dieser Ort wirkt friedlich, die Kinder des Ortes pflegen ihn schon seit Jud ein kleines Kind war und begraben dort ihre Haustiere. Auch Familie Creed hat ein Haustier, Kater Church, und die Angst, dass er auf die viel befahrenden Straße vor der Tür rennt, lässt Louis zu dem Entschluss kommen den Kater kastrieren zu lassen.
Am ersten Tag nach den Sommerferien wird ein von einem Auto angefahrener Junge in Dr. Creeds Praxis gebracht; er stirbt noch im Eingangsbereich im Beisein von Louis. Dies hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei ihm, sodass er sogar von Victor Pascow, dem toten Jungen, träumt.

Gerade in diesem ersten Abschnitt lässt der Autor sich sehr viel Zeit für Details: die Wiesenfarbe hinter dem neuen Creed-Haus, der Zustand des Hauses, der Tierfriedhof, der Tod von Victor Pascow. Die Protagonisten werden durch diese Kleinigkeiten ebenso charakterisiert wie durch ihre Handlungen: der Streit zwischen Louis und Rachel über ihre Ansichten zum Thema Tod zeigt deutlich, wie unterschiedlich sie sind.
Das Wetter passt sich der Stimmung an, sowohl in den Träumen als auch in der Realität: als Familie Creed zum ersten Mal den Tierfriedhof besucht, wirkt alles friedlich, fast feierlich. Doch als Louis träumend von Victor Pascow dorthin geführt wird, geht von den Barrieren hinter dem Friedhof eine namenlose Bedrohung aus, die durch den Regen noch verstärkt wird.

Der darauf folgende Abschnitt Der Begräbnisplatz der Micmac beginnt mit einer Vorschau auf die Ereignisse, die neugierig macht, ohne die Handlung vorweg zu nehmen. Bis zu diesem Kapitel ist Louis Creed als Wissenschaftler, als Kopfmensch oder rational einzuschätzen. Doch ein Schlüsselereignis und die daraus resultierenden Gefühle, sowie die Macht des Ortes hinter dem Tierfriedhof lassen ihn fadenscheinige Entschuldigungen für seine Pläne finden. Rachel ist dabei keine große Hilfe, da sie mit ihrer Vergangenheit und der Gegenwart hadert. Einzig Ellie, die Tochter der beiden, scheint vernünftig zu sein. Sie spürt die aufkommende Angst und wird in ihren Träumen davon heimgesucht.

In Der Große und Schreckliche Oz werden alle Stränge, die im vorherigen Kapitel ihren Anfang genommen haben, zusammen geführt.

Wie nicht anders gewohnt von Stephen King lässt er sich Zeit, die Charaktere vorzustellen und führt gemächlich an das Geschehen heran. Ein Schlüsselereignis war vorhersehbar, ist dadurch aber nicht weniger bestürzend. Der Grusel in diesem Buch geht jedoch weniger von der Handlung aus. Es sind vielmehr die inneren Konflikte der Charaktere ausgelöst durch ihre Taten.



Pet Sematary – Original und Neuverfilmung

Achtung Spoiler zur Handlung!

Dieses Jahr ist eine Neuverfilmung von Pet Sematary heraus gekommen. Wir haben uns die Zeit genommen beide Filme im Vergleich zu schauen.
Der 1989er Verfilmung liegt ein Screenplay von Stephen King zu Grunde. Ich wurde enttäuscht. Oberflächliche Charaktere, die rasende Handlung und ungenügende Erklärungen konnten meine hohen Erwartungen nicht zufrieden stellen. Viele Szenen wirkten wie reingesetzt, z.B. der Tod von Victor Pascow oder die Beerdigung von Gage. Der Film leidet sehr unter der kurzen Spielzeit. Was mir jedoch gut gefallen hat war die Erscheinung von Victor Pascow, der als eine Art guter Geist gezeigt wurde.

Die Neuverfilmung hingegen spielt mit den Erwartungen der Zuschauer. Der Kater Church war präsenter; er war nicht nur Beiwerk sondern spielte einen wichtigen Teil in der Geschichte. Hier wurde auch mehr auf das Übernatürlich eingegangen. Die Geschichten von Jud, die im Original von ihm erzählt wurden, tauchten hier als Zeitungsausschnitte auf. Der Film wirkt stimmiger.

