Das Buch
Autor: Ela Bellcut
erschienen: 22.05.2019
Verlag: Twentysix
Genre: Fantasy
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7407-6209-4
Das Buch ist in Kapitel eingeteilt, an deren Ende kleine Fotos das Gelesene liebevoll untermalen. In der e-book Version sind die Bilder leider sehr klein, weshalb sie etwas von ihrem Charme einbüßen mögen. Dennoch erkennt man, dass sie zum Text passen und die Bilder im Kopf unterstützen.
Das Cover hat etwas romantisches und es finden sich einige Details darin, die man versteht, sobald man das Buch gelesen hat. Ich finde es gelungen – nicht zu verspielt, aber auch nicht zu einfach. Und blau ist ja ohnehin eine schöne Farbe, die noch zudem zum Wasser passt.
Warum ausgerechnet dieses Buch?
Ich habe seiner Zeit lediglich den Klappentext des Buches gelesen und fühlte mich sofort darin zu Hause. Genau wie Natura mag ich Bücher und Fotografie und ich liebe Schottland. Was also wäre ein besserer Grund, dieses Buch lesen zu wollen? Mit etwas Glück gewann ich das Buch bei einer Leserunde und bedanke mich hierfür bei Ela Bellcut und ihrem Verlag Twentysix für diese Möglichkeit.
Handlung
Die 17jährige Natura lebt mit ihrem Vater Phil auf der Insel Maraa – eine kleine Insel der schottischen Hebriden. Sie findet ihr Leben öde und eintönig, ihr fehlt es an Abwechslung und nur all zu oft streitet sie mit Phil. Sie hat ihre Bücher, ihre Kamera und ihr Tagebuch... Das ändert sich als sie Charlie trifft. Beinahe augenblicklich verliebt sie sich in ihn ohne zu ahnen, dass dies so vorher bestimmt ist und dass sich hierdurch ihr Leben für immer ändern wird. Sie stellt fest, dass sie jemand völlig anderer ist, als sie bisher angenommen hatte, sie lernt, dass es das Gute und das Böse tatsächlich noch gibt und sie trifft nach so vielen Jahren ihre totgeglaubte Mutter wieder, mit der sie am Ende ein anderes Leben beginnt.
Perspektiven / Dialoge
Die Autorin erzählt ihre Geschichte in der 3. Person, allerdings wechselt sie hierbei die Perspektiven des Betrachtenden. Einerseits schreibt sie als Allwissender Dritter und dann wieder aus der Sicht von Charlie und Natura. So erhält der Leser einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten.
Die Dialoge sind nachvollziehbar und tragen stets zur Handlung bei. Während des Lesens wird der Leser beinahe zwangsläufig in die jeweiligen Szenen hineingezogen. Ich mochte den Humor in den Dialogen – insbesondere Aurora hatte diese leicht bissige Art an sich, die mich hin und wieder schmunzeln ließ.
Figuren
Die Beschreibung der 17jährigen Natura kann wohl jeder nachvollziehen. Jugendliche, denen die Abwechslung fehlt, fühlen sich schnell gelangweilt und unzufrieden mit ihrem Leben. Sie träumen davon anders zu leben. Zunächst erscheint sie etwas naiv. Das ändert sich jedoch schnell als sie sich den Herausforderungen stellen muss, die mit Charlie in ihr Leben rauschen. Dieser gehört zum Volk der Luftelfen und wandelt schon ziemlich lange auf dieser Welt, auch wenn er noch sehr jung und bisweilen sogar unerfahren erscheint. Damina, Charlies Mutter, hingegen ist eine rachsüchtige und machthungrige Frau, die sich der dunklen Magie hingibt und diese ausgiebig nutzt. Sie ist es auch, die Natura die Wahrheit über ihre Herkunft und ihre Zukunft erzählt. Aber weil sie das Böse in sich trägt, erscheint sie Natura zunächst nicht sonderlich glaubwürdig. Erst als Natura selbst merkt, wie gut es ihr geht, wann immer sie mit Wasser in Berührung kommt und im Gegenzug, wie schlecht (Zitat: „...ich fühle mich wie ein Fisch auf dem Trocknen.“) wenn sie außerhalb des Wassers sein muss, glaubt sie daran, dass sie zum Volk der Wasserelfen gehört. Auch lernt sie das Element Wasser und seine Magie für sich zu nutzen. Charlie will sich von seiner Mutter los sagen, was in einem großen Kampf endet, bei dem Damina stirbt. Zu Hilfe eilen hierzu Thalia – Naturas Mutter – und Aurora eine Lichtelfe, die schon von frühester Kindheit an, im Umfeld von Natura zu finden war.
