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Veröffentlicht am 19.07.2019

Stoppt die Lebensmittelverschwendung!

Zero Waste Küche
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Nachhaltigkeit, der bewusste Umgang mit Ressourcen, der ökologische Fußabdruck, Vermeidung von Plastik, Verschwendung von Lebensmitteln, vegane Ernährung – Themen, die aktuell in aller Munde sind und mit ...

Nachhaltigkeit, der bewusste Umgang mit Ressourcen, der ökologische Fußabdruck, Vermeidung von Plastik, Verschwendung von Lebensmitteln, vegane Ernährung – Themen, die aktuell in aller Munde sind und mit denen wir uns auseinandersetzen sollten. Sophia Hoffmann hat sich diese Themen auf die Fahne geschrieben und gibt in „Zero Waste Küche“ nicht nur viele Denkanstöße sondern vermittelt auch umfassendes Grundlagenwissen speziell im Bereich Lebensmittel.

Gegliedert ist das Buch in drei Teile:
Grundlagen der Zero Waste Küche / Hinführung zu Thema (20 Seiten)
Ihr Werdegang und was sie umtreibt, ein umfassender Saisonkalender, Einkaufstipps, Hinweise zum Umgang mit Lebensmitteln, Aufbewahrungsmöglichkeiten, Müllvermeidung sowie Grundlagenvermittlung von Methoden zum Haltbarmachen.

Lebensmittel (110 Seiten)
Alphabetische Auflistung von Äpfel bis Zwiebeln, Tipps zu Einkauf, Lagerung und Verwertung mit Verweisen auf Rezepte in Teil 3 sowie Hinweisen auf problematische Aspekte dieser Lebensmittel, die eventueller Verschwendung Vorschub leisten könnten.

Zero Waste Rezepte (90 Seiten)
Die Zutaten konzentrieren sich auf heimische Produkte (Exoten sucht man vergebens, sehr positiv!) und sind allesamt vegan. Pro Rezept gibt es eine Doppelseite mit Auflistung der Zutaten, Zeitfaktor und ausführlicher Beschreibung der Zubereitung. Ein Foto, das auf überkandideltes Food-Styling verzichtet, rundet das Rezept ab. Die Gerichte sind ohne besondere Fertigkeiten seitens der „Köche“ herzustellen, manche gehen schnell, bei anderen braucht man etwas Zeit. Vorspeisen, Hauptgerichte und Süßes, aber auch Mitnehmmahlzeiten, für alles ist gesorgt. Das ist abwechslungsreiche Alltagsküche im besten Sinn, die auch den gelegentlichen Fleischesser zufriedenstellt.

„Zero Waste Küche“ ist in erster Linie für all diejenigen gedacht, die sich noch nicht eingehender mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Hier erfüllt es seinen Zweck. All denen, die schon lange kochen, immer bewusst mit Nahrungsmitteln umgegangen sind, Reste verarbeitet und/oder Vorräte angelegt haben, bietet es leider kaum Neues.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Zwischen den Fronten

Die stille Tochter
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1973: Ein Schwimmwettbewerb in Oslo. Die junge DDR-Athletin Christel Heinze will nicht mehr zurück und kommt mit Hilfe der deutschen Botschaft in die Bundesrepublik. Doch dort ist sie nicht willkommen, ...

1973: Ein Schwimmwettbewerb in Oslo. Die junge DDR-Athletin Christel Heinze will nicht mehr zurück und kommt mit Hilfe der deutschen Botschaft in die Bundesrepublik. Doch dort ist sie nicht willkommen, man unterstellt ihr Spionage. Frustriert kehrt sie zurück nach Oslo.

1982: Christel Heinze, mittlerweile vom sowjetischen Geheimdienst angeworben und für den KGB arbeitend, verschwindet spurlos in Oslo.

2016: In einem See werden die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Niemand weiß, wer sie ist oder woher sie kam. Die Untersuchungen werden eingestellt, sehr zu Tommy Bergmanns Leidwesen, der mit dem Fall betraut ist. Wer hat hier was zu verbergen? Kurz darauf wird Arvid Storholt ermordet aufgefunden, ein Agent und Christel Heinzes große Liebe. Hat er etwas mit ihrem Tod zu tun?

