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Veröffentlicht am 07.07.2019

Auch der 2. Band erschütternd und bewegend

Zeit aus Glas
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Band 1 endete mit der Progromnacht und in Band 2 beginnt mit der gleich anschließenden Zeit. Das Haus von Familie Meyer wurde verwüstet und sie mussten sich notgedrungen trennen und sind getrennt untergekommen. ...

Band 1 endete mit der Progromnacht und in Band 2 beginnt mit der gleich anschließenden Zeit. Das Haus von Familie Meyer wurde verwüstet und sie mussten sich notgedrungen trennen und sind getrennt untergekommen. Die 17jährige Ruth beweist in der nachfolgenden Zeit wieder ihren Mut und ihre Stärke. Mutter Martha hingegen ist verzweifelt, verbittert, voll mit Hass, Wut, Trauer und bricht schlussendlich zusammen . Es gibt ständig neue Gesetze und Auflagen, die der jüdischen Bevölkerung das Leben noch schwerer machen. In der jüdischen Bevölkerung tragen sich die meisten mit dem Gedanken an Flucht, nur diese ist teuer und die Nazis lassen sich die Ausreise mit viel Geld bezahlen. Das einzig positive ist, daß sie sich auf die Freundschaft der früheren Chauffeursehepaar Aretz und deren Kindern verlassen können. Von Freund Helmuth erhält Ruth einen Tipp, daß Aushilfen in England gesucht werden. Sie glaubt, daß von dort aus die Chancen höher sind, ihre Familie zu retten. Vater Meyer wird verhaftet, verurteilt und muß binnen 24 Stunden eine Besuchserlaubnis vorweisen oder er wird in ein Konzentrationslager verlegt. Und wiederum ist es Ruth, die mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln kämpft.


Im vorliegenden zweiten Band spürt der Leser in jeder Zeile die Tragweite der neuen Gesetze. Durch Ruth Meyers Tagebuch als Basis für diesen Roman, werden die Geschehnisse besonders erschütternd und berührend. Der Leser wird durch diese realistische Beschreibung förmlich mit hineinkatapultiert in die Geschehnisse und umso bewegender und deprimierender ist sie und jedem muß klar sein, daß diese sich wirklich niemals wiederholen dürfen und alles dafür getan werden muß! Die Autorin klärt in ihrem Nachwort über Wahrheit und Fiktion auf. Aufgrund der Thematik ist dies kein Wohlfühlbuch, aber der angenehme und auch durchdringende Schreibstil der Autorin, hat mich das Buch erst nach dem Ende wieder aus der Hand legen lassen. Den Titel des 2. Bandes fand ich sehr gut gewählt und passend.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und jetzt heißt es warten auf den letzten Band der Trilogie. Von mir gibt es für diesen Band auch wieder eine unbedingte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.04.2019

Tolle Fortsetzung der Reihe

Weiße Fracht
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Leander Lost ist als Austauschpolizist an der Algarve. Ihn und seine Kollegen Graciana Rosado und Carlos Esteves kennt der Leser der Serie bereits aus den beiden Vorgängerbänden. Lost, der am Asperger-Syndrom ...

Leander Lost ist als Austauschpolizist an der Algarve. Ihn und seine Kollegen Graciana Rosado und Carlos Esteves kennt der Leser der Serie bereits aus den beiden Vorgängerbänden. Lost, der am Asperger-Syndrom leidet, hat sich mittlerweile gut eingelebt und Graciana und Carlos wissen um seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Sie haben sie akzeptiert und berücksichtigen sie bei ihrer Arbeitsweise. Da Lost niemals lügt, müssen sie so manches Detail vor ihm verbergen, um sie alle nicht zu gefährden. Mit Soraia Rosado verbindet Lost etwas mehr als nur Bekanntschaft, aber die Annäherung wird durch seine Eigenheiten etwas erschwert bzw. es kommt zu Mißverständnissen. Im Moment geht es um diverse Morde, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Der eine betrifft einen deutschen Aussteiger, Uwe Ronneberg. Er wurde erschossen und aus seinem Auge ragt eine Feder. Die Falkenfeder war in Wachs getaucht und das gab es bereits schon einmal bei einem anderen Mordfall vor einigen Jahren im benachbarten Spanien. Ronneberg war der Bruder des stellvertretenden Hamburger Polizeipräsidenten. Aus diesem Grunde werden extra zwei frühere Kollegen von Lost aus Hamburg eingeflogen. Manz und Mohrmann sind eine ganz besondere Spezie und dies im negativen Sinne. Lost und die beiden kennen sich aus der Vergangenheit, aber im Gegensatz zu den portugiesischen Kollegen haben sie sich offensichtlich nie mit ihm und seiner Krankheit auseinandergesetzt und beschäftigt. Deshalb sind sie umso erstaunter über die positive Einstellung, die Graciana und Carlos in der Zusammenarbeit mit Lost an den Tag legen. Wie in den Vorgängerbänden spielt auch Losts Schützling Zara eine kleine, aber wichtige Rolle.

