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Veröffentlicht am 09.02.2021

Inkompetentes Ermittlerteam

Pralinen des Todes
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Der Kriminalfall als solches hätte durchaus ein gewisses Potential: Marc Bergmann hat ein abwechslungsreiches Liebesleben. Dennoch fällt seine Frau aus allen Wolken, als er ihr eines Morgens mitteilt, ...

Der Kriminalfall als solches hätte durchaus ein gewisses Potential: Marc Bergmann hat ein abwechslungsreiches Liebesleben. Dennoch fällt seine Frau aus allen Wolken, als er ihr eines Morgens mitteilt, dass es sich scheiden lassen möchte. Am selben Abend trifft er sich mit seiner Verlobten zu einem romantischen Abendessen, bei dem er ausgerechnet von seinen Schwiegereltern gesehen wird. Nur Stunden später wird seine Leiche auf einer Parkbank gefunden – offenbar vergiftet. Dies ruft Inspektor Quentin Neuner, seine Kollegin Charlie Renner und den Staatsanwalt Dr Lukas Steiner auf den Plan.

Und hier beginnen die Probleme: Ich habe selten einen Krimi mit einem so inkompetent wirkenden und unlogisch agierenden Ermittlerteam gelesen.
Beispiel: Obwohl auf Seite 71 erstmals erwähnt wird, dass sich das Gift wohl in Pralinen befand, kommt erst auf Seite 239 jemand auf die Idee, dass man mal herausfinden sollte, welche Pralinen Marc Bergmann besonders gerne gegessen hat.
Dafür sind die Ermittler die ganze Zeit über geradezu zwanghaft darauf fixiert, die Alibis sämtlicher Verdächtigen wieder und wieder durchzugehen und zu überprüfen. Ohne dabei zu bedenken, dass das Opfer die vergifteten Pralinen bereits Stunden, wenn nicht Tage oder Wochen vor seinem Tod erhalten haben kann. Und dass bei vergifteten Lebensmitteln immer die Möglichkeit besteht, dass es sich letztlich um ein zufälliges Opfer handelt, dass der Anschlag beispielsweise der ganzen Familie galt oder eventuell sogar dem Hersteller der Pralinen. Weswegen gar noch weitere vergiftete Pralinen im Umlauf sein könnten.
All dies wird jedoch nicht einmal in Erwägung gezogen.
Stattdessen finden sich seitenlange Gespräche, die sich mehr oder weniger im Kreis drehen oder nur bereits Bekanntes noch mal rekapitulieren.

Dass ich dennoch zwei Sterne vergebe, liegt daran, dass doch etwas Spannung aufgebaut wird und es in Familie und Umfeld des Opfers interessante Dynamiken gibt. Man hätte aber wie gesagt mehr daraus machen können.
Auch der Schauplatz Salzburg wird im Vergleich zu anderen Regionalkrimis nicht besonders gut in Szene gesetzt.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

An sich interessante Geschichte langatmig erzählt

Rebell der Krone
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Nicht nur weil „Braveheart“ einer meiner Lieblingsfilme ist, finde ich die schottische Geschichte faszinierend und bei Robert Bruce handelt es sich zweifellos um eine interessante historische Persönlichkeit. ...

Nicht nur weil „Braveheart“ einer meiner Lieblingsfilme ist, finde ich die schottische Geschichte faszinierend und bei Robert Bruce handelt es sich zweifellos um eine interessante historische Persönlichkeit.
Aber – und damit komme ich gleich zum Kern des Problems – kaum jemand hatte ein so interessantes Leben, dass es wirklich sinnvoll ist, ihm drei Romane mit jeweils über 600 Seiten zu widmen.

Dieser erste Teil der Trilogie befasst sich im Wesentlichen mit der Zeit von 1286 (Tod des schottischen Königs Alexander) bis 1299. Dabei wird vor allem Roberts Leben in (zu) großer Ausführlichkeit dargestellt. Zahlreiche Kapitel werden aber auch aus anderen Perspektiven erzählt.
Die Leser erleben beispielsweise Roberts Konflikte mit seinem Vater, seine Bewunderung für seinen Großvater und seine ständigen Zweifel, ob der von ihm eingeschlagene Weg der richtige ist und wie er einander widersprechenden Eiden gerecht werden kann.

