Eine Dystopie abseits des Mainstreams
Die Geschichte der schweigenden FrauenZugegeben: Ginge es nur nach dem Cover, hätte ich wohl nie zu diesem Buch gegriffen. Es strahlt für meinen Geschmack etwas Altbackenes aus, obwohl ich es gleichzeitig auch toll finde, dass hier mal ein ...
Zugegeben: Ginge es nur nach dem Cover, hätte ich wohl nie zu diesem Buch gegriffen. Es strahlt für meinen Geschmack etwas Altbackenes aus, obwohl ich es gleichzeitig auch toll finde, dass hier mal ein anderer Ansatz gewählt wurde. Dennoch bin ich der Meinung, dass es eventuell etwas an der Zielgruppe vorbeigeht.
Warum ich das Buch trotzdem gelesen habe? Nun, zunächst einmal hat mich der Klappentext neugierig gemacht und als ich dann die ersten Seiten las, war ich direkt so in der Geschichte von Sabine drin, dass ich weiterlesen musste. Tatsächlich war "Die Geschichte der schweigenden Frauen" für mich eine überraschende und überraschend andere Dystopie, die sich von den ganzen massentauglichen Geschichten, die seit "Die Tribute von Panem" auf den Markt geschwemmt wurden, abhebt. Es ist wie die erwachsene, realistischere und weniger romantisierte Version von all den anderen Dystopien.
Das Setting und die Rahmenbedinungen, in dem die Geschichte spielt, haben mir sehr gut gefallen und waren - bis auf einen Punkt - für mich nachvollziehbar. Was ich leider nicht ganz verstanden habe, ist, warum eine Gruppe Frauen, die sich in einer Welt, in der Frauen einerseits wie das höchste Gut, andererseits aber auch wie möglichst gebärfreudige Spielzeug der Männer behandelt werden, in ihrer "Rebellion" dazu entschließt, sich trotzdem den Männern ja fast schon unterwürfig zu machen, obwohl es sicher auch andere Wege gegeben hätte, um an Geld und Nahrung heranzukommen. Hier fehlte mir etwas die logische Erklärung dafür.
Vom Schreibstil und Spannungsgrad hingegen war ich sehr begeistert, die Autorin weiß, wie sie ihre Leser in den Bann ziehen kann. Die unterschiedlichen Perspektiven, die eingenommen werden, waren für mich alle sehr schlüssig und jeder Charakter hatte seine eigene Stimme. Bei den Figuren fand ich es sehr schön, dass keiner hier pauschal "gut" oder "böse" war, sondern diese Grauzonen entstanden, die die Figuren noch einmal interessanter machten.
Insgesamt ist "Die Geschichte der schweigenden Frauen" ein sehr empfehlenswertes Buch und eine Erleichterung für jeden, der mal wieder Lust auf eine Dystopie hat, die aber abseits des Mainstreams und der 0-8-15-Plots liegt.