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Veröffentlicht am 21.11.2019

Der Schwur auf den weißen Ahorn

Der Ahorn im Sturm
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Der Schwur auf den weißen Ahorn

„Viele Jahre muss der Ahornbaum wachsen, neue Äste und Zweige bilden und seine Wurzeln tief in der Erde verankern, bevor er stark genug ist, den Stürmen des Lebens zu trotzen. ...

Der Schwur auf den weißen Ahorn

„Viele Jahre muss der Ahornbaum wachsen, neue Äste und Zweige bilden und seine Wurzeln tief in der Erde verankern, bevor er stark genug ist, den Stürmen des Lebens zu trotzen. Euer Vater ist wie der Stamm – er hat die Fabrik gegründet. Stellt euch vor, ihr seid die drei kräftigsten Äste, die den Baum krönen und sich weiter und weiter verzweigen. Es mögen Zeiten kommen, in denen es unser Ahorn schwer hat, bei Unwetter zur überleben. Es liegt an euch, ob er einmal ein stolzer Baum wird, der andere überragt. Nur wenn ihr in schweren Zeiten fest zusammenhaltet und weise Entscheidungen trefft, wird die Firma durch eure Kinder und Enkel fortbestehen. Versprecht uns und euch, dass ihr diese Worte immer im Herzen tragt.“

Theodor, Georg und Rosa Breitenbach sind mit diesem Gelöbnis eine lebenslange Verpflichtung eingegangen. Der schwerkranke Firmenpatriarch Hermann Breitenbach wünscht sich sehnlichst, seine beiden jüngeren Kinder Georg und Rosa noch einmal wiederzusehen, die nach Colorado auswanderten, um im Bergbaustädtchen Rico eine Tochterfabrik zu gründen. Aus Georg Breitenbach ist mittlerweile ein erfolgreicher Unternehmer geworden, Rosa hat sich nach ihrer Heirat mit Wendelin Ehrlich ebenfalls in Colorado niedergelassen und einer Tochter das Leben geschenkt. Die Freundschaft der bezaubernden kleinen Julia mit dem Indianerjungen Chesmu wird aber nicht gerne gesehen. Als ein tragisches Ereignis die Familie erschüttert und die Folgen der Wirtschaftskrise spürbar werden, entschließt sich Georg, nach Deutschland zurückzukehren, und Theodor bei der Leitung der „Schuherzeugung Breitenbach“ zu unterstützen. Rosa kann sich ein Leben in Deutschland nicht mehr vorstellen und bleibt mit ihrer Familie in Amerika, vermisst ihre Geschwister jedoch schmerzlich. Während die Brüder um das Überleben des Familienunternehmens kämpfen, machen Indianerüberfälle, Dürrzeiten und Hunger das Leben von Rosa und ihrer kleinen Familie schwer.

Im zweiten Band ihres Familienepos führt Mina Baites die Geschichte der Unternehmerfamilie Breitenbach fort und schildert in abwechselnder Folge die Ereignisse in der Stammfabrik in Berlin sowie in der Tochterfabrik in Rico/Colorado. Während in Deutschland Theodor mit seiner zweiten Frau Vanda, seinem Sohn Felix und seinen beiden Töchtern Isa und Caroline die zentralen Figuren darstellen, liegt das Hauptaugenmerk in Colorado auf Georg Breitenbach und seiner Schwester Rosa. Ein weiterer Handlungsstrang thematisiert die Geschicke der Indianer, wobei dem Stamm der Núu-ci großzügig Raum gegeben wird. Als Hauptakteur fungiert Akule mit seinen beiden Ehefrauen Onawa und Nituna sowie seinem Sohn Chesmu, dem eine tragende Rolle im Buch zuteil wird. Der ungewöhnlich hohen Anzahl handelnder Figuren ist ein ausführliches Personenregister gewidmet, das die Orientierung im Buch enorm erleichtert und dazu beiträgt, die Übersicht über die verschiedenen Charaktere zu bewahren. Obgleich die einzelnen Figuren sehr gut dargestellt wurden, blieben einige von ihnen für meinen Geschmack zu blass - von Roses Freundinnen Florence und Dorothea, aber auch ihrem Ehemann Wendelin, erfuhr man leider nur wenig. Ich fand es jedoch schön, dass auch die Lebensgeschichte des Antagonisten Kaspar Meißner aus dem ersten Band kurz weiterverfolgt wurde. Wichtige Nebenfiguren aus dem Vorgänger, wie beispielsweise Miss Laura Golding, Blind Katy, Jessi Chocolate, Fat Liddy, Johnny Weizman alias Levy Weißmann, fanden leider nur kurz Erwähnung.

