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Venatrix

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Veröffentlicht am 02.01.2020

Gute Krimiunterhaltung

Sautanz
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Dies ist der zweite Fall für das unkonventionelle Ermittlerpaar Dorothea „Dorli“ Wiltzing und Wolfgang „Lupo“ Schatz. Sie, die Gemeindesekretärin und er, ein Privatdetektiv mit wenigen Aufträgen.

Dieser ...

Dies ist der zweite Fall für das unkonventionelle Ermittlerpaar Dorothea „Dorli“ Wiltzing und Wolfgang „Lupo“ Schatz. Sie, die Gemeindesekretärin und er, ein Privatdetektiv mit wenigen Aufträgen.

Dieser Krimi beginnt mit Urlaubsfeeling: Dorli und Lupo unternehmen eine Segeltour auf dem „Meer der Wiener“, dem Neusiedler See, die durch ein eigentümliches Schaben am Bootsrumpf ein jähes Ende findet. Eine im Wasser treibende Leiche verursacht das Geräusch. Die herbeigerufene Polizei qualifiziert den Todesfall recht flott als Unfall. Doch daran wollen Beat Eberli, der Freund des Toten, und auch Dorli und Lupo nicht so recht glauben.
Beat beauftragt Lupo, den Tod seines Freundes Erich zu untersuchen.
Bei den Recherchen gibt es kaum Negatives über den Toten zu erfahren. Der Heiligenschein, den ihm die Nachwelt flicht, ist beinahe schon peinlich. Ein Saubermann durch und durch? Erst als ein winzig kleiner Fleck auf der scheinbar makellosen weißen Weste auftaucht, kommt Bewegung in den Fall, der nun doch die Polizei interessiert.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der erste für mich aus der inzwischen auf vier Bände angewachsenen Krimireihe.

Schon die Charakter Dorli und Lupo sind recht amüsant. Dorli fährt Ka-wasaki und hat einen Berner Sennenhund namens Idefix. Lupo ist eher eine verkrachte Existenz, der aus Geldsorgen nicht nur jeden Ermittlerauftrag annimmt, sondern auch fallweise als Regalbetreuer oder Türsteher jobbt.

Auch als Rand- bzw. Nebenfiguren gibt es noch weitere kauzige Gestalten. Da ist zum einen Bürgermeister Kofler, der um seine Wiederwahl fürchtet, denn ein eventueller Nachfolger könnte seine Malversationen bzw. unsauberen Geschäfte aufdecken. Auch Koflers Freundin Barbara Schöne, blond und blöd wie Haferstroh, aber mit zwei ansehnlichen Talenten ausgestattet, gibt der Geschichte einen humorvollen Anstrich. Dorli hat mit „der Schönen“ so ihre liebe Not, denn sie macht sich als Angestellte im Gemeindeamt breit, allerdings nur, um ihrem Gspusi ganz nah zu sein.

Ach ja, dann haben wir noch einen Ermittler aus der Oberösterreich, der dann auf Dorlis Bestreben hin im Burgenland ermittelt. Der spielt im ersten Fall („Saupech“) eine bedeutende Rolle und wird von Dorli mit aktuellen Infos „angefüttert“ und zum „Mitmachen“ animiert. Da muss ich ein wenig Kritik üben, denn bei uns in Österreich wird penibel auf die örtliche Zuständigkeit geachtet. Nun gut, buchen wir das unter „dichterische Freiheit“.

Dass bei den Ermittlungen von Dorli und Lupo nicht alles so ganz glatt läuft, versteht sich von selbst. Und so findet sich Dorli betäubt im Kofferraum eines Autos wieder.

Der Schreibstil ist locker, flockig und flüssig. Die Autorin beweist schwarzen Humor und das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz.
Für alle, des österreichischen Idioms Unkundigen, gibt es dann noch ein Glossar als Übersetzungshilfe.

Fazit:

Ein Regionalkrimi aus Österreich, der mich gut unterhalten hat. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Düster, derb und gewalttätig - London im 19. Jh.

