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Luthien_Tinuviel

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Veröffentlicht am 10.11.2019

Spannender, zufriedenstellender Abschluss der Dilogie

Das Vermächtnis der Grimms
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"Spieglein, Spieglien an der Wand" von Nicole Böhm schließt die Geschehnisse von "Wer hat Angst vorm bösen Wolf? etwas überraschend, aber nichtsdestotrotz perfekt ab.

Das Werk kann nicht ohne Teil 1 zu ...

"Spieglein, Spieglien an der Wand" von Nicole Böhm schließt die Geschehnisse von "Wer hat Angst vorm bösen Wolf? etwas überraschend, aber nichtsdestotrotz perfekt ab.

Das Werk kann nicht ohne Teil 1 zu kennen gelesen werden!


Inhalt:



Die Mächte in Abalion haben sich verschoben und die Welt, die Ash, Moon und all die Anderen kennen, sind bedroht. Die Grenzen zwischen Märchenland und der Welt, wie wir sie kennen, verschwimmen mehr und mehr. Das Schicksal beider Welten scheint von einer Person abzuhängen: Kristin Collins.

Meine Meinung:



Das hat mir gefallen...

Die Handlung, das Ende, die Charaktere... ich könnte ewig weiter machen. Ich mag einfach, wie die Märchencharaktere und ihre Geschichten neu interpretiert werden, neue Märchen dazu kommen und mit unserer Welt verschmelzen.

Der Erzählstil ist wie immer bei Nicole Böhm sehr detailreich und man rutscht geradezu in die Geschichte und kommt von dieser nicht mehr los. Alle Details haben einen Sinn, alles ist irgendwie verquickt, das mag ich einfach.


Das hat mich etwas gestört...

Für meinen Geschmack ging es fast ein wenig zu schnell rasant mit der Handlung aus Teil 1 weiter. Man hatte eigentlich keine Chance, wirklich zur Ruhe zu kommen. Und wenn es dann wie bei mir war, die Teil 1 vor über einem Jahr zuletzt gelesen hatte, dann hat man sich doch hin und wieder dabei ertappt, wie es einem in den FIngern gejuckt hat, nochmal in Teil 1 nachzulesen, was denn da zuletzt passiert ist.

Kurz gesagt: Es ging Schlag auf Schlag weiter, eine kurze Rekapitulation der Geschehnisse von Teil 1 hätte ich mir eventuell gewünscht.

Fazit:



Ein modernes Märchen, das gelesen werden will. Wer klassischen Märchenfiguren in anderem Setting und anders interpretiert wiederbegegnen will, der ist hier richtig.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Großes Kino- beindruckendes Finale mit Tiefgang

Last Haven – Über alle Grenzen
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Ganz ehrlich. Ich habe "Last Haven-Über alle Grenzen" von Lisbeth Jarosch letzte Nacht zu Ende gelesen und auch jetzt noch, wenn ich an meine Gefühle am Ende des Werkes denke: Gähnende Leere. Als würde ...

Ganz ehrlich. Ich habe "Last Haven-Über alle Grenzen" von Lisbeth Jarosch letzte Nacht zu Ende gelesen und auch jetzt noch, wenn ich an meine Gefühle am Ende des Werkes denke: Gähnende Leere. Als würde ich etwas vermissen, das vorher beim Lesen des Werkes da gewesen ist.

Die Trilogie und vor allem dieser dritte abschließende Teil hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt. Ich weiß nicht, wie ich zum Einzelband eine Rezension schreiben soll, deshalb möchte ich noch einmal auf die Trilogie im Ganzen eingehen.

Inhalt:


Aida lebt in Last Haven, einem Staat im Amerika der Zukunft. Innerhalb des Staates ist alles auf Erfolg ausgerichtet. Jeder Mensch hat perfekt und für eine Aufgabe geeignet zu sein. Es gibt keine Kranken oder Alten. Die darf es auch gar nicht geben, denn Vorratsrationen sind knapp und die angrenzenden Länder beneiden Last Haven um seinen Wohlstand. Als Aida durch einen Unfall an der Hand verletzt wird, stellt sich für sie die Frage: Wie wird es für sie weitergehen in einer Gesellschaft, die so auf Perfektion getrimmt ist?

Meine Meinung:



Handlung:
Da dies Teil 3 der Trilogie ist, kann ich so viel verraten. Die Trilogie zeigt den Ablauf und insbesondere die Auswirkungen einer Revolution auf eine Gesellschaft in Hinblick auf die verschiedensten Gesichtspunkte und problematisiert insbesondere auch, was die meisten Werke irgendwie vergessen, auch, wie es nach einer Revolution mit einer Gesellschaft weitergeht.