Der einnehmende Schreibstil und die ins Buch eingebrachten Emotionen haben mir auch im zweiten Band dieses Familienepos großes Lesevergnügen bereitet. Die bildhaften Beschreibungen der Landschaft und des Lebens im fernen Colorado bezogen mich stark in die Geschichte der Breitenbachs ein, wobei die Autorin diesmal auch eine gewisse Spannung aufbaute. Im Erzählstrang, der sich mit dem Reservat der Weeminuche befasst, brodelt es zwischen den Ureinwohnern und den weißen Eroberern, es kommt zu Unmut und schließlich zur Eskalation. Durch die Freundschaft von Rosas Tochter Julia mit dem Indianerjungen Chesmu erhält man Einblicke in das Denken und Handeln des Stammes, ihre Rituale und ihren Glauben.

Fazit: Ich empfand „Der Ahorn im Sturm“ als würdigen Nachfolger der Familiensaga um die Schuherzeugung Breitenbach, dessen Handlung vorrangig in der Neuen Welt stattfand. Erst in späterer Folge verlagert sich der Fokus auch auf die Ereignisse in Deutschland, die Weltwirtschaftskrise und die Konflikte mit den indianischen Ureinwohnern liefern eine interessante Rahmenhandlung. Der flüssige Schreibstil, die bildhafte Sprache und eine gut konstruierte Handlung haben mir sehr gut gefallen, über einige Charaktere hätte ich allerdings gerne mehr erfahren.

Ich freue mich bereits auf den dritten Band dieser Reihe!

Veröffentlicht am 31.10.2019

Eine Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang

Tödliches Wangerooge. Ostfrieslandkrimi
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Eine Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang

„Was machen wir bloß, wenn wir Knut nicht entlasten können?“

Der kauzige alte Ostfriese und Seebär Knut Waatstedt wird anlässlich seines siebzigsten Geburtstags ...

Eine Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang

„Was machen wir bloß, wenn wir Knut nicht entlasten können?“

Der kauzige alte Ostfriese und Seebär Knut Waatstedt wird anlässlich seines siebzigsten Geburtstags mit einem Urlaubsaufenthalt in Wangerooge überrascht. Auf der Insel lernt er eine gebildete und attraktive ältere Dame kennen, zarte Bande werden geknüpft. Knuts Enkelin Rike und ihr Verlobter Richard Faber planen ebenfalls eine kleine Auszeit auf Wangerooge, doch Opa Knuts Schwarm taucht zum verabredeten Treffen nicht auf. Als am Strand eine Leiche gefunden und als Renata Freifrau und Baroness von Wintershausen identifiziert wird, gerät Opa Knut in allergrößte Schwierigkeiten. Denn die Tote aus altem deutschem Adel war seine Ferienliebe Rena Sommer. Die Polizei aus Emden wird aufgrund der Anwesenheit von Kriminalhauptkommissar Richard Faber auf Wangerooge mit dem Fall betraut, und es sieht nicht gut aus für Opa Knut – erschreckend viele Hinweise deuten auf ihn als Renatas Mörder.

