Schon im ersten Kapitel merkt der Leser, dass sich die Staatsanwältin C.J Townsend noch nicht von dem „großen“ Fall ihrer Karriere erholt hat, dass sie immer noch mit Spätfolgen und Albträumen der Angriffe und ihrer Schuld zu kämpfen hat. Da sich das alles auf den Vorgängerband „Cupido“ bezieht, und beinahe alles in diesem Band auf den ersten Band verweist oder beruht, ist es empfehlenswert, zuerst diesen zu lesen, da sonst die Beweggründe der Hauptcharaktere nicht nachvollziehbar sind und viele Hintergründe ganz einfach nicht richtig erkannt werden können.
Dann beginnt der Thriller direkt mit dem ersten Mord: Officer Chavez wird brutal erstochen. Zunächst sind Ermittlungsbeamte und Staatsanwaltschaft gleichermaßen geschockt, dass es „einen von ihnen“ getroffen hat, aber dieser Schock scheint sich bald zu legen, als klar wird, dass Chavez Drogenprobleme gehabt hatte und mit Schulden bei Gangs zu kämpfen hatte. Da werden zwei weitere Officer ermordet und man geht von einem Serientäter aus. Da beide Officer irgendwie in illegale Machenschaften von Drogengangs verwickelt waren, ermitteln die Beamten in diesem Milieu. C.J. Townsend aber, die die Officer aus ihrem vorhergegangenen Fall kennt und mit ihnen einen Deal laufen hatte, befürchtet, dass die Taten damit zusammenhängen könnten und verfällt in Panik. Als dann auch noch ein Berufungsverfahren der Cupido-Morde ansteht, ist sie (mal wieder) einem Zusammenbruch nahe und verstrickt sich weiter in ihre Lügen. Sie macht sich selbst immer wieder zum hilflosen Opfer ihrer eigenen Entscheidungen und ihr Kampfgeist, der im ersten Band noch vorhanden war, scheint ihr komplett abhandengekommen zu sein. Alles, worauf sie aus zu sein scheint, ist Schadensbegrenzung.
Der zweite Band kann nicht an „Cupido“ heranreichen, da der Fall oft an den Haaren herbeigezogen wirkt. In den Ermittlungen der Beamten im Drogenmilieu werden außerdem so viele Namen und Gangs jongliert, dass es ziemlich unübersichtlich wird, wer mit wem zusammengearbeitet haben soll und wer wen mutmaßlich aus welchen Gründen umgebracht hat.
Abzüge gibt es außerdem für die verwirrend vielen Abkürzungen und Polizeidienststellen, die sich alle verantwortlich für den Fall fühlen (ich weiß nicht, ob es in der Realität tatsächlich so ein Durcheinander der amerikanischen Behörden und Zuständigkeiten gibt – das wäre tatsächlich erschreckend – aber in diesem Thriller wäre es definitiv nicht nötig gewesen und lässt bloß den Überblick verlieren).
Insgesamt wirkt der Thriller bloß wie ein Versuch, Cupido zu kopieren und an den Erfolg anzuknüpfen, ohne besondere neue Ideen. Da er mit einem Cliffhanger endet, kann ich nicht einmal vom Lesen abraten, ohne nicht den dritten Band „Argus“ gelesen zu haben, von dem ich hoffe, dass er wieder ähnlich gut ist wie Cupido und Morpheus dann nur das „Buch dazwischen“ wäre, das gelesen werden muss, um den Zusammenhang herzustellen.