In einem anderen Strang erlebt der Leser einen Drogenhändler in einem spanischen Gefängnis bzw. wie er aus diesem entkommt und seine Geschäfte wieder in Freiheit fortführen kann. Und irgendwie führt bei der Klärung doch alles zusammen - die Zusammenarbeit zwischen den portugiesischen und den spanischen Kollegen, denen aus Hamburg und am Ende schweben auch noch die Familie Rosado und ihr engstes Umfeld in größter Gefahr.

Der Autor hat diese Reihe für mich erfolgreich weiter geführt und vor allem die Figur des Leander Lost weiter ausgebaut. Die Dialoge sind teilweise für den Leser unfreiwillig komisch, aber aus Sicht von Lost logisch. Es war eine Freude zu erleben, wie positiv die Kollegen mit ihm umgehen. Sie akzeptieren ihn und möchten ihn deshalb nach dem Austauschjahr nicht mehr hergeben, deshalb kämpfen sie für ihn. Der Autor hat es auch wunderbar verstanden, die hochsommerliche Hitze, die Bewohner und dadurch die Atmosphäre Fusetas für den Leser bildhaft zu beschreiben.. Der vorliegende Band las sich wieder spannend, komplex und ich fühlte mich mitgenommen, war mittendrin im Geschehen.

Ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung und von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.04.2019

Ein verschlafener Ort und sein Theaterfestival

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Handlungsort ist vor allem Orphea, ein kleines Städtchen an der Atlantikküste der USA und das dort stattfindende Theaterfestival.

1994 als fast alle Bewohner und Gäste des Festivals zum Aufführungsort ...

Handlungsort ist vor allem Orphea, ein kleines Städtchen an der Atlantikküste der USA und das dort stattfindende Theaterfestival.

1994 als fast alle Bewohner und Gäste des Festivals zum Aufführungsort strömen, erschüttert und lähmt ein Vierfachmord den Ort. Meghan Padalin, die jeden Tag ihre Joggingrunden dreht, wurde vor dem Haus des damaligen Bürgermeisters erschossen. Im Haus selbst wurde der Bürgermeister, seine Frau und der Sohn niedergestreckt. Die Ermittlungen wurden durch zwei junge Polizeibeamte geführt, die sehr schnell den Täter ermittelten. 2014 hat Stephanie Mailer, eine junge Journalistin, neue Nachforschungen angestellt. War Ted Tennenbaum tatsächlich als Täter? Da er sich mittlerweile erhängt hat, kann er keine Antworten geben. Aber jetzt ist Stephanie Mailer verschwunden. Was hat sie bei ihren Nachforschungen erfahren, ist das der Grund für ihr Verschwinden?


Der Autor hat mich bereits mit seinen zwei Romanen „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ und „Die Geschichte der Baltimores“ begeistert und das kann ich auch von diesem behaupten.

Er dröselt den alten Fall und auch die Gegenwart akribisch auf und tatsächlich möchte ich von den 660 Seiten keine einzige entbehren. Als Leser ist man gefordert, aufmerksam bei der Sache zu bleiben, denn Dicker führt sehr viele Figuren ein, beschreibt sie samt ihrer Geheimnisse und Charaktereigenschaften ausführlich und bildhaft. Ein Personenregister ist am Ende des Buches zu finden. Dicker läßt vor allem die beiden Beamten Derek Scott die Sicht von 1994 erzählen und Jesse Rosenberg die von 2014. Nebenbei erfährt man auch ihr privates Drama, das mit den damaligen Ermittlungen im Zusammenhang steht. Außerdem kommt der damalige Polizeichef Kirk Harvey und die neu zugezogene Beamtin Anna Kanner zu Wort und sie unterstützen Derek und Jesse tatkräftig.

