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Veröffentlicht am 28.01.2020

Familiengeschichte mit schwachem Ende

Die Altruisten
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Die Alters sind nicht unbedingt eine Bilderbuch-Familie. Francine und Arthur haben ihre verliebten Jahre längst hinter sich: Er hängt nach der Tragödie in Simbabwe seinem Selbsthass nach und sie versucht ...

Die Alters sind nicht unbedingt eine Bilderbuch-Familie. Francine und Arthur haben ihre verliebten Jahre längst hinter sich: Er hängt nach der Tragödie in Simbabwe seinem Selbsthass nach und sie versucht ihren Ehemann so gut es geht zu ertragen. Um die Kindererziehung kümmert sich Francine. Arthur trägt eigentlich nur seinen Anteil dazu bei, wenn auch etwas für ihn dabei rausspringt. Als seine Frau allerdings überraschend an Brustkrebs stirbt, bleibt er mit seinen Kindern Ethan und Maggie, die mittlerweile erwachsen sind, allein zurück und muss feststellen, dass er sie eigentlich gar nicht kennt.

Um das gemeinsame Familienhaus, welches eigentlich viel zu groß für ihn ist, zu behalten, schmiedet Arthur einen Plan: Er will ein Wochenende mit seinen Kindern verbringen – das aufholen, was er versäumte als sie noch klein waren – er will sie auf seine Seite ziehen und sie dann überreden, das Erbe ihrer Mutter auf ihn zu übertragen. Sollte in einer Familie, die sich liebt und gegenseitig unterstützt nicht schwer sein, doch nachdem Francine gestorben ist, haben Ethan und Maggie den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen. Nur widerwillig kehren sie in ihre Heimatstadt St. Louis zurück, wo das Unheil schon bald seinen Lauf nimmt.

Die Altruisten ist eine Geschichte, die langsam beginnt und in ihrem Verlauf nicht unbedingt viel Fahrt aufnimmt. Obwohl man sehr viele Flashbacks der Familie Alter bekommt und dadurch auch das Gefühl hat, sie wirklich gut kennenzulernen, blieb der große Höhepunkt für mich aus. Das ganze Buch baut auf das Wiedersehen zwischen Arthur und seinen Kindern auf, aber leider endet der Roman genauso wie er angefangen hat – seicht, ohne große Aufregung. Doch auch wenn das große Drama, das man als Leser erwartet, ausbleibt, hat sich Die Altruistendoch sehr schnell lesen lassen. Einen Einblick in das Leben einer komplett fremden Familie zu bekommen war interessant und auch wenn der Titel vielleicht etwas über Arthur, Maggie, Ethan und Francine verraten könnte, so führt er einen doch ein bisschen an der Nase herum – die Alters sind alles andere als altruistisch.

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Veröffentlicht am 12.01.2020

Ein kleines Buch über eine große Frau

Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder Die Erfindung der Erinnerung
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Linda, eine Übersetzerin aus dem Persischen, hat ihre kleine Großmutter Ida nie wirklich kennengelernt. Zumindest war sie noch zu jung, als dass sie sich heute noch an sie erinnern könnte. Doch aus irgendeinem ...

Linda, eine Übersetzerin aus dem Persischen, hat ihre kleine Großmutter Ida nie wirklich kennengelernt. Zumindest war sie noch zu jung, als dass sie sich heute noch an sie erinnern könnte. Doch aus irgendeinem Grund taucht die kleine alte Frau, die gerade einmal 1,47 Meter misst, immer wieder in ihren Träumen auf und Linda begibt sich kurz darauf auf Spurensuche. Sie findet sich in Lüneburg wieder, einem Ort, wo ihre Großmutter mit ihren Kindern viele Jahre gelebt hatte…

