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Veröffentlicht am 13.07.2019

Heilige und Mörder

Die geheime Mission des Kardinals
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2010. Der italienischen Botschaft in Damaskus/Syrien wird ein großes Ölfass geliefert. Im Inneren jedoch nicht nur Öl, sondern auch eine Leiche - die eines italienischen Kardinals. Das birgt in jede Richtung ...

2010. Der italienischen Botschaft in Damaskus/Syrien wird ein großes Ölfass geliefert. Im Inneren jedoch nicht nur Öl, sondern auch eine Leiche - die eines italienischen Kardinals. Das birgt in jede Richtung Zündstoff. Nicht nur die syrischen Beziehungen nach Italien, sondern auch zum Vatikan könnten irreparabel vernichtet werden. Gleichzeitig jedoch darf, egal, wer der oder die Täter sind, kein hochrangiges Mitglied der Regierung oder des Machthabers verwickelt werden. Kommissar Barudi, kurz vor der Pension, erhält seinen letzten Fall. Ihm zur Seite gesellt sich der italienische Kommissar Mancini. Bald geraten beide von allen Seiten in Lebensgefahr - was eigentlich nur die normalen Lebensumstände in Syrien darstellt.

Nach der Leseprobe war ich begeistert. Obwohl es eine behäbige, ruhige Erzählweise ist, hatte es eher eine entschleunigte Wirkung auf mich statt eine langweilende. Vielleicht, weil es sich weniger um einen Krimi als eine syrische Milleustudie handelt. Doch mit dem Fortschreiten der Geschichte wurde selbige auch zäher, es kam zu vielen Wiederholungen. Dazu passten für mich einige Dinge nicht so richtig. Einerseits sind sich alle bewusst, dass sie bespitzelt werden und ein falsches Wort ihren Kopf kosten könnte, andererseits sieht Barudi den Italiener kaum das erste Mal, schon sind sie beste Freunde, die sich ihre tiefsten Geheimnisse anvertrauen. Nicht zu vergessen einige seltsame Zufälle wie mit der Bekanntschaft zu dem islamischen Terroristen oder die eher plumpe Auflösung des Falles, die ich nicht sonderlich zufriedenstellend fand. Bleibt mir nur, das Fazit zu ziehen, dass es sich hiierbei um eine interessante Geschichtslektüre in Bezug auf Syrien handelt, aber um keinen besonders raffinierten Kriminalfall.

Veröffentlicht am 08.07.2019

16/8 Intervall

Das Kochbuch zum Intervallfasten
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Intervallfasten ist in aller Munde. Schon allein bei dem Begriff gibt es verschiedene Methoden, das 1/1 (einen Tag essen, einen Tag fasten), das 5/2 (zwei Tage die Woche fasten, den Rest normal essen) ...

Intervallfasten ist in aller Munde. Schon allein bei dem Begriff gibt es verschiedene Methoden, das 1/1 (einen Tag essen, einen Tag fasten), das 5/2 (zwei Tage die Woche fasten, den Rest normal essen) oder eben auch das 16/8 Intervall (man darf jeden Tag essen in einem Zeitfenster von höchstens acht Stunden, während man 16 Stunden fastet.

Nun denn, das wollte ich ausprobieren, das habe ich die letzten drei Wochen ausprobiert.

Zum Theorieteil:
Es wird recht einfach und ausführlich erklärt, dass durch gesundes Essen, bevorzugt pflanzenbezogen, und regelmäßiges Fasten nicht nur der Gesundheit Gutes getan wird, sondern man sogar verschiedene Krankheiten heilen oder wenigstens eindämmen kann. Diese Aussagen kann ich nicht beurteilen, da ich pumperlg'sund bin, wie man in Bayern sagt.
Weiterhin wird behauptet, man nehme ab, ohne auf Kohlenhydrate verzichten zu müssen und/oder halte sein Gewicht.

