Mieke und ihr jüngerer Bruder Ben sind aufgeweckte neugierige Kinder, die gerne Weltraumforscherin und Astronaut spielen. Darin sind die beiden echt spitze, nur mit dem Schwimmen klappt es bei Ben noch nicht so, er wurde erst heute in der Schule deswegen ausgelacht. Das fühlte sich richtig doof an. Was die Geschwister auch nicht mögen sind „Babysitter“. Mama und Papa arbeiten im Krankenhaus und wenn beide Spät- oder Nachtschicht haben, sollen sie nicht alleine sein. Bislang haben sie noch jede Babysitterin vergrault. Heute soll erstmals die neue Nachbarin Miss Elli kommen und die Kinder sind fest entschlossen, dass auch sie nicht lange bleiben wird. Doch dann müssen die Geschwister feststellen, daß Miss Elli, alles andere als eine langeweilige „Baby“sitterin ist.
Sehr gut gefällt mir, daß diese Geschichte nicht nur fantasievoll ist, sondern auch mit gängigen Klischees und auch mit den Vorurteilen der Kinder spielt. So ist hier das Mädchen mutiger, als der Junge. Die Mutter ist Ärztin, während der Vater Pfleger ist. Beides ehrenwerte Berufe, die klassische Rollenverteilung sieht jedoch die Frau meist als Arzthelferin oder Krankenschwester, während der Mann der erfolgreiche, geachtete Arzt ist. Beide Berufe verdienen Respekt, aber Frauen sollten auch nicht unterschätzt werden. Ben ist auch kein Angsthase als solcher, sondern ein forscher kleiner Kerl, dennoch wird ihm beim Gedanken ans Schwimmen mulmig. Man kann halt nicht alles gleich gut und nicht immer auf Anhieb. Oft hilft eine kleine Unterstützung oder Ermutigung, wie Ben sie hier auf irgendwie magische Weise von Miss Elli erhält. Susanne Fülscher trifft dabei genau den richtigen Ton und erzählt unterhaltsam und mit einem kleinen Augenzwinkern.
Auch Miss Elli sieht nicht aus, wie die Geschwister sich eine ältere Dame vorstellen und sie verhält sich auch nicht so. Sie lässt die Kinder durchaus naschen, allerdings selbst gemachte Gemüsechips und frische Kirschen – denn lecker und gesund geht auch beides.
Sehr schön sind die vielen farbigen fröhlichen Illustrationen, die teilweise großformatig sind, teilweise als mehrere kleinere Illustrationen über die Seiten verstreut sind. Sie lockern das Textbild auf und Bens Kuscheltier ist echt niedlich, aber keineswegs peinlich. Die Schrift entspricht der deutschen Fibelschrift und ist noch recht groß. Allerdings finden meine Töchter die Anglizismen zu viel. Keine meiner Töchter und auch unsere Nachbarin (6) konnten als Anfänger „cool“ lesen. Das Wort ist den Kindern bekannt, aber die Schreibweise überhaupt nicht. Später verwendet auch Miss Elli noch einfache englische Wörter. Bei uns ist der Englischunterricht im 1. Schuljahr fast gar nicht vorhanden und wenn beschränkt er sich auf Sprechen und Singen. Wir finden, daß auch Begriffe wie „wonderful“ „good evening“ und „good night“ in Kinderlautschrift in Klammern erklärt sein sollten, da sie zu Beginn in der Grundschule nicht lesen und schreiben und die englische Schreibweise für Deutsche Lernanfänger nicht offensichtlich ist. Die Begriffe als solche sind nicht so schwer zu verstehen, aber sie alleine ohne Hilfe zu lesen, ist für Grundschüler nicht möglich und nicht alle Kinder fragen nach. Das kann die Lesbarkeit des Textes deutlich erschweren und das Erfolgserlebnis des Kindes unnötig schmälern.
Daher finden wir, daß dieses Buch am Besten gemeinsam von Anfängern und Profis gelesen werden sollte.
Die Geschichte ist fröhlich und magisch und erinnert etwas an eine moderne Mary Poppins und die nicht zu mögen, ist ja eigentlich ausgeschlossen!