Cover-Bild Prisoners
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ars vivendi
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 232
  • Ersterscheinung: 18.06.2019
  • ISBN: 9783747200117
George Pelecanos

Prisoners

Karen Witthuhn (Übersetzer)

Der junge Michael Hudson sitzt eine Haftstrafe wegen eines bewaffneten Raubüberfalls ab, an dem er als Fahrer beteiligt gewesen war. Im Gefängnis entdeckt er, der ohne Schulabschluss auf die schiefe Bahn geraten ist, das Lesen für sich. John Steinbeck, Elmore Leonard, Short Storys: Bücher werden für ihn zu einer Möglichkeit, sich über sein eigenes Leben klar zu werden. Eines Tages wird Michael völlig unerwartet entlassen. Er weiß nicht, dass sein Verfahren von Phil Ornazian, einem skrupellosen Privatdetektiv, der seine Familie über Wasser halten muss, manipuliert wurde. Während Michael im Alltag Fuß zu fassen versucht und als Küchenhilfe jobbt, ermittelt Ornazian in einem Vergewaltigungsfall in der Washingtoner Oberschicht. Für eine illegale, bewaffnete Operation braucht Ornazian einen Fahrer – und Michael steht gewissermaßen in seiner Schuld

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2019

Prisoners

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Michael Hudson, der bereits in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geraten ist, entdeckt im Gefängnis die Welt der Bücher. Als er plötzlich ohne weitere Erklärungen freigelassen wird, ahnt er, dass ihm ...

Michael Hudson, der bereits in jungen Jahren auf die schiefe Bahn geraten ist, entdeckt im Gefängnis die Welt der Bücher. Als er plötzlich ohne weitere Erklärungen freigelassen wird, ahnt er, dass ihm die Rechnung dafür irgendwann präsentiert werden wird. Gerade als er sich mit seinem neuen Job arrangiert hat und er sein Leben langsam wieder in den Griff bekommt, ist es soweit. Um nicht erneut im Knast zu landen, läßt er sich gezwungenermaßen auf den unfairen Deal ein. Aber damit gefährdet er seine Zukunft als freier Mann und er überlegt fieberhaft wie er sich aus der Affäre ziehen kann. Doch sein Erpresser hat ihn fest im Griff und ein Ausstieg scheint unmöglich.

FAZIT
Eine ebenso originelle wie eindrucksvolle Geschichte, die solange mit den Tücken des Lebens jongliert bis das wahre Leben unerbittlich zuschlägt.

Veröffentlicht am 04.07.2019

Irgendwie ruhig, aber spannend ...

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Auf dem Buchrücken wird der Roman als „Noir“ bezeichnet, aber durch den schönen, irgendwie Ruhe vermittelnden, eindrücklichen Schreibstil des Autors wirkt alles gar nicht so düster.
Das liegt aber nicht ...

Auf dem Buchrücken wird der Roman als „Noir“ bezeichnet, aber durch den schönen, irgendwie Ruhe vermittelnden, eindrücklichen Schreibstil des Autors wirkt alles gar nicht so düster.
Das liegt aber nicht am Fehlen von Gewalt oder Action, doch Pelecanos erschafft eine Atmosphäre, in der einfach keine richtige Aufregung entstehen kann.
Seine Protagonisten, Schauplätze und Anderes, wie Autos, Musik und natürlich Bücher beschreibt er mit viel Liebe zum Detail. Die Literatur spielt sowieso eine sehr entscheidende Rolle in diesem Buch.

Michael Hudson ist 28 und eigentlich ein guter Kerl, aber er lässt sich als Fahrer auf ein Verbrechen mit einigen Kumpels ein und wird prompt verhaftet. Im Gefängnis ist er sehr beeindruckt von der jungen Bibliothekarin Anna, die die Insassen wöchentlich mit Büchern versorgt und auch einen Lesekreis organisiert.
Michael entdeckt seine Leidenschaft fürs Lesen durch sie und lässt sich gerne Tipps von ihr geben.
Durch das Eingreifen des Privatdetektivs Phil Ornazian kommt er allerdings recht schnell wieder frei und gibt sich große Mühe, wieder Fuß zu fassen. Ein Job als Tellerwäscher ist ein guter Anfang. Doch dann taucht Phil auf und fordert eine Gegenleistung für seine Hilfe …

Michael ist ein sympathischer Kerl, der nicht ohne Fehler ist, aber doch immer bemüht, das Richtige zu tun. Phil ist eigentlich nicht sehr viel anders, aber er ist ein Draufgänger, der es mit dem Gesetz nicht so genau nimmt, wenn es darum geht, Geld von Verbrechern zu stehlen oder begangenes Unrecht zu rächen. Unterstützt wird er bei seinen Coups von einem Ex-Cop in Rente.

