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Veröffentlicht am 22.07.2019

grandios

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Dieser lange Brief eines jungen vietnamesischen Einwanderers an seine Mutter, die nicht lesen kann, ist offen, pur und so wirkungsvoll, zugleich schmerzlich traurig und unglaublich ergreifend. Das Buch ...

Dieser lange Brief eines jungen vietnamesischen Einwanderers an seine Mutter, die nicht lesen kann, ist offen, pur und so wirkungsvoll, zugleich schmerzlich traurig und unglaublich ergreifend. Das Buch ist gefüllt mit Rückblenden zu seiner Kindheit, erzählt von Diskriminierung in der Schule aber auch im Alltag, Probleme von Sprachbarrieren, und von Missbrauch und Gewalt zu Hause. Enthalten sind auch Geschichten und Erinnerungen seiner Mutter und Großmutter, die aus Vietnam nach Amerika geflohen sind, und wie ihre Vergangenheit zu einem Teil von ihm wurden.

Es ist kein Roman in dem Sinne wie man es sonst kennt. Es gibt keine aufsteigende Spannungen oder einen Klimax. Es sind Worte von einem Sohn an seine Mutter und liest sich wie Memoiren, sogar vielleicht wie eine Autobiografie. Ein eindringlicher Einblick in Schönheit, Weisheit, Liebe, Leben und Sterben. Trotz der nur 260 Seiten ist es keine schnelle Lektüre. Wenn die Augen nicht tränen, bleibt der Atem weg. Zeilen werden wieder und wieder gelesen, weil sie zu einem sprechen oder einfach nur erdrückend schön sind.

Die Sprache die Vuong mitbringt ist exquisit, außergewöhnlich, einfach unfassbar mit wie viel Reichtum an Worten er erzählen kann. Er hat ein lyrisches Werk der Selbstfindung erschaffen, dass erschreckend intim ist und mit solch einer Präzision und Poesie wiedergegeben wird.

Als Vietnamesin geboren in Deutschland konnte ich mich in vielen Situationen des Erzählers wiederfinden. Nicht nur die Phrasen und Sitten sind ähnlich, auch die schwierige Mutter-Kind-Beziehung kam mir auf manchen Seiten bekannt vor.

Der letzte Teil fühlte sich etwas zusammenhanglos an, da der Strom des Bewusstsein durch die vielen verschiedenen zufällig wirkenden Gedanken ein wenig gestört wurde. Im Vergleich zu den ersten beiden Teilen fehlte da der Zusammenhang. Dennoch nimmt es nichts vom Ganzen weg.

Die lyrische Form und seine persönlichen Reflexionen, die historischen Recherchen und Erinnerungen sowie die Erforschung von Sexualität, Identität und Verlust hat der Autor überwältigend dargelegt. Ein Buch, das berührt und bleibt.

Veröffentlicht am 05.07.2019

dunkel und erschütternd, doch eine wahre kraftvolle Geschichte

Die Nickel Boys
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"Man kann ein Gesetz ändern, aber nicht die Menschen und die Art, wie sie miteinander umgehen."

"Zu überleben reichte nicht, man musste sein Leben auch in die Hand nehmen."

Die Geschichte erzählt von ...

"Man kann ein Gesetz ändern, aber nicht die Menschen und die Art, wie sie miteinander umgehen."

"Zu überleben reichte nicht, man musste sein Leben auch in die Hand nehmen."

Die Geschichte erzählt von Elwood Curtis, einem Afro-Amerikanischen Teenager in den frühen 60ern, der in der Schule fleißig und bestrebt ist, und inspiriert durch die Reden von Dr. King dabei ist ein Studium zu beginnen. Als ein unschuldiges Opfer das sich zur falschen Zeit am falschen Ort wiederfindet, wird Elwood verhaftet und in die Nickel Besserungsanstalt gebracht. Was dort geschieht gehört zu den erschreckendsten und grauenhaftesten Erzählungen.

Die Anstalt wird von Unterdrückung und Gewalt durch Weiße bestimmt. Aus der Reihe tanzen und sich widersetzen wird bestraft, was folglich auch zum Tod führen kann. Durch die Freundschaften die er knüpft kann er sich von einigen Bestrafungen schützen. Zunächst noch bestrebt alles zu tun, um seine Freilassung zu beschleunigen, muss Elwood sich entscheiden, ob er sich weiterhin im Schatten der Anstalt beugt oder sich von der Hoffnung auf Veränderung weitertreiben lässt.