Zur Praxis:
Tatsächlich habe ich in den letzten Wochen etwa drei Kilo verloren. Die Frage ist nun: Kam das wirklich vom Fasten oder weil einfach die angegebenen Mengen der hier vorgestellten Rezepte unterhalb der Kalorienmenge lagen, die ich verbrauchte? Man muss nämlich auch wahrheitsgemäß feststellen, dass diese Mengen gerade für zwei Personen oftmals recht mager ausfallen.

Zur Kritik:
Einerseits ist das Buch ein guter Einstieg ins Intervallfasten. Man bekommt einfache Anleitungen und die vorgestellten Rezepte sind leicht herzustellen. Die Beschwerde einer Rezensentin, dass es eine Schweinerei ist, nur vegetarische und/oder vegane Gerichte zu entdecken, kann ich nicht nachvollziehen. Beziehungsweise verstehe ich das Problem nicht.
Was ich jedoch genauso kritisieren muss, ist die Tatsache, dass wirklich viele exotische (auch teure) Zutaten verwendet werden und das teilweise in Kleinstmengen. Das bedeutet, die vorher so vollmundig angepriesenen regionalen Zutaten und die Zeiten, in denen sie reif sind und deren Nutzung wurden nicht so umgesetzt, wie ich es mir gewünscht hätte. Hier hätte deutlich mehr Augenmerk auf den ökologischen Fußabdruck gelegt werden müssen.

Fazit:
Man kann das Buch nutzen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, sollte sich dann jedoch selbst tiefer mit der Materie beschäftigen, wenn man vorhat, das Intervallfasten durchzuziehen.

Veröffentlicht am 28.06.2019

How to kill yourself

Tod in der Villa Saturn
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Ein interessanter Todesfall zieht Sidney Grice aus der Gower Street fort aufs Land, während March allein zuhause zurück bleibt. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet jetzt der Brief eines entfernten ...

Ein interessanter Todesfall zieht Sidney Grice aus der Gower Street fort aufs Land, während March allein zuhause zurück bleibt. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet jetzt der Brief eines entfernten Verwandten eintrifft, der sie kennenlernen möchte. Und tatsächlich entpuppt sich Onkel Tolly als liebenswürdiger, alter Kauz - zumindest solange er noch unter den Lebenden weilt. In der nächsten Nacht ist er nämlich tot. Erschlagen von March. Als wäre das nicht genug, sterben weitere Menschen, mit denen March zu tun hatte, und sie muss sich langsam fragen, wie gesund sie geistig noch ist. Niemand kann ihr helfen: Grice hat einen seiner seltenen Fieberschübe und liegt danieder und Inspector Pound leidet noch immer unter dem Messerstich, den er ihretwegen erhalten hat.

Der Aufbau des Falles/der Fälle ist wieder grenzgenial, auch die nahezu beiläufigen Einschübe über die Lebensweise im viktorianischen England sind gelungen. Was sich jedoch im Buch davor andeutete - Kasasian neige dazu, Seiten um Seiten mit reinem Geschwafel zu füllen - wurde hier auf eine extreme Spitze getrieben. Ich bin sicher, man hätte das Buch locker um 200 Seiten kürzen können, ohne auch nur den Hauch einer Info zu verlieren. Vor allem wäre es dann gerade in dem Teil, in dem March Tagebuch führt, nicht so einschläfernd gewesen. Man kann sich ebenfalls Gedanken darüber machen, wie langanhaltend die Wirkung von Drogen ist (in diesem Buch teilweise gefühlte Jahre und das aufgrund winzigster Mengen) und warum March in diesem Buch scheinbar von Anfang an ihre gewohnte Cleverness und Intelligenz vermissen lässt. (Die Antwort ist einfach, weil sie sonst nicht in diese Lage gekommen wäre, aber das kommt ein bisschen billig.) Am Schluss findet sie zwar wieder zu ihrem Verstand, aber ... Na ja. Die Art und Weise, wie die Geschichte endet, ist zumindest seltsam.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Die Prinzessin und der stumme Jüngling

In tiefen Wäldern Träumen lauschen - Band 2
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A Jiu ist geheiratet worden, ob er will oder nicht. Jetzt muss er seine Frau an den Kaiserhof begleiten, um sich ihrem Vater vorzustellen. Bei Hofe wird er von allen Seiten bewundert, bestaunt und auch ...

