Ein gutes Buch mit einem potenziell sehr guten Folgeband
Ministry of Souls – Das SchattentorMinistry of Souls – Das Schattentor ist bereits das vierte Buch, welches ich von Akram El-Bahay gelesen habe. Zuvor habe ich schon die Bibliotheks-Trilogie verschlungen und finde es wichtig, das gleich ...
Ministry of Souls – Das Schattentor ist bereits das vierte Buch, welches ich von Akram El-Bahay gelesen habe. Zuvor habe ich schon die Bibliotheks-Trilogie verschlungen und finde es wichtig, das gleich zu Beginn zu erwähnen, da ich ganz automatisch auch immer Vergleiche zwischen den beiden Reihen gezogen habe. Deswegen gleich mal mein Fazit vorweg: Die Bibliotheks-Bücher konnten mich mehr überzeugen und für sich einnehmen als der erste Band von Ministry of Souls. Allerdings war dieser nichtsdestotrotz gut und die Geschichte hat vor allem großes Potenzial im Folgeband noch besser zu werden.
In Das Schattentor befinden wir uns im London von 1850 – eine sehr interessante Zeit für solch eine Geschichte. Einer unserer Protagonisten – Jack – ist angehender Soulman. Die Tatsache, dass er schon mitten in seiner Ausbildung ist, diese aber noch nicht abgeschlossen hat, war meiner Meinung nach ein sehr geschickt gewählter Einstiegspunkt in die Geschichte. Dadurch gab es kein Infodumping, um die Kenntnisse des Protagonisten schnell aufzuholen. Gleichzeitig musste man immer genau aufpassen, wenn es darum ging hinter die Aufgaben eines Soulman zu kommen, wobei man auch zeitgleich mit Jack dazugelernt hat. Allerdings darf man sich keine typische Schulausbildung oder ähnliches Vorstellen, bei der man ihn begleitet. Das Buch folgt vor allem dem Prinzip learning-by-doing, welches meiner Meinung nach mal mehr und mal weniger angebracht ist. Die Arbeiter des Ministeriums für endgültige Angelegenheiten helfen den Seelen der Verstorbenen in die Zwischenwelt zu gelangen, was vor der Bevölkerung geheim gehalten wird. Das Konzept des Ministeriums und dessen Aufgaben fand ich wirklich interessant, auch weil ich nicht wirklich in dem Geister-Thema bei Büchern drin bin und mich dementsprechend nicht damit auskenne, welche Ideen es sonst so auf dem Markt gibt bezüglich dessen, was mit den Seelen Verstorbener passiert. Als im Buckingham Palace tote arabische Gesandte gefunden werden, gerät Jack unverhofft an seinen ersten richtigen Auftrag als Soulman – und löst (unbeabsichtigt) ein Chaos in der Zwischenwelt aus, dessen volles Ausmaß uns erst im Laufe des Buches bewusst wird. Es heißt für ihn nun also dieses Chaos zu beseitigen, was mit einer Rettungsaktion, vielen Besuchen in der Zwischenwelt, neuen Freundschaften und noch mehr Chaos einhergeht. Die Grundhandlung verspricht also sehr viel Spannung und Abenteuer. Einhalten kann sie das zwar auch, aber letztendlich fehlen mir an der ein oder anderen Ecke doch ein paar Sachen.
Wie gesagt, die Handlung an sich ist wirklich interessant. Allerdings kamen für mich die Hinter- und Beweggründe – sowohl vom Ministerium und dem aktuellen „Zwischenfall“ den Jack ausgelöst hat als auch die der einzelnen Figuren – etwas zu kurz. Da hätte das Buch gerne etwas länger sein dürfen und an den Stellen, an denen angeteasert wurde, was die Figuren in ihrer Vergangenheit erlebt haben, dies auch weiter ausführen können. Denn natürlich befinden wir uns im hier und jetzt (beziehungsweise im Jahr 1850), aber wenn man die bisherigen Lebenswege der Figuren etwas besser gekannt hätte, hätte ich mich vielleicht auch etwas besser in diese einfühlen können. Denn das ist mein Hauptmanko an dem Buch – der letzte Funke ist bei mir einfach nicht übergesprungen, weil ich nicht die starke Bindung zu den Figuren aufbauen konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Tatsächlich ist das aber vermehrt ein Problem bei den beiden Hauptfiguren. Die Nebencharaktere sind mir früher oder später wirklich sehr ans Herz gewachsen. Das liegt vor allem an dem Humor des Autors, den dieser so gekonnt in seine Bücher einbaut und der in diesem Fall vor allem bei den besagten Nebenfiguren zum tragen kam.
Ebenjener Humor ist ein großer Pluspunkt bezogen auf den Schreibstil. Die verbalen Schlagabtäusche zwischen den verschiedenen Figuren bringen einen – oder zumindest mich – zahlreich zum Schmunzeln. Gleichzeitig ist die Handlung und vor allem die Umgebung immer sehr gut beschrieben, sodass ich quasi einen Film vor Augen ablaufen hatte. Das führt in Kombination mit der ganzen Action dazu, dass das Buch wirklich schnell zu lesen ist.
Alles in allem kann ich das Buch durchaus empfehlen, es gibt in meinen Augen aber die kleineren Schwächen, dass ich die Figuren und ihre, oft planlosen, Handlungen nicht immer verstehen konnte und mir da noch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Was der Autor allerdings schon für den zweiten Band angeteasert hat, lässt mich hoffen, dass genau diese Aspekte verbessert werden, zumal ich durch meine anderen Leseerfahrungen ja weiß, dass er es versteht eine vollständig fesselnde Geschichte zu schreiben.