Das Werk greift verschiedene, durchaus ernste Thematiken auf und beleuchtet sie. Mich hat insbesondere dieser dritte Teil so sehr zum Nachdenken und Grübeln angeregt, auch über unsere heutige Politik.

Die Erzählung wirkt erschreckend realistisch und es lassen sich einige Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft ziehen. Das Ende der Geschichte kann ich nur mit dem Wort brilliant beschreiben.

Charaktere:
Aida als Protagonistin ist eine Person, die im Laufe der Geschichte eine starke Wandlung erfährt. Ich kann nicht behaupten, dass ich mit ihrer Art immer gut zurecht kam. Doch die Entwicklung, die sie erfährt, ist spannend zu beobachten.

Schreibstil:
Was soll ich sagen- der Schreibstil hat mich gefesselt, in diesem dritten Teil noch mehr als in den Teilen zuvor. Stimmungen und Atmosphären werden auf den Leser übertragen und es ist, als befände man sich mit Aida in Last Haven. Alles wirkt so plastisch und realistisch. Kopfkino pur!

Fazit:


Selten hat mich eine Dystopie so sehr gefesselt und begeistert und zugleich über unsere heutige Gesellschaft und deren Entwicklung nachdenken lassen wie diese.
Das Werk enthält die perfekte Mischung aus Fiction, Spannung und Realismus.
Jedem Leser und jeder Leserin ab circa 14 Jahren, der/die Lust auf eine Dystopie mit Tiefgang haben, empfehle ich dieses Werk wärmstens.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Historisch wertvolle Graphic Novell

Maus
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Meiner Ansicht nach hat Art Spiegelman mit dieser Graphic Novel zu Recht den Pulitzerpreis gewonnen. Das Werk ist eindrücklich, ernst und historisch wertvoll.

In der Erzählung berichtet er vom Leben seines ...

Meiner Ansicht nach hat Art Spiegelman mit dieser Graphic Novel zu Recht den Pulitzerpreis gewonnen. Das Werk ist eindrücklich, ernst und historisch wertvoll.

In der Erzählung berichtet er vom Leben seines Vaters Wladek beziehungsweise der Erschaffung dieses Werkes selbst. Ansatzpunkt sind Gespräche zwischen Vater und Sohn über dessen Vergangenheit. Die Gespräche spielen sich im Alltag der 70er Jahre in New York ab.

Wladek Spiegelman war Pole und Jude. Er lebte in den 30er und 40er Jahren als Industrieller in Sosnowiec. Nach Einmarsch der Nazionalsozialisten erlebte er Flucht, Hunger, Verstecken, bis er schließlich im KZ Auschwitz landete- und das Lager überlebte.

Meine Meinung:


Art schafft es eindrücklich, die Lebensgeschichte seines Vaters in Bilder zu fassen. Zugleich gelingt es ihm durch den Rahmen, den er mit der Erzählperspektive der 70er Jahre in Wladeks neuem Leben in New York schafft, dessen Vergangenheit mit deren Folgen für Wladeks Persönlichkeit zu verknüpfen.

Die Thematik ist ernst, das Leben Wladeks war hart. Trotz der Seriosität der Thematik schafft es Art Spiegelmann, durch die Zwischenblenden seiner Realität, des Lebens in New York in den 1970er Jahren, die Stimmung bis zu einem gewissen Punkt wieder aufzulockern, ohne dass jedoch die Geschichte insgesamt unpassend ins Komische gezogen wird.

Zur Darstellung der verschiedenen Personengruppen verwendet Spiegelman Tiere als Metaphern. Die Juden als Mäuse, die Nazis als Katzen, die Handlanger der Nazis als Schweine... Mal mit Maske, mal vollkommen gewandelt. Ein insgesamt sehr tiefgründiges System, das den Bildern noch einmal mehr Tiefe verleiht.

Die Erzählung aus Sicht Wladeks mit dessen sprachlichem Akzent, der auch in der Übersetzung angedeutet ist, ist spannend, ernst und eindrücklich. Mehr als einmal leidet man mit Wladek mit, die Bilder der Erzählung bleiben im Kopf.