Arrowood - Die Mördergrube
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Dies ist der zweite Fall für Privatschnüffler William Arrowood und seinem Assistenten Barnett im Viktorianischem London.
Nach wie vor hadert Arrowood damit, dass Sherlock Holmes seine Fälle aufklärt und ...

Dies ist der zweite Fall für Privatschnüffler William Arrowood und seinem Assistenten Barnett im Viktorianischem London.
Nach wie vor hadert Arrowood damit, dass Sherlock Holmes seine Fälle aufklärt und diese spektakulär in Szene setzt. Die Gazetten sind voll des Lobes und er, Arrowood hat gerade so sein Auskommen.

Diesmal soll er dem Verbleib einer jungen Frau nachgehen, die nach ihrer Verheiratung jeglichen Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen hat. Dies scheint ein einfacher Fall zu sein, denn die Adresse und der Name des Ehemanns sind bekannt.

Doch es wäre nicht Mick Finlay, würde sich dieser Auftrag als simpel entpuppen.

Arrowood und Barnett stoßen auf einige Ungereimtheiten sowohl bei den Auftraggebern als auch auf der Farm. Bei näherer Betrachtung der Umstände, stechen sie in ein Wespennest von Korruption und Betrug rund um eine Nervenheilanstalt.

Die Hartnäckigkeit, mit der Arrowood seinen Ermittlungen nachgeht führt letztlich zum Erfolg, wenn auch ein wenig anders als erwartet.

Meine Meinung:

Das Thema hat mir, obwohl gruselig sehr gut gefallen. Im 19. Jahrhundert ist der Umgang mit behinderten oder in ihrer Entwicklung retardierten Menschen grausam. Man sperrt sie weg oder verwendet sie als Arbeitssklaven und nimmt ihren frühen Tod durch Mangelernährung und Überarbeitung billigend in Kauf.

Nicht so gut hat mir die Entwicklung, William Arrowood seit dem ersten Fall nimmt, gefallen. Er entpuppt sich als grantiger Mann, der auch vor Tätlichkeiten nicht zurückschreckt. Selbst Assistent Barnett (der Ich-Erzähler) ist davor nicht gefeit. Auch Arrowoods Konsum von Schnaps, Laudanum und in Wein aufgelöstem Kokain ist überdurchschnittlich. Seine Kopfschmerzen am Tag danach auch.
Arrowood kann es weder verwinden, dass Sherlock Holmes eine gute Presse erhält, noch, dass ihm seine Frau davongelaufen ist. Also mich wundert das nicht - siehe vorhin.

Schaurig, aber durchaus authentisch sind die Lebensumstände der Menschen, wenn sie nicht gerade der Upper Class angehören, beschrieben. Diesmal ist fast alles schmutzig, derb, depressiv und gewalttätig. Wenig Aussicht auf Hoffnung und Verbesserung.

Fazit:

Ein düsteres Kapitel der englischen Geschichte. Gerne gebe ich hier 4 Sterne und hoffe auf eine Verbesserung von Arrowoods Lebenssituation.

Veröffentlicht am 26.06.2019

Wer Elliot Rosenzweig wirklich?

Hannah und ihre Brüder
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Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Chicago kommt es zu einem Eklat: Der reiche und bekannte Bürger Elliot Rosenzweig wird von Ben Salomon bedroht und beschuldigt, der NS-Scherge Otto Piontek und ...

Auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Chicago kommt es zu einem Eklat: Der reiche und bekannte Bürger Elliot Rosenzweig wird von Ben Salomon bedroht und beschuldigt, der NS-Scherge Otto Piontek und für den Tod von hunderten Juden zu sein.

Ben und Otto verbindet eine gemeinsame Kindheit in Polen, denn Otto war Bens Ziehbruder.

Im Chicago von heute droht Ben ein Gerichtsverfahren und so soll Catherine Lockart, eine junge Anwältin, gedrängt von ihrem Freund, dem Privatermittler Liam Taggart, sich der Sache annehmen. Catherine ist zu Beginn von Bens Geschichte nicht wirklich überzeugt, doch je länger Ben erzählt, desto tiefer fällt die Anwältin in die Vergangenheit hinein.