Elke Nansens neuester Fall bringt die Gemüter der sympathischen Protagonisten Kriminalhauptkommissar Richard Faber und Kommissarin Rike Waatstedt in Wallung. Jeder, der den gutmütigen alten Ostfriesen Knut kennt, weiß um seinen aufrichtigen Charakter und um sein goldenes Herz. Doch aufgrund der persönlichen Betroffenheit wird den Kriminalbeamten aus Emden der Fall rasch wieder entzogen. Rike und Faber ermitteln dennoch weiter und setzen alle Hebel in Bewegung, um Opa Knuts Unschuld beweisen zu können. Ihr gesamtes Team steht dabei loyal hinter ihnen – und das Ermittlerpaar findet nicht nur durch Philipp Schorlau, Tamme Hehler, Sonja Withuus und Laurien Heiligenstadt, sondern auch durch Polizeioberkommissarin Ankia Kalsche aus Wangerooge tatkräftige Unterstützung. Ein tiefes Eintauchen in die Vergangenheit des Opfers bringt erste Erkenntnisse zu Tage, doch dieser Fall ist weit komplexer, als es zunächst den Anschein hatte. Eine hoch interessante Spurensuche führt schließlich sogar bis nach Amerika – und plötzlich passiert im Umfeld der von Wintershausen ein weiterer Mord.

Obgleich bereits in den bisherigen Fällen von Elke Nansen das Privatleben der Ermittler eine nicht unbedeutende Rolle spielt, bekommt es in diesem speziellen Mordfall durch Opa Knut als Hauptverdächtigen eine besondere Gewichtung. Rike und Faber sind angesichts der geschickt gelegten falschen Fährten, die allesamt zu Knut führen, am Verzweifeln. Eine vermeintlich verdächtige Person mit starkem Mordmotiv besitzt ein hieb- und stichfestes Alibi, das Team ist ratlos. Offiziell sind den Ermittlern aus Emden die Hände gebunden, doch die eingeschworene Gemeinschaft riskiert Kopf und Kragen, um Knut die Stange zu halten und dessen Unschuld zu beweisen. Während der große und kräftige „Wikinger“ Tamme Hehler und die beiden neuen Kommissarinnen Sonja Withuus und Laurien Heiligenstadt diesmal eher untergeordnete Rollen spielen, lehnt sich der Chef-Forensiker Dr. Philipp Schorlau aus Oldenburg weit aus dem Fenster. Er ist der Einzige, dem dieser Fall nicht entzogen wurde, und er riskiert viel, um dem zukünftigen Schwiegervater seines Freundes Richard Faber zu helfen. Im Zentrum des Geschehens steht diesmal mein liebster Nebendarsteller „Opa Knut“, der mir bereits in den Vorgängerbüchern ans Herz gewachsen ist. Seine Zuneigung zum Lebensgefährten seiner Enkelin gerät jedoch gefährlich ins Wanken, denn Richard Faber fällt die Aufgabe zu, den alten Ostfriesen zu verhaften. Die Verwicklungen in diesem komplexen Fall sind höchst interessant und werden erst nach und nach offenbart. Hervorzuheben ist auch der rätselhafte Prolog, der gleich zu Beginn Fragen aufwirft, und dessen Zusammenhang mit dem Mordfall sich dem Leser ebenfalls sehr lange nicht erschließt.

Ich fand es schön, den liebevoll gezeichneten Charakteren aus den Vorgängerbüchern wieder zu begegnen, schmunzelte über deren Eigenheiten und die Wortgeplänkel, die zum Teil auch den ostfriesischen Dialekt miteinbeziehen. Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der durchgehende Spannungsbogen machten diese Lektüre zu einem Vergnügen. Ich bedauerte jedoch, dass Elke Nansen sich in diesem Buch verstärkt derber Ausdrücke und Flüche bediente – ein Umstand, den ich als negative Entwicklung betrachte und der zugleich meinen einzigen Kritikpunkt darstellt.

Fazit: Der Krimi „Tödliches Wangerooge“ bescherte mir einen sehr gut konstruierten Kriminalfall mit weitreichenden Verbindungen in die Vergangenheit. Er hat mich ausgezeichnet unterhalten und mir sehr gut gefallen. Abgesehen von den verbalen Entgleisungen kann ich das Buch absolut weiterempfehlen und würde es als bislang persönlichsten Fall der beiden Ermittler Rike und Faber bezeichnen.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Der Glaube an die Unsterblichkeit

Unsterblich
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Der Glaube an die Unsterblichkeit

„Ich glaube nicht, dass die Sterblichkeit der größte Makel der Menschheit ist. Der größte Makel der Menschheit ist ihre grenzenlose Überheblichkeit.“

In einer Dschungelklinik ...

