Leben in der Optimalwohlgesellschaft
Die Unvollkommenen – Theresa Hannig
Dieser Roman spielt in der Bundesrepublik Europa, 2057.
„Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, ...
Die Unvollkommenen – Theresa Hannig
Dieser Roman spielt in der Bundesrepublik Europa, 2057.
„Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt. So auch die Systemkritikerin Lila. (…)“ (Klappentext)
Normalerweise übernehme ich nur sehr selten Teile von Klappentexten etc. Hier finde ich aber die Ausgangssituation sehr schön zusammengefasst. Zumal Die Unvollkommenen der zweite Band nach Die Optimierer ist, den ich leider nicht kenne. Zum Glück war diese Tatsache zumindest für den Einstieg kein Problem. Denn zum einen werden viele Dinge aus dem Vorgängerband noch einmal erklärt. Zum anderen, ist selbst die Protagonistin Lila nicht auf dem aktuellen Stand. Denn seit den Geschehnissen des letzten Bandes sind fünf Jahre vergangen, die Lila verschlafen hat. Sie ist eine Gegnerin der herrschenden Optimalwohlökonomie und wurde zu fünf Jahren Verwahrung verurteilt. Als würde man jemanden einfach ausschalten.
Den Rest ihres Lebens soll sie nun in einem Internat verbringen. Auf den ersten Blick reiner Luxus, Schlaraffenland, wenn auch umgeben und kontrolliert von Robotern. Lila plant von Anfang an ihre Flucht.
Spannend und fesselnd erzählt, eine spannende Ausgangssituation, dennoch konnte es mich nicht zu hundert Prozent packen.
Die dargestellte Zukunftsvision ist sehr interessant, wenn auch nicht erstrebenswert. Dabei wirft die Geschichte viele grundlegende Fragen auf. Beispielsweise über den Wert des Lebens, Selbstbestimmung, Recht auf Privatsphäre und die Vor- und Nachteile bzw. Gefahren künstlicher Intelligenz. Also wirklich lesenswert, wenn man das Genre mag.
Insgesamt war mir die Geschichte allerdings etwas zu eindimensional sowohl was den Plot betrifft, als auch von der Erzählstruktur her. Die Erzählweise ist relativ streng chronologisch, ausschließlich aus Lilas Perspektive. Da hätte ein klein wenig Raffinesse nicht geschadet. Etliche Handlungsstränge wären noch ausbaufähig gewesen. Wenn man ersten Band nicht kennt, fehlt letztendlich doch ein wenig der Weltenaufbau. Teilweise schien mir der Roman recht zahm und weichgespült, sehr stark am Jugendroman orientiert.
Dennoch, eine bodenständige, unterhaltsame Lektüre, die ich sehr gern gelesen habe!