Viel ist manchmal zu viel
Fariza Nasri, Polonius Fischer, Jakob Franck und Tabor Süden ermitteln in zwei Todesfällen; sie versuchen Licht ins Dunkel zu bringen, jeder für sich und doch auch alle zusammen.
Friedrich Ani hatte sich ...
Fariza Nasri, Polonius Fischer, Jakob Franck und Tabor Süden ermitteln in zwei Todesfällen; sie versuchen Licht ins Dunkel zu bringen, jeder für sich und doch auch alle zusammen.
Friedrich Ani hatte sich in All die unbewohnten Zimmer viel vorgenommen. Die Idee, alle seine Ermittler in einem Krimi ermitteln zu lassen, finde ich grundsätzlich sehr gut. Allerdings gerät die Krimihandlung ein wenig, nein nicht zu kurz; eher wird sie in den Hintergrund gedrängt. Immer, wenn Spannung aufkommt, wechselt die Perspektive und ein anderes Problem wird in den Vordergrund gestellt...und Probleme gibt es in diesem Roman reichlich: Sexuelle Belästigung, Flüchtlinge, der Rechtsruck in Deutschland, die Unfähigkeit der Polizei und natürlich die Einsamkeit, die ein zentrales Thema in Anis gesamtem Werk darstellt, zumindest in den Romanen, die ich kenne. Hier habe ich mich zum ersten Mal gefragt, ob mir das nicht zu viel wird. Viel wird angerissen, aber zu wenig wird vollständig ausgearbeitet, alles schwelt aber die ganze Zeit unter der Oberfläche. Aber vielleicht ist das auch mein persönliches Problem, mir wurden schon einige Romane zu geschwätzig; hier hätte man ein oder zwei Themen für einen weiteren Roman aussparen können.
Ani hat für mich einen großartigen Schreibstil, aber ich glaube, hier hat er sich zu viel vorgenommen. Trotzdem bin ich nicht unzufrieden; alle Charaktere, die ich über die Jahre kennen lernen durfte und die ich auch lieb gewonnen habe, gleichen manche Länge aus; vor allem die Figur des Tabor Süden, den ich auch nach all den Jahren immer noch nicht richtig greifen kann (im übrigen in den Verfilmungen total falsch besetzt; eine Frage an die, die Rolle besetzt haben: Habt ihr mal einen Krimi mit Tabor Süden gelesen?).
Schreiben kann der Autor, keine Frage; aber beim nächsten Mal wünsche ich mir wieder etwas Kürzeres, die Schwermut in Anis Romanen kann ich nicht immer über 500 Seiten ertragen.