Der Glaube an die Unsterblichkeit

„Ich glaube nicht, dass die Sterblichkeit der größte Makel der Menschheit ist. Der größte Makel der Menschheit ist ihre grenzenlose Überheblichkeit.“

In einer Dschungelklinik im Amazonasgebiet werden gefährliche, streng geheime Experimente durchgeführt. Das vorrangige Ziel eines Großprojekts der Europäischen Kommission namens „Human Brain Project“ ist es, künstliche Intelligenz zu erschaffen. Eine Organisation, bestehend aus skrupel- und gewissenlosen Menschen, schreckt auch vor Entführung, Folter und Mord nicht zurück, man geht buchstäblich über Leichen. Als die deutsche Studentin Mirja Roth die Gelegenheit zu einem Auslandspraktikum in besagter Klinik in Brasilien ergreift, ahnt sie noch nicht, dass sie sich dadurch in Lebensgefahr begibt. In höchster Not kontaktiert sie ihren Bekannten Raven Adam und bittet ihn um Hilfe. Der sympathische Pflegehelfer und Freerunner war ebenso wie sein kürzlich verunglückter Bruder Julian in Mirja verliebt und setzt nun alles dran, der jungen Frau zu helfen. Doch er merkt rasch, dass alle Menschen, die Kontakt mit Mirja hatten, plötzlich spurlos verschwinden. Sowohl für Mirja, als auch für Raven, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit – denn die Organisation versucht, ihre Machenschaften um jeden Preis geheim zu halten.

Thomas Franke erzählt in seiner aktuellen Neuerscheinung die atemberaubende Geschichte eines wissenschaftlichen Experiments skrupelloser Wissenschaftler, die sich durch eine in Aussicht gestellte Unsterblichkeit hohe Profite erhoffen. Der Roman wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Der Prolog startet im Februar des Jahres 2016 in Berlin, die Schauplätze der Handlung sind abwechselnd die Dschungelklinik in Brasilien im Jahre 2023, sowie das Umfeld des Raven Adam in Berlin 2024. Dazwischen findet man immer wieder Rückblenden in in Form von implantierten Erinnerungen einer gewissen „Elly“. Während in Brasilien der reiche Wissenschaftler Dr. Philip Morgenthau, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neurologie und Neurochirurgie, und sein Kollege Dr. Michael Krüger für die Aktivitäten der Stiftung verantwortlich zeichnen, agieren in Berlin der seit dem Tod seines Bruders traumatisierte Raven Adam sowie eine schwer durchschaubare attraktive Hackerin namens Leela als Hauptfiguren der Handlung. Die einzelnen Kapitel enden meist mit einem Cliffhanger – ein Faktor, der erheblich dazu beiträgt, den Spannungsbogen konstant hoch zu halten.

Die einzelnen Charaktere sind überzeugend ausgearbeitet, das Hauptaugenmerk liegt auf den Protagonisten Mirja und Raven. Zahlreiche Nebenfiguren bereichern die Handlung, einige von ihnen konnte ich lange Zeit nicht einschätzen - ob Freund oder Feind stellte sich manchmal erst im Verlauf des Buches heraus. Meine größte Sympathie galt der alten Dame Eleonore von Hovhede, die sich als eine der Schlüsselfiguren dieses Romans entpuppt. Ihre kluge und freundliche, aber dennoch unnachgiebige Art sowie ihr tiefer, unerschütterlicher Glaube haben mich berührt. Auch die hübsche Leela, deren widersprüchliches Verhalten mich an mancher Stelle stutzig machte, wurde rasch zu einer meiner liebsten Nebendarstellerinnen.

Der sprachlich-stilistische Aufbau dieses Buches hat mir sehr gut gefallen. Dem hohen Spannungsfaktor und der mitreißenden Handlung ist es zudem geschuldet, dass man diesen über 550 Seiten umfassenden Roman kaum aus der Hand legen kann. In atemloser Neugier heftete ich mich gedanklich an die Fersen von Mirja und Raven und versucht an ihrer Seite, den gnadenlosen Verfolgern zu entkommen und dem tödlichen Geheimnis auf den Grund zu gehen. Thomas Franke zeichnet ein äußerst einnehmender Schreibstil aus, ich bedauerte lediglich die vermehrte Verwendung derber Ausdrücke im Buch – ein Faktor, den ich persönlich grundsätzlich ablehne und den ich vor allem bei Büchern aus christlichen Verlagen enttäuschend finde.

