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Veröffentlicht am 19.09.2017

[S T I L L E]

Stille
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Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?
Mit diesen Fragen im Hinterkopf stellt uns Erling Kagge mit "Stille" 33 mögliche Antworten vor. Antworten, die von eigenen Erfahrungen, ...

Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?
Mit diesen Fragen im Hinterkopf stellt uns Erling Kagge mit "Stille" 33 mögliche Antworten vor. Antworten, die von eigenen Erfahrungen, Reisen, philosophischen Auseinandersetzungen und Befragungen anderer handeln. Beim Lesen machen wir Abstecher in die Arktis, die Musik, zu Elon Musk, die Poesie und vieles mehr. Dabei bleibt Kagge in seinem Erzählstil immer auf dem Boden, im Hier und Jetzt und das in einem Plauderton als säße er mit uns im Wohnzimmer vor dem Kamin und würde uns eine Geschichte erzählen. Tatsächlich hat Kagge eine so angenehme, ruhige Art zu erzählen, dass man sie selbst ganz schnell findet: die Stille. In einem selbst und um sich herum, egal wo man gerade ist.

Das ist auch eine von Kagges Thesen: Dass man die Stille auch an bunten, belebten Orten finden kann, dass man nur den vielen Versuchungen widerstehen muss, die uns dazu bewegen wollen, etwas zu tun und dieser Unruhe zu erliegen, die wir empfinden, die wir schon seit unserer Geburt in uns tragen. Dazu kommt jedoch: "Wir leben in Zeiten des Lärms" (S. 44). Uns ist die Stille fremd geworden, wir empfinden sie oft als unangenehm, als etwas, was man aushalten muss.

Aus Kagges Worten geht jedoch eine tiefe Liebe, eine Achtung der Stille hervor, mit deren Hilfe wir zu uns selbst finden können. Seine Worte wecken eine Sehnsucht nach Stille und geben gleichzeitig Anreize, um über das eigene Leben nachzudenken und nach Wegen zu suchen, sich seine eigenen Momente der Stille zu schaffen. Dabei sind Kagges Gedanken so auf ihren Kern heruntergebrochen, dass jeder Satz zitierwürdig ist und man sich am liebsten die ganze Wohnung mit seinen Sätzen tapezieren würde, um sich täglich daran zu erinnen, welche Bedeutung Stille hat.

Für mich ist "Stille" ein Büchlein mit 33 klugen Gedanken, die einen (Nach-)Denkprozess über die Bedeutung von Stille im eigenen Leben anstoßen, so dass das Buch der in der Tat zu recht den Untertitel "Ein Wegweiser" trägt.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Eine kulinarische Reise nach Stars Hollow

Eat Like A Gilmore
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"EAT LIKE A GILMORE" lässt wirklich jedes Gilmore Girl Herz höher schlagen. Schon beim Durchblättern merkt man: hier war ein echter Fan am Werk. Tatsächlich bestätigt sich das dann auch in der Einleitung ...

"EAT LIKE A GILMORE" lässt wirklich jedes Gilmore Girl Herz höher schlagen. Schon beim Durchblättern merkt man: hier war ein echter Fan am Werk. Tatsächlich bestätigt sich das dann auch in der Einleitung von Autorin Kristi Carlson, die so herzlich von ihrer Liebe zu dieser Serie berichtet, dass man sie direkt ins Herz schließt.

Was beim Durchblättern des Buchs ebenfalls direkt auffällt: Hier wurde wirklich an alles gedacht. Nicht nur findet sich eine Anleitung für den weltbesten (Lukes!) Kaffee in diesem Buch, sondern auch so gut wie jedes andere Gilmore'sche Rezept, wie z.B. Pancakes, Twinkies, Dessert-Sushi, Truthahn, Schoko-Schoko-Schokoladeneis, eine RORY, Hummer und so weiter und so fort. Für die, die sich etwas mehr zutrauen gibt es sogar extravagante Torten à la Sookie, die man nachbacken kann!

