"Der Himmel kann warten", von Sofie Cramer, hat 336 Seiten, erschien am 18.12.2015 und ist als Taschenbuch [9,99€] und Ebook [9,99€] erhältlich. Es ist aus der Sichtweise des allwissenden Erzählers geschrieben, dennoch wechseln die Kapitel immer zwischen Lilly und Len.
Das Cover ist wirklich sehr gut gelungen und wurde gezielt zu dem Titel ausgewählt.
Der Klappentext hat mich angesprochen, da ich schon einmal ein Buch gelesen habe, indem das Mädchen Cello spielt und der Junge ebenfalls Musik macht. Doch dazu werde ich im Anschluss nochmal etwas sagen.
Lilly und Len sind die beiden Protagonisten, welche in dem Buch vier Stunden voneinander entfernt wohnen. Lilly, 18 Jahre alt, wohnt in Lüneburg und Len, 20 Jahre alt, in Köln.
Sie lernen sich über ein Forum kennen, welches" last exit" heißt und schreiben erst über die Kommentarbox, dann per Mail, daraufhin über Skype und zuletzt tauschen sie sogar Nummern aus. Zu Beginn hält Len nichts von Lilly, doch sie gibt nicht auf und schreibt ihm daraufhin weitere Nachrichten. Lilly entdeckt nämlich erst Liedverse und wird somit auch auf seinen Benutzernamen aufmerksam, was widerum dazu führt, dass sich ihrerseits Interesse für Len entwickelt.
Was anfangs angespannt wirkt, wird immer lockerer und einfacher, bis sich die beiden sogar treffen. Allerdings geschieht dieses Treffen nicht einfach so, Len möchte Lilly unbedingt nach Wien bringen, damit sie für einen Studienplatz auf ihrem Violincello vorspielen kann. Das einzige Problem dabei: Lilly ist krank, sie hat einen schweren Herzfehler. Ob auf der Reise alles gut geht und ob Lilly es noch schafft ein Spenderherz zu bekommen, das könnt ihr dann in "Der Himmel kann warten" lesen, aber jetzt erstmal meine Meinung zu dem Buch.
Am Anfang des Buches war ich sehr skeptisch. Das lag daran, dass ich es normalerweise nicht mag, Bücher zu lesen, die in der dritten Person oder ursprünglich auf Deutsch geschrieben sind. Dennoch war ich vom Klappentext überzeugt und entschloss, dass ich dem Buch einfach mal eine Chance gebe und genau das, habe ich nicht bereut.
"Der Himmel kann warten" ist wirklich ein sehr schönes Buch und hat mich am Ende sogar ein bisschen zum Weinen gebracht. Da die Geschichte in Deutschland abspielt, fühlt man sich als Leser/in dem Geschehen viel näher und dies macht die Handung sehr real. Bis jetzt habe ich auch nur Bücher entdeckt, die zwar mit Krankheit zutun haben, allerdings waren es dann immer Krebsgeschichten. Diesmal geht es um den Tod von Lens Bruder, mit welchen Gefühlen er sich quält, und um Lillys Herzfehler. Ich habe rein gar nichts gegen Krebsgeschichten, aber es war eine schöne Abwechslung, mal etwas anderes zu lesen.
Es kann durchaus geschehen, dass man die Protagonisten eines Buches nicht mag, doch Lilly und Len sind zwei sehr sympathische und erfrischende Charaktere. Lilly ist ein guter Mensch, philosophisch, ehrlich und offenherzig. Len ist ebenso gut, sarkastisch, witzig und selbstlos. Dann gibt es noch Lillys Eltern und ihre Schwester Laura, Lillys Freundin Natasha, Lens Chef namens Manni, seine Eltern und sein verstorbener Bruder Paddy. Zwar steht die Krankheit von Lilly und der Tod von Paddy im Vordergrund, aber dazu kommt dann noch die sich entwickelnde Liebe von Lilly und Len und die eben genannten Nebencharaktere. Beide nehmen quasi eine Auszeit von Zuhause. Len braucht eine Ablenkung von seinen Schuldgefühlen und seinen Eltern und Lilly von dem ganzen Mitleid, welches sie umgibt. Die verschiedenen Gefühle der beiden Hauptcharaktere werden verständlich dargestellt, sodass der Leser/die Leserin sich gut in die verschiedenen Situationen und Lagen hineinversetzen und man die jeweiligen Reaktionen nachvollziehen kann.
Was mir auch sehr gut gefallen hat ist, dass es ziemlich nervenaufreibend war, die Reise der beiden mitzuverfolgen. Das liegt daran, dass ich als Leserin immer befürchtet habe, dass etwas schlimmes geschieht und sie dann ihr Abenteuer abbrechen müssen. Des Weiteren kam das Ende des Buches sehr überraschen und unerwartet. Ich persönlich dachte, dass es ein Happy End geben würde, was sich dann aber doch als falsch herausgestellt hat. Bücher, die einen traurigen Abschluss haben, bleiben besser und länger im Gedächtnis, aber natürlich gibt es auch welche, die gut ausgehen und unglaublich gut geschrieben sind.
Zwei Sachen an dem Buch haben mir allerdings nicht gefallen.
"Der Himmel kann warten" ist dem Buch "Wenn ich bleibe" von Gayle Forman sehr ähnlich und immer wieder konnte ich einige Passagen aus den beiden Büchern miteinander vergleichen. Außerdem beinhaltet Sofie Cramers Roman viele Anglizismen, was auf mich sehr falsch gewirkt hat, weil die Handlung in Deutschland abspielt und die Charaktere ebenso alle Deutsch sind.
Aber sonst würde ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, denn Lillys und Lens Geschichte hat mich sehr berührt und in naher Zukunft werde ich das Buch auch nochmal lesen, damit ich mir meine Lieblingspassagen anstreichen und merken kann.
Meiner Meinung nach ist es für jeden zwischen 13 und 29 Jahren geeignet, weil es nicht nur um Liebe, sondern auch um Familie geht.