Fazit: Mit seiner Neuerscheinung wagte der Autor sich an ein neues Genre und hat - für meinen persönlichen Lesegeschmack – mit „Unsterblich“ sein bislang bestes Buch geschrieben. Als begeisterter Leser von Spannungsromanen und großer Fan christlicher Romane stellt dieses Werk für mich die perfekte Kombination aus Abenteuer und Glaube dar. Einzig die reichliche Verwendung von Schimpfwörtern vermochte mein Lesevergnügen ein klein wenig zu trüben… wirklich schade, denn dieses Buch wäre ansonsten auf der Stelle zu einem meiner größten Highlights dieses Lesejahres avanciert.

Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter!

Veröffentlicht am 05.07.2019

Manchmal geht das Leben seltsame Wege

Honigduft und Meeresbrise (Neuauflage)
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Manchmal geht das Leben seltsame Wege

"Manchmal geht das Leben seltsame Wege, und die Liebe hat ihre eigenen Gesetze."

Ein Brief, der nach beinahe achtzig Jahren den Weg zur betagten Tochter seiner Adressatin ...

Manchmal geht das Leben seltsame Wege

"Manchmal geht das Leben seltsame Wege, und die Liebe hat ihre eigenen Gesetze."

Ein Brief, der nach beinahe achtzig Jahren den Weg zur betagten Tochter seiner Adressatin findet, bringt ein jahrzehntelang gehütetes Geheimnis zutage und wirbelt das Leben von Anna Blumenthal und ihrer Großmutter Johanna durcheinander. Um der Geschichte von Johannas Mutter Martha Rotermund auf den Grund zu gehen, reisen Anna und Johanna kurz entschlossen nach Ahrenshoop und betrachten danach die Geschichte ihrer Familie mit völlig anderen Augen.

Anne Barns widmet sich in ihrer aktuellen Neuerscheinung einer großen Liebe, die nicht sein durfte. Sie schreibt von der verbotenen Zuneigung zwischen einer jungen Frau und dem besten Freund ihres Verlobten und schildert von den Hindernissen, die dem Liebespaar in den Weg gelegt wurden. Die Autorin wartet mit einem einnehmenden und flüssigen Schreibstil auf, die Figuren ihrer Handlung sind detailliert ausgearbeitet, sie wirken liebenswert und überzeugend. Abgesehen von den beiden Protagonistinnen Anna und Johanna Blumenthal nimmt auch Annas beste Freundin Mona Berger eine bedeutende Rolle im Buch ein. Weitere interessante Nebenfiguren tauchen in der Person von Peggy Krüger, Annes ehemaliger Freundin, sowie Monas Freund Timo Fröhlich auf. In eindringlichen Worten und mit vielen Rückblenden erzählt Anne Barns darüber hinaus auch die Geschichte von Annas Urgroßmutter Martha Rotermund, beginnend mit dem Jahr 1942, und lässt ihre Leserschaft nach und nach in die Familiengeschichte eintauchen. Hierbei führt sie dem Leser die eindrucksvolle Kulisse in Lüdinghausen und Ahrenshoop bildhaft vor Augen und vermittelt darüber hinaus die große Leidenschaft für die Imkerei, die von Generation zu Generation weitervererbt wurde. Die Hobby-Imkerin Johanna Blumenthal kreiert köstliche Produkte aus der süßen Leckerei, die Rezepte dazu findet man im Anhang dieses Buches. Man erfährt auch einige hoch interessante Details über Bienen und kann nach dieser Lektüre diese goldfarbene Köstlichkeit wohl noch weit mehr schätzen als zuvor.

