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Veröffentlicht am 19.08.2019

Spannend und geheimnisvoll

Secret Keepers 1: Zeit der Späher
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Ruben ist ein ganz normaer 11-jähriger. Etwas zu klein für sein Alter, etwas verhuscht, eher unauffällig. Er lebt gemeinsam mit seiner Mama in einer fiktiven Stadt, die von einem Etwas, das "Der Schatten" ...

Ruben ist ein ganz normaer 11-jähriger. Etwas zu klein für sein Alter, etwas verhuscht, eher unauffällig. Er lebt gemeinsam mit seiner Mama in einer fiktiven Stadt, die von einem Etwas, das "Der Schatten" genannt wird, beherrscht und kontrolliert wird. Da sein Vater schon vor vielen Jahren verstorben ist, muss seine Mutter allein für den Lebensunterhalt der beiden aufkommen, was ihr eher schlecht gelingt. Als Ruben eine wertvoll aussehende Uhr entdeckt, glaubt er durch den Verkauf derselbigen alle Probleme lösen zu können. Doch seine Bemühungen erwirken eher das Gegenteil. Statt Probleme zu lösen, erschafft er viele neue. Die Uhr erweckt die Aufmerksamkeit vieler gieriger Männer und plötzlich sieht sich Ruben einer ungeahnten Gefahr gegenüber.

"Zeit der Späher" ist der Auftakt einer Dilogie. "Zeit der Jäger" ist der zweite Band und gleichzeitig das Finale, das am selben Tag veröffentlicht und sicherlich die Lösung vieler Geheimnisse offenbaren wird.

Geheimnisse gibt es viele. Schier alles ist geheimnisvoll. Die Uhr, die magische Fähigkeiten besitzt. Der Schatten, von dem wir nicht wissen, wer oder was dahinter steckt und welche Absichten er hegt. Familie Meyer mit dem mürrischen Sohn Jack, der wortgewandten Tochter Penny und der zahlreichen nah- und weitläufigen Verwandtschaft, die sich alle dem Schutz des Geheimnisses ihrer Ur-Ur-Ur-Ahnin verschrieben haben. Das ganze Buch steckt so voller Geheimnisse, dass es von Anfang bis Ende ziemlich spannend ist. Einzig die Auflösung der Geheimnisse kommt hier und das etwas holter die Polter. Ich hätte mir etwas komplexere Wege gewünscht, um die Lösungen darzustellen.

"Secret Keepers" hat dadurch aber kaum Einbußen was den Unterhaltungswert betrifft. Das Buch hat seinen ganz eigenen Charme, bedingt durch die vielfältigen und zum Teil etwas skurrilen und ausgefallenen Charaktere. Figuren, die allesamt absolut sympathisch sind. Allen voran Ruben und Penny, die so konzipiert sind, dass man ihnen gern auch im realen Leben begegnen würde. Hier bietet der Autor vor allem Identifikationspotential für junge Leser.

Auch wenn ich nicht der eigentlichen Zielgruppe des Kinderbuchs entspreche, habe ich mich von Rubens Geschichte gut unterhalten gefühlt und sie so gerne gelesen, dass ich auf jeden Fall auch "Zeit der Jäger" lesen werde. Trenton Lee Stewart, der einigen vielleicht schon durch "Die geheime Benedict-Gesellschaft" bekannt ist, schreibt locker, flüssig, mit einem humorvollen Unterton und in der Art und Weise, wie man Erzählungen gut folgen kann. Atmosphärisch, bunt und sympathisch.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Wenn kleine Tiere groß werden

Wenn kleine Tiere groß werden
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Kleine Tiere, kleine Menschen. Thematisch bietet dieses herzige Bilderbuch eine gute Identifikationsgrundlage für Kinder. Aber nicht nur das, denn kleine Tiere findet einfach jeder niedlich. Egal, um welches ...

Kleine Tiere, kleine Menschen. Thematisch bietet dieses herzige Bilderbuch eine gute Identifikationsgrundlage für Kinder. Aber nicht nur das, denn kleine Tiere findet einfach jeder niedlich. Egal, um welches Tier es sich handelt. Kleine Tiere schauen wir alle gerne an.

In kurzen, poetischen Texten nimmt uns Anna Taube in verschiedene Tierfamilien mit und erklärt mit wenigen Worten wie die Familiensituation in eben dieser Familie ist. Durch ihre sehr liebevollen Worte, die immer auch ausdrücken wie nah Eltern und Kinder miteinander sind, entsteht immer wieder eine individuelle Atmosphäre, die so lebendig wirkt, dass wir uns schnell in die entsprechende Tierfamilie hineinversetzen können.