Ida Sklorz, oder auch Tante bzw. Frau Ida genannt, flüchtet zum Ende des zweiten Weltkriegs mit ihren vier Kindern Kaspar, Hannes, Nanne und Karl zu ihren Schwiegereltern nach Lüneburg. Ihr Mann Kurt ist beim Militär und mit seinen Eltern und seiner Schwester kommt Ida nicht gut zurecht. Sie wird weniger wie Familie und viel mehr wie eine Aussätzige behandelt, bekommt von allem nur die Reste und Überbleibsel zugesteckt, was für die kleine Frau und ihre Kinder keinesfalls ausreicht. Immer wieder beschwert sie sich per Brief bei ihrem Mann und fasst dann den Entschluss, sich Arbeit zu suchen, um nicht mehr abhängig von der Schwägerin und den Schwiegereltern zu sein. Zuerst kümmert sie sich um die Wäsche einiger Männer der britischen Besatzung, doch schon nach kurzer Zeit muss sie die Arbeit wieder aufgeben. Sie kämpft sich durch, besorgt sich eine neue Unterkunft und kann schon bald ihren Mann wieder in die Arme schließen. Doch das Glück soll nicht von Dauer sein, denn die Familie wächst, Kurt wird krank und Ida steht schon bald mit fünf Kindern wieder ganz am Anfang. Mit Mr. Thursday kommt allerdings ganz unverhofft die Wende.

Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday war eine für mich ungewohnte Lektüre. Obwohl der Roman teilweise auf realen Charakteren beruht, war es doch eine fiktive Geschichte, aber ich hatte zunehmend das Gefühl, eine Biografie in den Händen zu halten. Das Buch war belehrend – ich habe sehr viel über die Nachkriegszeit erfahren können – doch die große Spannung blieb für mich leider aus. Ich fand es schade, erst relativ spät von Mr. Thursday zu erfahren (sein Charakter tritt nach 240 Seiten zum ersten Mal auf) und auch mit ihm im Bild wird die Handlung nur schleppend vorangetrieben. Interessant fand ich wiederum die Einbeziehung des englischen Kinos. Man erfährt von alten Kinofilmen, von Klassikern und großen Hits, die sich in den 1930er und 40er Jahren großer Beliebtheit erfreuten; man bekommt einen genauen Einblick in die Arbeit als Filmvorführer und welche Bedeutung das Kino für die Menschen der Nachkriegszeit hatte. Die Autorin hätte auf einige unnötige Wiederholungen verzichten können und auch Anführungszeichen wären bei der wörtlichen Rede hilfreich gewesen, doch insgesamt hat mir der Roman trotz fehlender Spannung recht gut gefallen. Der Schreibstil war sehr angenehm und das Leben der kleinen Frau Ida interessant genug, dass ich erfahren wollte, wie sie die Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, beseitigen konnte.

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Veröffentlicht am 03.07.2019

Eine hardboiled Detektivgeschichte

Der Malteser Falke
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Als Hardboiled Detective ermittelt Sam Spade in Der Malteser Falke und macht den Kriminalroman somit zu einem unvergesslichen Erlebnis. Er ist zynisch, sarkastisch und in seinem Handeln meist unberechenbar ...

Als Hardboiled Detective ermittelt Sam Spade in Der Malteser Falke und macht den Kriminalroman somit zu einem unvergesslichen Erlebnis. Er ist zynisch, sarkastisch und in seinem Handeln meist unberechenbar – Sam Spade kennt weder Freund noch Feind. In seinen Ermittlungen ist nicht immer klar, auf wessen Seite er eigentlich steht und das macht Dashiell Hammetts Roman interessant, teilweise aber auch etwas verwirrend.

Gemeinsam mit seinem Partner Miles Archer leitet Sam Spade ein Detektivbüro, in dem sie eines Tages Besuch von Miss Wonderly bekommen. Diese bittet die beiden Männer, einen gewissen Thursby zu beschatten, da er mit ihrer Schwester durchgebrannt ist. Noch in der gleichen Nacht erhält Sam Spade einen Anruf, dass sein Partner ermordet worden sei und gerät ins Visier der Polizei. Da Spade ein Verhältnis mit der Frau von Archer hatte, könnte es sein, dass die beiden einen Plan schmiedeten, um endlich heiraten zu können. Als dann aber auch noch Thursby tot aufgefunden wird, verstricken sich die Handlungen immer mehr – Miss Wonderly steckte tatsächlich voller Wunder, lügt nicht nur, wenn es um ihren Namen geht und dann taucht auch noch ein gewisser Joel Cairo auf, der Spade viel Geld für eine Figur bietet.

