Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2019

Ziemlich umfangreiche Story

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
0

Der Reporter Martin Scarsden soll eine Reportage über die Ereignisse in der Stadt Rivers End machen. Vor einem Jahr hat Reverend Swift mehrere Einwohner der Stadt getötet und sich am Ende selber töten ...

Der Reporter Martin Scarsden soll eine Reportage über die Ereignisse in der Stadt Rivers End machen. Vor einem Jahr hat Reverend Swift mehrere Einwohner der Stadt getötet und sich am Ende selber töten lassen. Das Gerichtsverfahren steht kurz bevor, aber richtige Beweise gibt es bisher nicht. Kaum jemand hat dem Reverend dies zugetraut. Zwischen all den Gerüchten, die sich um die Tat ranken, gibt es jedoch auch Menschen, die ihn verteidigen. So wehren zum Beispiel die Jugendlichen, mit denen er zusammengearbeitet hat, die Vorwürfe des Missbrauchs und der Pädophilie zurück.

Mit Scarsden hat der Autor einen sehr interessanten Charakter erschaffen. Als ehemaliger Korrespondent für den Gaza-Streifen hat er nach dem Einsatz seine mentale Stärke dort gelassen. Er verbeisst sich in den Fall, möchte nicht wie seine Kollegen reißerische Überschriften und schlecht recherchierte Artikel abgeben. Stattdessen macht er sich auf die Suche nach Zeugen und Berichten, um seine Erkenntnisse zu stützen und so Licht in das Dunkel des Falls zu bringen. Während seiner Recherche vor Ort offenbaren sich immer mehr Ungereimtheiten und es tauchen weitere Leichen auf.

Die Polizei will nicht weiter ermitteln – schließlich lebt der Täter nicht mehr – und jeder im Ort scheint ein Geheimnis zu haben. Statt jedoch eins nach dem anderen zu lüften und so den Fall aufzuklären, kommen immer mehr Geheimnisse dazu, die das Buch ab einer gewissen Länge undurchsichtig und anstrengend zu lesen machen.

Der Schreibstil hat mich die Hitze von Rivers End spüren lassen, die Weite des Landes. Die Atmosphäre wurde mit fortschreitender Handlung immer drückender. Je tiefer der Journalist wühlt, desto mehr lose Fäden ergeben sich. Was mir zugegebenermaßen irgendwann zu viel war, denn es war weit und breit keine Auflösung in Sicht. Es gab immer mehr Zufälle, Straftaten und Begebenheiten, dennoch war es unklar, ob die alle mit dem Fall des Reverends im Zusammenhang standen. Zugleich sollen alte Geheimnisse nicht ans Licht kommen. Das war mir insgesamt ein bisschen zu viel des Guten.

Persönliches Fazit: Ziemlich umfangreiche Story mit einem spannenden Fall und einem zynischen Ermittler.

© Recensio Online, Katharina

Veröffentlicht am 04.08.2019

Unausgeschöpftes Potenzial

Lieblingskind
0

Mit „Lieblingskind“ habe ich mein erstes Buch von C. J. Tudor gelesen und muss leider gestehen, dass es mich nicht überzeugen konnte.

Der Klappentext verspricht zunächst eine interessante und spannende ...

Mit „Lieblingskind“ habe ich mein erstes Buch von C. J. Tudor gelesen und muss leider gestehen, dass es mich nicht überzeugen konnte.

Der Klappentext verspricht zunächst eine interessante und spannende Story. Auch das düstere Cover, auf dem ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid auf einer Mauer sitzt, hat mich sofort angesprochen.

Der Leser begleitet im Buch Joe Thorne kennen, dessen Schwester Annie in jungen Jahren spurlos verschwand. Nach vierundzwanzig Stunden tauchte sie plötzlich wieder auf und war völlig verändert. Diese Veränderung machte sich auch in Joe bemerkbar – bis heute.

Jahre später kehrt er nun in sein Heimatdorf Arnhill zurück, um Antworten zu finden. Antworten darauf, was damals wirklich mit Annie passiert ist. Und es scheint, als hätte es zwischenzeitlich mehrere mysteriöse Vermisstenfälle gegeben, die dem von Annie ähneln.

