Cover-Bild Ein Lied für die Geister
21,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 444
  • Ersterscheinung: 17.10.2016
  • ISBN: 9783351036461
Louise Erdrich

Ein Lied für die Geister

Roman
Gesine Schröder (Übersetzer)

Als Landreaux Iron bei einem tragischen Jagdunfall Dusty, den Sohn seiner Nachbarn, tötet, beschließen er und seine Frau, ihren jüngsten Sohn LaRose bei Dustys Familie aufwachsen zu lassen. Ergeben beugt sich LaRose dieser indianischen Tradition, die zu aller Überraschung ungeahnte, tröstliche Dinge bewirkt. Alles könnte sich zum Guten wenden, wäre da nicht einer, der mit Landreaux eine alte Rechnung offen hat und seine große Chance auf Rache wittert.

„Ein Meisterwerk der amerikanischen Literatur, das bleiben wird.“ Booklist

„Erdrich trägt, wie Faulkner, das dunkle Wissen ihres Landes in sich. Sie zählt zu den besten amerikanischen Schriftstellern.“ Philip Roth, New York Times

„Wie Toni Morrison, Tolstoi oder Steinbeck zeichnet Erdrich ihre Charaktere voller Liebe und erzählt von ihnen, ohne je über sie zu richten.“ San Francisco Chronicle.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2018

Wunderbar und tief berührend

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Landreaux und Emmaline Iron sind Nachbarn und Freunde von Peter Ravich und seiner Frau Nora. Nora ist die Halbschwester von Emmaline, doch die beiden stehen sich nicht sehr nahe. Landreaux und Emmaline ...

Landreaux und Emmaline Iron sind Nachbarn und Freunde von Peter Ravich und seiner Frau Nora. Nora ist die Halbschwester von Emmaline, doch die beiden stehen sich nicht sehr nahe. Landreaux und Emmaline haben 3 eigene Kinder, Snow, Josette, Chooky und La Rose. Bei ihnen lebt auch Hollis, der Sohn von Romeo, der ihn selbst nicht erziehen kann, da er nur Gelegenheitsjobs und Probleme mit Drogen hat. Nora und Peter haben zwei Kinder, Maggie und Dusty.
Eines Tages erschießt Landreaux unbeabsichtigt Dusty bei der Jagd auf einen Hirsch. Unvorstellbar ist die Trauer, die Peter und Nora ertragen müssen. Auch Maggie leidet sehr unter dem Tod ihres Bruders, sie wird rebellisch und kommt mit ihrer Mutter nicht mehr zurecht, die sich in ihrer Trauer nicht mehr um sie kümmern kann.
Emmaline und Landreaux beschließen, ihren eigenen kleinsten Sohn, La Rose, zu opfern und ihn den Raviches als Ersatz für ihren toten Sohn zu übergeben. Dies ist eine uralte indianische Tradition. La Rose hilft Nora sehr bei ihrer Trauer, doch sie kämpft jeden Tag damit, sich nicht in der Scheune zu erhängen. Emmaline und Landreaux leiden wiederum sehr über den Verlust ihres eigenen Sohnes. Doch nach 3 Jahren beschließen sie, sich La Rose zu teilen und so lebt er eine Zeit bei den Raviches und eine Zeit bei seiner eigenen Familie. Eines Tages beschließt Emmaline, La Rose soll nicht mehr zu den Raviches, doch La Rose bringt das durcheinander, ist er es doch gewohnt, die letzten Jahre von einem zum anderen zu wandern. Er möchte weiterhin zu Nora und Peter und so geht die Vereinbarung weiter.
Emmaline und Landreaux sind aus dem Stamm der Ojibwe und sie leben sehr nach der indianischen Tradition. La Rose hießen bereits die Vorahnen von Emmaline, denen eine außergewöhnliche Gabe zugesprochen wird, nämlich dass sie die Geister ihrer Urahnen sehen können. La Rose soll alle wieder zusammenführen und er schafft dies auch, weil alle ihn einfach lieben und er etwas ganz Besonderes ist.
Louise Erdrich beschreibt das Drama des Todes von Dusty, die Trauer der Familie, die Schuldgefühle von Landreaux sowie Emmalines eigene Trauer über die Weggabe ihres geliebten Sohnes La Rose sehr einfühlsam und bewegend. Die Traditionen der Indianer sowie deren Alltag, die Erlebnisse der Kinder sind überaus interessant und liebevoll dargestellt. Der Schreibstil ist außergewöhnlich, mal mitreißend und berührend, dann wieder distanziert, je nach Situation und Gefühlszustand. Perfekt umgesetzt und bewegend erzählt, hat mich dieser Roman sehr eingenommen und zutiefst berührt.
Ein Roman über Verlust, Hass, Trauer und Liebe, darüber wie man wieder zueinander finden kann durch die Liebe, egal was vorher passiert ist.
Fazit:
Ein vom Schreib- und Erzählstil großartiger Roman, bewegend und einfühlsam, der mich tief berührt hat.