Mit rund 200 Seiten ist es nicht gerade ein langer Roman, doch ist jede einzelne Seite mit so viel Inhalt und Emotion gefüllt. Ich konnte mich schnell in die Geschichte von Elwood einfinden, die während des Anfangs des Civil Right Movements stattfindet. Die Lehren und Reden von Martin Luther King wurden zur Inspiration für den Jungen und gaben ihn Kraft und eine neue Perspektive. Im Vergleich seines mir bekannten Werkes „The Underground Railroad“ wird die Geschichte der Nickel Boys in einem eher ruhigeren Ton erzählt und kommt ohne große Ausschmückungen sehr gut aus. Die Handlungen bauen sich langsam auf und gelangen zu einem Höhepunkt, der so unerwartet und fesselnd ist, dass es mich erschüttert hat. Die Wortwahl ist präzise und intensiv, doch enthält sie mehrere Ebenen.

Dieses fiktive Buch basiert auf realen Ereignissen und macht diese erschreckenden Enthüllungen umso grausamer. Trotz aller Traumata lassen die Hauptfiguren die Geschichte der Anstalt nicht in der Vergangenheit verschwinden. Whitehead hat ein unglaublich wundervolles Buch über ein schreckliches Stück Geschichte geschrieben, das zeigt, dass man mit Kraft, Hoffnung und Entschlossenheit, Ungerechtigkeit und Elend überwinden kann. Die Nickel Boys sind eine Hommage an die Jungs, als auch eine Anklage gegen die Welt, die sie im Stich gelassen hat.

Veröffentlicht am 19.02.2023

bittersüß berührend - von Liebe, Verlust und Einsamkeit

Lichte Tage
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Es sind die 1960er in Oxford und eine Begegnung zweier Jungen erweckt eine plötzliche Freundschaft. Ellis, künstlerisch interessiert und von seiner Mutter ermutigt, seiner Affinität nachzugehen und weiterhin ...

Es sind die 1960er in Oxford und eine Begegnung zweier Jungen erweckt eine plötzliche Freundschaft. Ellis, künstlerisch interessiert und von seiner Mutter ermutigt, seiner Affinität nachzugehen und weiterhin in der Schule zu bleiben. Oft in Gedanken versunken und observierend. Im Kontrast zu ihm Michael, der von nun an bei seiner Oma aufwächst. Wortgewandt und nahezu poetisch betrachtet er die Welt. Voller Gefühle und Impulse formen die beiden Jungen eine Freundschaft, an die sie festhalten und an ihr wachsen, als Trauer und Einsamkeit ihnen gegenüberstehen und sie Zuflucht in Kunst und Träumen finden.

Und dann ist da Annie. Kann man so viel Liebe für zwei Personen gleichzeitig empfinden? Und wie fühlt sich der nahezu Verlust der allerersten Liebe an? Wenn ein klagendes Loch sich nach Zusammengehörigkeit sehnt? Sowohl von Michael als auch von dem Paar, welches Ellis und Annie fortan gebildet haben.

Zwischen Intensität und Euphorie habe ich gefühlt und geliebt, gesehen und gefürchtet. Die Autorin schafft eine warme Atmosphäre und zugleich wird man von einer kühlen Brise überrascht. Wie es Michael erging, womit Ellis zu kämpfen hat, wie die Balance aus dem Schwanken gerät, von einer Freundschaft, die doch so felsenfest und eine solche Standhaftigkeit zeigte, doch durch das notwendige Loslassen aus Selbstschutz, nun brüchig erscheint.

Bittersüß, voller Liebe und Zwischenmenschlichkeit, erfahren wir von Liebe in ihren vielen Facetten. So innig und tiefsinnig, dass jeder Moment einen prägenden Eindruck hinterlässt und trotz des gleichzeitigen Schmerzes alles ist, was man will.