Die Grundidee hätte an sich Potenzial, als Pageturner durchzugehen, und die Geschichte ließ sich stiltechnisch auch so flüssig lesen, dass ich das Buch in zwei Tagen verschlungen habe. Dennoch konnte mich die Handlung selbst leider nicht überzeugen und wich meiner Meinung nach sehr vom Klappentext ab. Denn es geht in der Geschichte nicht primär um Joe und seine Beziehung zu Annie. Nur in wenigen Kapiteln wird gezielt darauf eingegangen. Die restlichen Kapitel begleitet der Leser Joe einfach nur auf seiner Reise in die Vergangenheit. Die etlichen Rückblicke haben das Ganze zwar etwas aufgelockert, dennoch war die Story einfach ziemlich träge und teilweise nicht logisch nachvollziehbar.

Vom Schluss habe ich wesentlich mehr erwartet. Hier wurde ich am meisten enttäuscht, da ich auf eine Wende oder zumindest die Beantwortung meiner noch offenen Fragen hoffte. Stattdessen ließ mich der Epilog verwirrt und unzufrieden zurück.

Persönliches Fazit: Wie erwähnt, habe ich das Buch dennoch verschlungen, weil mir der Schreibstil absolut gefallen hat. Der Plot war leider nicht mein Fall bzw. hatte ich mir mehr davon erhofft – vor allem aufgrund der Empfehlung von Stephen King! Schade!

©Recensio Online, 2019, Sabrina

Veröffentlicht am 09.07.2019

Teilweise langatmig und unrealistisch

Das Haus am Ende der Welt
0

Nachdem mich der Klappentext neugierig auf die Story gemacht hatte, freute ich mich auf einen spannenden Horror-Roman. Die Spannung war auch durchgehend da, aber der Inhalt der Geschichte war leider gar ...

Nachdem mich der Klappentext neugierig auf die Story gemacht hatte, freute ich mich auf einen spannenden Horror-Roman. Die Spannung war auch durchgehend da, aber der Inhalt der Geschichte war leider gar nicht mein Fall.

Der Leser begleitet die Hauptprotagonisten Andrew und Eric, ein homosexuelles Ehepaar, die zusammen mit ihrer chinesischen Adoptivtochter Wen in ihrer Ferienhütte ein wenig ausspannen und dem Alltag entfliehen wollen. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, und vor allem die achtjährige Wen ist eine ganz reizendes Kind. Auch auf die Beziehung der Männer untereinander wird eingegangen, was ich sehr schön fand.

Die später hinzutreffenden vier Personen könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotz allem fällt es dem Leser nicht schwer, einen Bezug zu ihnen herzustellen, da Tremblay auf jeden Charakter eingeht und ein wenig aus der jeweiligen Lebensgeschichte erzählt.

Der Erzählstil war leider nicht mein Geschmack. Am Anfang, als die Geschichte noch aus der Sicht von Wen erzählt wurde, war er passend, aber im späteren Verlauf hätte ich mir eine Veränderung gewünscht, damit der Plot nicht vor sich hin plätschert.

Zudem haben mich die extrem langen Kapitel gestört. Das ganze Buch hat 6 Kapitel! Das war teilweise einfach sehr langatmig.

Die Story an sich war für mich etwas zu weit hergeholt und dadurch sehr unrealistisch. Es gab viele Entscheidungen zu treffen, die für mich nicht immer nachzuvollziehen waren. Die ausgeführten Handlungen waren dennoch real beschrieben, und die Tatsache, dass sich die ganze Geschichte in der Ferienhütte abspielt, war sehr beklemmend.

Der Schluss war für mich nicht ganz logisch bzw. hätte ich ihn mir anders gewünscht.

Persönliches Fazit: Für mich hat dieses Buch einen rein psychologischen Effekt. Entweder man mag es, oder eben nicht. Es traf leider nicht meinen Geschmack.

© Recensio Online, 2019, Sabrina

Veröffentlicht am 10.06.2019

Solider Thriller

So nah der Tod
0

Ein Thriller, dessen gesamte Handlung sich über nur einen Tag erstreckt und dessen Spuren kreuz und quer durch Berlin führen. Im Mittelpunkt Annika, Witwe, Mutter und mit den Nerven völlig am Ende. Während ...

