Cover-Bild Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter
11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Herder
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Ersterscheinung: 28.06.2019
  • ISBN: 9783451818783
Sophie von Bechtolsheim

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter

Das Attentat von Claus von Stauffenberg auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 ist eines der wichtigsten Daten der jüngeren deutschen Geschichte. Von Stauffenberg selbst und sein gescheiterter Versuch, den nationalsozialistischen Wahnsinn zu stoppen, sind inzwischen zu einem Mythos geworden, das Gedenken ist ritualisiert.
Sophie von Bechtolsheim erzählt von den zahlreichen Stauffenberg-Bildern, die ihr im Laufe ihres Lebens begegnet sind – in der Wissenschaft, in den Medien, in der Familie. Sie fragt danach, wie Stauffenberg und die anderen Protagonisten des 20. Juli heute noch Vorbilder sein oder es wieder werden können. Und sie stellt sich die Frage, wie Verantwortung und Schuld zusammenhängen und wieviel uns heute Freiheit wert ist.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2019

Nein, er war kein Attentäter, er war ein Held

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StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter ist ein sehr beeindruckendes Buch. Die Historikerin Sophie von Bechtolsheim schrieb es und es erschien im Herder Verlag. Bald jährt sich der Tag des Attentates ...

StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter ist ein sehr beeindruckendes Buch. Die Historikerin Sophie von Bechtolsheim schrieb es und es erschien im Herder Verlag. Bald jährt sich der Tag des Attentates auf Hitler wieder und es werden etliche Gedenkfeiern stattfinden. Daher ist es gut, wenn durch das Buch auch eine andere Sicht auf den Menschen Stauffenberg möglich ist.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde am 27.08.1913 geboren und am 21.07.1944 erschossen. Und nicht nur er war das Opfer der Nationalsozialisten. Mit ihm gab es etwa 200 Menschen, die ebenfalls aufgrund des Ereignisses ermordet wurden. Sie waren an der Planung beteiligt oder unterstützten die Akteure. Aber auch nach dem Vorfall starben Angehörige durch die damals übliche „Sippenhaft“. Die Mutter von Claus von Stauffenberg starb während der Haft in einem Lager nahe Danzig an Typhus. Seine Frau überlebte die Gefangenschaft unversehrt. Die Kinder der Beteiligten wurden in einem eigens dafür hergerichteten Haus in Gewahrsam genommen. Das Geschehen wird bis heute kontrovers diskutiert und es gibt etliche Bücher und Schriften über den Widerständler Stauffenberg. War er tatsächlich ein Antisemit, wie es einige Historiker behaupten? Folgte er wirklich mit wehenden Fahnen dem Emporkömmling und Österreicher nach?

Das Sachbuch

StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter zeigt, wie schwer es ist, die Wahrheit zunächst zu ergründen und dann zu erhalten. Frau Bechtolsheim ist das gelungen. Sie berichtet über das Kennenlernen des Ehepaars Stauffenberg, wie es zur Verwundung des Großvaters kam und welche Verletzungen er durch seinen Afrikaeinsatz davontrug. Er verlor die rechte Hand, zwei Finger der linken Hand und sein linkes Auge. Nach dem Tod ihres Mannes Claus wurde die Witwe Nina häufig interviewt. Ihre Worte gaben die Journalisten jedoch falsch wieder und daher beschloss sie in den 70er Jahren, keine öffentlichen Interviews mehr zu geben.

Die Hinterbliebenen der damals Beteiligten erhielten keinerlei Zuwendung. Ihre Männer wurden unehrenhaft aus dem Militär entlassen und die Witwen mit ihren Kindern mussten nach dem Krieg bis zu 10 Jahre auf finanzielle Unterstützung warten. Die am Widerstand beteiligten wurden „Volksverräter“ genannt und ihre Familien mit Wut und Ausgrenzung bedacht. Das dauerte bis weit nach der Kapitulation an.

Nein, das Buch überzeugte mich ganz klar, dass Stauffenberg kein Attentäter war. Warum es seiner Enkelin so wichtig ist? Weil sie miterlebte, dass er mit den Attentätern der Bader-Meinhof-Bande und dem Terroristen des Islams verglichen wurde und wird.

StauffenbergMeinGroßvaterWarKeinAttentäter ist ein wertvolles Buch. Es zeigt, welcher Mensch Stauffenberg war und was ihn zu diesem Schritt bewog. Er dachte dabei an das Deutsche Volk und seine Familie.

Vielen Dank an den Verlag und

NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 30.06.2019

Eine gelungene Annäherung

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Die Autorin und Historikerin Sophie von Bechtolsheim ist die Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der gemeinsam mit einer Gruppe von beherzten Männern am 20. Juli 1944 dem Hitler-Regime ein ...