Das ist übrigens auch noch ein Punkt, den ich an diesem Kochbuch so sehr mag: es verzichtet auf allen Schnickschnack und arbeitet mit grunständigen Zutaten und Utensilien, die man in jeder Küche bzw. jedem Supermarkt findet. Die Rezepte sind einfach aufgebaut, dabei super verständlich und zu jedem Gericht gibt es ein Foto. Ein lustiges Schmankerl an dem Buch ist noch, dass es die Gerichte in verschiedene Kategorien unterteilt, nämlich in "Lukes Diner", "Emilys Haus", "Sookies Küche" und "Stadtspezialität" sowie noch zwei kleine Sonderkategorien - so weiß man als Fan immer sofort, in welchem Kontext dieses Gericht aufgetaucht ist. Dies findet man sonst aber auch schnell durch die liebevollen kurzen Einleitungstexte heraus, die die Autorin zu jedem Gericht geschrieben hat, wo sie noch einmal den speziellen Kontext erwähnt, in dem das Gericht in der Serie vorkam.

Alles in allem also wirklich das perfekte Buch für jeden Fan! Nun wissen wir natürlich alle, wie sich die Gilmores in der Serie ernähren, so dass das Buch sicher keins für die tägliche Küche ist, aber für besondere Anlässe oder einen Gilmore Girls Abend mit den besten Freunden ist es auf jeden Fall mehr als geeignet!

Ein Hinweis noch zur eBook Ausgabe: Diese ist meines Erachtens leider überhaupt nicht geeignet, da zumindest bei mir auf meinem Kindle die Seiten so durcheinander geraten sind, dass die Rezepte sich nicht mehr vernünftig nachkochen lassen.

Veröffentlicht am 07.11.2023

Faszinierende Persönlichkeit

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
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Ich habe das Buch gerade erst zu Ende gelesen und bin noch etwas überrascht von den letzten Wendungen der Geschichte, die nochmal eine ganz neue Perspektive gegeben haben. Diese letzten Seiten waren auch ...

Ich habe das Buch gerade erst zu Ende gelesen und bin noch etwas überrascht von den letzten Wendungen der Geschichte, die nochmal eine ganz neue Perspektive gegeben haben. Diese letzten Seiten waren auch definitiv mein Highlight, da die Geschichte meiner Meinung nach durchaus die ein oder andere Länge hat, die durchaus hätte gekürzt werden können, ohne dass es der Geschichte einen Abbruch getan hätte. Aber fangen wir von vorne an:

Ivy Lins Geschichte wird hauptsächlich chronologisch erzählt und erstreckt sich von ihrer Kindheit bis in ihre späten 20er. Schon früh im Buch zeichnet sich ab, dass Ivy Lin irgendwie "anders" ist: anders als ihre Familie, anders als ihre Mitschüler*innen. Sie will dazugehören, ein typisches amerikanisches Mädchen sein und mehr noch: sie will wohlhabend sein, kultiviert, gebildet. Und dafür tut sie einiges. Von Anfang an ist Ivy ein Charakter, dessen Motive man als Leser durchaus nachvollziehen kann, die aber mehr Mitgefühl als wirkliche Sympathie weckt. Das tut der Geschichte aber sogar gut, sorgt dies doch für eine gewisse Faszination und Spannung. Die Frage, die man als Leser beantwortet haben möchte, ist: erreicht sie ihr Ziel? Oder durchschaut man ihre Lügen vorher?

Die Lügen, die hier bereits im Titel des Buchs stecken, sind meiner Meinung nach hauptsächlich welche, die Ivy sich selbst erzählt. Sie zieht jedoch ihr komplettes Umfeld dort mit hinein und begibt sich dabei nicht nur ein Mal auf vollständiges Glatteis. Dieses Auf und Ab von Lügen und Suchen nach der Wahrheit machen zwar Spaß - aber nicht auf knapp 500 Seiten. Für mich hätte das Buch durchaus noch ein paar Kürzungen vertragen können, die das Buch dann insgesamt rasanter und dynamischer gemacht hätten. Die Zitate auf dem Cover schüren zudem hohe Erwartungen, denen die Geschichte nicht gänzlich gerecht werden kann.

Dennoch insgesamt für mich ein lesenswertes Debüt mit vielschichtigen Charakteren und tatsächlich der ein oder anderen Wendung, die man nicht erwartet hat.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein Pageturner mit kleinem Manko

Ingenium
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Ich war und bin großer Fan der Dan Brown Romane und war in letzter Zeit auf der Suche nach etwas ähnlich Spannendem, bei dem es um Rätsel geht. Dann fiel mir "Ingenium" in die Hände und schon die ersten ...