Meine Meinung:

Diese Geschichte ist durchaus realistisch geschildert. Das Thema, „wie viele Nazi-Verbrecher haben durch die Annahme einer falschen Identität sich aus der Verantwortung stehlen können?“, ist längst noch nicht aufgearbeitet.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, auch wenn ich mich manchmal über die selektive Wahrnehmung so mancher Protagonisten geärgert habe. Auffällig sind, vor allem die Lücken im Geschichtswissen der Amerikaner. Sie treten auch bei der Anwältin Catherine Lockart offen zutage. So hätte sie gleich zu Beginn die tätowierte Häftlingsnummer von Elliot Rosenzweig überprüfen lassen sollen. Denn, diese Tätowierungen sind „sprechende Nummern“. Aus der Buchstaben/Zahlenkombination lässt sich herausfinden, in welchem KZ die Betroffenen erstmals registriert wurden. Hier muss man, bei allem Grauen, die deutsche Gründlichkeit loben, denn ein großer Teil dieser Listen existiert heute noch. Damit hätte sie sich jede Menge Unannehmlichkeiten und leere Kilometer erspart.

Bei der Beschreibung der Charaktere bin ich ein bisschen ambivalent. Ben ist für mich absolut glaubwürdig. Bei Catherines Darstellung als toughe Anwältin habe ich so meine Zweifel. Sie hat Lebenskrisen hinter sich und ist zutiefst verunsichert. Auch ihr Verhältnis zu Liam Taggart ist für mich persönlich nicht ganz rund. Taggart breitet, ohne Catherines Wissen, ihr Leben vor Ben, einem Wildfremden aus. Ich halte das für einen großen Vertrauensbruch.

Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen tragen Ben, Catherine und Liam zusammen, um Eliott Rosenzweig zu überführen. Warum Catherine und Liam sich erst sehr spät mit Frau Rosenzweig beschäftigen, ist mich ein wenig unverständlich. Eine Ehefrau zu überprüfen, wäre für mich ein Gebot der ersten Stunde.

Der Erzählstrang der Gegenwart wirft ein interessantes Licht auf die Arbeit von Anwälten und Gerichten Amerikas, worüber ich zugegebenermaßen wenig weiß.

Gut gelungen ist der Erzählstrang, der in Polen spielt und die Geschichte von Ben Salomon und seinem Ziehbruder Otto Piontek. Die Verwandlung des kleinen Otto, der von seiner (deutschen) Mutter vernachlässigt wurde und von der jüdischen Familie Salomon trotz aller widrigen Umstände groß gezogen wurde, bis hin zum NS-Schergen, ist detailreich geschildert. An mancher Stelle hätte Otto noch „abbiegen“ können, doch sein Geltungsbedürfnis war scheinbar höher als seine Moral.

Eine kleine Kritik muss ich wegen des deutschen Titels anbringen. Mir gefällt der englische besser. Man hätte diesen mit „Einst waren sie Brüder“ etwas griffiger übersetzen können.

Fazit:

Ein interessanter Roman, der wieder einmal deutlich macht, wie nah Recht und Unrecht beieinander liegen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Guter Krimi für den Urlaub

Juister Mohn
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KHK David Büttner will mit seiner Frau auf Urlaub fahren und sitzt auf bereits gepackten Koffern, als ihn der Anruf seiner Dienststelle ereilt. Urlaub hin oder her, der Dienst ruft: Ein unklarer Todesfall, ...

KHK David Büttner will mit seiner Frau auf Urlaub fahren und sitzt auf bereits gepackten Koffern, als ihn der Anruf seiner Dienststelle ereilt. Urlaub hin oder her, der Dienst ruft: Ein unklarer Todesfall, nein eigentlich zwei, weil auf der Insel Juist hat man ein Pärchen tot aufgefunden. Ein Unglück mit zu viel Rauschgift, Selbstmord oder doch Mord?
Das ist hier die Frage, der Büttner diesmal ohne seinen Kollegen Hasenkrug nachgehen muss. Nicht nur, dass Büttner mit einer ihm fremde Kollegin, kommt erschwerend hinzu, dass die tote junge Frau, die Nichte des Staatsanwaltes ist und der diskretes Vorgehen einfordert.
Da es in ihrem Einzugsgebiet Kiel einen ähnlichen Doppelmord gegeben hat, wird Büttner die KHK Lena Lorenzen zugeteilt. Gemeinsam ermitteln sie nun auf der Insel Juist.
Mit einer schnellen Auflösung ist leider nicht zu rechnen, da die Inselbewohner ein schweigsamer Menschenschlag ist. Und selbst, wenn es gelänge, den Tod des Pärchens rasch aufzuklären, Büttner und Lorenzen sitzen auf Grund eines Orkanes auf Juist fest.