Der Detektiv bemerkt schnell, dass die Vogelfigur – „Der Malteser Falke“ – etwas Besonderes sein muss, denn immer mehr Leute bieten ihm Geld und hoffen auf seine Hilfe, die Skulptur zu finden. Doch ganz so einfach ist es nicht: Mit Klienten, die ihn regelmäßig anlügen und einer weiteren Leiche, die in Verbindung mit dem Vogel auftaucht, gestaltet sich dieser Fall schwieriger, als Spade zunächst dachte und dann erfährt er auch noch, was es mit dem Vogel tatsächlich auf sich hat…

Der Malteser Falke war die erste „hard-boiled“ Detektivgeschichte, die ich gelesen hatte und obwohl mich der allgemeine Handlungsverlauf nicht unbedingt fesseln konnte, war ich doch vom Hauptcharakter sehr angetan. Sam Spade erinnerte mich oft an Dr. House aus der gleichnamigen TV-Serie – nur seine eigenen Vorstellungen von Recht und Richtigkeit ist von Bedeutung, was andere sagen oder raten wird oft mit bissigen Kommentaren versehen oder gar ignoriert. Er kümmert sich selten darum, was die Personen in seiner Umgebung von ihm halten und begegnet jedem mit einer gewissen Distanz. Dadurch, dass man Sam Spade als Leser nur schwer einschätzen kann, wusste ich zum Ende des Romans nicht ganz, auf wessen Seite er eigentlich steht – Macht er gemeinsame Sache mit den Bösewichten, oder täuscht er das Interesse nur vor, um sie zu hintergehen?
Die eigentliche Story in Der Malteser Falke hat mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen. Sie war keinesfalls langweilig, aber auch kein Ereignis, das mir lang im Gedächtnis bleiben wird. Noch dazu fand ich einzelne Abschnitte etwas verwirrend, immer wieder tauchen neue Personen auf. Ich hatte das Gefühl, die Handlung wäre mir immer drei Schritte voraus und ich hatte Probleme hinterher zu kommen. An Sam Spade werde ich mich allerdings oft erinnern. Der Charakter war für diese Art von Detektivroman clever gewählt und lockerte die teilweise träge Handlung mit seinem schwarzen Humor immer wieder auf.

Veröffentlicht am 02.11.2018

Eine leichte Memoir über ein schwieriges Thema

Können wir nicht über was Anderes reden?
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Können wir nicht über was Anderes reden? handelt nicht von Roz Chasts eigenem Leben, sondern von dem ihrer Eltern George und Elizabeth. Obwohl das Verhältnis zwischen den Dreien nicht besonders gut ist, ...

Können wir nicht über was Anderes reden? handelt nicht von Roz Chasts eigenem Leben, sondern von dem ihrer Eltern George und Elizabeth. Obwohl das Verhältnis zwischen den Dreien nicht besonders gut ist, stehen sie in regelmäßigem Kontakt. Als die Cartoonistin und Autorin, die in Connecticut wohnt, ihre Eltern eines Tages in Brooklyn besuchen kommt, muss sie feststellen, dass die einst so ordentlichen und sauberen Menschen nach und nach verwahrlosen. Die Staubschicht auf den Regalen wird immer dicker und die Mobilität der mittlerweile Anfang 90-jährigen immer schlechter. Nun steht Roz Chast vor einer wichtigen Entscheidung: Nimmt sie das „Sorgerecht“ für ihre Eltern an sich und sorgt dafür, dass sie ein paar letzte schöne Jahre erleben oder hindert sie die emotionale Distanz daran, ein besseres Verhältnis zu George und Elizabeth aufzubauen?