Normalerweise mag ich es, wenn in historischen Romanen viel echte Geschichte vorkommt. Hier war es mir aber doch zu viel. Es treten gefühlt hunderte Angehörige des schottischen und englischen Adels auf, die meist nur oberflächlich vorgestellt werden, sodass es mir schwerfiel, mich bei den vielen Namen zurecht zu finden und sie auseinander zu halten.
Das Ganze wird streckenweise sehr langatmig geschildert. Außerdem nehmen Kampfesszenen für meinen Geschmack zu viel Raum ein.
Trotz der weitschweifigen Beschreibungen konnte ich jedoch keine richtige Verbindung zu dem Protagonisten aufbauen. Seine Gedanken und Handlungen werden zu abstrakt beschrieben, er wirkt eher wie ein Idealtypus als wie ein echter Mensch, weshalb ich mich nicht gut in ihn hineinversetzen oder mit ihm mitfühlen konnte.

Wenngleich man der Autorin zugutehalten muss, dass sie wohl gründlich recherchiert und sich eines spannenden Themas angenommen hat, konnte mich dieser Roman daher nicht recht überzeugen.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Ein paar anregende Gedanken, großteils jedoch einseitig und wiederholend

Sprache und Sein
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Die Inhaltsangabe dieses Buches klingt vielversprechend und tatsächlich enthält es einige interessante Bemerkungen, beispielsweise dazu, wie die Sprache, die wir verwenden, uns beeinflusst, welche Auswirkungen ...

Die Inhaltsangabe dieses Buches klingt vielversprechend und tatsächlich enthält es einige interessante Bemerkungen, beispielsweise dazu, wie die Sprache, die wir verwenden, uns beeinflusst, welche Auswirkungen Mehrsprachigkeit hat oder wie Ausgrenzung auf verschiedenen Ebenen funktioniert.
Ein zu großer Teil besteht jedoch aus Gejammer darüber, wie schlecht gewisse Bevölkerungsgruppen doch behandelt würden, oder aus Selbstbeweihräucherungen der Autorin. Sie erweckt den Eindruck, als seien sie bzw die Leute, die ihre Ansichten teilen, als einzige zu konstruktiven Diskussionen bereit, während ihre „Gegner“ nur darauf aus sind, andere niederzumachen. Wirkliche Lösungen für die aufgezeigten Probleme hat sie allerdings selten anzubieten.
Generell ist die Darstellung sehr einseitig, abweichende Argumente werden kaum thematisiert. Dazu kommt noch, dass die im Grunde immer gleichen Aussagen ständig wiederholt werden, sodass weniger echter Inhalt vorhanden ist als es die 200 Seiten erwarten ließen.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Alternative Geschichtsschreibung mit unglaubwürdigem Resultat

Der Komet
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Hannes Stein entwirft hier seine Version einer Welt, und dabei insbesondere Österreich-Ungarns, in welcher das Attentat auf Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo nicht stattgefunden hat.
Nach Meinung ...

Hannes Stein entwirft hier seine Version einer Welt, und dabei insbesondere Österreich-Ungarns, in welcher das Attentat auf Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo nicht stattgefunden hat.
Nach Meinung des Autors hat es dann nicht nur weder den Ersten noch den Zweiten Weltkrieg gegeben, sondern Kriege sind generell praktisch abgeschafft, die Donaumonarchie gibt es noch immer und sie hat einen allgemein akzeptierten Ausgleich zwischen ihren verschiedenen Völkern gefunden. Alles könnte in schönster Harmonie dahinexistieren, wäre da nicht ein heimtückischer Komet, der geradewegs auf die Erde zurast und voraussichtlich in der Nähe Wiens einschlagen wird. Entdeckt wurde dieser Himmelskörper mittels eines Teleskops auf dem Mond, der längst besiedelt und beliebtes Reiseziel ist.

Dass der erste Mondflug in den 1940er-Jahren stattfindet, E-Mails (die – da die USA ein rückständiges Land sind und es somit keine Anglizismen gibt – als „Elektropost“ bezeichnet werden) aber dennoch erst um das Jahr 2000 herum erfunden werden, ist nur eines der Dinge, die in dem hier entworfenen Szenario unlogisch oder unrealistisch scheinen. Generell gibt es keine nachvollziehbaren Kriterien, warum manches sich ähnlich zugetragen hat wie in Wirklichkeit, anderes wiederum so gar nicht, und die Protagonisten zeigen eine seltsame Mischung aus altmodischen und hypermodernen Verhaltensweisen. (Als ob beispielsweise der Antisemitismus erst durch den Ersten Weltkrieg entstanden wäre und ohne diesen daher alle Religionsgemeinschaften einträchtig zusammenleben würden.)