Es gibt noch einen zweiten Teil von 1992, den wir uns nicht entgehen lassen konnten. Dieser Film spielt ebenfalls in Ludlow und die Kinder der Stadt erzählen sich Horrorgeschichten über die Ereignisse der Familie Creed. Am Ende ist uns aufgefallen, dass die Neuverfilmung auch Elemente aus diesem Teil übernommen hat.

Veröffentlicht am 18.04.2019

Trotz Klischeehelden- und geschichte ganz nett

Gleann Comhann - Gefangen im Tal der Tränen
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„Er war in Morganes Falle getappt wie ein unbedarftes Kind.“ (S.26)

Dusten ist Schotte aus Gleann Comhann im Jahr 1692. Die Elfenkönigin Morgane findet Gefallen an ihm und entführt ihn in ihr Elfenreich, ...

„Er war in Morganes Falle getappt wie ein unbedarftes Kind.“ (S.26)

Dusten ist Schotte aus Gleann Comhann im Jahr 1692. Die Elfenkönigin Morgane findet Gefallen an ihm und entführt ihn in ihr Elfenreich, einer Parallelwelt, aus der Menschen nicht entkommen können. Weil er sich weigert ihr zu Willen zu sein, schließt sie einen Handel mit ihm: Einmal im Jahr darf er die Menschenwelt als Geist betreten, um seine Rettung zu finden. Er hat die Hoffnung schon aufgegeben, da trifft er auf Cat.
Aufgebracht und wütend beschließt Cat an Samhain Fotos beim Wasserfall in Glenncoe für ihre Arbeit zu machen, doch der Nebel und ihre Stimmung lassen sie unvorsichtig sein und sie fällt ein kurzes Stück einen Abhang hinunter. Nach einer kurzen Bewusstlosigkeit entdeckt sie einen Mann in einem Plaid am Rande des Wasserfalls. Sie bittet ihn um Hilfe, als er plötzlich wieder verschwindet. Cat wird zur Dorfärztin gebracht, die den geheimnisvollen Mann im Plaid ebenfalls kennt. Sie ahnen nicht, dass sie nur Figuren in einem Spiel zwischen Elfen sind, dessen Regeln sie nicht kennen.

Meine Berfürchtung es könnte sich um einen Outlander-Abklatsch (Feuer und Stein) halten, hat sich schnell aufgelöst. Cat reist zwar ins 17.Jahrhundert, landet jedoch im Körper von Moira, die die gleichen Augen hat, ansonsten äußerlich völlig anders aussieht. Auch gibt es weitaus weniger Sexszenen, nämlich nur eine, die weder explizit noch obszön ist.
Cats Wissen über diese Zeit aus ihrem Studium nützt ihr, um sich schnell zurecht zu finden und nicht aufzufallen. Sie fügt sich nach kleinen Anfangsschwierigkeiten nahtlos in ihre Rolle als Moira Campbell und vergisst dabei fast, warum sie überhaupt in der Vergangenheit ist.
Dusten ist ein klischeehafter Romanheld: groß und muskulös, mit auffallenden Augen. Ein Weiberheld, der es mit keiner bisher ernst meinte, bis er auf Moira trifft. Nichts neues also. Fehlt nur noch, dass er nach Wald und Wiese duftet. Stattdessen ist er endlich mal ein Mann, der nach dem riecht, was er macht.
Die Elfen machen die anbahnende Liebesgeschichte komplizierter, indem sie sich ständig einmischen. Ein ständiges Hin und Her, zum verrückt werden.
Cat und ihre Freundin Gwenny haben hauptsächlich Männer im Kopf. Als Cat den Fremden im Plaid das erste mal beschreibt, ist mir vor lauter Kitsch fast übel geworden. Gwenny zum Glück auch, sodass die Situation gleich an Ernst verliert und ins lächerliche gezogen wird. Ich hatte die Hoffnung, dass die romantischen Szenen weiterhin ironisch witzig sind. Leider wurde ich enttäuscht, denn einige Momente zwischen Dusten und Moira/Cat waren zu kitschig und unglaubwürdig. Auch dass sie nach nur zwei Tagen die große Liebe im jeweils anderen zu sehen glauben, ist pubertär.

Der Erzähler ist allwissend und hat Einblick in die Gedanken der Protagonisten. Diese werden kursiv dargestellt, was mich anfangs etwas durcheinander gebracht hat. Es gibt einige Dialoge, bei denen nicht ganz klar ist, wer was zu wem gesagt hat, doch ansonsten ist der Schreibstil flüssig und leicht verständlich. Die Mischung aus Historie und Phantasie hat mir sehr gut gefallen und mich gleichermaßen unterhalten.