Ich war und bin großer Fan der Dan Brown Romane und war in letzter Zeit auf der Suche nach etwas ähnlich Spannendem, bei dem es um Rätsel geht. Dann fiel mir "Ingenium" in die Hände und schon die ersten Seiten fesselten mich so sehr, dass ich glaubte, einen guten Nachfolger für die Dan Brown Romane gefunden zu haben. Aber fangen wir von vorn an:

Der Protagonist Mike Brink ist auf Anhieb sympathisch, seine Fähigkeit in sekundenschnelle Rätsel zu lösen erscheint dank medizinischem Hintergrund glaubhaft und macht ihn zu einem interessanten Charakter. Alle anderen Charaktere sind wie Mike Brinks Lieblingsbeschäftigung: ein Rätsel. Und zwar eines von den Guten. Im Laufe der Geschichte wird der Leser immer wieder etwas verunsichert, ob die Figuren in Mikes Leben Mit- oder Gegenspieler sind - etwas, was der Geschichte definitiv mehr Würze und Spannung verleiht.

Danielle Trussoni weiß zudem, wie man Leser packt: man wirft sie direkt in die Geschichte. Genau das war es, was mich von Seite 1 an gefesselt hat und dazu führte, dass ich das Buch innerhalb eines Tages bis zur Hälfte durchlas. Trussonis Schreibstil ist flüssig, leicht, der Spannungsbogen steigt mit jeder Seite und mit jeder Frage, die beantwortet wird, tauchen zwei neue auf.

Ich sagte schon, ich bin ein Fan von Dan Browns Romanen und das, was mich an Dan Brown am meisten fasziniert sind die wie nebenbei eingestreuten Fakten über Kunstwerke und Wissenschaft. Trussoni beherrscht das ebenfalls, mit ihr tauchen wir in eine faszinierende Welt der Porzellanpuppen ein, doch es gibt ein entscheidenes Kriterium, was sie von Dan Brown unterscheidet: sie fügt das Element Fantasy ein - was mich ehrlicherweise enttäuschte und der Geschichte etwas die Spannung und Faszination nahm.

Nichtsdestotrotz kann ich "Ingenium" allen Fans von Dan Brown empfehlen, es war ein sehr unterhaltsames und kurzweiliges Lesevergnügen, doch aufgrund des Fantasy-Elements bekommt es leider nur 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.05.2023

Ganz anders als erwartet

One of the Girls
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Meine Erwartungen an das Buch waren eher niedrig: "Bestimmt eine dieser Geschichten, wo direkt am Anfang jemand ermordet wird und dann nach und nach eine der Freundinnen verdächtigt wird, weil irgendein ...

Meine Erwartungen an das Buch waren eher niedrig: "Bestimmt eine dieser Geschichten, wo direkt am Anfang jemand ermordet wird und dann nach und nach eine der Freundinnen verdächtigt wird, weil irgendein dunkles Geheimnis aufgedeckt wird. Und am Ende ist es dann jemand ganz anderes gewesen." Umso überraschter war ich dann aber vom eigentlichen Inhalt des Buches, denn meine Erwartungen wurden komplett über den Haufen geworfen.

Zunächst mal: Der Mord wollte einfach nicht passieren. Nach der Hälfte des Buchs war ich mir sicher, dass es jetzt bald passieren musste und der Rest der Geschichte dann langweilig werden würde. Aber nein, ich wurde eines Besseren belehrt - zum Glück, denn so blieb die ganze Zeit die Spannung aufrecht und nach jedem Kapitel dachte man "JETZT aber!" bzw. "Wann/Wie/Wo/Warum passiert denn jetzt der Mord? Und wer wird eigentlich getötet?"

Dann habe ich mir die Geheimnisse der Frauen absolut klischeehaft vorgestellt - und wurde wiederum positiv überrascht. Lucy Clarke verwebt auf sehr geschickte Weise die Geschichte der Frauen und fügt sie am Ende zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen. Wie Puzzleteile gibt sie dem Leser nach und nach eine weitere Information an die Hand, die absolut überraschend daherkommt und nichts mit Klischees zu tun hat. Einziger Wermutstropfen bezüglich der Charaktere: Es waren mir insgesamt zu viele, die auch zu schnell in die Geschichte eingeführt wurden, sodass ich anfangs Schwierigkeiten hatte, die einzelnen Charaktere voneinander zu unterscheiden. Mit der Zeit gibt sich das aber.

Insgesamt hat mich "One of the Girls" am Ende wirklich gepackt, was ich zunächst überhaupt nicht erwartet hatte. Mit vielen Wendungen und toll ausgearbeiteten Charakteren präsentiert Lucy Clarke hier eine wirklich durchdachte und spannende Geschichte. Klare Leseempfehlung!