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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2019

Die Wölfe wollen nur eines: Töten

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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Eigentlich wollte der Journalist Jan Römer nur ein wenig freie Zeit in einer Hütte im Thüringer Wald verbringen, als ihm quasi ein neuer Fall vor die Füße stolpert, in Erscheinung einer gehetzt wirkenden ...

Eigentlich wollte der Journalist Jan Römer nur ein wenig freie Zeit in einer Hütte im Thüringer Wald verbringen, als ihm quasi ein neuer Fall vor die Füße stolpert, in Erscheinung einer gehetzt wirkenden Frau, die sich als Hannah ausgibt. Dadurch wird Jan auf die ungelösten Mordfälle rund um den Wald nahe des Ortes Frauenwald. Doch schon bald rufen sie mächtige Gegner auf den Plan, die alles tun, um den Nachforschungen Einhalt zu gebieten. Denn sie sind Wölfe und die Ermittler Beute...

Bereits der Anfang konnte mich fesseln und neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte machen. Der Fall wirft sogleich viele Fragen und Ungewissheiten auf und alles wirkt wie ein abgekartetes Spiel der Mächtigen, die ihre Geheimnisse sorgsam hüten und gnadenlos gegen Feinde vorgehen. Die Ermittlungen sind aufregend beschrieben und lassen den Leser/die Leserin lange im Ungewissen, sodass es mir schwer fiel konkrete Verdächtigungen zu machen.

Neben Jans und "Mützes" Perspektive wird auch die Sichtweise des Täters geschildert und durch taktisch gezielt gesetzte Rückblicke in die Vergangenheit, als die ersten Morde begangen wurden, ergibt alles mit fortschreitendem Verlauf der Geschichte Sinn und die Hintergründe werden nachvollziehbar beleuchtet.

An einigen Stellen fehlte mir die Spannung ein wenig, wenngleich ich dennoch unbedingt wissen wollte wie es weitergeht. Dafür verantwortlich ist der angenehme Schreibstil, der leicht verständlich ist und mich nur so durch die Geschichte fliegen ließ.

Am Ende entlud sie die aufgestaute Spannung in einem Höhepunkt und es wurde dramatisch und für den ein oder anderen auch tödlich. Die Erbarmungslosigkeit mit der der Täter/die Täterin vorgeht passt zum Raubtierverhalten eines Wolfes einer Beute/einem Feind und diese Parallelen wurden mehr als einmal deutlich und das Wolfsmal auf der Stirn der Opfer steht symbolisch für diese Verbindung.

Die Hauptcharaktere waren mir insgesamt sympathisch, obgleich ich nicht viel mit Jan anfangen konnte. Irgendwie war er mir zu rund, ohne Kanten und Ecken mit ausgeprägten moralischen Vorstellungen, die allerdings das einzige Prägende an ihm waren und mir im Gedächtnis blieben. Ansonsten eher unscheinbar; sich im Hintergrund aufhaltend, ohne besonders hervorzustechen.

Fazit: Ein durchaus interessanter Krimi bei dem es mir an Spannung und aufregenden und unvorhergesehenen Wendungen fehlte. Der historische Teil mit Bezügen zur DDR und Stasi waren teilweise ziemlich lehrreich für mich und authentisch eingebettet.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Süße Geschichte für zwischendurch

Show me the Stars
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Bei der jungen Liv läuft alles schief. Sie verliert nach einem vielversprechenden Interview quasi ihren Job und ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf ihre Arbeitskollegin Dana, ihrem geliebten Opa ...

Bei der jungen Liv läuft alles schief. Sie verliert nach einem vielversprechenden Interview quasi ihren Job und ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf ihre Arbeitskollegin Dana, ihrem geliebten Opa und ihrer kühlen Mutter. Kurzfristig zieht sie die Reißleine und krempelt ihr Leben komplett um indem sie beschließt sechs Monate auf einem abgeschiedenen Leuchtturm in Irland zu leben. Doch mit dem was sie dort erlebt, hatte sie nicht gerechnet und es wird sie und ihr Leben grundlegend verändern.

