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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2020

Leider nur mit der leichten Nadel gestrickt

Die Zerbrechlichkeit des Herzens
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Während Sonja nach einem schlimmen Unfall im Krankenhaus liegt, stirbt ihre Großmutter Amalie. Ein halbes Jahr später, nachdem sie sich von ihrem kontrollierenden Ehemann getrennt hat, steht Sonja in dem ...

Während Sonja nach einem schlimmen Unfall im Krankenhaus liegt, stirbt ihre Großmutter Amalie. Ein halbes Jahr später, nachdem sie sich von ihrem kontrollierenden Ehemann getrennt hat, steht Sonja in dem Haus ihrer Oma, das diese ihr vermacht hat und versucht, ihre Wunden zu lecken und nach vorn zu schauen. Während sie sich dort häuslich einrichtet, findet Sonja im Atelier ihrer Großmutter neben gefertigten Schmuckstücken und getöpferten Gegenständen auch einen ungewöhnlichen Teller, der eine Widmung aufweist. Nachdem sie von ihrer alten Jugendfreundin Dani psychisch wieder aufgebaut wurde, macht sich Sonja daran, das Geheimnis um den alten Teller zu lüften und findet dabei heraus, dass ihre Oma sich während des Krieges mit einem Blick in seine blauen Augen in den französischen Zwangsarbeiter Georges verliebt hat. Doch was hat es mit dem Teller auf sich?
Sylvia Benesch hat mit „Die Zerbrechlichkeit des Herzens“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser mit einem simplen, flüssigen und gefühlvollen Schreibstil durch die Geschichte führt und ihn an Sonjas Erlebnissen teilhaben lässt. Fehlende Spannungsmomente lassen die Geschichte t mehr oder weniger vor sich hinplätschern und oftmals hat man das Gefühl, alles schon einmal in einem anderen Roman gelesen zu haben, was ein Gefühl von Langeweile und Vorhersehbarkeit auftreten lässt. Es fehlt hier eindeutig nicht nur an historischem Bezug, sondern auch an überraschenden Wendungen, die eine gewisse Spannung erzeugen und den Leser zu fesseln wissen.
Die Charaktere sind ebenso simpel gestrickt und können nicht überzeugen, wirken sie doch durchweg blass, so dass der Leser auf Abstand gehalten wird. Durch die fehlende Nähe kann der Leser nicht mitfiebern und durchlebt die Erlebnisse der Protagonisten eher gleichgültig. Sonja wirkt für ihr Alter noch recht naiv und unbedarft. Sie lässt sich für lange Zeit von einem kontrollsüchtigen Ehemann unterbuttern und bestimmen, auch als sie ihn endlich los ist, redet sie sich noch Schuldgefühle ein. Großmutter Amalie hatte als Teenager allein mit ihrer Mutter ein hartes Leben während des Krieges. Sie stürzt sich übermütig und ohne groß nachzudenken in ihre erste Liebelei mit einem Zwangsarbeiter. Einzig Sonjas Freundin Dani punkte mit ihrem Optimismus und ihrer fröhlichen, lebenslustigen Art.
„Die Zerbrechlichkeit des Herzens“ ist durchweg ein Unterhaltungsroman der leichten Feder, der für zwischendurch ganz nett ist, mehr aber leider auch nicht.

Veröffentlicht am 04.01.2020

Emotionslose Geschichte

Erzähl mir was Schönes
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Schon lange sind die beiden Mitvierzigerinnen Isabelle und Julia die besten Freundinnen, gehen seit Jahren durch dick und dünn. Doch als Isabelle die Diagnose Brustkrebs erhält und bald darauf stirbt, ...