Meine Meinung:

Ich kenne Elke Bergsmas Ermittler-Duo Büttner und Hasenkrug. Diese beiden sind, wie ein Ehepaar, ein eingespieltes Team. Und so wundert es nicht, dass David Büttner, ein eher phlegmatischer, an gutem Essen interessierter Ermittler, mit der jungen, quirligen Kommissarin aus Kiel so seine liebe Not hat.
Lena Lorenzen hingegen geht der bedächtige, manchmal verschrobene Büttner ziemlich auf die Nerven. Doch es nützt nichts, sie müssen hier zusammenarbeiten.

Der Fall erweist sich als kniffelig. Nichts ist, wie es scheint. Nach einigen Fährten, die allesamt in Sackgassen münden, fällt eine Bemerkung, die die beiden Ermittler doch noch zur Enttarnung des Täters führen. Der ist gut versteckt, doch seine Präsenz, hat mich recht bald auf seine Spur gebracht.

Ein bisschen ist mir Büttners üblicher Partner Hasenkrug abgegangen, der sonst immer weiß, was Büttner will oder braucht. Doch dank moderner Kommunikationsmittel recherchiert Hasenkrug im heimatlichen Emden und versorgt die beiden Kommissare mit relevanten Informationen.

Bin neugierig, ob es eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit geben wird. Die beiden doch unterschiedlichen Charaktere, Büttner und Lorenzen, haben sich letzten Endes doch zusammengerauft und diesen komplexen Fall gelöst.

Fazit:

Ein gelungener Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Ein gelungenes Krimi-Debüt

Der Tod gibt Autogramme
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Die Radiomoderatorin Dagmar Hager hat ihren ersten Krimi geschrieben.

Worum geht’s?

Die (Klatsch)Reporterin Lilly bewegt sich seit Jahren im Dunstkreis der Reichen und Schönen. Auch die Welt des Showbusiness ...

Die Radiomoderatorin Dagmar Hager hat ihren ersten Krimi geschrieben.

Worum geht’s?

Die (Klatsch)Reporterin Lilly bewegt sich seit Jahren im Dunstkreis der Reichen und Schönen. Auch die Welt des Showbusiness ist ihr gut bekannt. Dass hier nicht immer alles Gold ist was glänzt, muss sie am eigenen Leib erfahren. Trotz aller Vorsicht beginnt sie eine Affäre mit dem aufstrebenden Filmstar Georg Speltz. Sie gerät ins Scheinwerferlicht und eine Welt der Intrigen. Bald ist nicht mehr klar, wer Freund oder Feind ist. Auch Georgs Agentin Constanze spielt eine undurchsichtige Rolle.

Als sie Speltz zu einem Dreh nachreist, ertappt sie ihn mit einer Prostituierten, die wenig später tot in seinem Hotelzimmer liegt. Die Frau wird nicht die einzige Leiche auf Georgs Weg an die Spitze bleiben.


Meine Meinung:

Dagmar Hager ist ein durchaus fesselndes Krimi-Debüt gelungen. Zwischen offensichtlichen Fakten bleibt genügen Raum für Spekulationen aller Art.

Georg Speltz ist ein ziemlicher Ungustl, der auf seinem Weg nach oben, buchstäblich über Leichen geht.
Lilly ist zu Beginn eine unbedarfte Reporterin, die sich nach und nach in dem geschickt ausgeworfenen Netz von Intrigen verfängt. Nur, wer ist der Urheber? Und was hat Georgs Vergangenheit, die er vor Lilly zu verbergen versucht, damit zu tun?

Fazit:

Ein gut gelungenes Krimi-Debüt, dass es zu lesen lohnt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.