Dieser komplexe Kriminalfall wurde spannend und natürlich sehr ausführlich beschrieben. Als Leser wurde man mitgenommen auf falsche Fährten, man konnte die neu gewonnenen Erkenntnisse gut nachvollziehen, einordnen und vor allem eigene Überlegungen anstellen. Ich möchte keine einzige Seite des Buches missen. Es ließ sich flüssig lesen und man kann richtig abtauchen in die Geschichte. Meine Lieblingsfigur war unbestritten Anna Kanner, die zweite stellvertretende Leiterin der Polizei von Orphea. Sie ist nach ihrem Eheende in New York mit dieser neu geschaffenen Position in den „verschlafenen“ Ort gelockt worden. Anfangs muß sie sich als einzige weibliche Beamtin gegen alle Widerstände der männlichen Kollegen durchsetzen und sie schafft das erfolgreich. Privat muß sie sich gegenüber ihren Eltern behaupten, die sie gerne wieder an der Seite des Ex-Ehemanns sehen würden und auch in einem hübschen Häuschen in ihrer Nachbarschaft. Aber sie schafft es, ihren eigenen Kopf durchzusetzen, akzeptiert zu werden und ist dabei äußerst clever.

Von mir eine eindeutige Leseempfehlung für diesen opulenten Roman!

Veröffentlicht am 05.04.2019

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel

Die Spur des Geldes
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Im Mittelpunkt steht wie in den beiden Vorgängerbänden Tom Winter. Er war früher Einsatzleiter bei der Polizeisondereinheit Enzian, jetzt Sicherheitschef einer kleinen schweizer Bank und ist ein sehr wachsamer ...

Im Mittelpunkt steht wie in den beiden Vorgängerbänden Tom Winter. Er war früher Einsatzleiter bei der Polizeisondereinheit Enzian, jetzt Sicherheitschef einer kleinen schweizer Bank und ist ein sehr wachsamer Typ, liebt seine Freiheit. Seine Mitarbeiterin Leonie ist eine ganz Clevere und versorgt ihn aus dem Backoffice ständig mit Informationen, ebenso Kollege und Freund Stefan Schütz. In seinem neuesten Fall muß Tom klären, ob mit dem Konto von Otto Harnisch, einem Brunnenmeister aus Berlin, alles in Ordnung ist. Harnisch war bei den Berliner Wasserbetrieben angestellt, wurde gefoltert und dann in einem Brunnenschacht geworfen. Es stellt sich die Frage weshalb, warum und wer steckt hinter dem Mord? Und um dies aufzulösen verbeißt sich Tom förmlich in den Fall. Auf dem schweizer Konto befinden sich unspektakuläre € 23.000, davon hat er bei Kontoeröffnung € 1.000 bar einbezahlt und dann kam noch eine Einmalzahlung einer Stiftung aus Lichtenstein. Doch Tom Winter gibt sich damit nicht zufrieden und will es ganz genau wissen. Dazu reist er quer durch Europa und trifft u. a. auf die Geliebte von Harnisch, die schon kurz nach ihrem Kennenlernen von einem Scharfschützen niedergestreckt wird, damit weiß Tom Winter mit Sicherheit, daß irgendetwas Fragwürdiges dahinter steckt. Parallel zu diesem Strang bekommt man häppchenweise Informationen über einen russischen Oligarchen. Lange Zeit kann der Leser Vermutungen anstellen und über die Zusammenhänge rätseln, bis es zu einem packenden Finale kommt.


Der Autor hat es, wie in seinen Vorgängerbänden, geschafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln und zu packen. Ich habe das Buch tatsächlich in einem Rutsch gelesen, denn ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Als Leser begleitet man Tom an der mitunter actionreichen Aufklärung und bangt gleichzeitig um ihn, wenn es brenzlig wird. Der immens hohe Zeitdruck und die Gefahr eines bevorstehenden Anschlags spiegelt sich im rasanten Tempo der Story wider. Bei manchen Aspekten läuft es einem kalt den Rücken hinunter, denn einiges könnte im schlimmsten Fall tatsächlich so passieren. Dieses Szenario ist beängstigend realistisch und bildhaft beschrieben und als Leser wird man richtig mitgerissen und mitgenommen. Eine Verfilmung könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.