Schon lange sind die beiden Mitvierzigerinnen Isabelle und Julia die besten Freundinnen, gehen seit Jahren durch dick und dünn. Doch als Isabelle die Diagnose Brustkrebs erhält und bald darauf stirbt, fällt Julia in ein tiefes Loch. Es dauert lange, bis Julia sich nach und nach berappelt und ihr Leben wieder der Normalität zuführt. Zu groß ist ihr Verlust, der aber gleichzeitig auch ein Gewinn für Julia ist, denn die Erinnerungen an ihre Freundin und deren lebensbejahende Einstellung helfen ihr, nach vorne zu sehen…
Lioba Werrelmann hat mit „Erzähl mir was Schönes“ einen Roman über eine enge Frauenfreundschaft vorgelegt, die ein schwerer Schicksalsschlag plötzlich trennt. Schon der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, obwohl flüssig, liest sich das Buch aufgrund der kurzgehaltenen Sätze eher wie ein Sachbuch, es fehlt an Tiefe. Zudem kommt bei einer doch zu vermutenden emotionalen Geschichte wenig Gefühl auf, die Autorin bleibt eher pragmatisch, so dass der Leser auf Abstand zu den Protagonisten bleibt und sich auch nicht richtig in die Handlung fallen lassen kann. Die Diagnose Brustkrebs ist für jede Frau ein Schock, oftmals ist es gar nicht so verkehrt, wenn man eine gewisse Distanz aufbaut, um seine Kräfte für die Krankheit zu bündeln und nicht zu emotional zu reagieren. In dieser Geschichte allerdings wird alles ohne rechtes Gefühl erzählt, auch den Rückblicken in die gemeinsame Zeit der Freundinnen fehlt es daran. Das Thema Brustkrebs ist sicherlich ernst zu nehmen, doch hätte gerade diesem Buch mehr Einfühlungsvermögen und ein gewisser Galgenhumor gut getan, um den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, mitzufiebern und sich vor allem den beiden Frauen nahe zu fühlen. Aber auch die Beziehung der beiden wirkt recht ungesund und nicht wie eine Freundschaft, was die Handlung noch schwieriger nachvollziehbar macht.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, wirken aber recht blass und kalt. Der Leser erlebt sie aus der Distanz, was ein mitfühlen schwierig macht. Isabelle ist eine selbstbewusste, offene und fröhliche Frau, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht. Julia ist das absolute Gegenteil, sie wirkt scheu, extrem sensibel, manchmal recht naiv und vor allem unbedarft. Schon aufgrund der Gegensätze fragt man sich als Leser, was die beiden Frauen zusammengeführt und so eine enge Bindung hervorgerufen hat. Die übrigen Protagonisten wirken wie farblose Statisten in dieser Geschichte und haben keinen großen Erinnerungswert.
Die Grundidee für „Erzähl mir was Schönes“ war gut, doch die Umsetzung weist einige Baustellen auf und geht am Thema gründlich vorbei. Schade, leider keine Empfehlung wert!

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wenig überzeugend

Das Winterwunder von Dublin
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Die Studentin Stella Bauer fliegt nach Beendigung des Tiermedizinsemesters von München nach Irland, um dort die Weihnachtstage mit ihrer dort ansässigen Familie zu verbringen. Die alten und liebgewonnenen ...

Die Studentin Stella Bauer fliegt nach Beendigung des Tiermedizinsemesters von München nach Irland, um dort die Weihnachtstage mit ihrer dort ansässigen Familie zu verbringen. Die alten und liebgewonnenen Traditionen zum Fest, das Wiedersehen mit ihren Freundinnen sowie auf ihr Pferd Puzzle beflügeln Stellas Heimreise. Kaum den Fuß auf irischen Boden gesetzt bekommt Stella allerdings einen Stimmungsdämpfer, denn Puzzle ist aus Kostengründen nicht mehr auf dem Pferdehof, sondern wurde ausgesetzt. Stella ist außer sich und findet in Daniel einen verständigen Reporter, mit dessen Hilfe sie nach Puzzle sucht, was die beiden über die ganze irische Insel führt. Werden Stellas Weihnachten doch noch gut enden, indem sie Puzzle finden?
Nicola Förg, die bereits als Krimiautorin erfolgreich ist, legt mit „Das Winterwunder von Dublin“ einen Liebes- und Pferderoman vor, der sein Setting vor der rauen Kulisse Irlands hat. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen. Allerdings muss er dabei recht schnell feststellen, dass die Handlung leider sehr oberflächlich und wenig tiefgründig ist, was schnell Langeweile aufkommen lässt. Die Autorin ergeht sich ausführlich in Beschreibungen über weihnachtliche Dekorationen und wenig interessante Hinweise auf irische Traditionen. Da fehlt es an Herz und Tiefe, um den Leser mitnehmen zu können, denn alles klingt eher pragmatisch denn einfühlsam. Die Thematik um die Aussetzung von Pferden aufgrund wirtschaftlicher Schieflagen wird ausufernd präsentiert, dabei bleiben die weihnachtliche Stimmung und vor allem die sich anbahnende Liebesgeschichte auf der Strecke. Auch Stellas Gefühl von ausgegrenzt sein, weil sie als 13-jährige mit ihrer Familie von Deutschland nach Irland ausgewandert ist, kommt hier eindeutig zu kurz und wirkt unglaubwürdig und konstruiert. Mit etwas mehr Fingerspitzengefühl bei der Gewichtung der Themen und deren Ausführung wäre es ein unterhaltsames Buch geworden, so ist es nur eine langweilig und langatmige Geschichte ohne Wärme und Gefühl. Das Weihnachtsfeeling kommt hier gar nicht erst auf.
Die Charaktere sind mit der heißen Nadel gestrickt und lassen kein Gefühl von Nähe beim Leser aufkommen. Stella wirkt mit ihren 23 Jahren eher wie ein Teenager, die nicht genau weiß, was sie eigentlich will. Das Pferd bestimmt ihre ganze Gedankenwelt, da wundert man sich über die Sprünge über ihr Gefühl von Ausgrenzung. Auch Daniel bleibt recht farblos und kann nicht überzeugen. Einzig Oma Phoebe hat etwas mehr Ausstrahlung, das rettet dieses Buch aber leider nicht mehr.
Das Fazit für „Das Winterwunder von Dublin“ ist kurz und knapp: es hält nicht, was der Titel verspricht, ohne Wärme und Weihnachtsfeeling. Lohnt sich nicht!