Natura und Charlie empfand ich als sympathische Helden, die sich stetig weiter entwickelt haben, erwachsener wurden. Aber auch in Damina konnte ich mich gut hineinversetzen. Trotz allem Bösen, das sie verursachte, war es dennoch so, dass ich ihre Handlungsweisen nachvollziehen konnte. Es war für mich verständlich, warum sie tat, was sie tat. Und ein kleines bisschen schade finde ich, dass sie starb.
Thalia tritt erst sehr spät in die Geschichte ein, aber sie ist die notwendige, glaubwürdige Person, die Natura endgültig sagt, worin ihre Bestimmung liegt. Ich mag Thalia, weil sie Ruhe ausstrahlt.
Schreibstil
Der Schreibstil von Ela Bellcut ist flüssig und leicht zu lesen. Ich mag die Vergleiche mit denen sie beschreibt. Es ist bisweilen humorvoll, aber manchmal dient es auch einfach nur dazu, die Bilder, die man im Kopf hat, zu verstärken. Es gelingt ihr generell sehr gut, gewaltige Bilder im Kopf zu produzieren. Insbesondere die Kampfszenen waren so temporeich beschrieben, dass man den Lärm quasi hören konnte. Lärm, der z.B. durch tosendes Wasser entsteht, wenn eine Wasserelfe ihre Magie einsetzt.
Durch die vielen unterschiedlichen Vergleiche hatte ich auch das Gefühl, dass die Bilderwelt im Kopf sehr bunt und anschaulich war, das machte es interessant und ich wollte weiter lesen.
Auch gelingt es der Autorin hervorragend die unterschiedlichen Magien zu beschreiben. Jede für sich hat ihre Eigenarten, benötigt verschiedene Elemente und trotzdem hatte ich nie den Eindruck, dass eine wichtiger sei als die andere.
Manchmal bedient sich Ela Bellcut der Jugendsprache. So ist das Wasser eben arschkalt. Das gefiel mir richtig gut, weil es einfach in die Geschichte passt. Da reden Jugendliche miteinander und nicht Professoren auf einem Kolloquium und das kam so herrlich zum Ausdruck.
Setting
Die schottischen Inseln sind perfekt für eine solche Geschichte! Die raue Landschaft, das Meer, die Burgen und Schlösser, die es dort ja reichlich gibt. All das hat Ela Bellcut genutzt, um eine Atmosphäre zu schaffen, die anders nicht hätte sein können – jedenfalls hatte ich diesen Eindruck. An mancher Stelle hätte ich mir ein paar Details mehr gewünscht z.B. als Natura und Charlie in der Bibliothek waren, in der sie nicht hätten sein dürfen. Denn diese Bibliothek muss riesig gewesen sein. Aber insgesamt konnte ich mir immer gut vorstellen, wie etwas aussieht, sogar wie das Meer riecht und sich anfühlt.
Auch die Unterwasserwelt ist schön beschrieben. Die Möglichkeit dort Briefe zu schreiben indem man sich einer Muschel und Tintenfischtinte bedient, fand ich großartig. Bedingt durch den Verlauf der Geschichte, kam diese Welt erst am Ende des Buches zum Tragen und ich hoffe sehr, dass hier in den späteren Teilen noch mehr Einblicke erfolgen werden.
Die Unterschiedlichkeit des Fühlens für die verschiedenen Figuren hat die Autorin perfekt beschrieben. Während Natura das Wasser als belebend wahrnimmt, benötigt Charlie eine Luftblase, in der er leben kann. Natura kann im Wasser sehr gut sehen, während für Charlie alles dunkel ist usw.
Ela Bellcut verbindet Realität mit Fiktion indem sie reale Vorkommnisse in ihrer Welt erklärt. So sind es die Wasserelfen, die dafür sorgen, dass Menschen, die nicht sorgsam mit der Umwelt umgehen, verschwinden. Ich finde die Idee super und freue mich darauf, mehr davon zu lesen.
Fazit
Ein tolles Buch in dem die Geschichte zweier Menschen erzählt wird, die bis vor kurzem noch gar nichts voneinander wussten, nun aber durch das Seelenband miteinander verbunden sind. Sie fühlen es, bevor sie es wissen. Sie gehören zusammen und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Dabei sind die Hürden unerheblich. Mit rasanten Wortfolgen gelingt es der Autorin eine Welt zu erschaffen, die nie langweilig wird, in der man die Figuren – gut oder böse – mögen muss und in der man herrlich mitfiebern kann. Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Teil, der Anfang des kommenden Jahres herauskommen soll.
Jeder der mit Fantasy etwas anfangen kann, wird dieses Buch lieben! Von mir gibt es deshalb 5 von 5 Sternen.