„Wusstest du, dass ein Löffel Honig das Lebenswerk einer Biene ist?“

„Honigduft und Meeresbrise“ war mein erstes Buch von Anne Barns. Es hat mir interessante Lesestunden beschert und mir die Kostbarkeit des wertvollen Produkts, das aus der unermüdlichen Arbeit einer Honigbiene und dem Nektar der Blüten entstand, wieder eindringlich vor Augen geführt. Die Kombination von Unterhaltung, Romantik, Familiengeschichte sowie der Hobby-Imkerei vor der malerischen Kulisse Ahrenshoops an der Ostsee- und Boddenküste und der Stadt Lüdinghausen hat mir sehr gut gefallen. Der Stammbaum von Martha Rotermund, der zugleich das Ergebnis ihrer Ahnenforschung darstellt, wurde im Nachhinein mit Marthas Nachfahren ergänzt. Auf diese Weise entstand ein höchst kreativer und ausgefallener Epilog, der nach der letzten Buchseite noch ein klein wenig über Anna und ihre zukünftige eigene Familie verrät.

Fazit: Dieser Wohlfühlroman stellt eine gefühlvolle und leichte Sommerlektüre dar, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Der Sommer in Camp Moshe

In der Tiefe meines Herzens
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Der Sommer in Camp Moshe

Die neunundzwanzigjährige Grace Stone wird als Rettungsschwimmerin und Schwimmlehrerin in Camp Moshe engagiert. Das christliche Jugendcamp stand bislang unter der Leitung ihres ...

Der Sommer in Camp Moshe

Die neunundzwanzigjährige Grace Stone wird als Rettungsschwimmerin und Schwimmlehrerin in Camp Moshe engagiert. Das christliche Jugendcamp stand bislang unter der Leitung ihres Onkels Carl. Da dieser vorzeitig in den Ruhestand getretenen ist, fungiert nun der attraktive Malachi „Kye“ Campton als Interimsleiter. Kye durfte bereits wertvolle Erfahrungen durch die Sanierung diverser Betriebe sammeln. Seine Pläne für das Camp stoßen bei Grace jedoch auf heftigen Widerstand, der Grund dafür ist ein schreckliches Erlebnis in der Vergangenheit der unkomplizierten und temperamentvollen jungen Frau. Als Malachis Arbeit vermehrt sabotiert wird und dies mit einer Gefährdung des Teams, aber auch der Kinder des Camps einhergeht, versuchen Grace und Malachi, jener Person auf die Schliche zu kommen, die eine Schließung des Camps mit unterbitterlicher Hartnäckigkeit erzwingen möchte.

Im vorliegenden Roman erzählt die mir bislang unbekannte Autorin die Geschichte eines christlichen Jugendcamps, das aufgrund einer finanziellen Schieflage kurz vor der Schließung steht. In flüssigem und einnehmendem Schreibstil berichtet Stacey Weeks von den Versuchen ihrer beiden Protagonisten, das Camp zu sanieren. Hierbei bringt sie nicht nur die Vergangenheitsbewältigung ihrer weiblichen Hauptfigur, sondern auch einige christliche Botschaften ins Buch ein. Durch den bis zum letzten Abschnitt des Buches unbekannten Saboteur entsteht ein gewisser Spannungsbogen, der mit einem kurzen, aber aufregenden Finale endet. Graces Familiengeschichte wird durch Rückblenden in die Vergangenheit neu aufgerollt, auch das tragische Unglück, welches ihr gesamtes Erwachsenenleben überschattete, kommt zur Sprache. Schuld und Vergebung sind gewichtige Themen dieses Buches, durch die starke Anziehungskraft zwischen Grace und Malachi ist auch für eine Prise Romantik gesorgt.

Ich empfand dieses Buch als locker-leichten Wohlfühlroman mit christlichen Elementen, auf die jedoch eher dezent eingegangen wird. Bei der Charakterzeichnung der Personen vermisste ich den Fokus auf die Nebenfiguren der Handlung, die für meinen Geschmack ein wenig zu blass und oberflächlich ausgearbeitet wurden. Gerne hätte ich mehr über Graces Onkel Carl und Malachis Mutter Tamera Campton erfahren, auch Graham, Ann und Jeremy Douglas blieben mir ein wenig fremd. Obgleich ich die Lektüre genossen und die Protagonisten gerne während ihrer abenteuerlichen Zeit im Camp begleitet habe, hatte ich mir ein klein wenig mehr von diesem Roman – speziell von den einzelnen Charakteren und deren Interaktionen - erwartet.