Fazit:


Spiegelman hat mit dieser Graphic Novell einen Augenzeugenbericht der Schrecken des Dritten Reiches geschaffen, der anschaulicher und eindrücklicher als die meisten Anderen ist. Auch für Leute, die sonst nicht so auf Graphic Novells stehen, aber historisch interessiert sind, ist dieses Werk mehr als einen Blick wert.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Schockverliebt in die Idee

Vier Farben der Magie
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Seit 2 Jahren dümpelte "Vier Farben der Magie" auf meinem SuB herum, immer habe ich "etwas Besseres" zu lesen gefunden. Jetzt hab ich das Buch endlich gelesen, und kann nur sagen: Wow!
Kapitel 1: Ich ...

Seit 2 Jahren dümpelte "Vier Farben der Magie" auf meinem SuB herum, immer habe ich "etwas Besseres" zu lesen gefunden. Jetzt hab ich das Buch endlich gelesen, und kann nur sagen: Wow!
Kapitel 1: Ich war schockverliebt in die Geschichte!!

Inhalt:


Das Buch hat eine tolle Grundidee, die es eigentlich am Besten selbst beschreibt:

"Kell [hatte]- in Anlehnung an jene verlorene Stadt, die gemienhin als das schwarze London bekannt war, jeder der verbleibenden Städte eine Farbe gegeben. Grau für die Stadt ohne Magie. Rot für das glänzende Reich. Weiß für die sterbende Welt."

Es gibt vier verschiedene Parallelwelten, in denen jeweils eine Stadt "London" existiert. Die Welten wurden einst von Magie beherrscht, diese hat sich jedoch in den jeweiligen Welten unterschiedlich entwickelt. Einst gab es Tore zwischen den Welten. Diese sind nach dem Untergang der schwarzen Stadt geschlossen. Zum Schutze der roten und grauen Welt. Nur wenige Menschen, die sogenannten Atari, Blutmagier, können diese noch passieren. Einer dieser Blutmagier ist Kell. Auf seinen Reisen transportiert er Gegenstände zwischen den Welten. Durch seine Leichtsinnigkeit gelangt etwas in eine andere Welt, das dort nicht hingehört. Etwas Mächtiges, etwas Gefährliches. Und es breitet sich aus....

Meine Meinung:


Wie schon gesagt: Ich war von den ersten Seiten quasi schockverliebt in das Buch. Eine tolle Fantasy-Idee, detaillierte Beschreibungen und ein fesselnder Schreibstil. Die Magie ist durch die Seiten geradewegs in meine Welt gedrungen.

Von der Art der Fantasy her ist das Werk meiner Ansicht nach, eher jugendlich (eine bessere Beschreibung fällt mir momentan nicht ein). Es ist kein Fantasy-Epos, wie etwa "Lied von Eis und Feuer" oder "Der Drachenbeinthron". Es ist in seiner Art "simpler" (was dem Werk aber keinesfalls schadet oder es in irgendeiner Weise platt wirken lässt!), nicht so darauf ausgerichtet, komplexe Parteien und Intrigen der verschiedenen Welten zu schildern. Auch die Charaktere sind eher jugendlich mit ihrem Leichtsinn, aber auch ihren Träumen. Kell, der Abenteuerlustige, aber zugleich Besonnene, und dann gibt es da noch Lila, eine Diebin, die davon träumt, Piratin zu werden (zugegeben, das hat auch mir eher skurril angemutet). Und natürlich weitere Charaktere, die man im Laufe der Geschichte kennenlernt.

Das Werk ist zwar Auftakt einer Trilogie, was mir aber ganz gut gefällt: Anders, als gefühlt bei jeder anderen Trilogie heutzutage, ist die Geschichte nach meinem Gefühl innerhalb dieses Teiles abgeschlossen. Nach meinem Gefühl wird in Teil 2 wohl ein neues Abenteuer ansetzen, sodass ich mir als Leser überlegen kann, ob ich die Charaktere auch bei diesem noch begleiten möchte.

Fazit:


Gelungene, erfrischende Fantasy. Darstellerischer Schreibstil. Voll mein Ding.
Gleich weiter: Band 2 lesen.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Toller, spannender Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe

Das Vermächtnis der Grimms
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"In dieser Nacht erschuf Séamus etwas Schreckliches. Er holte es aus den hintersten Winkeln seiner Seele, aus dem Kummer, der Schmach und dem Leid, welches er in sich gesammelt hatte. Tiefer und tiefer ...

"In dieser Nacht erschuf Séamus etwas Schreckliches. Er holte es aus den hintersten Winkeln seiner Seele, aus dem Kummer, der Schmach und dem Leid, welches er in sich gesammelt hatte. Tiefer und tiefer griff er in sich hinein und verwandelte sich in ein grausiges Wesen: den Grimm."

