Klappentext:
Angelika »Angie« Schirner war schon in den 68ern ein echtes Blumenkind und ist im Herzen auch heute noch ein Hippie. Ganz anders ihre Tochter Janis, die ein Leben wie aus der Rama-Werbung führt – spießig und sicher. Zwischen den beiden herrscht seit Jahren Funkstille, deshalb kennt Angie ihre Enkelin Leonie auch nicht, die zu Hause als kiffendes Goth-Mädchen den Aufstand probt. Erst als Leonie nach einem Streit mit ihrer Mutter plötzlich vor Angies Tür steht, darf Angie endlich Oma spielen. Eigentlich wollte sie jedoch mit ihrem museumsreifen Porsche die lange Fahrt nach Sardinien antreten, um mit ihrer alten Kommune 50 Jahre Woodstock zu feiern. Angie nimmt Leonie einfach mit. Und so beginnt für die beiden ein turbulenter Roadtrip durch den Süden – mit Janis im Camper dicht auf den Fersen.
Fazit:
Für mich steht fest: Wo Tessa Hennig draufsteht ist auch Tessa Hennig drin. Seit „Oma in Roma“ bin ich Fan von Tessa, da sie es versteht, auf liebevolle Art. Charaktere zu entwerfen, die ohne Schickimicki, dafür mit Ecken und Kanten daherkommen. Gerade das macht sie authentisch und liebenswert und ich kann mich in sie hineinversetzen, mit ihnen fühlen und leiden. Auch in diesem Buch waren alle Protagonisten wieder so aufgebaut, dass ich dachte, das können Menschen aus dem wahren Leben sein, mit all ihren Sorgen und Freuden des ganz normalen Lebens. Hut ab.
Ich liebe besonders die Bücher von Tessa, in denen sie die Konflikte zwischen den Generationen auf humorvolle und tiefgründige Weise beschreibt. Auch in diesem Buch geht es um den Mutter – Tochter Konflikt, der dafür sorgt, dass Leonie ihre Oma nicht kennt. Angie und Janis haben seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr und haben nie über ihr Zerwürfnis gesprochen. Ob sich das ändert, als Janis wieder in ihre Heimat zurückkehrt? Das müsst ihr selbst lesen, es lohnt sich.
Oma Angie ist im Herzen immer noch Hippie und plant, zum Treffen anlässlich der 50 Jahre Woodstock zu fahren. Kurz vorher nähert sie sich ihrer Enkelin Leonie, ohne sich zu erklären. Leonie ist unglücklich, da sie nicht mit ihrer Mutter und ihrem Freund nach Schweden reisen will. Was liegt da näher, als die freundliche, ältere Frau um Hilfe zu bitten. Für Angie und Leonie beginnt eine turbulente Zeit und sie lernen sich endlich kennen. Ob das ohne Konflikte läuft? Lest bitte selbst.
Die erzkonservative Janis und ihr spießiger Freund Sven machen sich auch auf den Weg nach Sardinien, um Leonie vor ihrer besserwisserischen Hippie - Oma zu beschützen. Wie das wohl endet?
Mit Janis und Sven konnte ich mich lange Zeit nicht anfreunden, da sie zu konservativ leben und nur ihre Sicht die einzig Wahre für sie ist. Bei Janis konnte ich immer besser verstehen, dass sie zwischen allen Stühlen sitzt, da die Erziehung ihrer Zeit und auf der anderen Seite die flippige Mutter. Im Laufe der Handlung änderten Janis und Sven sich und wurden für mich menschlicher und sympathischer. Leonie ist eine Jugendliche, die ich sehr gut verstehen kann, da sie viele Fragen hat und keine sinnvollen Antworten bekommt. Da sie viel von ihrer Oma geerbt hat, ist es für mich nachvollziehbar, dass sie gegen ihre Mutter den Aufstand probt und mehr Vertrauen fordert. Ihre Wandlung in dieser Geschichte hat mir sehr gut gefallen, da sie nach und nach beginnt sich auch für das Leben außerhalb ihres Horizontes zu interessieren. Angie ist von Anfang an eine liebenswerte Person, die ihre Zipperlein mit Humor nimmt und dazu steht. Auch sie wandelt sich im Laufe der Reise und hinterfragt ihr bisheriges Leben und will aus ihren Fehlern lernen. Ihr wichtigstes Ziel ist es, sich ihrer Enkelin und ihrer Tochter anzunähern und die Missverständnisse der Vergangenheit aufzuklären. Welche Geheimnisse aus der Vergangenheit Angie mit sich herumträgt, verrate ich hier nicht, lest bitte selbst.
Durch den gewohnt locker leichten und flüssigen Schreibstil von Tessa war ich wieder sehr schnell in der Geschichte gefangen und habe sie in einem Rutsch gelesen. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und legte eine Nachtschicht ein.
Die Beschreibungen von Sardinien und ganz besonders dem Hippie – Camp weckten die Reiselust in mir, da ich mir alles sehr gut vorstellen konnte.
Mir hat auch gut gefallen, dass Themen der Umweltproblematik in die Geschichte eingebaut waren und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, sondern einfach passend.
Es ist Tessa wieder gelungen, mich zu fesseln und mich zum Nachdenken anzuregen. Der von ihr beschriebene Generationenkonflikt kann hinter jeder Haustüre lauern und es hilft dagegen nur Offenheit, Ehrlichkeit, Toleranz und darüber reden. Als ich das Buch gelesen hatte, war ich traurig, mich von liebgewonnen Freunden verabschieden zu müssen.
Ich freue mich auf weitere Werke aus Tessas Feder.