Veröffentlicht am 14.07.2019

Wenn der Druck der Gesellschaft zu groß ist...

Die Töchter der Villa Weißenfels
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2018 Münster. Ein medizinischer Test bringt die Gewissheit, dass Valeries 90-jährige Großmutter Annemarie und ihre Schwester keine gemeinsamen Eltern haben. Das stößt Annemarie in ein regelrechtes Gefühlschaos, ...

2018 Münster. Ein medizinischer Test bringt die Gewissheit, dass Valeries 90-jährige Großmutter Annemarie und ihre Schwester keine gemeinsamen Eltern haben. Das stößt Annemarie in ein regelrechtes Gefühlschaos, das Enkelin Valerie dazu veranlasst, den Umständen auf die Spur zu kommen, die zu einer lebenslangen Lüge geführt haben, die sich nicht einmal Annemarie erklären kann. In Annemaries Geburtsort Nürnberg beginnt Valerie mit ihren Nachforschungen und bekommt eine Anstellung im Haus der alteingesessenen Unternehmerfamilie Weißenfels, die in den 20er Jahren der Arbeitgeber von Annemaries Mutter Lydia war. Alte Aufzeichnungen bringen einige verstörende Dinge zutage, die Valerie kaum glauben kann. Dass sie in Juniorchef Alexander ihre große Liebe findet, macht die Suche für Valerie nicht leichter…
Elaine Winter hat mit „Die Töchter der Villa Weißenfels“ einen historisch angehauchten Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und katapultiert den Leser schnell in die Geschichte hinein. Durch wechselnde Perspektiven und Zeitebenen enthüllt die Autorin dem Leser nach für nach das Geheimnis. So beschäftigt sich die Gegenwart an Valeries Seite mit der Aufklärung der alten Geschichte, während die Vergangenheit in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Umstände erklärt und wie es zu den diversen Handlungen überhaupt gekommen ist. Die Autorin lässt die gesellschaftlichen Werte und Normen der damaligen Zeit wieder lebendig werden und macht deutlich, dass Ansehen und der Stand in der Gesellschaft für viele ungemein wichtig waren, der Ruf einer Familie davon abhing, mit wem man sich einließ, was dem Spruch „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ einmal mehr Rechnung trug. Ein Spannungsbogen sowie eingestreute Überraschungsmomente fehlen in dieser Handlung gänzlich, so dass die Geschichte recht vorhersehbar und oberflächlich konstruiert ist, so dass dem Buch das gewisse Etwas fehlt und es hervorstechen lässt.
Die Charaktere wirken recht blass und können nicht wirklich überzeugen. So wird keine Nähe zum Leser geschaffen, die Protagonisten bleiben Fremde, mit denen man sich weder identifizieren noch mit ihnen fühlen kann, so dass ein Abstand immer gewahrt bleibt. Valerie liebt ihre Großmutter und besitzt genügend Neugier sowie Eigeninitiative, um die Geschichte um Annemaries Geburt herauszufinden. Annemarie selbst ist eine alte Dame, die zeitlebens eine Geschichte geglaubt hat, die sich nun als Lüge entpuppt. Ihrer Herkunft praktisch beraubt, steht sie im Alter von 90 da und kennt nicht einmal ihre wahren Wurzeln. Alexander ist der Erbe eines Unternehmens, dessen Familie vor langer Zeit zu Mitteln griff, um ihr Gesicht zu wahren. Nun kommen die Lügen und Vertuschungen ans Licht, die auch für ihn nicht leicht zu verdauen sind.
„Die Töchter der Villa Weißenfels“ ist unterhaltsam und ganz nett für zwischendurch. Der ganz große Wurf ist es leider nicht, das kann die Autorin viel besser.