Die Story ist fesselnd und hat viele Höhen und Tiefen, denn einerseits ist da die beinahe heile Welt, die Michael sich nach der Haft aufbauen will und andererseits sind da die Feldzüge von Phil und Ward. Beides scheint nicht miteinander vereinbar und es ist spannend zu sehen, wie Michael damit zurecht kommt.
Und dann ist da auch noch Anna, die er nach der Entlassung wieder trifft. Glaubhafte Emotionen kommen nicht zu kurz in diesem wunderbar geschriebenen Roman.
Als Hundeliebhaber ist mir besonders aufgefallen, dass Hunde eine große Rolle spielen, der Autor mag sie wohl auch sehr … sympathisch!
Was ebenfalls oft Thema ist: wie unterschiedlich auch heute noch Menschen anderer Herkunft oder Hautfarbe behandelt werden. Auch dies liegt dem Autor wohl sehr am Herzen.

Das Buch empfehle ich gerne allen Lesern, die Lust auf eine spannende und trotzdem mal etwas andere Story haben. Mir hat es einige Stunden bester Leseunterhaltung beschert!

Veröffentlicht am 17.07.2019

Brutales Washington D.C.

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Pelecanos ist ein Amerikaner mit griechischen Wurzeln. Geboren und aufgewachsen ist er in Washington D.C., wo auch seine Romane spielen Er ist ein Mann der Straße, könnte man annehmen. Denn in seinen Romanen ...

Pelecanos ist ein Amerikaner mit griechischen Wurzeln. Geboren und aufgewachsen ist er in Washington D.C., wo auch seine Romane spielen Er ist ein Mann der Straße, könnte man annehmen. Denn in seinen Romanen werden all die kleinen und großen Geschichten erzählt, die mehrmals täglich passieren und kaum von den Menschen wahrgenommen ausgenommen. Ins Blickfeld geraten höchstens die ganz große Ereignisse von Verbrechen, die den Menschen dann sagen, dass sie4 hier nicht herkommen sollten, hier sitzt das Böse, hier lebt das Verbrechen. Als Journalist, Kriminalschriftsteller und Drehbuchautor verfügt Pelecanos über die Gabe, seine Beobachtungen in adäquate Worte zu fassen, so dass es dem Leser erscheint, als würde er mitten im Geschehen sein.

Michael Hudson, der Protagonist in diesem Roman, ist noch keine 30 Jahre alt und sitzt wegen bewaffneten Raubüberfalls im Gefängnis. Hier nutzt er die Vorzüge der kleinen Gefängnisbibliothek. Er hat das Lesen für sich entdeckt. Seine ganze Jugend über hat er sich nicht dafür interessiert, doch nun hat er festgestellt, dass er mit einem Buch dem tristen, grauen Alltag des Gefängnisses entgehen kann. In der Zelle kann er in die Welt hinaus reisen. Dann wird er plötzlich aus der Haft entlassen und er möchte er ein neues Leben anfangen. Er sucht sich einen Job, knüpft neue Freundschaften und denkt nicht besonders darüber nach, warum er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Bis schließlich der Privatdetektiv Phil Ornazian auftaucht. Ornazian steht nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes und hat einen ganz besonderen Job für Hudson.

Pelecanos Sprache und Erzählstil ist hart und brutal. Ohne Zweifel kennt er sich in dem Milieu aus, von dem er schreibt. Präzise beschreibt er Örtlichkeiten und Schauplätze, weil er sie schon hundertmal besucht hat. In beiden Strängen ist man als Leser gespannt auf den Ausgang. In den Straßen der Viertel ist Krieg und nahezu jede Figur sorgt für sich und seine Familie mit illegalen Geschäften und Verbrechen. Es ist erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit dies geschieht. Und doch zeigt Pelecanos auch einen kleinen Streifen Licht am Horizont.

Warum etwas vom harten Amerikana lesen möchte, ist mit dieser Roman bestens bedient. Wer sich darüber hinaus für die Bücher dieses Schriftstellers interessiert, kann gerne meine Besprechung zu seinem Roman „Hard Revolution" lesen.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019