Leben im altenheim - mal ernst, mal amüsant
Walzer, Wein & Altenheim„...Auf die Heimbewohner freute Tina sich bereits. Sie mochte alte Menschen und liebte die Arbeit mit ihnen...“
Das sind die ersten Gedanken, die Tina durchziehen, als sie ihre neue Stelle im Altenheim ...
„...Auf die Heimbewohner freute Tina sich bereits. Sie mochte alte Menschen und liebte die Arbeit mit ihnen...“
Das sind die ersten Gedanken, die Tina durchziehen, als sie ihre neue Stelle im Altenheim in Bayern antritt. Elena wird ihre Vorgesetzte und nimmt sie mit auf die Runde. Heute hat sie Dienst auf Station A und lernt deren zehn Bewohner kennen.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Vieles davon wird sehr realistisch erzählt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen, auch wenn es ab und an zu Wiederholungen im Geschehen kommt. Aber das hat das Leben im Altenheim so an sich.
Tina nimmt ihre Aufgabe ernst. Bei ihr kommen zuerst die Bewohner, bevor sie auf ihre eigenen Interessen sieht. Sie versteht es, vor allem auf demente Patienten einzugehen und sie geschickt zu führen. Allerdings kann sie auch unangenehm werden, wenn sie den Eindruck hat, dass es Patienten darauf ankommen lassen. Deutlich wird, dass die Bewohner ein feines Empfinden dafür haben, wer in seinem Beruf aufgeht und wer ihn nur des Geldes wegen macht.
Dass die Bewohner allerdings geduzt werden, würde mich persönlich stören. Das impliziert eine Nähe, die sicher nicht jeder will.
Von den Bewohnern möchte ich nur wenige erwähnen. Bewunderungswürdig ist Elise. Sie ist knapp über 100 Jahre alt, geistig und körperlich fit und sprüht vor Lebensfreude. Das ganze Gegenteil davon ist Frau Ebel. Die ist ständig schlecht gelaunt und hat an allem und jeden herum zu meckern. Erst am Ende erfahre ich, welch hartes Schicksal hinter ihrer Maske steckt.
Als Tina allerdings Dienst auf Station C hat, musste ich mehrmals schlucken. Hier liegen Menschen, die eigentlich in eine Pallativstation gehören. Die medizinische Versorgung fand ich unzureichend.
Gekonnt integriert die Autorin die Lebensgeschichten der Bewohner in die Handlung. So erzählt Frau Schweiger:
„...Tina, ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, aber ich kann es nicht ungeschehen machen. Sie ist mein einziges Kind und ich vermisse sie so sehr...“
Nicht nur hier zeigt sich, dass Tina Einsatzwillen und Empathie hat. Die Geschichte kommt zu einem positiven Ende.
Berührende Momente gibt es dann, wenn der Tod nach einem der Bewohner greift. Tina hat ein besonderes Ritual, um die Seelen gehen zu lassen. Sie öffnet das Fenster.
Einige der Bewohner müssen damit fertig werden, dass ihre Kinder vor ihnen gegangen sind. Besonders an Feiertagen überwiegt dann die Trauer.
Für mich als Leser las es sich fast amüsant, wenn vor allem, aber nicht nur, männliche Bewohner nach neuen Kontakten Ausschau halten. Allerdings wurden dabei schnell Grenzen überschritten. Das Manch einer wurde übergriffig. Für die Pfleger war das gar nicht lustig.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Allerdings ließ es mich auch nachdenklich zurück. Es bleibt die Frage: Wie will ich im Alter leben? Bei einigen der Bewohner hätte die Unterbringung im Heim bei entsprechender medizinischer Versorgung, passenden Hilfsmitteln, einer aufbauenden Kur und gut organisierter häuslicher Pflege vermieden werden können. Nicht jeder, der einen Rollstuhl benötigt, ist Kandidat für das Altersheim.