Schon der kreierte Hintergrund ist also fragwürdig, noch problematischer ist aber, dass es keine echte Handlung gibt. Zwar werden ein paar spannende Situationen konstruiert, auf die jedoch immer nur Schlaglichter geworfen werden, und es treten einige interessante Figuren auf, derer allerdings (angesichts der weniger als 300 Seiten Text) zu viele sind, als dass man mit ihnen warm werden und infolgedessen mit ihnen mitfiebern könnte.
Außerdem wurde der Roman erkennbar für Deutsche geschrieben. Dass häufig Begriffe oder Zusammenhänge erklärt werden, die Österreicher ohnehin kennen (sollten), ging mir doch zunehmend auf die Nerven.

Obwohl dieses „Was wäre gewesen, wenn ...“-Spiel auch ein paar faszinierende Aspekte aufweist, konnte mich das Buch daher insgesamt nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 11.07.2019

Langweilige und unglaubwürdige Geschichte rund um Anne Boleyn

Die Magdalena-Verschwörung
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Ich habe die anderen Teile der Magdalenen-Reihe noch nicht gelesen. Die Inhaltsangabe dieses Romans klang aber vielversprechend. Anne Boleyn ist sicher eine interessante historische Persönlichkeit und ...

Ich habe die anderen Teile der Magdalenen-Reihe noch nicht gelesen. Die Inhaltsangabe dieses Romans klang aber vielversprechend. Anne Boleyn ist sicher eine interessante historische Persönlichkeit und die Verbindung mit einer Mordserie ließ auf einige Spannung schließen.
Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, einem aus der Vergangenheit und einem in der Gegenwart. Wobei jedoch, wie aus dem Impressum hervorgeht, die Gegenwartshandlung im amerikanischen Original nicht vorkommt – wohl aus gutem Grund.
Dieser Teil dreht sich hauptsächlich um die Autorin Maureen Paschal, die bestrebt ist, verleumdete oder missverstandene Frauen der Geschichte zu rehabilitieren. In einem alten Chateau findet sie Tagebücher und Briefe von Anne Boleyn, die ein neues Licht auf diese umstrittene Person werfen sollen.
Daneben kommen noch ein paar Mordfälle vor, die aber eine weitaus geringere Rolle spielen, als es die Inhaltsangabe suggeriert.
Die Entlarvung des Täters einschließlich eines „dramatischen“ Showdowns am Ende ist dann nicht einfach nur unrealistisch, sondern wirkt komplett an den Haaren herbeigezogen und lässt außerdem zahlreiche Fragen offen.

Der in der Vergangenheit angesiedelte Teil hat mir zumindest am Anfang besser gefallen. Er folgt dem Lebensweg der Anne Boleyn, beginnend im Jahr 1513, wo sie Hofdame und Lieblingsschülerin der mächtigen Margarete von Österreich ist.
Im Lauf der Zeit wird sie immer mehr in einen geheimnisvollen Orden involviert, der Maria Magdalena verehrt und es sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt der Religion zu reformieren.
Leider driftet dieser Handlungsstrang zunehmend in endlose mystische und spirituelle Ergüsse ab. Tatsächlich interessante Ereignisse werden dagegen oft nur kurz abgehandelt. Auch wirken die enormen Ausmaße, die dieser Orden gehabt haben soll, unglaubwürdig.

Generell habe ich den Eindruck, dass die Autorin zu viele Themen und Handlungselemente in das Buch packen wollte und sich dabei gerade auf die falschen konzentriert.
Sogar an sich gute Ansätze wie etwa der Hinweis darauf, dass (mächtige) Frauen von der Geschichtsschreibung oft ungerecht behandelt werden, gingen mir irgendwann auf die Nerven, weil sie ständig holzhammer-mäßig wiederholt werden.
Weiters hat sie diverse Anleihen an Dan Brown genommen, wie eben der „Geheimbund“ und es gibt auch eine Stelle, an der ein Gemälde interpretiert wird (was dann jedoch keine große Bedeutung für den weiteren Verlauf des Geschehens hat).

Alles in allem ist der Funken nie richtig übergesprungen, es wird keine echte Spannung aufgebaut und die meisten Protagonisten, insbesondere Maureen, sind so farblos gezeichnet, dass ich keine rechte Beziehung zu ihnen aufbauen und nicht mit ihnen mitfühlen konnte. Der Inhalt ist über weite Strecken langweilig und/oder unglaubwürdig.
Man kann dieses Buch daher definitiv nicht als Thriller bezeichnen. Doch auch als normaler bzw historischer Roman wäre es bestenfalls mittelmäßig. Ich könnte mir vorstellen, dass Leute, die sich gerne mit spirituellen Themen oder Verschwörungstheorien von mehr als zweifelhaften Wahrheitsgehalt befassen, einen gewissen Spaß daran haben.
Für mich war es leider nichts.

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