Der Schreibstil konnte mich schnell begeistern. Die ironisch-sarkastischen Beschreibungen und die humorvolle Art der Protagonistin haben mir oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert und mich außerordentlich amüsiert. Durch die Leichtigkeit, die dank des einfachen Schreibstils entsteht, habe ich das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen und bin nur so durch die Seiten geflogen.

Die Protagonistin Liv steht fest im Leben und hat klare Ziele, die jedoch nach und nach in Zweifel geraten und sie hinterfragt die angestrebte Richtung in die ihr Leben geht. Es ist keine richtige Lebenskrise, eher eine Umorientierung, durch die sie viel gewinnt, mehr als sie je zu hoffen wagte. Ihre persönliche Entwicklung wurde mit viel Liebe beschrieben und ich konnte mir vorstellen wie viel Arbeit die Autorin in Liv und die anderen Charaktere gesteckt hat, damit sie so liebenswürdig und authentisch wirken, wie sie es meiner Meinung nach sind.

Darüber hinaus konnten mich die zahlreichen und ausführlichen Beschreibungen der irischen Natur vollkommen in den Bann ziehen und begeistern. Ich hätte nie gedacht wie viele unterschiedliche Blaunuancen das Meer haben kann. Es war beinahe, als wäre ich auch vor Ort und könnte mich an der Landschaft erfreuen. Die Idee in einem Leuchtturm zu wohnen ist so fantastisch, dass ich während des Lesens und auch jetzt noch so eine ungeheure Lust habe auch in einem wohnen zu dürfen. Das wäre eine außergewöhnliche Erfahrung, die auch Liv zum Umdenken gebracht und ihr klargemacht hat was ihr wirklich wichtig ist.

Die angedeutete Liebesgeschichte hat mir leider nicht so gut gefallen und stellt den einzigen Kritikpunkt dar. Sie war total vorhersehbar und 0815, einfach total klassisch und klischeehaft. Meistens habe ich mich in den Szenen, in denen sie stundenlang nur an Kjer dachte, ziemlich gelangweilt und gehofft es möge bald enden. Genauso öde fand ich den Ausgang der Liebesbeziehung, weil es total offensichtlich darauf hinauslief und ich sowas schon zigmal gelesen habe. Etwas Besser fand ich die Lösung ihres Konfliktes, wenngleich auch dieser absehbar war. Immerhin empfand ich das Ende als authentisch und nicht übermäßig kitschig und übertrieben romantisch.

Da sich die Liebesgeschichte durch einen Großteil des Buches zieht und ich diesbezüglich offenbar zu hohe Erwartungen hatte und auf mehr Innovation gehofft habe, gebe ich dem Buch gute 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Krankhafte Sammelsucht

Harz
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Die 6-jährige Liv ist auf den ersten Blick ein ganz gewöhnliches Mädchen wie alle anderen auch, dem ist jedoch nicht so. Sie hat Dinge gesehen, die kein Kind sehen sollte und Dinge getan, die kein Kind ...

Die 6-jährige Liv ist auf den ersten Blick ein ganz gewöhnliches Mädchen wie alle anderen auch, dem ist jedoch nicht so. Sie hat Dinge gesehen, die kein Kind sehen sollte und Dinge getan, die kein Kind tun sollte, sie lebt so wie kein Kind leben sollte, im absoluten Chaos. Oben auf "dem Kopf" einer Insel lebt sie ganz abgeschottet mit ihrem sammelsüchtigen Vater, der alles ganz festhält, was er besitzt und nichts mehr hergibt, auch sie nicht. Dann ist da noch ihre krankhaft fettleibige Mutter, die ihre Stimme verloren hat und ihren Kummer mit Essen unterdrückt. Das Chaos nimmt immer weiter zu, bis selbst Liv erkennt, dass es so nicht weitergehen kann...