A Jiu ist geheiratet worden, ob er will oder nicht. Jetzt muss er seine Frau an den Kaiserhof begleiten, um sich ihrem Vater vorzustellen. Bei Hofe wird er von allen Seiten bewundert, bestaunt und auch beneidet. Yuyi hat viele Halbbrüder, von denen die meisten harmlos sind, doch einer von ihnen, der vierte Halbbruder, zeigt sich gehässig und hinterhältig. Die Feindschaft zwischen den beiden entstand bereits in der Kindheit der beiden. Alles in allem ist das Leben am Kaiserhof eine einzige Fleischbeschau, die A Jiu wortlos über sich ergehen lassen muss (zum Glück ist er eh stumm).

Die Zeichnungen sind noch immer so richtig gut, detailreich und realistisch und man bekommt einen guten Einblick in die Mode, das Gebaren am Hofe und die Art und Weise, wie sich jeder dort darstellt. Die Geschichte selbst jedoch kommt kaum in die Gänge. Spätestens jetzt ist jedem klar, wie außergewöhnlich A Jiu ist, nicht nur aufgrund seiner Schönheit, sondern auch seiner besonderen Fähigkeiten. Mir persönlich war es jedoch einfach ein bisschen zu wenig vom Plot her. Die Rivalität zwischen der Prinzessin und ihrem Bruder hatte für mich nicht genügend Potenzial, um dauerhaft zu fesseln oder diesen Flow zu entwickeln, wie es mir bei Band 1 geschehen ist. Ich möchte wissen, wie es weitergeht, hoffe jedoch, dass der dritte Teil ein wenig spannender ist.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Todesanzeige

Das Schweigen der Toten
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Perry Hollow ist eine Kleinstadt in den USA und hier ist es so ruhig, dass der Diebstahl eines Lieferwagens schon das Highlight eines Monats für Sheriff Kat Campell darstellt. Das ändert sich schnell, ...

Perry Hollow ist eine Kleinstadt in den USA und hier ist es so ruhig, dass der Diebstahl eines Lieferwagens schon das Highlight eines Monats für Sheriff Kat Campell darstellt. Das ändert sich schnell, als mitten auf der Hauptstraße ein Sarg gefunden wird - und in dem befindet sich ein Leichnam. Vielleicht nicht zu ungewöhnlich für einen Sarg, nur mit dem Unterschied, dass der Tote darin auf grausame Weise ermordet wurde. Als wäre das nicht genug, hat kurz zuvor der verantwortliche Redakteur der hiesigen Zeitung eine Todesanzeige für eben jenen Mann bekommen, der gefunden wurde. Dabei soll es jedoch nicht bleiben, und plötzlich sehen sich die Bewohner von Perry Hollow einem Serienmörder gegenüber.

Als bluttriefendes Debüt wird dieses Buch beworben. Das kann man sehen, wie man will. Ich habe schon Schlimmeres gelesen, fand es jetzt auch nicht übermäßig grauenhaft. (Für die Opfer schon, für den Leser weniger.) Gut gefallen hat mir Kat selbst, die mal eine Ausnahme darstellte: eine kompetente Polizistin, die sich ohne Rangrangeleien in die Ermittlungen einfügt. Sehr klischeehaft waren mal wieder die privaten Probleme und Hintergründe sämtlicher Beteiligten, das war mal wieder too much. Auch fand ich das Motiv des Täters ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Ansonsten war es relativ solide und besser als manch hochgelobter Thriller bekannter Autoren.