Eine Reihe seltsamer Morde geschehen in der Welt. Ein Krematoriums-Mitarbeiter verbrennt ohne jedes Motiv zwei seiner Mitarbeiter bei lebendigem Leibe. Als er entdeckt wird, findet man ihn lebkuchenessend und „Knusper, knusper, Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen“ singend. Kurz darauf erleidet er einen Herzstillstand. Gleiches gilt für einen Mann, der auf der Straße einen Passanten tötet und dessen Bauch mit Wackersteinen füllt. Auch er stirbt kurz unmittelbar im Anschluss und hatte kein Motiv. Und diese beiden sind nicht die Beispiele. International werden von den Geheimdiensten und Behörden nach den Spuren dieses seltsamen Fluches gefahndet. In diese Ermittlungen rutscht durch Zufall Kristin Collins hinein, eine junge Frau mit der außergewöhnlichen Gabe, „zwischen den Zelien“ zu lesen. Bald lernt sie eine andere Welt der Märchenfiguren kennen, und trifft auf ihren Weltenreisen einen interessanten und zugleich mysteriösen jungen Mann.

Meine Meinung:



Ich weiß, auf den ersten Blick klingt das Ganze nach einem Krimi mit fantastischen Elementen. Tatsächlich aber liest sich Nicole Böhms neuester Roman „Das Vermächtnis der Grimms- wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ weniger wie ein Krimi und mehr wie ein klassischer Fantasyroman. Es existieren mehrere Welten und Zeitebenen, in die der Leser zunächst durch Erzählung aus Perspektive verschiedener Charaktere eingeführt wird. Mal befindet man sich im 13. Jahrhundert in einem Kloster der Geschichtenschreiber in Indien, mal mit Kristin in unserer heutigen Zeit. Mal begleitet man Ash, den Erzähler, Läufer, Erfinder und wie er sich sonst noch so nennt in unbekannter Zeit bei seinen Erlebnissen in der Märchenwelt Abalion. Als Leser kennt man die Zusammenhänge der Erzählstränge zunächst nicht, doch nach und nach verweben sich diese meisterhaft und man taucht tiefer und tiefer in ein faszinierendes und komplexes Weltenkonzept ein.
Auch nach Ende des Werkes kann ich nicht von mir behaupten, alle Fragen seien beantwortet. Dennoch ist die Idee in ihrer Komplexität einfach faszinierend und lässt einen rätseln und nachdenken. In den Folgebänden, die sich bereits am Ende des Werkes andeuten, werden den Leser sicher noch einige Überraschungen und Entwicklungen erwarten.

Die Verwebung altbekannter Märchen mit der Geschichte ist genial umgesetzt, für Fans von „Once upon a time“: Die Idee klingt vertraut, hier ist die Umsetzung jedoch eine vollkommen andere, ihr könnt also noch etwas vollkommen Anderes entdecken!
Nicoles Schreibstil ist gewohnt fesselnd und sehr darstellerisch. Ich habe mich immer wieder komplett in die Szenen hineinversetzt gefühlt und sie schafft es stets auf Neue, durch kleinste Details, die man häufig erst im Nachhinein bemerkt, für Lesefreude zu sorgen. Teilweise hat mich die Geschichte durch ihren Aufbau und teilweise die Charaktere an Michael Endes Meisterwerk „Die unendliche Geschichte“ erinnert, auch wenn ich diese Konnotation nicht erklären kann.
Einer von vielen Unterschieden zur unendlichen Geschichte ist wahrscheinlich die Zielgruppe. Nach meinem Empfinden, das mit der Verlagsempfehlung übereinstimmt, ist das Werk für (aber nicht ausschließlich) an junge Erwachsene ab 16 Jahren gerichtet.

Fazit:


Ein wirklich toller Auftakt für eine neue Buchreihe, die auf die erste Beschreibung hin zwar wie eine Kriminalserie klingt, ihren Schwerpunkt jedoch eindeutig im Fantasy-Segment und der Beschäftigung mit verschiedenen Welten- und Zeitebenen hat.
Die Charaktere des Werkes sind toll herausgearbeitet und durch den darstellerischen Schreibstil und die vielen liebevollen Details erwacht die Geschichte metaphorisch gesprochen zum Leben. Ein wirklich gelungenes Werk, dessen Fortsetzung ich fast nicht erwarten kann.