Veröffentlicht am 17.11.2016

ein Monatshighlight

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Auf den ersten Blick mutet uns die Geschichte ungeheuerlich an. Ein Mann erschießt auf der Jagd nach einem Hirsch stattdessen den kleinen Nachbarsjungen. Und in seiner Verzweiflung deutet er die Visionen ...

Auf den ersten Blick mutet uns die Geschichte ungeheuerlich an. Ein Mann erschießt auf der Jagd nach einem Hirsch stattdessen den kleinen Nachbarsjungen. Und in seiner Verzweiflung deutet er die Visionen im Schwitzhaus als Aufforderung zu einem altem Ritual und bringt seinen eigenen jüngsten Sohn zu den fassungslosen Eltern des toten Kindes und sagt, er wäre nur ihr Sohn. Ein Sohn für den anderen. So wie es früher schon in den alten Zeiten war.

Luise Erdrich schreibt mit einer wohldosierten Distanz, die dem Leser Raum lässt für eigene Interpretationen. Sie beschreibt mit gefühlvollen lebhaften Worten, aber alle ihre Figuren sind ihr gleich lieb und sie ist eine kluge Beobachterin, die die Geschehnisse beschreibt ohne zu werten oder zu erklären. Von Anfang an nahm mich diese Geschichte gefangen. Man spürt die indianische Spiritualität, man riecht das weite Land, die Felder und Wälder. Man erfährt, wie das Leben der Indianer noch immer dadurch bestimmt ist, dass sie ihre Herkunft und ihre Kultur verleugnen sollen, dass sie sich anpassen und ihre Eigenheiten ablegen sollen. Das neue und das alte Amerika, die Kraft der alten Riten und die Verlockung der westlichen Errungenschaften, ringen miteinander und jeder Indianer versucht seinen eigenen Weg für sein eigenes Leben zu finden.

Lebendig und ganz nah kommen einem die Personen. Die Einblicke in eine fremde Gesellschaft, ganz anders, wie wir sie aus Karl-May-Büchern und Wild-West-Filmen kennen, ist ruhig und eindringlich erzählt. Schon das Cover ist ein Augenschmaus und der Titel hallt ebenso wie die ganze Geschichte kräftig und lange in mir nach.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Ein Lied für die Geister

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Inhalt:
Als Dusty aus versehen von Landreaux Iron einem Nachbarn, Freund und Schwager erschossen wird, zerstört das nicht nur das Leben seiner Eltern auch für Landreauxs Familie beginnt eine Zeit voller ...

Inhalt:
Als Dusty aus versehen von Landreaux Iron einem Nachbarn, Freund und Schwager erschossen wird, zerstört das nicht nur das Leben seiner Eltern auch für Landreauxs Familie beginnt eine Zeit voller Leiden, nicht nur das mit dem Unfall eine untilgbare Schuld auf Landreux liegt, er und seine Frau Emmaline beschließen ihren jüngsten Sohn LaRose bei den Nachbarn aufwachsen zu lassen um deren Schmerz zu lindern, wie es eine alte indianische Tradition vorsieht und tatsächlich scheint LaRose Anwesenheit die seelischen Wunden langsam zu heilen.