Als verantwortungsvolle Tochter nimmt Roz Chast die Herausforderung an: Ihre Eltern, die mittlerweile 93 Jahre alt sind, können nicht mehr selbstständig leben. Sie brauchen jemanden, der für sie einkaufen geht, regelmäßig putzt und dafür sorgt, dass sie aus dem Haus kommen. Wie die Autorin aber schon zu Beginn ihrer Memoir deutlich macht, sind George und Elizabeth keine einfachen Menschen. Ihre Mutter ist sehr dominant, hat seit 70 Jahren in ihrer Ehe die Hosen an und weiß, wie sie ihren Mann zu erziehen hat. George ist das absolute Gegenteil. Er ist ruhig, zurückhaltend und da seine Frau ihm die meisten Aufgaben abnimmt, ist es sogar ein Abenteuer für ihn, eine Glühbirne zu wechseln. Nun kann man sich vorstellen, dass es für Roz Chast nicht leicht sein wird, den Alltag ihrer Eltern zu ändern. Ihre Aufgabenliste wird immer länger und nach einer Weile muss sie mehr Tiefen als Höhen in Kauf nehmen …

Obwohl der Inhalt der Memoir sehr emotional klingt, war es genau das für mich nicht. Das schlechte Verhältnis zu ihren Eltern lässt Chast sehr deutlich durchscheinen und mir fiel auf, dass sie größtenteils nur die negativen Eigenschaften ihrer Mutter und ihres Vaters erwähnt. Elizabeth sei zu dominant und grob gewesen, George widerum zu seicht und zurückhaltend. Als Leser merkt man, wie schwer es der Autorin fällt, ein nettes Wort über ihre Eltern zu sagen, denn jedes Mal, wenn sie die beiden nach einem Besuch verlässt, beschreibt sie es als „Flucht“.
Hier und da baut Roz Chast ein paar Geschichten zum Schmunzeln ein. Diese treten meist in den senilen Momenten der Eltern auf. Die Stellen haben mich zwar kurzzeitig amüsiert, doch die Charakterisierung von sowohl der Autorin als auch von Elizabeth und George ließen mein Lachen schnell verstummen. Roz Chast wirkt teilweise sehr hysterisch, schon der kleinste Fehltritt ihrer Eltern bringt sie an die Decke und dies ist eine Eigenschaft, die ich nicht verstehen kann. Jeder Mensch hat Eigenarten, jeder Mensch wird im Alter vergesslich – wieso muss man sich über soetwas aufregen? Aber vielleicht habe ich den schwarzen Humor auch einfach nicht verstanden.

Neben dem recht negativen Inhalt, hat mir die Gestaltung der Memoir jedoch sehr gefallen. Durch die anschaulichen Comicbilder baut man ein sehr enges Verhältnis zu den handelnden Personen auf. Man kann sich Chast und ihre Eltern optisch besser vorstellen und die Bilder stellen Emotionen teilweise besser dar, als die geschriebene Sprache. Zwischendurch gibt es ein paar längere Passagen, in denen die Autorin gewisse Zusammenhänge erklärt. Diese sind in ihrer Handschrift geschrieben und verleihen dem Buch noch einmal eine sehr persönliche Note.

Natürlich wird die Geschichte ausschließlich aus Roz Chasts Perspektive erzählt, was bedeutet, dass man ihre Sicht der Dinge glauben muss. Ob Elizabeth und George sich nun wirklich so verhalten haben, ob das Verhältnis zu ihren Eltern wirklich so schlecht war und ob sich wirklich alles im Detail so zugetragen hat, kann man nicht genau wissen. Ich hoffe zumindest sehr, dass es hier und da auch ein paar (unausgesprochene) emotionale Momente gab.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Ein kleines Wirrwarr voller Geschichten

Tintenwelt 3. Tintentod
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Ich muss ehrlich zugeben, dass mich der dritte Band der Tintenwelt-Trilogie nicht so begeistern konnte wie seine zwei Vorgänger. Obwohl mir die Geschichte sehr gefiel und mich einige Fantasy-Elemente verzaubert ...