Die Autorin und Historikerin Sophie von Bechtolsheim ist die Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der gemeinsam mit einer Gruppe von beherzten Männern am 20. Juli 1944 dem Hitler-Regime ein Ende bereiten wollte. Dafür waren er und seine Mitverschwörer bereit, zu sterben.

Die Autorin geht auf die Suche nach dem Großvater, den sie nie kennenlernen durfte. Sie führte lange Gespräche mit ihrer Großmutter Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, mit ihrem Vater Franz Ludwig und anderen Verwandten.
Als Jugendliche, sie ist 1968 geboren, haben die Fahndungsfotos, mit denen nach den Terroristen der RAF gesucht wurde, die Frage aufgeworfen, ob ihr Großvater in die selbe Kategorie einzuordnen wäre.
Was ist der Unterschied zwischen Tyrannenmord und Terrorismus? Ist die Beseitigung eines Diktators legitim?

Die Verschwörer des 20. Juli 1944 haben ein Scheitern und ihren Tod bewusst in Kauf genommen, um für Deutschland und seine Menschen eine Änderung herbeizuführen. Denn, das Ende des Nazi-Regimes und des Krieges wäre nur ohne Hitler und seine Entourage möglich gewesen.

„Das Furchtbarste ist zu wissen, dass es nicht gelingen kann und dass man es dennoch für unser Land und unsere Kinder tun muss.“ (Berthold Stauffenberg, Claus’ Bruder).

Behutsam nähert sich die Historikerin ihrem Großvater. Zu ihrem Leidwesen gibt es wenige authentische schriftliche Quellen. Denn diese mussten in den Stunden nach dem misslungenen Umsturz, um eventuelle Mitwisser nicht zu gefährden, vernichtet werden.

Diversen Gedenkveranstaltungen sowie Filmen, die das Leben ihres Großvaters darstellen, steht sie mitunter reserviert gegenüber. Dennoch spricht Sophie von Bechtolsheim auf Einladung in Schulen oder Kasernen über ihren Großvater.

"Er folgte seinem Gewissen. Was immer man von ihm denken mag, er hat es nicht verdient, am Ende, wie schon 1944, als "der Attentäter" verurteilt zu werden."


Fazit:

Eine liebevolle Annäherung an einen Großvater, den die Autorin nur aus den Geschichtsbüchern kennt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Im Wesentlichen subjektive Annäherung an einen berühmten Großvater

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Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem ...

Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem aber auch Claus von Stauffenberg, gingen in die Geschichte ein. Hat im Falle Nina von Stauffenbergs die jüngste Tochter ein Buch über die Ehefrau des Widerständlers geschrieben, ist es hier eine Enkelin, Tochter des jüngsten Sohnes des Ehepaares, die über ihren Großvater referiert.

Der Titel ist in meinem Augen nicht gut gewählt. Der Duden definiert den Begriff Attentat folgendermaßen: „Politisch oder ideologisch motivierter (Mord)anschlag auf eine im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeit“. Ein Attentat war es also schon, das Claus von Stauffenberg damals verüben wollte. Erst am Ende des Buches wird klar, Sophie von Bechtolsheim möchte ihren Großvater nicht auf diesen Begriff reduziert wissen, war er doch viel mehr, wie sie versucht zu zeigen.

Da ich erst vor kurzem Konstanze von Schulthess`Buch über ihre Mutter Nina gelesen hatte, las ich hier zunächst nicht viel Neues und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich Claus von Stauffenberg hier nicht näher kommen würde. Erst die letzten ca. 20 % des E-Books änderten das, und machten das Buch für mich lesenswert.

Ähnlich wie bei ihrer Tante ist auch hier die Annäherung an den „Protagonisten“ vor allem subjektiv geprägt, sie beruft sich aber auch auf Zeitgenossen und Weggefährten ihres Großvaters. Dokumente gibt es naturgemäß wenige, vorhandene sind auf Grund der damaligen Situation mit Vorsicht zu genießen. Die Autorin möchte mit ihrer Darstellung auch verhindern, dass der Widerstandskämpfer instrumentalisiert wird. Sie stellt aber auch die Frage, wann Widerstand gut ist, und wann schlecht. Angeregt hat sie dazu die Terrorakte der RAF.

Ob der Autorin gelungen ist, dem Leser ihren Großvater nahe bzw. näher zu bringen, muss jeder selbst entscheiden. Hätte ich das Buch über Nina von Stauffenberg nicht erst kurz vorher gelesen, hätte ich wahrscheinlich mehr für mich entnehmen können, so ist es dem Buch erst gegen Ende gelungen, mich für sich einzunehmen. Dennoch kann ich es empfehlen, vor allem, wenn man eine erste Annäherung an Claus von Stauffenberg und seine Familie beabsichtigt. Die Erinnerung an die Widerständler und die Auseinandersetzung mit der Thematik ist auch heute noch wichtig.