Die Geschichte beginnt mittendrin in der Gegenwart, wird dann jedoch zurückgeworfen in die Vergangenheit, in der die Gründe für das Verhalten des Vaters erkundet werden sollen. Dort beginnt die eigentliche Geschichte, auf "dem Kopf" der Familie. Der Leser erhält tiefe Einblicke in das Familienleben von Livs Großeltern, ihrem Vater und Onkel, zu einer anderen Zeit, als alles noch anders war. Auch wenn ich rückblickend verstehe inwiefern diese Ausschnitte wichtig sind, konnten sie mich nicht fesseln. Die ersten 100 Seiten habe ich mich durchgequält und darauf gehofft es möge bald etwas Spannendes passieren. Die Geschichte plätschert vor sich her und ist auf die psychologische Entwicklung der Charaktere fokussiert, allen voran die Bedeutung des Baumharzes. Die Gegenwartsgeschichte mit Liv fand ich um einiges interessanter und durch die unterschiedlichen Perspektiven konnte ich die Geschehnisse besser einordnen und verstehen. Liv kann einem leid tun, dazu muss ich aber sagen, dass sie so aufgewachsen ist und es nicht anders kennt, was es in meinen Augen nicht ganz so tragisch macht. Dieser Eindruck nahm mit Fortgang der Geschichte ab, als die Leiden von Mutter und Vater immer schlimmer werden und ich darauf hoffte, dass jemand die Familie aus ihrem Elend befreien würde. Das krankhafte Verhalten des Vaters ist so erschreckend und verstörend, doch seine seltsame Liebe zu Liv ungebrochen. Auch zur Mutter hat sie eine einzigartige Beziehung, die jedoch, wie auch zum Vater, bald zu bröckeln beginnt und sich der Zusammenbruch schon erahnen lässt. Das letzte Drittel fand ich am aufregendsten, weil da endlich eine Atmosphäre nach Veränderung aufkommt und Hilfe von außen endlich wahrscheinlich scheint. Früher oder später musste es so kommen.

Fazit: Ein ungewöhnlicher, äußerst atmosphärischer Thriller, der den Fokus auf die psychologische Entwicklung der Protagonisten legt, mir jedoch an Spannung mangelte, welche die Geschichte Stellenweise langweilig machte.

Veröffentlicht am 06.07.2019

Kriminalität im Netz

R.I.P.
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Nachdem zwei Jugendliche auf grausame Weise getötet werden und Bilder der Opfer an alle Snapchat-Freunde geschickt werden, versucht das Ermittlungsteam aus Reykjavík die Fälle schnellstmöglich zu lösen. ...

Nachdem zwei Jugendliche auf grausame Weise getötet werden und Bilder der Opfer an alle Snapchat-Freunde geschickt werden, versucht das Ermittlungsteam aus Reykjavík die Fälle schnellstmöglich zu lösen. Das gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn es gibt keine offensichtlichen Hinweise auf das Motiv der Taten. Zu allem Überfluss wird von einem weiteren Opfer ausgegangen und die Zeit rennt ihnen davon...

Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, da mir SOG sehr gut gefallen hat und ich hier ein ähnliches Niveau erhofft hatte. Am Klappentext gereizt hat mich zu erst die Tatsache, dass hier junge Menschen zu Opfern werden, was bei mir sogleich die Frage aufwirft, was sie getan haben um jemanden derart in Rage zu versetzen, dass er/sie solche Taten begeht. Es gibt keine brauchbaren Hinweise oder Verbindungen zwischen den Opfern und die Ungewissheit und das Rätselraten nebenbei machen einen Großteil der Spannung aus. Langsam kristallisiert sich ein Motiv heraus, welches aufgrund der Aktualität und Wichtigkeit am Puls der Zeit ist und die erschreckenden Folgen dieser Behandlung von anderen, die ich aus Spoilergründen nicht nennen werde, eindrücklich aufzeigen, was wiederum die Wut und Rachegelüste teilweise verständlich machen. Keiner tut etwas gegen dieses Problem, alle übergehen es und die Opfer leiden jahrelang darunter bis zum endgültigen letzten Schritt. Klasse, dass es in diesen Thriller eingebettet wurde. Trotz dieser lobenden Worte, fand ich die Umsetzung und die Suche nach dem Täter/der Täterin/den Tätern nicht so fesselnd und einnehmend wie erhofft. Es war interessant zu lesen, keine Frage, aber so richtig überzeugen und begeistern konnte es mich leider nicht. Da fand ich den Vorgängerband um Längen stärker.