Ein Thriller, dessen gesamte Handlung sich über nur einen Tag erstreckt und dessen Spuren kreuz und quer durch Berlin führen. Im Mittelpunkt Annika, Witwe, Mutter und mit den Nerven völlig am Ende. Während sie nach einem anstrengenden Tag von den glücklichen Zeiten träumt, wird ihre Tochter entführt.

„Ich wollte den Traum festhalten, der zu verwehen begann wie Papierschnipsel, die von einer Windböe durch die Luft getragen wurden.“ Zitat S. 13

Sie versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch ihre Tochter wurde entführt und sie kann nur an eines denken: Sie muss Janina finden. Im Verlauf der Handlung zeigt Annika sich von vielen Seiten. Während sie anfangs einfach nur einen erschöpften Eindruck macht, hatte ich danach oft das Gefühl, dass sie psychisch nicht auf der Höhe ist. Sie vertraut niemandem, nicht einmal der Polizei, sondern macht sich selbst auf die Suche nach dem Entführer. Sie führt (Selbst-) Gespräche mit den Stimmen in ihrem Kopf, die der ihres verstorbenen Mannes ähneln. Sie bringt ihren besten Freund in Lebensgefahr. Ihre Handlungen konnte ich teilweise nicht nachvollziehen, und sie machten die unorganisierte Suche noch verwirrender.

Der Ermittler Eric Weinsheim wird zu diesem Fall herangezogen. Auch wenn er mir sympathischer war als Annika, ist er für mich weder ein Held noch ein überdurchschnittlicher Protagonist. Eric vertraut (nur?) auf sein Bauchgefühl, und Teamarbeit ist auch nicht so sein Ding. Einerseits liegt er mit den meisten Kollegen im Clinch, auf der anderen Seite arbeiten sie professionell zusammen – wenn er sie nicht gerade hintergeht.

„So schmeckt sie also, die Todesangst. Beinah neutral, vermischt mit einem pappigen Aroma und den eiskalten Vorboten der Ewigkeit.“ Zitat S. 301

Sehr gut gefallen hat mir der bildhafte Schreibstil. Die Autorin hat es geschafft, Annikas Gefühle in Worte zu fassen und diese an den Leser weiterzugeben. Angst, Panik, Verzweiflung – das alles habe ich gespürt, als ob ich selbst dabei gewesen bin.

Annika und Eric wechseln sich mit dem Erzählen ab. Auch der Entführer kommt zu Wort. So erfährt man nicht nur, was in der Mutter vorgeht, sondern auch den Stand der Ermittlungen. Die Einschübe des Entführers zeigen sein Motiv, sie sind erschreckend, brutal und könnten sehr gut real sein.

Auch das Cover mit dem nächtlich erleuchteten Berliner Fernsehturm ist sehr gut gelungen. Die blaue Schrift harmoniert gut mir dem Bild und wirkt beklemmend und düster.

Mich hat dieser Thriller trotz der Kritikpunkte gut unterhalten und gefesselt.

Persönliches Fazit: Toller Auftakt einer Reihe. Ich hoffe, dass das Warten auf den nächsten Teil nicht zu lange dauert!

© Recensio Online, 2019, Katharina

Veröffentlicht am 18.12.2018

Nette Lektüre für zwischendurch

Bad Girls
0

Nachdem ich „Solange wir lügen“ von der Autorin gelesen habe, war ich sehr gespannt. Mich hat dieses Buch lange grübeln lassen, ob ich es nun gut oder schlecht finden soll. Die Twists waren gut gesetzt ...

Nachdem ich „Solange wir lügen“ von der Autorin gelesen habe, war ich sehr gespannt. Mich hat dieses Buch lange grübeln lassen, ob ich es nun gut oder schlecht finden soll. Die Twists waren gut gesetzt und die Story brachte Überraschungen hervor, also wagte ich den Versuch.

Im Titel erfährt man, dass es um eine obsessive Freundschaft, eine verhängnisvolle Liebesgeschichte und einen Mord (oder vielleicht auch zwei) geht. Mit diesen drei Hinweisen an der Hand begleitet man Jule durch die Story und wird einfach mitgerissen. Man will rätseln, das Puzzle zusammensetzen und trotzdem überrascht werden.