Die den Tieren zugeschriebenen Charaktereigenschaften werden durch die fein gewählten Worte und die kinderfreundlichen, sehr naturnahen Zeichnungen deutlich. Schnell können meine Kinder aufnehmen, dass es z.B. in den Bären- und Fuchsfamilien turbulent zugeht, weil die Kinder neugierig und verspielt sind, dass Wale eng miteinander verbunden und eine Schutzbedürftige Tierart sind, oder dass Erdmännchen in einem großen Familienverbund leben.

Das Cover besticht durch eine besondere Prägung, die auch haptisch zu erfassen ist.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Meine Zeit mit Eleanor

Meine Zeit mit Eleanor
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Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist ...

Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist aber historisch korrekt was Chronologie und einige der darin vorkommenden Figuren angeht. Den Protagonistinnen wurde schon zu Lebzeiten eine Affäre nachgesagt, die aber nie bestätigt wurde.

Ich ging völlig blauäugig an den Roman "Meine Zeit mit Eleanor", ohne irgendwelches Vorwissen über die Familie von Franklin D. Roosevelt oder seine Person, geschweige denn seine Frau zu haben. Das war einerseits von Vorteil, weil ich vorurteilsfrei an die Erzählung rangehen konnte, andererseits habe ich mich aber oft gefragt, was davon fiktiver und was realer Natur ist. Die Frage stellte ich mir vor allem in Bezug auf die Charaktereigenschaften der Autorin. Am Ende des Romans geht Bloom kurz darauf ein, dass alles, was sie geschrieben hat fiktiv ist. Das versöhnt mich nicht so richtig mit der Frage, ob z.B. Eleanor Roosevelt die großzügige Frau mit unbegrenzter Herzensgüte war, als die sie hier dargestellt wurde. Das hat während des Lesens immer wieder an meinem Lesevergnügen gekratzt, das ansonsten sehr hoch war. "Meine Zeit mit Eleanor" hat mir noch besser gefallen, als Blooms Roman "Wir Glücklichen".

Wenn ich davon ausgehe, dass alle Charaktereigenschaften fiktiv sind, hat Bloom zwei Frauen erschaffen, die von unterschiedlicher Struktur sind. Hick ist rau, abweisend und direkt, geprägt durch ihre karge Vergangenheit, die durchzogen ist von Gewalt und Entbehrungen, von Demütigungen und Ablehnung. In Eleanor findet sie ihren Ruhepol, ihr quiet place, den Menschen, der ihre Wunden heilt, obwohl Eleanor selbst mit Demütigung und Verletzung zu kämpfen hat. Ihr Mann ist ein Schürzenjäger. Geht Affären ein. Langfristig, wenn sie von Nutzen sind, kurzfristig, wenn ihm danach ist. Eleanor - ganz die First Lady - steht weiterhin hinter ihm. Sie repräsentieren die Ehe als Institution, als wichtiges Bindeglied zwischen Volk und Regierung.

Die Liebesgeschichte zwischen Hick und Eleanor ist wunderschön. Frei von Kitsch, aber gezeichnet von der Sehnsucht jemanden zu haben, der die Hand reicht, ohne, dass man darum bitten muss, und berührt, ohne zu berühren. Obwohl Hick ihrer Eleanor nicht ihre gesamte Vergangenheit und damit auch nicht alle Narben ihrer Seele offenbart - zu Eleanors Schutz?

Es ist die Verbundenheit zweier Frauen in einer Zeit, in der viele Dinge hinter vorgehaltener Hand geschehen, in der man die Augen vor der Wahrheit verschließt und drohendes Unheil wegfeiert. Die Atmosphäre der 20er und 30er Jahre wird von Amy Bloom anhand der Erlebnisse, des Alltags der beiden Frauen lebendig dargestellt.

Eine festliche Zeitreise, die sich durch Atmosphäre und Emotionen, versteckte Andeutungen auszeichnet und die ich sehr genossen habe.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Ganymed erwacht

Ganymed erwacht
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Vorm Lesen hatte ich ein wenig Bedenken, ob mir "Ganymed erwacht" nicht vielleicht ein wenig zu wissenschaftlich oder zu technisch angehaucht sein könnte. Aber die Leseprobe hatte mir schon verraten, dass ...

Vorm Lesen hatte ich ein wenig Bedenken, ob mir "Ganymed erwacht" nicht vielleicht ein wenig zu wissenschaftlich oder zu technisch angehaucht sein könnte. Aber die Leseprobe hatte mir schon verraten, dass die Schreibe des Autors Grund genug ist die persönliche Lesekomfortzone zu verlassen.