Meine Meinung:
Ein Buch das nachhallt, das ich nach der letzten Seite nicht einfach an die Seite legen und vergessen konnte. Louise Erdrich hat mich in eine völlig andere Welt entführt, eine Welt geprägt von Tradition, von Gewalttätigkeit und dem Bemühen um ein besseres Leben.
In Ein Lied für die Geister, erzählt die Autorin von Indianerinternaten, in denen der Indianer aus dem Menschen getilgt werden sollten, wo sie lernen sollten wie Weiße zu leben, zu denken und zu fühlen und wo viele Menschen zerbrachen, die angesprochene Gewalttätigkeit spielt sich in diesem Buch fast nur in der Vergangenheit ab, wenn sie die Geschichte der ersten LaRose erzählt, diese Geschichte zieht sich in Rückblenden durch das ganze Buch und brachte mir die Geschichte der First Nation, näher als so manches Geschichtsbuch.
Ein Lied für die Geister handelt von der Zerrissenheit der Menschen die eine Balance finden müssen zwischen der Welt der Weißen und dem Leben im Reservat, einem Balanceakt bei dem man entweder erfolgreich in beiden Kulturen leben kann oder im schlimmsten Fall scheitert.
Die Geschichte treibt auf zwei mögliche Enden zu, auf eine Katastrophe die beide Familien noch viel tiefer ins Unglück stürzt oder auf ein Happy End, beides ist lange möglich, wie es ausging verrate ich hier natürlich nicht.
Louise Erdrich hat nicht nur eine bewegende Familiengeschichte geschrieben, sie hat ein Stück Geschichte der First Nation lebendig werden lassen ohne Anklage und ohne erhobenen Zeigefinger.
Ein Lob gebührt hier sicher auch der Übersetzerin Gesine Schröder
Ich gebe für diese Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Ein großartiger Familienroman

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Es war ein im Nachhinein unerklärlicher Jagdunfall bei dem Landreaux Iron den kleinen Sohn der benachbarten und verwandten Familie Ravich tötet. Nach einer Schwitzhüttenzeremonie folgen er und seine Frau ...

Es war ein im Nachhinein unerklärlicher Jagdunfall bei dem Landreaux Iron den kleinen Sohn der benachbarten und verwandten Familie Ravich tötet. Nach einer Schwitzhüttenzeremonie folgen er und seine Frau Emmeline einer alten indianischen Tradition und geben ihren jüngsten Sohn LaRose in Obhut der trauernden Familie Ravich. Kann der Verlust des Kindes durch einen weiteren Verlust gesühnt werden?
Louise Erdrich gelingt es, den Spagat der Familien der amerikanischen Ureinwohner zwischen Tradition und Moderne aufzuzeigen. Dazu geht sie mehrere Generationen zurück und erzählt in einer Parallelhandlung die Geschichte der Familie, von der ersten LaRose, der direkten Vorfahrin, bis hin zu Emmeline Iron, der Mutter des kleinen LaRose. Die Überlieferungen, das Wissen um die spirituelle Kraft der Lieder, das alles ist in dem kleinen Jungen vereint. Wenn es die Möglichkeit zur Aussöhnung gibt, dann liegt sie bei ihm.
Der Autorin gelingt es, die Zerrissenheit der amerikanischen Ureinwohner aufzuzeigen. Die an ihre Traditionen und Werten festhalten wollen, ohne sie zur Folklore verkommen zu lassen, die aber auch ein Teil des heutigen Amerikas sind, und immer noch zu selten ihren angestammten Platz in der Gesellschaft bekommen.
Ein Buch, das mich tief berührt hat, das menschliche Schwäche und Größe beschreibt, ohne zu werten oder anzuklagen. Gerade das macht diesen Roman so lesenswert. Die Autorin ist für mich eine große Stimme der amerikanischen Literatur.