Auf Geheiß von oben sucht Tommy Bergmann nach Hinweisen, die Licht ins Dunkel bringen könnten. Und er lässt nicht nach, selbst dann nicht, als er droht, seinen Job zu verlieren. Er muss tief graben und die Spuren aus der Vergangenheit richtig deuten, damit er die Hinweise findet, die ihn auf die richtige Spur führen.

„Die stille Tochter“ ist ein Agententhriller, der die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die in Zeiten des Kalten Krieges zwischen die Fronten gerät und dafür mit ihrem Leben bezahlt. Rückblenden und Gegenwart wechseln sich ab, wobei die Story ihre Spannung durchgängig aus den vergangenen Ereignissen bezieht. Bergmanns Ermittlungen gestalten sich schwierig, ziehen sich hin, und genau das nimmt ab und an das Tempo aus der Geschichte und bremst den Lesefluss. Ein spannender Thriller, der, obwohl bereits der vierte Band mit Tommy Bergmann, problemlos ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden kann.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch

Wilder Winter
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Hap und Leonard, die beiden Freunde, so verschieden wie Feuer und Wasser. Hap Collins ist der hemdsärmelige, grundehrliche Typ aus der Arbeiterklasse, der zwar Gewalt ablehnt, aber wenn es sein muss, für ...

Hap und Leonard, die beiden Freunde, so verschieden wie Feuer und Wasser. Hap Collins ist der hemdsärmelige, grundehrliche Typ aus der Arbeiterklasse, der zwar Gewalt ablehnt, aber wenn es sein muss, für seine Überzeugungen einsteht und schon mal zuschlägt. Anders hingegen der Afroamerikaner Leonard Pine, den seine Aggressivität immer wieder in Schwierigkeiten bringt, der nichts mehr hasst als Intoleranz und als republikanischer Texaner und Vietnam-Veteran kein Problem damit hat, Waffen bei Bedarf einzusetzen. Joe Lansdale hat diesen beiden eine Reihe gewidmet, mittlerweile zwölf Bände, wobei „Wilder Winter“ der Auftaktband und bereits 1990 erschienen ist.

Die Story klingt erstmal unspektakulär: Haps Ex-Frau Trudy bittet ihn um Hilfe. Ihr derzeitiger Lover, ein radikaler Umweltaktivist, hat im Gefängnis von einem Bankräuber erfahren, wo dieser seine Beute versteckt hat und will diese nun heben und das Geld für den revolutionären Kampf verwenden. Nur dumm, dass er mit den Örtlichkeiten in Ost-Texas nicht vertraut ist. Hier muss Hap in die Bresche springen, der die Gegend am Sabine River wie seine Westentasche kennt. Leonard warnt ihn, weiß er doch, dass nie etwas glatt läuft und es immer Ärger gibt, wenn Trudy auftaucht. Natürlich wird er rechtbehalten, und die beiden Freunde finden sich bald in einer Situation wieder, die sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet hätten.

Ich bin ein großer Fan von Lansdales Romanen, speziell „Das Dickicht“ hat es mir angetan. Mit der Hap & Leonard Reihe konnte er mich bisher aber nur bedingt überzeugen, da die Qualität der einzelnen Bände doch sehr unterschiedlich war. „Wilder Winter“ ist keine große Literatur, aber höchst unterhaltsam. Die Story ist einfach und stringent erzählt, die Sprache ist derb, geprägt von schwarzem Humor. Die beiden Protagonisten sympathisch, Gut und Böse klar definiert. Alles in allem kurzweilige Noir-Unterhaltung für zwischendurch.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Zurück zu den Wurzeln

Löwenzahnkind
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Was für Camilla Läckberg Fjällbacka, ist für Lina Bengtsdotter Gullspång, die Kleinstadt im Westen Schwedens. Dort ist sie geboren und aufgewachsen, dort kennt sie sich aus. Und so ist es nicht verwunderlich, ...

Was für Camilla Läckberg Fjällbacka, ist für Lina Bengtsdotter Gullspång, die Kleinstadt im Westen Schwedens. Dort ist sie geboren und aufgewachsen, dort kennt sie sich aus. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie dort auch ihr Debüt „Löwenzahnkind“ verortet, Auftakt der Reihe mit Charlie Lager, einer Ermittlerin bei der Polizei in Stockholm, die auch aus Gullspång stammt und mit ihrer Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen hat.