Auch dieser Thriller bekommt von mir wieder eine absolute Lesempfehlung!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Rachels 2. Fall

Eifersucht
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Den ersten Band um die Rechtsanwältin Rachel Eisenberg aus München hatte ich sehr gerne gelesen, deshalb war ich bei der Fortsetzung sofort dabei.

Judith Kellermann, eine junge Filmemacherin, wird beschuldigt, ...

Den ersten Band um die Rechtsanwältin Rachel Eisenberg aus München hatte ich sehr gerne gelesen, deshalb war ich bei der Fortsetzung sofort dabei.

Judith Kellermann, eine junge Filmemacherin, wird beschuldigt, aus Eifersucht ihren Freund Eike Sandner mitsamt seiner Blockhütte per Fernbedienung in die Luft gejagt zu haben. Ein negatives Bild fällt vor allem deshalb auf Judith, weil sie bei ihrem letzten öffentlichen Zusammentreffen mit Eike einen heftigen Streit hatte. Als Judith festgenommen wird, bittet sie Rachel Eisenberg, eine frühere Freundin, sie zu vertreten. Judith beteuert, Eike nicht getötet zu haben und tischt eine recht eigenwillige Story auf. Es sieht für sich schlecht aus, denn in ihrem Haus werden Sprengstoffreste und ein zweites Handy gefunden. Eike selbst war als Womanizer bekannt. Er hatte seine Finger in vielerlei Geschäften, angefangen vom Reiterhof bis zum Sonnenstudio, die nicht immer seriös waren. Dadurch hatte er nicht nur Freunde, es könnte also durchaus eine andere Person hinter dem Attentat stecken.

Rachel holt zum einen ihren Ex-Ehemann Sascha mit ins Boot, weil er im Bereich Film gut vernetzt ist, und zum anderen den Profi-Detektiv Baum. Bei der Recherche kommen nun etliche Verdächtige ins Spiel und der Autor sät ständig neue Zweifel bei seinen Lesern, wer noch Grund hätte, Sandner umzubringen. Außerdem muß sich der Leser ständig fragen, ob Judith wirklich ehrlich ist und die Wahrheit sagt. Sie wurde ganz klar von Sandner gedemütigt, aber wurde sie deshalb gleich zu seiner Mörderin? Andererseits scheint es auch in ihrem beruflichen Umfeld Verbindungen zu geben, denen es zum Vorteil gereichen würde, wenn sie im Gefängnis säße.

Andreas Föhr wechselt zwischendurch die Perspektive und blickt zurück in die Vergangenheit, ins Jahr 2012. Auch hier ein Todesfall und irgendwie ist Judith darin verstrickt.

Und dann gibt es noch das Geheimnis um die Powerfrau Rachel Eisenberg und den 28. Mai. An diesem Tag ist sie jedes Jahr unleidlich, deprimiert und nachdenklich. Als ihre Tochter Sarah dann noch eine Nachricht erhält, sie solle ihre Mutter nach dem Geheimnis um den Tag fragen, entspinnt sich hier ein weiterer Handlungsstrang.

Das Attentat wurde schlussendlich nach intensiven Nachforschungen in einem actionreichen Showdown aufgeklärt.

Der Autor hat die Figuren sehr gut charakterisiert, ich hatte eine klare Vorstellung von ihnen. Vor allem Rachel, Sascha und Baum haben für meine Begriffe einwandfrei und professionell Hand in Hand gearbeitet. Schmunzeln ließen mich des Öfteren die verbalen Kämpfe zwischen den Beamten. Mit Judith hingegen bin ich nicht recht warm geworden. Im Jahr 2012 war sie für mich naiv und ich hätte sie gerne ab und zu geschüttelt, in der Gegenwart war sie für mich lange Strecken undurchschaubar. Um ihre Schönheit bzw. ihre Nase wurde für meine Begriffe zuviel Wind gemacht. Den Part um Rachels Geheimnis hätte es für mich nicht gebraucht.

Alles in allem war es ein vielschichtiger und spannender Krimi, der flüssig zu lesen war und zum Miträtseln animierte. Ich habe ihn gerne gelesen und hoffe auf einen weiteren Band mit dem sympathischen Trio Rachel Eisenberg, Sascha Eisenberg und dem Detektiv Baum.