Fazit: Ein brandaktuelles und äußerst wichtiges Thema perfekt eingebaut in einen guten Thriller, für mich leider etwas zu fad und durchschaubar.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Religiöser Fanatismus

Fanatisch
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Die junge Nara ist ein gewöhnliches Mädchen mitten in der Pubertät, die Zeit mit ihrer Freundin Charlotte verbringt und sich ihren Gefühlen gegenüber ihres besten Freundes Jamie klar werden muss, bis sie ...

Die junge Nara ist ein gewöhnliches Mädchen mitten in der Pubertät, die Zeit mit ihrer Freundin Charlotte verbringt und sich ihren Gefühlen gegenüber ihres besten Freundes Jamie klar werden muss, bis sie seltsame und unheimliche Nachrichten bekommt und es zu einem bedauerlichen Zwischenfall kommt. Als Nara sich auf die Suche nach den Hintergründen dieser Nachrichten und Ereignisse begibt, beginnt ein besonders grausames religiöses Spiel und sie spielt eine zentrale Rolle in dem Ganzen...

Den Anfang fand ich ziemlich langweilig, da mich die typischen Dialoge von Jugendlichen nicht mehr ansprechen und ich vermutlich zu alt bin um mich dafür begeistern zu können. Doch nach den ersten Kapiteln wurde es durch die ominösen Nachrichten spannend und das Rätseln um mögliche Intentionen und Gründe begann. Schnell wurde ich mitgerissen von den Ereignissen der sechs Tage Gefangenschaft und habe gespannt alles verfolgt. Die Idee mit den Gaben fand ich sehr spannend und innovativ, weil ich sie mir einerseits nicht bekannt waren und da dadurch die Idee des religiösen Fanatismus passend und authentisch eingebettet wurde. Trotz allem fehlte mir der Bezug zu den sechs Mädchen und was die Täter damit bezwecken wollten. Dies sollte er später aufgeklärt werden und das wurde aus meiner Sicht nur unzureichend getan. Verständlicherweise war es für mich schwierig den Gedankengängen des Täters zu folgen und die Hintergründe wurden auch noch spärlich beleuchtet und erklärt. Fraglich fand ich auch die Fokussierung auf den Haupttäter, während andere nur kurz genannt wurden. Dadurch wurde quasi die ganze Schuld auf ihn/sie übertragen und die andere waren fein raus. So wirkte es zumindest auf mich. Nara als Protagonistin war mir manchmal zu anstrengend. Sie versuchte stets das Richtige zu tun und hatte ihr Herz am rechten Fleck, aber ihre ganzen Gedankengänge waren mir zu viel und zu überladen. Womöglich lag das auch einfach daran dass allgemein viele ihrer Gedanken genannt und beschrieben wurden. Manchmal hätte ich sie gerne geschüttelt und zu mehr Aktivität motiviert. Sie lässt sich so schnell mundtot machen, dass ich fand, die Täter haben genau das richtige Opfer/die richtigen Opfer ausgewählt, die schön brav das tun was ihnen aufgetragen wurde. Bis zu einem gewissen Grad ist das nachvollziehbar, da es junge Mädchen sind,die schnell einzuschüchtern sind und es nur gut meinten. Dennoch konnte es erst dadurch zu den unschönen Zwischenfällen und Schäden kommen. Ihr Schweigen ist wie ein zweischneidiges Schwert. Dank einer fantastischen Irreführung konnte mich die Auflösung vollkommen überraschen und es hat mich kalt erwischt. Nie hätte ich mit so einem Ausgang gerechnet, was dazu führte, dass das Ende noch einiges an Potenzial für mich ausschöpfen konnte.



Ein solider Jugendthriller mit einigen tollen Ideen und Verläufen. Insgesamt fehlten mir Spannung und Reiz in der Geschichte weiterzulesen, wenngleich sie mich doch unterhalten konnte.