Cover-Bild Marie Malheur und das große Mundwerk
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: KUUUK
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 01.02.2016
  • ISBN: 9783939832843
Timo Snow

Marie Malheur und das große Mundwerk

Roman
Diese Marie, diese Pechmarie, diese junge Frau, eine Waise und Ex-Heimbewohnerin zudem, der auch in H-Town irgendwie alles misslingt. »Warum kann ich die Zeit nicht einfach ein paar Stunden zurückdrehen oder anhalten, nur dieses eine Mal?«, so fleht sie. Wieder mal steckt sie voll im Schlamassel – auch jetzt wieder, in diesem überaus schrägen und darüber hinaus so aufwühlend-seltsamen Undergroundroman »Marie Malheur und das große Mundwerk«.

Die rothaarige Marie hat zweifelsfrei verkackt und ist sich inzwischen darüber im Klaren, dass sie Hilfe braucht. Drogen wie MutterNatur 500 mg und ihr elendiger Job als Zahnarzthelferin in der für sie ganz neuen Stadt – bei dem 1,65-Mann Dr. Zieher (und jener ist gerne im Stylo, einem Etablissement, mit diversen »Blind Dates« zu Gast) – reißen sie in den Strudel von Begebenheiten, die den Roman zu einem Spiel von so manchen Ups, aber eher sauvielen Downs machen. Der Bulle Hubertus Knife, zugleich Lover der aufregenden Agathe Look, wird folglich zur Behandlung kommen, dem Marie dann auch mal so richtig »das Maul stopft«: also die Zähne eingipst, bis er den Mund nicht mehr aufbekommt. – Ach, diese Marie: »In jedem gelebten Moment lauert die Gefahr und wartet auf einen Fehler von dir.« So eine Mahnung des Autors aus dem Prolog.

Nach diesem wild wirbelnden Roman, der sich in einem vollkommen skurrilen Panoptikum austobt, weiß man sehr genau, warum man »verdammt noch mal« mehr von Timo Snow lesen will. Diese ungewohnte Mischung aus abgedrehtem Humor und zugleich dunkelsten Abgründen des Menschseins ist als Lesestoff wie ein Suchtmittel. Knallharte Dialoge, bisweilen in derber und dennoch dem Leben abgeguckter Sprache, garniert mit dem herumirrenden Junkie Frankie, oder »Schneemann und Zwerg« (ein Drogen-Designer-Duo namens »ß«), zudem Namen wie Punkt Einsboy oder Abfuckboy, dann der Rockerboss (und Zuhälter) Paddy, ein »Fleischmann«, die Nutte Molly ... und dazu so manche dralle Flüche.

Die Sprache bietet alles. – Schrägwitziges: »Frankie und Kontrollfähigkeit passten in etwa zusammen wie Lance Armstrong und eine negative Dopingprobe.« Verrücktes: »Alter, siehst im Endeffekt so blass aus, als willst du morgen den Castingboy machen, für nen Vampirfilm.« Gnadenloses: »Doch die meisten setzten alles sofort auf eine Karte. Sie lutschten den Herren das Hirn aus dem Schädel, ließen sich sämtliche Löcher stopfen und versuchten so, sich die Geilheit der Männer zunutze zu machen und sie mit ihrer dargebotenen und von den meisten nie erlebten Hemmungslosigkeit zu infizieren. Unprofessionelle Nutten war der Überbegriff dieser von ihm favorisierten Gruppe. Und eine Frau dieser Gruppe saß ihm nun gegenüber, das war so sicher wie Samen in der Kirche.«

Timo Snow ist ein Pseudonym. In der Geburtsnacht des Autors im Jahre 1979 herrschte so massiver Schneefall, dass die Eltern nur mit Hilfe von Schneeketten den Weg ins Krankenhaus antreten konnten. Seit diesem Tage lebt Timo Snow in Hessen. Schon während der Ausbildung nutzte er die büroeigene Schreibmaschine, um erste verrückte Ideen schriftlich festzuhalten, ehe er ein paar Jahre später einige alte getippten Seiten wiederfand, aus denen er schließlich sein erstes Buch entwickelte. »Marie Malheur und das große Mundwerk« ist sein bisher drittes, jedoch das erste, das von einem Verlag veröffentlicht wurde. Wenn es nach ihm geht, soll es nicht bei diesen drei Romanen bleiben, denn in seinem Kopf tummeln sich tausende verrückter Ideen, die nur darauf warten, in eine Geschichte einzufließen.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Janinanas in einem Regal.
  • Janinanas hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2016

Extrem, makaber, aggressiv - Pechmarie findet ihr trauriges Ende (Trigger Warning)

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"Sie hatte sich im Gewirr des Lebens verfangen und musste sich befreien."