"Lichte Tage" ist berauschend schön. Poetische Beschreibungen von warmen Landschaften und Bildern bringen einem Kunst näher, Introspektionen und nuancierte Charaktere, die Handeln und Emotionen versuchen zu verstehen. Trotz der schweren Melancholie und der Trauer gibt es Freude. Freude am Leben und der Liebe. So wie wir uns an die alltäglichen Freuden festhalten. Denn was bleibt uns, wenn nicht die Hoffnung? Auf Freundschaft und Liebe.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

mit Humor und Ehrlichkeit über das Auf und Ab des Lebens

Genau so, wie es immer war
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Claire Lombardo hat es schon wieder geschafft, dass ich ein Buch mit über 700 Seite in die Hand nehme. Und wie auch bei ihrem Debütroman hat sich keine Seite zu viel oder zäh angefühlt. Egal in welcher ...

Claire Lombardo hat es schon wieder geschafft, dass ich ein Buch mit über 700 Seite in die Hand nehme. Und wie auch bei ihrem Debütroman hat sich keine Seite zu viel oder zäh angefühlt. Egal in welcher Lebensphase die Protagonistin Julia Ames sich gerade befand, ihre Geschichte und ihr Leben fühlten sich echt und authentisch an. Die Zweifel, Frustration, das Taubheitsgefühl, wenn alles gut scheint, aber sich nicht gänzlich gut anfühlt.

Man sollte meinen, dass es unserer Protagonistin an nichts fehlt und auch sie kann nicht genau beschreiben, wieso sie sich oft in ihr selbst verloren fühlt. Mit der Zeit und den Rückblenden erfahren wir aber von Julias Kindheit, die schwierige Beziehung zu ihrer Mutter, die bis ins Erwachsenenleben von Julia immer noch angespannt ist und können langsam erahnen, wie Julias Leben sich in die Richtung entwickelt hat, wie sie uns in der Gegenwart näher gebracht wird.

Wir tauchen tief in die Psyche der Protagonistin ein und obwohl ihr Handeln manchmal unglaublich frustrierend ist, wirkt es nicht überspitzt oder gestellt. Im Gegenteil, ihre Gedanken und Gefühle sind ziemlich verständlich und man wünscht sich für sie, dass sie Zufriedenheit und innere Ruhe findet.

Claire Lombardo schreibt wundervoll. Satz für Satz, die sich aneinanderreihen und eine Geschichte einer Frau, einer Familie, erzählen, über die Ehe und Mutterliebe, über Freundschaft, über Verlust und dem Umgang mit Trauma. Es ist komplex und trotzdem nahbar, banal und genauso intim. Eine Geschichte, die nur das Leben schreiben kann.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

nicht nur schön anzusehen, sondern auch informativ und hilfreich!

Das Möbel-Handbuch
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Also erstmal zum Optischen: super schöner Leineneinband und Coverdesign. Ein schön anzusehendes Coffee table book, welches man gerne in die Hand nimmt.

Nun zum Inhalt: durchstrukturiert, informativ und ...

Also erstmal zum Optischen: super schöner Leineneinband und Coverdesign. Ein schön anzusehendes Coffee table book, welches man gerne in die Hand nimmt.

Nun zum Inhalt: durchstrukturiert, informativ und tolle Tipps. Die Themen auf die eingegangen wurden sind sehr viel tiefgreifender, als man üblich auf Interior Blogs liest. Ich war verblüfft, wie viele Gedanken man sich über die Einrichtung nur machen kann. Neben ein paar geschichtlichen Hintergründen zu Möbeln und Inneneinrichtung lernt man in diesem Buch, wie man für sein Zuhause das passende Möbelstück wählt.

Die Illustrationen zwischendurch finde ich sehr anschaulich gemacht. Auch finde ich hilfreich, dass einem oft zum Ende eines Kapitels in Form eines Tipps eine kleine Gedankenstütze gegeben wird. Die Themen sind sehr aufschlussreich ausgearbeitet und da finde ich die Einteilung der unterschiedlichen Möbel super praktisch.
Ein tolles Nachschlagewerk, um eigene Einrichtungspläne nochmal zu überdenken und zu optimieren, aber auch bei Überlegung von Neuanschaffungen.

Ich habe für mich ein paar sehr nützliche Empfehlungen mitnehmen können und werde nun mit einem ganz anderen Auge auf die Wahl meiner Möbel blicken.
Fachkundig, zugänglich und hilfreich. Ein wirklich schön gestaltetes Buch!

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