Zur Geschichte selbst kann man leider nicht viel sagen, ohne zu spoilern, denn zu Anfang zeigt sich schon die Besonderheit an diesem Buch: es wird rückwärts erzählt. Man lernt Jule kennen, eine junge Frau, diszipliniert, aber distanziert. Sie wechselt ihre Identität wie andere ihre Unterwäsche. Jule wohnt in einem Hotel in Mexiko, wo sie Noa kennenlernt. Doch irgendetwas an Noa stört Jule, und schon nimmt die Story Fahrt auf. Das denkt man zumindest. Denn der Plot befindet sich schon fast an seinem Höhepunkt, von nun an wird alles in umgekehrter Richtung erzählt.

Durch den Stil der Retrospektive kam ich etwas schwer in das Buch rein. Anfangs musste ich mir oft ins Gedächtnis rufen, dass die Zeit hier anders tickt. Aber nach circa einem Drittel hat sich das auch gelegt und viele Dinge, die anfänglich wegen der wenigen bekannten Informationen einfach nur verwirrend waren, ergaben endlich einen Sinn.

„Sie glaubte, dass man sein Herz am besten davor schützte, gebrochen zu werden, wenn man so tat, als hätte man keins.“ S. 12

Jule als Protagonistin ist facettenreich. Sie bleibt in vielen Dingen flach und eindimensional. Aber das ist in diesem Fall auch gut so. Der Leser erfährt kaum etwas über sie, außer, dass sie ein menschliches Chamäleon ist. Denn wenn Jule eines gut kann, dann ist es sich anzupassen an alle möglichen und notwendigen Gegebenheiten. Man wird in die Geschichte geschubst und erfährt nur das Wichtigste über die Protagonistin. Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle. Das hat mir sehr gut gefallen, denn so war das Miträtseln noch eine Spur kniffliger. Ihr blasser Charakter ergibt Sinn, je mehr Seiten umgeblättert werden.

Jule ist kalt und berechnend, fast skrupellos. Es gibt nur einen Menschen, der ihr wichtig ist: Imogen. Als beste Freundin ist sie großzügig, liebevoll, loyal. Doch sie hat auch eine andere Seite: manipulativ und sehr auf ihren Vorteil bedacht. Imogens Charakter ist sehr authentisch gezeichnet, fast noch besser als Jules – was im Laufe der Geschichte nützlich ist. Die weiteren Personen sind ebenfalls gut durchdacht, bleiben jedoch im Hintergrund.

Kurze und knappe Sätze wechseln sich mit wirren Schachtelsätzen ab. Gedankensprünge und der emotionslose, fast kühle Stil halten den Leser auf Distanz zu Jule. Immer wieder diese Aha-Momente, wenn man der Auflösung ein Stück näher kommt. Das animiert zum Weiterlesen und lässt die Seiten nur so fliegen. Ab einem gewissen Punkt kann man einiges vorhersehen, doch ich bin ganz sicher, dass jeder zum Ende noch einmal überrascht wird (wenn man nicht so verwirrt ist, dass man das Buch einfach nur beenden will).

Das Verwirrspiel nimmt selbst zum Finale hin kein Ende, denn es bleiben leider einige Fragen offen. Trotz des rückwärts-läufigen Erzählstils kommt zwar Spannung auf, die konnte aber leider nicht konstant gehalten werden. Es gab Momente, wo ein Puzzlestück passte, danach plätscherte die Story wieder vor sich hin bis zum nächsten Twist. Auf der Verlagsseite ist das Buch als Fantasy/Science-Fiction klassifiziert, es gehört aber meiner Meinung nach eher in die Sparte (Jugend-)Thriller.

Persönliches Fazit: Im Nachhinein passt vieles zusammen: eine oberflächliche Protagonistin, ein emotionsloser Schreibstil und die Fäden der Story. Für mich leider etwas zu spät. Anfangs kam ich schwer rein und mit Jule wurde ich einfach nicht warm. An vielen Ecken war hier noch Potenzial, und besonders gegen Ende (also in der Chronologie der Anfang) hatte ich das Gefühl, dass es nicht ganz durchdacht ist. Empfehlen kann ich das Buch als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch.

© Rezension, 2018, Katharina, Recensio Online