ICH MOCHTE DIESES BUCH. Wirklich. Es ist eine Anordnung von peinlichen, extrem makaberen, urkomischen, aggressiven Momenten; schräge ...

"Sie hatte sich im Gewirr des Lebens verfangen und musste sich befreien."

ICH MOCHTE DIESES BUCH. Wirklich. Es ist eine Anordnung von peinlichen, extrem makaberen, urkomischen, aggressiven Momenten; schräge Typen und kuriose Gestalten aneinander gereiht, die das Buch zu einer Schwarzen-Humor-Explosion machen. Gemischt mit einer Menge Zweideutigkeit und Vulgarität und Gewalt. Das konnte ich alles ertragen und zwischenzeitlich war das sehr unterhaltsam. Ich werde einfach das Ende ab Kapitel 32 verdrängen, um auch nur halbwegs objektiv zu bleiben.


Das Cover finde ich toll; originell und speziell und einfach mal nicht so 0815. Der Schreibstil war flüssig und leicht, du hast sofort in die Geschichte gefunden. Auch die Entwicklung, nach und nach wurde die Erzähler-Perspektive geändert, hat mich sehr angesprochen. Jede Szene war so absurd und hatte diesen deutschen Unterton - es war einfach so idiotisch komisch. Situationskomik hatte mehrere Höhepunkte in diesem Roman.

Auch die Tatsache, dass der Titel im Laufe der Story immer mehr Sinn ergeben hat ("Malheur" und "großes Mundwerk"), war toll eingearbeitet. Zwischenzeitlich kam mir der Titel wie die Aufmachung von Superhelden-Comics vor und auch das fand ich amüsant. Besonders wortgewandt fand ich Agathe's "Das hab ich gemerkt, du impotentes Arschloch!" und das ständige -boy von Zwerg. Von den Charakteren haben mir am meisten 'ß' und Herr Huck gefallen. Hubertus habe ich am Ende des Romanes so sehr gehasst, dass ich gedanklich 'Du hast noch mehr verdient, als nur den Fakt das Agathe mit dir Schluss gemacht hat!' geschrien habe.

Letztendlich jedoch frage ich mich, was ich mir denn als passendes und realistisches Ende für die Geschichte vorgestellt habe und komme einfach zu keiner Antwort. Meine rosarote Brille und meine Gutmütigkeit standen da wohl im Weg, denn so ein Ende hatte ich sicher nicht erwartet. Für mich, persönlich, war das sehr - um jetzt umgangssprachlich zu sein - krass. Sehr detailliert, sehr brutal und gnadenlos. Mir, als Vertreterin des weiblichen Geschlechts, wurde bei der Beschreibung mehr als nur ein bisschen übel. Ich weiß nicht genau, ob ich darüber hinweg sehen kann. Einerseits stelle ich mir die Geschehnisse als relativ realistisch vor, da so etwas wahrscheinlich passieren könnte, aber andererseits hasse ich es, wenn Frauen - auch wenn nur fiktional - so missbraucht und gedemütigt werden, nur um eine Geschichte in eine gewisse Richtung zu führen. Ein Teil meines Gehirns fragt sich dann immer 'Hättest du dir nicht eine andere Storyline ausdenken können, um deinen Charakter an diese Endstation, an diesen Punkt in der Geschichte zu bringen?'.

Ich weiß nicht genau, wie ich das Buch bewerten soll. Bis zum 32. Kapitel hätte ich es wahrscheinlich 4 Sterne gegeben - jetzt sind es eher 3, weil es einen wunden Punkt bei mir getroffen hat und ich - während ich diese Rezension schreibe - ein schlechtes Gefühl habe, einen unangenehmen Nachgeschmack. Sprachlich fand ich den Roman Eins A; sehr ausdrucksstark, einfach, verständlich, trotzdem anschaulich und nicht stockend, also bin ich ein bisschen im Dilemma und das wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr ändern.

PS: I got a free copy in exchange for an honest review (das wollte ich schon immer mal schreiben.)