Wir kennen das ja zur Genüge aus vielen anderen schwedischen Krimis: traumatische Kindheit, Alkoholexzesse, Drogen, wechselnde Männer. Aber sie hat’s im Griff und funktioniert im Berufsalltag. Mehr noch, sie ist eine der besten Ermittlerinnen, die die Stockholmer haben. So verwundert es nicht, dass sie nach Gullspång geschickt wird, um das Verschwinden der siebzehnjährigen Annabelle aufzuklären. Charlie kratzt nicht nur an der Oberfläche, sie gräbt tief, es stellt sich heraus, dass sie offenbar mehr mit Annabelle gemein hat, als gedacht.

Die Atmosphäre in Gullspång kennen wir aus Rural Noir Romanen, das Städtchen könnte ebenso im amerikanischen Süden sein. Die Industrie ist abgewandert, die Häuser verfallen, alles wirkt ärmlich. Jobs gibt es nur noch in der im Ort ansässigen Pressspanfabrik, in der sich die Arbeiter mangels Sicherheitsvorkehrungen die Arme aufreißen. Zukunftsperspektiven? Keine. Dafür jede Menge Alkohol, der dieses Leben erträglich macht.

Bengtsdotter hat die Story gut geplottet. Sie lässt nicht gleich zu Beginn die Katze aus dem Sack, sondern füttert den Leser häppchenweise mit Informationen, nicht nur zu dem Fall sondern auch zu ihrer Protagonistin. So bleibt das Interesse konstant hoch, die Spannung lange erhalten. Unterstützt wird dies zusätzlich durch wechselnde Perspektiven und kurze Kapitel, wobei letztere zusätzlich für Tempo sorgen.

Ein gelungenes, vielschichtiges Debüt, das Interesse an den nächsten Bänden der Reihe weckt.

Veröffentlicht am 29.06.2019

Rosemary, Kate, Brixton und das Freibad

Im Freibad
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Eine unterhaltsame, mit wohldosierter Emotionalität geschriebene Geschichte über eine generationenübergreifende Frauenfreundschaft, die in der gemeinsamen Aktion gegen die Schließung eines alten Schwimmbades ...

Eine unterhaltsame, mit wohldosierter Emotionalität geschriebene Geschichte über eine generationenübergreifende Frauenfreundschaft, die in der gemeinsamen Aktion gegen die Schließung eines alten Schwimmbades zueinander finden. Wobei ich ja den Originaltitel „The Lido“ wesentlich passender finde, weckt er doch Assoziationen an eine längst vergangene Zeit, an Schwimmbäder, die mit den heutigen Wasserparks nichts mehr zu tun haben. Keine Rutschen, Massagepilze und Wasser speiende Comicfiguren, sondern Becken, in denen man seine Bahnen zieht. Vertraut mit dem Element und dem Ort. Wo man ein Schwätzchen mit Menschen aus der Nachbarschaft halten kann, die man sein Leben lang kennt? Was aber tun, wenn gierige Investoren die Finger danach ausstrecken? Resignieren und den Verlust betrauern?

Drei Hauptfiguren und ihr Verhältnis zueinander bestimmen die Geschichte: Rosemary, die 86jährige, die schon so viel in ihrem Leben verloren hat. Für die das Freibad eine der wenigen Konstanten geblieben ist? Kate, die junge Journalistin, schüchtern und ohne Selbstvertrauen, die über die anstehende Schließung einen Artikel schreiben soll. Und natürlich Brixton, der Londoner Stadtteil, bunt, quirlig und lebendig. Die Menschen offen und kontaktfreudig. Wer schon einmal dort war, wird dies bestätigen können.

Hier greift dann das Klischee, denn natürlich lernt Kate Rosemary kennen und freundet sich mit ihr an, überwindet ihre Schüchternheit, mobilisiert die Bewohner des Viertels und stellt eine Aktion auf die Beine, um das Freibad für Rosemary und Brixton zu retten.

Libby Page hat mit „Im Freibad“ das Rad nicht neu erfunden. Aber sie unterhält ihre Leser damit im besten Sinne. Ein typischer Wohlfühlroman, optimistisch und lebensbejahend, bestens geeignet für den Urlaub oder einen heißen Sommertag am See. Aber natürlich auch für den Balkon oder das Sofa zuhause. Die Filmrechte an diesem Roman sind übrigens bereits verkauft.