"Ganymed erwacht" spielt in einem spannenden politischen Setting. Es gibt keine Regierung mehr, wie wir sie kennen. Große Konzerne haben sich zusammengeschlossen und nun gibt es vier große Konzernmachten, die eigentlich alles Wirtschaftliche steuern. Diesen Gedankengang finde ich richtig interessant. Schon jetzt sind wir von vielen Konzernen abhängiger, als wir glauben. Konzerne geben Studien in Auftrag, die sich mit Gesundheit beschäftigen und manipulieren uns damit so, dass wir uns in die von ihnen gewünschte Richtung bewegen. Und wenn ich daran denke, welche Macht ein Konzern wie Nestlé in Hinblick auf die Wasserversorgung eines ganzen Landes ausübt, wird mir ganz übel. Der Background der Geschichte ist also nicht von ungefähr hergeholt, sondern eher ein "Was wäre wenn in der Zukunft...?"

Ja, was wäre wenn in der Zukunft Konzerne all ihre Macht und ihr Geld ausspielen? Dann könnten diese einfach mal eine Astronautin hin- und herschieben wie sie möchten, untereinander mit deren Leben handeln und ihr einen Auftrag erteilen, den sie nicht ablehnen kann.

Neben Astronautin Rachel Ferreira gibt es eine weitere Gruppe an Charakteren, die im Mittelpunkt stehen. Das Söldnerteam rund um Theodore, der vom Autor so entwickelt wurde, dass er in einer Verfilmung perfekt von einem jüngeren Bruce Willis dargestellt werden könnte. Theodore ist hart, lässig und hat Herz.

Joshua Tree erzählt auf zwei Ebenen. Im Mittelpunkt der einen Ebene steht Rachel Ferreira, die als einzige Überlebende einer Expedition gezeichnet ist vom monatelangen Aufenthalt im Weltall und eine sehr sympathische Protagonistin ist. Die andere Ebene begleitet Theodore und ist vom Spannungsfeld deutlich höher. Ein bisschen so geschrieben, wie ich es mir von guten Actionfilmen wünsche, ohne dabei flach zu werden.

Das Ende von "Ganymed erwacht" lässt erahnen, dass der zweite Band "Ganymeds flüstern" auf keinen Fall weniger spannend ist.

Veröffentlicht am 28.10.2024

Die Glücksschwindlerin

Die Glücksschwindlerin
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Wilma Wonneberg und ich haben ein paar Gemeinsamkeiten. Z.B. können wir beide nur schlecht Matheaufgaben lösen oder pünktlich sein, andere Dinge haben wir nicht gemein. Z.B.: das Schwindeln. Denn Wilma ...

Wilma Wonneberg und ich haben ein paar Gemeinsamkeiten. Z.B. können wir beide nur schlecht Matheaufgaben lösen oder pünktlich sein, andere Dinge haben wir nicht gemein. Z.B.: das Schwindeln. Denn Wilma Wonneberg erschwindelt sich ein komplett neues Leben.

Aus Frust darüber, dass Wilmas Leben nicht gerade prall läuft (und das ist noch untertrieben), erfindet sie sich kurzerhand ein Neues. Geht ja gar nicht, dass sie beim Klassentreffen beichten muss, dass sie gerade sowohl den Job, als auch den Freund verloren hat. Ein Leben als Influencerin. Das wäre doch was! Und wie sollen ihre alten Freundinnen, die ja auch nicht unbedingt der Generation Instagram angehören, schon merken, dass Dalia Dolittle, die sich in den Sozialen Netzwerken nicht zu erkennen ist, gar nicht Wilma Wonneberg ist? Es kommt wie es kommen muss: Wilma verstrickt sich immer mehr in ihre Lügen. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sie sich nichts sehnlicher wünscht, als wieder zurück zukehren. Wenn da nicht mal ein Mann im Spiel ist...

Auch Autorin Nina Hundertschnee und ich haben etwas gemein und das ist unser Sinn für Humor. Konnte ich es längst bei ihren, in unserer Familie sehr beliebten Kinderbüchern bemerken, wurde es mir von "Die Glücksschwindlerin" noch mal bestätigt. Ich kann sehr gut über Sarkasmus und Übertreibungen lachen (vielleicht sollte ich mal eine Karmareinigung bei Chakrenmeisterin Sonne buchen, wenn mich der Alltag mal wieder allzu verdrießlich werden lässt) und fühle mich von Nina köstlich unterhalten. Trotzdem ist die Geschichte nicht zu 100% meins. Ich mag nicht mehr so gerne über tollpatschige Frauen, die sich daran orientieren, wie sie ihre Außenwirkung auf andere optimieren können und wie sie möglichst schnell einen tollen Typen angeln, lesen. Da wünsche ich mir Wilma, die viel Potential hat, moderner, mutiger, vielleicht auch ein bisschen rotziger.

Wer einen Humorvollen, locker leichten und unterhaltsamen Roman sucht, der ist bei Nina Hundertschnee und "Die Glücksschwindlerin" jedoch goldrichtig.

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