Ich muss ehrlich zugeben, dass mich der dritte Band der Tintenwelt-Trilogie nicht so begeistern konnte wie seine zwei Vorgänger. Obwohl mir die Geschichte sehr gefiel und mich einige Fantasy-Elemente verzaubert haben, fällt es mir schwer, Tintentod als Teil der Trilogie zu akzeptieren. Als alleinstehender Roman hätte er sich gut gemacht, als Fortsetzung von Tintenherz und Tintenblut leider weniger.

Während Staubfinger zu Beginn des Buches noch bei den Weißen Frauen ist, entfaltet sich Mo immer mehr als „der Eichelhäher“. Die Rolle, die Fenoglio einst nur in Anlehnung an Meggies Vater entworfen hat, nimmt der Buchbinder nach und nach immer mehr an. Mo wird zu einer Heldenfigur unter den Räubern und fühlt sich auch in der Tintenwelt immer wohler. Gemeinsam mit seinem Gefolge versucht er, Ombra und das umliegende Land zu einem besseren Ort zu machen, frei von Fürsten und Soldaten, die die Gegend aus purer Habgier besitzen und regieren wollen. Meggie und Resa distanzieren sich allerdings immer weiter von der Tintenwelt und da Mo ihr plötzlich aufkommendes Heimweh nicht versteht, entfernen sie sich auch emotional etwas von ihm. Die kleine Familie beginnt, häufig zu diskutieren und mit jeder Seite scheint es, als zerreiße das starke Band zwischen ihnen. Als Mo sich dann auch noch auf einen gefährlichen Deal mit Oprheus einlässt, wird dem Leser klar, dass er völlig in seiner Rolle als „Eichelhäher“ aufgeht. Er soll seine Seele an die Weißen Frauen übergeben, damit Staubfinger wieder leben kann, doch der Tod hat ganz andere Pläne …

In Tintentod hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass nicht mehr die Geschichte von „Tintenherz“ verfolgt wird. Zwar ist das fiktive Buch noch immer der Schauplatz, doch es rücken ganz andere Charaktere in den Vordergrund. Auf der einen Seite bringt dies zwar eine erfrischende Abwechslung mit sich, auf der anderen Seite hatte es mit der Ausgangsgeschichte nicht mehr viel zu tun. Vor allem Orpheus und der Eichelhäher bekommen diesmal sehr viel Aufmerksamkeit, beide entstammen aber der realen Welt und schon bald musste ich Fenoglio zustimmen: die Geschichte macht, was sie will. Ich denke, es war Cornelia Funkes Absicht zu zeigen, dass die Tintenwelt genau so echt ist wie jede andere Welt und sie daher auch ihre eigenen Charaktere und Handlungsorte erschafft. Obwohl ich es spannend fand, auf Einhörner, bunte Feen und Riesen zu treffen, haben mir doch die „gewöhnlichen“ Glasmänner, Feuerelfen und Nixen aus Tintenblut gereicht.

Tintentod wirkte auf mich wie eine Sammlung aus verschiedenen Erzählungen: Mo wird zu einem Robin-Hood-Charakter, der Däumling bekommt eine ganz neue Rolle zugewiesen und Staubfinger und Farid bekommen durch das Feuer sogar hellseherische Fähigkeiten. Dadurch machte die Geschichte einen etwas ungeordneten Eindruck auf mich, aber ich möchte auf keinen Fall sagen, dass ich sie schlecht fand. Natürlich habe ich mich, wie jeder andere Leser wahrscheinlich auch, in den Feuertänzer verliebt und die vielen magischen Orte haben es mir wirklich angetan. Wäre Tintentod ein in sich abgeschlossener Roman gewesen, hätte er mich wirklich begeistern können, doch als Teil einer Trilogie hat er mich enttäuscht.