Veröffentlicht am 13.07.2019

Verschenktes Potential

Die Frau aus Oslo
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Die jüdische Widerstandskämpferin Esther kann sich 1942 während des Zweiten Weltkrieges mit Hilfe ihrer Freundin Ase gerade noch rechtzeitig von Norwegen ins schwedische Oslo flüchten, nachdem sie verraten ...

Die jüdische Widerstandskämpferin Esther kann sich 1942 während des Zweiten Weltkrieges mit Hilfe ihrer Freundin Ase gerade noch rechtzeitig von Norwegen ins schwedische Oslo flüchten, nachdem sie verraten wurde, ihre eigene Familie hat jedoch nicht so viel Glück und wird nach Deutschland deportiert. Als Ase in ihrer eigenen Wohnung neben ihrer kleinen Tochter Turid ermordet aufgefunden wird, gerät schnell ihr Lebensgefährte Gerhard in Verdacht, ein Widerstandskämpfer, den seine Flucht ebenfalls nach Stockholm führt. Während die Jahre vergehen, wächst Turid bei Ases Mutter auf, denn auch Gerhard kehrt nie zurück. 25 Jahre später ist Gerhard wieder in Oslo, was bei Ester Fragen aufwirft, denn Gerhard sollte doch angeblich tot sein. Was macht er unter falschem Namen in Oslo? Möchte er endlich seine Tochter sehen, oder sucht er nach Asas Mörder? Aber auch Ester ist auf der Suche nach dem Schuldigen, der ihre Familie auf dem Gewissen hat…
Kjell Ola Dahl hat mit „Die Frau aus Oslo“ einen Kriminalroman mit historischen Bezügen vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und extrem detailverliebt, was es dem Leser schwer macht, der Handlung und vor allem den relevanten Dingen konstant zu folgen. Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt, zwei beschäftigen sich mit der Vergangenheit, einer mit den Ereignissen 1942, der andere mit dem Jahr 1967. Dazu kommt noch der Gegenwartsteil um Turid im Jahr 2015. Durch die ständig wechselnden Zeitschienen und die ausschweifende Erzählweise des Autors muss der Leser viel Konzentration mitbringen, um die nach und nach freigelegten Puzzleteile zusammenzusetzen, damit er ein vollständiges Bild des Ganzen erhält. Das ist mühsam und wird durch ständige Abschweifungen und unnütze Beschreibungen noch weiter erschwert. Die Spannung, die sich normalerweise aus den wechselnden Perspektiven generiert, verliert sich hier völlig. Der historische Hintergrund über die Judenverfolgung in Norwegen und den dortigen Widerstand werden leider viel zu wenig beleuchtet, sondern nur als Mittel zum Zweck genutzt.
Die Mehrzahl der Charaktere bleibt insgesamt recht farblos und oberflächlich, was es dem Leser schwer macht, sich ihnen nahe zu fühlen oder sie gar sympathisch zu finden. Der Autor versucht zwar, einige von ihnen geheimnisvoll wirken zu lassen, was ihm allerdings so gar nicht gelungen ist. Hier hätte mehr Herz und Gefühl gut getan. Sowohl Gerhard als auch Turid haben wenig Strahlkraft, was angesichts ihrer jeweiligen Situation sehr schade ist. Einzig Esther besitzt einigermaßen menschliche Züge, sie ist offen, ehrlich, mutig und vor allem kämpferisch. Doch das reicht einfach nicht aus, um als Leser Gewinn aus diesem Buch zu ziehen.
„Die Frau aus Oslo“ ist ein Kriminalroman, dem es leider an Gefühl und vor allem an Spannung mangelt. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn anstatt der ausschweifenden Schilderungen wäre eine bessere Ausarbeitung der Charaktere sinnvoller gewesen. So bleibt es ein müder Krimi, der mehr verspricht, als er halten kann. Für eingefleischte Adrenalinjunkies ist das nichts. Schade!